Ost-Thüringen

Eklat bei "Geschichtswerkstatt" : Interner Streit bedroht DDR-Fachzeitschrift aus Jena

Bei der überregional bekannten Aufarbeitungsinitiative "Geschichtswerkstatt Jena" eskalieren interne Streitigkeiten zwischen dem Vorstand und dem früheren Vorsitzenden Jürgen Haschke: Dieser hat sich klammheimlich die Markenrechte für die DDR-Aufarbeitungszeitschrift "Gerbergasse 18" des Vereins gesichert. Hat das Markenrecht Bestand, steht der Name des Blattes auf der Kippe - und damit die Publikation in ihrer jetzigen Form.

Die renommierte Fachzeitschrift für DDR-Aufarbeitung "Gerbergasse 18" ist durch einen internen Streit des Herausgebervereins "Geschichtswerkstatt Jena" bedroht.

Die Marke "Gerbergasse 18" im Register des Deutschen Patent- und Markenamts.
Die Marke "Gerbergasse 18" im Register des Deutschen Patent- und Markenamts.

Nach Informationen von MDR THÜRINGEN hat sich der frühere Vereinsvorsitzende Jürgen Haschke beim Deutschen Patent- und Markenamt Markenrechte für den Titel "Gerbergasse 18" privat sichern lassen. Haschke, der von 1993 bis 2003 Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen war, verschwieg seinen Schritt seinen Vereinskollegen. Eine Widerspruchsfrist gegen die Registrierung ist bereits abgelaufen.

Der Vereinsvorsitzende Henning Pietzsch zeigte sich empört: Haschke verletze demokratische Prinzipien und torpediere die Arbeit des gemeinnützigen Vereins. Der Vorstand werde nun einen Ausschluss Haschkes und eine Strafanzeige prüfen. Seit Monaten gebe es Auseinandersetzungen, die die formale und inhaltliche Vereinsarbeit stark behinderten. Der Verein werde von Haschke eine Rückgabe der Wort- und Bildrechte fordern, um die Zeitschrift in der bekannten Form weiter zu führen. Haschke wollte sich auf MDR-Anfrage nicht zu den Gründen seines Markenrechtserwerbs äußern. Der Verein habe "ein paar Probleme", die wolle er nicht nach außen tragen.

Nach dem Sitz der Stasi-Zentrale in Jena benannt

Jürgen Haschke,  Stadrat von "Bürger für Jena" und Gründungsmitglied "Geschichtswerkstatt Jena".
Jürgen Haschke gehört zu den Gründungsmitgliedern der "Geschichtswerkstatt Jena".

Die Zeitschrift "Gerbergasse 18" erscheint seit 1996 und ist nach dem Sitz der ehemaligen Stasi-Zentrale in Jena benannt. Die Arbeit des Vereins wird über den Verkauf der Hefte finanziert sowie über Förderungen des Landes Thüringen, der Stadt Jena und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Deren Geschäftsführerin Anna Kaminsky sagte, die "Gerbergasse 18" sei eine "wichtige publizistische Stimme bei der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen und darüber hinaus". Sie hoffe, dass die "verdienstvolle Arbeit der Zeitschrift auch in Zukunft in der gewohnten Qualität fortgesetzt werden kann". "Gerbergasse" ist eine von drei Zeitschriften in Deutschland zum Thema Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit.

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, der gebürtige Jenaer Roland Jahn, äußerte sich besorgt. Die "Geschichtswerkstatt Jena" habe sich sehr um die Aufarbeitung gerade in Thüringen verdient gemacht. Er schätze das bürgerschaftliche Engagement und kenne die Szene gut. Aus diesen Gründen könne er sich vorstellen, in einem Konflikt vermittelnd tätig zu werden.


Zuletzt aktualisiert: 11. Januar 2014, 15:10 Uhr

3. Martin Lem:
"Haschke wollte sich auf MDR-Anfrage nicht zu den Gründen seines Markenrechtserwerbs äußern. Der Verein habe "ein paar Probleme", die wolle er nicht nach außen tragen." Warum wohl? Problem ist einzig Jürgen Haschke, ein alter Mann, der seinem Hobby als Alleinherrscher endlich nicht mehr nachgehen und mit großem Mundwerk Erfolge als persönliche Leistung nicht mehr darstellen kann, obwohl fachlich und als Leiter unfähig, für den Vereinsmitglieder Statisten zur Erlangung von Steuer- und Fördergeldern waren, der chaotische Buchführung hinterlassen hat, seit Jahren entgegen Vereinsgesetz keine Geschäfts- und Finanzberichte vorlegte, strafrechtlich grenzwertige Entscheidungen als Diktator traf usw. 1000 Zeichen reichen nicht, um alles zu nennen. Nun will er die Geschichtswerkstatt schädigen, indem er sich das Patent für "Gerbergasse 18" bis 2023 privat ergaunert hat. Stimmt das Gerücht, daß er eine geistige Alterserkrankung habe, dann sollte man ihn gänzlich aus der Öffentlichkeit nehmen.
12.01.2014
18:44 Uhr
2. Dr. Henning Pietzsch:
Den Versuch der Privatisierung der "Gerbergasse 18" durch den ehemaligen Vereinsvorsitzenden Jürgen Haschke werten die Vereinsmitglieder als schwerwiegenden Verstoß gegen Satzung und Zweck des Vereins und beschlossen dazu auf der heutigen außerordentlichen Versammlung und anschließenden Vorstandssitzung richtungsweisende, rechtssichere Entscheidungen. Die Mitglieder und der seit Mai 2013 neue Vorstand bedauern diese Entwicklung, distanzieren sich aber von der öffentlichen Zuweisung, im Verein würden interne "Streitigkeiten" eskalieren. Die Geschichtswerkstatt steht nicht vor dem Aus; die Aufarbeitung der SED-Diktatur und ihrer Folgen wird fortgesetzt. Mehrere Projekte und Veranstaltungen sind für 2014 geplant, die "Gerbergasse 18" wird mit vier Ausgaben weiterhin jährlich erscheinen. Die 1. Ausgabe in 2014 ist zugleich die 70. seit 1996. Der generationsübergreifende Erneuerungsprozess des Vereins wird ebenso fortgesetzt und die Arbeit weiter professionalisiert.
11.01.2014
21:39 Uhr
1. Cooldreas:
Warum überrascht das alles nicht? Demokraten, die Diktatoren bekämpfen und doch nur an die D-Mark oder den Euro denken.Gewerkschaftsorsitzende, die sich an Telefonanrufe von vor 10 Jahren erinnern obwohl sie 3 Monate vorher ankündigten, dass sie den Betreffenden hart angehen werden. Raffgier und Profilierung sind die Zauberwörter. Wenn ich euch erzähl, was ich für Telefonate vor einem dreiviertel Jahr hatte, euer Mund stände offen.
11.01.2014
19:22 Uhr

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