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Die Sumerer
DIE SUMERER
Vorgeschichte:
Um 7000 v.Chr. bilden sich zwischen Euphrat und Tigris erste
landwirtschaftliche Siedlungen.
Durch die großen Ton und Lehmvorkommen dieser Region entwickelt sich
bald die Keramik.
Die Erfindung der Töpferscheibe ermöglichte den Aufbau
einer Art »Keramikindustrie« und der Tauschhandel mit den Keramikwaren
setzte ein.
Diese wurden u.a. gegen Bronze, das in dem sehr rohstoffarmen Mesopotamien
nicht vorkam, eingetauscht. Anfangs wurde die Bronze noch durch Hämmern und
Brechen bearbeitet, aber die Erfindung der Schmiedetechnik löste
dieses Verfahren ab.
Zwischen 6000 und 5000 v.Chr. wachsen die Siedlungen so weit an, das in den
wenigen fruchtbaren Gebieten zwischen Sumpf und Wüste nicht mehr genug
Platz besteht. Es kommt zu einer Wanderbewegung nach Süden (damals
unbewohnt ?). Die Siedler lassen sich in den flachen, sumpfigen Gebieten der
Euphratmündung, der damals noch getrennt vom Tigris in das Meer
mündete nieder.
Fundort: el Obed => »el Obed-Kultur«
Der Beginn der ersten
Hochkultur:
Um 5000 v.Chr. (?) kamen auch andere Einwanderer in dieses Gebiet.
Es wird vermutet, daß diese ursprünglich aus den östlichen Berg-
und Hochländern kamen.
Diese Einwanderer begannen nun umfangreiche Entwässerungen der
Sümpfe bzw. Bewässerungen der Wüstengebiete im
großen Stil durchzuführen.
Von den »el-Obed« Leuten wurden sie
»Sumerer-Kulturbringer« genannt.
Der Kampf gegen die Naturgewalten (Hochwasser, Dürren, ...) und
feindliche Eroberer (nomadische Stämme) führt zu einem engen
Zusammenschluß der Siedlungen. Bald kommt es zur Errichtung erster
Städte mit Tempeln und Befestigungsanlagen.
Der Tempel (Zikkurat) der Mondgöttin in Ur:
=> Entstehung der ersten Hochkultur
Die mythischen Könige vor »der
Flut«:
Um ca. 4000 v.Chr. kam es zu einem riesigen Hochwasser der
Flüsse Euphrat und Tigris. Das flache mit vielen seichten Seen und
Sümpfen bedeckte Land (teilweise unter Meeresniveau) wurde vollständig
überflutet. Mehrere Meter dicke Schlammablagerungen lassen heute noch die
Ausmaße dieser Katastrophe erahnen.
Die Keilschrifttexte geben für die ersten Könige Alulim und
Alalgar Regierungszeiten von mehreren Zehntausednjahren an. Hier zeigt sich die
Vorstellung von Ewigkeit - alles ist von Anfang an so gewesen wie
jetzt.
Auch wenn die Ereignisse vor der Flut zum Großteil nicht mehr
rekonstruierbar sind, hat sich doch gezeigt, daß bereits vor der Flut eine
Reihe von großen Städten (Eridu, Ur, Nippur, ... ) gegründet
wurden und es bereits ein sumerisches Königtum gab.
Die sumerischen Götter:
Die erste Königsstadt war Eridu - ihre Bedeutung über die
anderen Städte Südmesopotamiens erlangte sie durch das Huptheiligtum
des Gottes Enki.
Auf Enki geht auch die biblische Erschaffung des Menschen aus Lehm
zurück, sowie die Auffassung die Menschen sind als Abbilder des Gottes
geschaffen.
Enki rät seiner Mutter Nammu aus Lehm Lebewesen zu schaffen, die
sie bei ihrer Arbeit unterstützen sollen. Die Muttergöttin Ninmah
fühlt sich jedoch in ihrer Ehre gekränkt und möchte selbst ihre
schöpferischen Fähigkeiten beweisen. Doch sie tut dies blind vor Zorn
und schafft sieben mit Gebrechen behaftete Menschen.
