Queen / The Singles Collection Vol 4
The Singles Collection Vol 4 Medium: CD-Boxset
Label: Parlophone (EMI), 2010
Stil: Rock

Review vom 29.11.2010


Norbert Neugebauer
Nach Vol I, II und III nun das letzte Kapitel der Singles-Collection. Der Schwanengesang der britischen Rock-Königin.
Noch einmal beschert uns Parlophone/EMI einen stabilen Schuber ('Clamshell') mit 13 Einzelscheiben, die die letzten Singles von 1989 bis 1999 der Original-Queen-Besetzung in ihren Plattenhüllen aus der ganzen Welt enthalten.
Klar, kann man jetzt Wehmut aufkommen lassen, wie immer, wenn so ein Ende nochmals aufbereitet wird. Zumal es, zumindest jetzt im Nachhinein erkennbar, von Freddie Mercurys tödlicher Krankheit geprägt war. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichungen gab es zwar Spekulationen über den offensichtlich schlechten Gesundheitszustand, aber was mit dem Sänger letztlich los war, wusste nur sein engstes Umfeld. Die Singles stammten größtenteils aus den beiden letzten beiden Albenproduktionen "Innuendo" und "Made in Heaven", letzteres posthum 1995 erschienen. Lediglich das eröffnende "The Miracle" (mit der Live-'Backside' "Stone Cold Crazy") kam noch aus dem gleichnamigen Vorwerk.
Die Band hatte sich längst auf dem Rock-Olymp verewigt und zuletzt 1986 mit der triumphalen "Magic"-Tour der Rockwelt gezeigt, wer die größten Zuschauer-Massen in die Stadien bringt. Danach standen Solo-Projekte der einzelnen Mitglieder auf dem Plan. Erst mit dem nochmals stark Pop-orientierten "The Miracle"-Album kehrte Queen als Kollektiv zurück. Im Februar 1990 erhielt die Band den Brit Award für herausragende Leistungen. Am 24. November 1991 starb Freddie Mercury, eine der markantesten Stimmen und eine der charismatischsten Figuren der Rockmusik.
"Innuendo" zeigte Queen von einer ganz anderen Seite als zuletzt, ein opulentes Werk voller