Nammu fällt nun die schwere Aufgabe zu, auch das menschliche
Schicksal zu bestimmen. Sie soll die durch Ninmahs Frevel ungleich gewordenen
Chancen der Menschen so gerecht wie möglich verteilen.
Kein Wunder, daß beim Menschen jetzt der Wunsch aufkam sein Schicksal
zu erforschen. Als Mittler sollte hier Enki auftreten, der ein kompliziertes
System der orakel und Prophezeiungen zu diesem Zweck schafft. Dies bindet die
Menschen in ein System der Abhängigkeit ein, das zum Götter auch eine
Fülle an Aberglauben bewirkt, der im Gegensatz zum längst erloschenen
Götter-glauben bis in unsere Zeit fortwirkt (zB: schwarze Katze läuft
über den Weg).
In der sumerischen Mythologie ist schon lange von Göttern die Rede,
bevor zum ersten Mal Menschen erwähnt werden. Sie haben ihre ganze Umwelt
als beseelt und von göttlichen Wesen bevölkert betrachtet. Von den
Göttern zu sprechen war praktisch gleichbedeutend mit vom Leben zu
sprechen.
Lebendig aber ist für den Sumerer alles was ihm begegnet: der Himmel,
die Erde, das Wasser, das Tier, die Pflanze, der Stein oder auch die
Stadt.
Die Gesellschaftsform:
Anton Moortgart (deutscher Mesopotamien-Experte) spricht von einem
»theokratischen Sozialismus«.
Sie kannten keinen Privatbesitz und das Eigentumsrecht an Grund und Boden
lag beim Stadtgott.
In solch einem Stadtstaat fungiert der Priester als Stellvetreter des
Gottes. Wirtschaftlich waren alle Bürger gleichgestellt, d.h. Der
Priesterrang hatte nur repräsentative Bedeutung.
Allerdings sollte dies nicht so bleiben.
Im dritten Jahrtausend v.Chr. begannen mit der Jagd nach Besitz und
persönlicher Macht unerbittliche Kämpfe und
Auseinandersetzungen.
Doch die Sehnsucht nach dem verlorenen Goldenen Zeitalter in dem noch
Frieden und Wohlergehen herrschte und alles in Gottes Hand lag, blieb
lebendig.
Die Kunst begann abstrakt
In Susa entwickelte sich im 4. Jahrtausend die älteste Keramik. Es
entstanden dünnwandige, elegant geformte Schalen, Becher, Vasen und Pokale,
die vom kunstvollen Einzelstück bis zu tausendfach hergestellten
Manufakturwaren reichte.
Die Keramik zeichnet sich durch ihre hohe Qualität und ihre
kunstvolle Bemalung mit geometrischen Formen (Spitzbögen, Romben, ...),
die perfekt an die Rundungen der keramik angepaßt wurden aus.
Man spricht daher auch vom »Wunder von Susa«.
Die Sprache der Sumerer:
Jules Oppert wies nach, daß Sumerisch im
Gegensatz zu Babylonisch eine nicht semitische Sprache ist. Dies
löste einen Gelehrtenstreit aus doch heute ist Opperts These durch
zahlreiche Beweisfunde unumstritten.
Die Entwicklung der Schrift und
Mathematik:
Die ältesten Zeichen einer Schrift wurden in Uruk gefunden. Uruk war
damals bereits eine größere Stadt unter Tempelherrschaft. Dem
Priesterkönig unterstanden neben Bauern, Hirten und Handwerkern auch eine
große Zahl von Tempelbeamten, die für die Gewinnung und Verteilung
der Güter zu sorgen hatte. Für die geordnete Aufbewahrung und
Verteilung war ein möglichst perfektes Kontrollsystem notwendig.
Die Waren mußten vor Diebstahl geschützt (versiegelt) sowie
registriert und gezählt werden.
Die
Anfänge der Schrift waren einfache Strichlisten, die mit Symbolen für
die Art der waren versehen wurden.
Zur leichteren Schreibweise wurden die Zeichen später um 90°
gedreht.
Als Vereinfachung verschwanden allmählich die Kreise und Rundungen der
Schrift und wurden schließlich nur noch mit dem Griffel in Ton als Keile
eingedrückt.
=> Keilschrift
Die unübersichtlichen Strichlisten wurden durch Zahlen ersetzt.
Dafür wurde das Sexagesimalsystem benützt (Grundzahl 6). Unsere
Zeitrechnung basiert noch auf diesem System (1h = 60min, ...), ebenso die
Winkelangabe in 360°, oder die noch immer gebräuchlichen Einheiten wie
Dutzend.
Dieses System entwickelte sich bald zur Gesamtbuchhaltung, die
bereits alle Merkmale heutiger Buchführung mit Gewinn-/Verlustrechnung
umfaßte.
Auch Angaben über Grundstücksvermessungen und
Flächenberechnungen, sowie maßstäbliche geometrische
Zeichnungen finden sich auf den Keilschrifttafeln.
Um 3000 v.Chr. wurden die ersten Schulen errichtet (zumeist
Anbauten zu den Tempeln). Ihre Aufgabe war aber nicht die Erziehung der Priester
wie in ägyptischen Priesterschulen, sondern die Ausbildung als
Wirtschaftsbuchführer. Der Schulbesuch war teuer und daher nur für
wenige möglich.
Aus diesen Berufsschulen der Frühzeit entstanden bald
Universitäten mit einem ähnlichen Lehr- und Forschungsprogramm
wie heutige Hochschulen. Hier entwickelte sich auch die Bildschrift zur
abstrakten Keilschrift. Die konkreten Wissenschaften wie Geographie, Botanik,
Zoologie, Mineralogie, Architektur und ihre mathemat. Hilfswissenschaften
standen hier im Vordergrund - zunehmend ergänzt durch Literatur,
Theologie und Astronomie.
Dadurch kam auch der neue Beruf des Wissenschaftlers auf. Besonders
in der Astronomie hatten die Sumerer unglaubliche Fortschritte gemacht.
Es wurden Berechnungen der Mondumlaufdauer um die Erde gefunden, die von
heutigen Berechnungen um nur 40 Zehntelsekunden abweichen.
Die Flut:
George Smith entdeckte beim Kopieren einer keilschrifttafel des Londoner
Museums einen Text über ein Schiff, das auf dem Berge Nisir strandete und
von dem vorher eine Taube aufstieg, aber zurückkehrte, weil sie in der das
Schiff umgebenden Wasserwüste keinen Platz zum Ruhen fand.
Smith vermutete hier eine Urform der biblischen Sintfluterzählung vor
sich zu haben und konnte dies durch Ausgrabungen im assyrischen Ninive
bestätigen. Der biblische Noah heißt hier Utnapishtim.
Ein Fund aus Nippur bestätigte schließlich den sumerischen
Ursprung der babylonischen und hebräischen Sintfluterzählungen. In der
sumerischen Sage ist es der König Ziusudra, der mit der Arche nach Land
sucht.
Leonard Woolley fand schließlich bei den Ausgrabungen von Ur Spuren
der Flut in Form von meterdicken Lehmschichten und darunter Reste einer Stadt
vor der Flut.
Der Gilgamesch-Epos:
In den sumerischen Königslisten wird Gilgamesch als fünfter
König der ersten Dynastie von Uruk angeführt (um 3000
v.Chr.).
Die Dichtung stammt von Sinleqe-Unnini, einem Schreiber aus Uruk, der aus
sprachlich sehr unterschiedlichen Einzelwerken das berühmte
Zwölftafelwerk schuf.
Zwei Hauptmotive liegen den ältesten Gilgamesch-Erzählungen
zugrunde:
- der Kampf gegen
übermächtige Feinde in Gestalt gewaltiger Fabelwesen
- der Kampf gegen den
Tod
Selbstbehauptung und Unsterblichkeit scheinen
die beiden Hauptwünsche des sumerischen Helden zu sein.
Eine dieser Erzählungen berichtet vom Aufeinandertreffen Enkidus und
Gilgameschs. Der Wilde Enkidu fordert Gilgamesch zum Zweikampf heraus,
doch die Gegner erweisen sich als ebenbürtig. Da sie sich nicht besiegen
können werden sie Freunde. Gilgamesch erleidet jedoch den Verlust seiner
Unsterblichkeit als er die menschliche Freundschaft entdeckt.
Als Gilgamesch das Werben der Liebes- und Stadtgöttin Uruks,
Inanna (unter den Babyloniern dann Ischtar) mit einer Schmährede in
der er Inanna als Hure bezeichnet abweist, läßt diese aus Rache
Enkidu an einer Krankheit sterben. Gegen Gilgamesch schickt sie den
Himmelsstier, doch Gilgamesch kann diesen besiegen.
Die Welt der Sumerer:
Im Gegensatz zum ägyptischen Leben, das zum Jenseits hin ausgerichtet
war und nach streng sakralen Formen ablief, hatten die Sumerer in vielen
Bereichen weitgehende Freiheiten.
Lebenslust und Lebensgenuß dürften als Gegengewicht zur harten
Tagesarbeit eine wesentliche Rolle gespielt haben. So wurden auch religiöse
Feste als Anlaß weltlichen Feierns benutzt (bis hin zur
Tempelprostitution). Der Sumerer genoß große sexuelle Freiheiten.
Homosexualität war genauso üblich wie abartiges sexuelles Verhalten,
das sogar in gewissen Tempeln seine Heimstatt hatte.
Obwohl der Sumerer im Gegensatz zu den semitischen Nomaden die Einehe
kannte, waren Nebenfrauen durchaus erlaubt. Das Gesetz verbot Kuppelei, Inzest
und Vergewaltigung. Ehebruch wurde von den Gerichten als Eigentumsdelikt
behandelt. Die Härte, die viele andere Gesetzes- und Strafformen der
Frühzeit charakterisiert, fehlt in Sumer.
Königsstädte und ihre
Herrscher:
Herrschertitel:
- en ...Oberpriester
(ursprünglich Priesterkönig von Uruk)
- ensi ...Stadtfürst=Priesterkönig
- lugal ... »großer
Herr«, Stadtfürst mit überregionaler
Bedeutung
Diese Titel waren jedoch nicht für ganz Sumer
verbindlich, zB wurden die Könige von Umma, die sich lugal nannten
im feindlichen Lagasch nur als ensi anerkannt.
Zur Zeit Gilgameschs herrschte in Südmesopotamien ein blutiger
Machtkampf der Städte Kisch, Ur und Uruk um die Vorherrschaft. Diese
Kämpfe haben Sumer so weit geschwächt, daß es den von Osten
einfallenden Elamitern gelang die sumerischen Städte zu unterwerfen und
tributpflichtig zu machen. Die Herrschaft Elams konnte jedoch nach wenigen
Jahren wieder abgeschüttelt werden und Lugalannemundu, König von Adab,
gelang es den ganzen Elam (heutiger Iran) zu unterwerfen. Sein Reich ging jedoch
sofort wieder in den Machtkämpfen der rivalisierenden Städte unter
(Kampf zwischen Umma und Lagasch).
Der Weg zur wirtschaftlichen
Weltmacht:
In erster Linie war es der Rohstoffmangel, der den sumerischen Handel in
Gang brachte. Dabei waren die Importbedürfnisse weitaus größer
als die Exportmöglichkeiten.
Vor allem Holz, alle Metalle, Edelsteine und sogar Bausteine mußten
eingeführt werden. Das sumerische Angebot beschränkte sich auf
Getreide, Datteln, Vieh, Felle und Stoffe sowie Keramikwaren.
Doch das große Geschäft machten die Sumerer nicht mit ihren
eigenen Produkten, sondern mit den hochwertigen Erzeugnissen ihrer schon
früh einsetzenden Verdelungsindustrie.
Mit der Nachfrage an Metallen wuchs auch der Bedarf an Edelsteinen, die
für Schmuck und Einlegearbeiten verwendet wurden. Besonders der tiefblaue,
goldgesprenkelte Lapislazuli erfeute sich bei den Sumerern großer
Beliebtheit.
Der Handel erfolgte mit Eselkarawanen mit oft mehreren Hundert Tieren
über weite Strecken bis zum Pamir, Indien und sogar nach China. Auch nach
Ägypten waren Karawanen unterwegs. Die langsame Fortbewegung (max. 25km pro
Tag) und das hohe Risiko (drohende Überfälle) sowie die hohen
Transportkosten (Begleitschutz) machte bald schnellere und
leistungsfähigere Transportmittel nötig.
Dieses Transportmittel fand man in großen, hochseefesten
Schilfbooten, die den Handel mit der Industal-Kultur, mit Ägypten und der
Ostküste Afrikas zum florieren brachten. Dem Tauschhandel lag ein genau
festgelegtes, international gültiges Preisgefüge zugrunde. Später
setzten die Sumerer die Silberwährung durch.
Schon um 4000 v.Chr. setzte intensiver Seehandel mit der Induskultur und
Ägypten ein. Der Handelbereich dehnte sich von Westchina bis an die
europäische Schwarzmeerküste aus.
Das erste Gesetzbuch:
In Lagasch kam es wie in den anderen Großstädten Sumers zu einem
Machtkampf zwischen König und Oberpriester. Dieser Machtkampf
führte schließlich zur Absetzung des Königs. Der Oberpriester
nahm seinen Platz ein und konnte als Nachfolger bereits seinen Sohn Lugalanda
einsetzen (»erste Priesterdynastie«).
Lugalanda errichtete nun eine Günstlingswirtschaft um seinen
Reichtum zu steigern und die stetig wachsende Korruption, Erpressung,
Bestechung und Mißwirtschaft gefährdete bald die Existenz der
einfachen Bürger.
In dieser Zeit setzen einige Priester unter Urukaginas Führung
Lugalanda ab um diesem Treiben ein Ende zu machen. Urukagina macht sich
sogleich an die notwendigen Reformen indem er die Mißstände
schriftlich festhält und schuf ein Gesetzbuch, indem er sich auf die
Stadtgöttin Ningirsu beruft. Die Tempelherrschaft über Grund und Boden
wurde wieder hergestellt und die Tempelverwaltung sorgte für eine gerechte
Verteilung der Lebensmittel. Sein Ruf als gerechter und guter König war
bald weit über die Grenzen Lagschs hinaus bekannt.
Lugalzagesis Weg zur Macht:
Lugalzagesi war Priester der Stadtgöttin Nisaba von Umma. Nach dem
Sturz des Königs von Umma machte er sich zum ensi. Er eroberte und
zerstörte das benachbarte Lagasch und machte so Urukaginas Herrschaft der
Gerechtigkeit ein jähes Ende. Darauf fiel eine Stadt nach der anderen in
seine Hände. Als er auch Uruk eroberte nannte er sich »König
von Uruk und Sumer«.
Erstmals war es gelungen ein einheitliches sumerisches Reich zu schaffen -
aber um welchen Preis!
Um seine Macht zu sichern begann Lugalzagesi mit dem Aufbau eines
weitmaschigen Geheimdienst- und Spionagewesens um seine Statthalter zu
kontrollieren. Doch das alles konnte ihn nicht vor seinem schrecklichen Ende
bewahren.
Unter den jungen Männern semitischer Herkunft, die am Hofe Urzababas
von Kisch Dienst taten, war einer der es verstand, das Vetrauen des Herrschers
zu gewinnen, zugleich aber unter seinen Freunden gegen ihn zu
intrigieren.
Er isolierte den Herrscher von seinen hohen Beamten, indem er diese bei ihm
als Spitzel Lugalzagesis denunzierte. Scharrukenu wurde bald zum
Mundschenk Urzababas. Besonders kam im Zugute das Urzababa bei den vornehmen
Familien Kischs keinen Rückhalt hatte, da er als Emprokömmling
galt.
In einer Blitzaktion entmachtete Scharrukenu seinen König und zog nun
gegen Lugalzagesi selbst, den er schließlich in 34 Schlachten besiegen
konnte, zu Felde.
Sargon von Akkad gründet das erste
Großreich der Geschichte: 2360-2230 v.Chr.
Nach seinem Sieg nannte sich Scharrukenu »Sargon, König von
Sumer und Akkad« und grün-dete seine eigene Hauptstadt Akkad.
Nun drängte Sargon über die Grenzen Mesopotamiens hinaus. Schon
bald fiel Mari und Ebla womit der Zugang zum Mittelmeer frei war.
Nach Vorstößen gegen Osten bis in das Zagrosgebirge hinein wandte er
sich nach Süden und eroberte die Handelskultur Dilmun (das Zentrum
Dilmuns lag auf der heutigen Insel Bahrain).
Sein Reich erstreckte sich über tausende Kilometer von Kleinasien
über das mesopotamische Becken, dem Kaukasus bis weit in den Süden an
den Küsten des persichen Golfs.
Doch auch das akkadische Reich sollte nicht allzulange halten. Unter
Sargons Nachfolgern begannen sich zuerst die entfernten Regionen aber auch bald
die alten sumerischen Königsstädte gegen Akkad aufzulehnen. Diesem
Druck von innen und außen konnte das reich auf Dauer nicht standhalten und
wurde in jahrhundertelangen Kämpfen zusehends kleiner bis es
schließlich den Gutäern gelang in dem geschwächten Sumer
einzufallen und erstmals eine Fremdherrschaft aufzubauen.
Doch bereits hundert Jahre später wurden die Gutäer durch
Utuchengal von Uruk wieder vertrieben.
Die dritte Dynastie von Ur: 2112-2004
v.Chr.
Daß Generäle die Macht ergreifen ist keine Erfindung der
Neuzeit. Urnammu als General im Befreiungskampf gegen die Gutäer
wurde von Utuchengal als Militärgouverneur in Ur eingesetzt. Er erhob sich
gegen Utuchengal, ohne das der zu einem Gegenschlag ausholte. Als Utuchengal
starb übernahm Urnammu die Herrschaft über ganz Sumer.
Für vier Generationen von Herrschern war Sumer nun geeint und ein
friedliches und sicheres Reich geworden.
Das Ende Sumers: 1990 v.Chr.
Als Ibissin den Thron bestieg lag die Macht bereits nicht mehr
ungeteilt beim König. Im Osten gab es einen mächtigen
Großwesir, Urdunanna, der den Oberbefehl über die
Hauptstreitmacht Urs hatte. Ebenso gab es im Westen einen einflußreichen
Statthalter, Ischbierra. Ischbierra hatte die Aufgabe den 300km langen
Westwall, eine massive Mauer gegen die heranstürmenden Elamiter, zu
schützen.
Ischbierra bereitete unter den inzwischen von Semiten dominierten
nördlichen Städten eine Verschwörung vor und nahm eine Hungersnot
in Ur als willkommenen Anlaß sich abzuspalten.
Damit war die sumerische Macht auf den äußersten Süden
Mesopotamiens bschränkt. Wirtschaftliche Krisen führten in den
folgenden jahren zu einer weiteren Destabilisierung und 14 Jahre nach der
Spaltung gelang es den fortwährend anlaufenden elamitischen Horden Ur zu
belagern und schließlich zu erobern. Die Elamiter zerstörten die
Stadt vollständig und töteten dabei den Großteil der
Einwohner.
Das sumerische Erbe:
Nach der Zerstörung Urs, die in mehreren überlieferten Dichtungen
beklagt wird, gab es keine Pflegestädte des sumerischen Erbes mehr. Nur die
sumerische Sprache lebte als Gelehrten- und Dichtersprache weiter. Sie blieb
noch ein jahrtausend lebendig, wie das Latein der Römer.
Doch die Zeugnisse sumerischer Kultur - die Tempel, Paläste,
Bibliotheken, Skulpturen - waren vom Sand der Wüste bedeckt, verschwunden
und vergessen.
Was aber erhalten blieb - die Schrift, die Mathematik,
die Baukunst, die Rechtspflege, das Schulwesen, die religiöse Ordnung -
löste sich vom Namen des Volkes der Sumerer, wurde selbständig und
überdauerte die zeiten als das, was wir heute Zivilisation
nennen.
Quellen:
- Uhlig, Helmut »Die
Sumerer«
- Bertelsmann, München 1976
- Bibby, Geoffrey
»Dilmun«
- Rohwolt, Reinbeck bei Hamburg
1973
- Ceram, C.W. »Götter,
Gräber und Gelehrte«
- Thames and Hudson, London 1957
- Richardi, Hans-Günter
»Der große Augenblick in der Archäologie«
- Loewes, Bayreuth 1977
- Garnett, Henry »Auf den Spuren
alter Völker«
- Aldus Books, London 1964
- Bahn, Paul G. »Versunkene
Städte«
- Weidenfels & Nicolson, London
1997
- Heyerdahl, Thor
»Tigris«
- C. Bertelsmann, München
1979
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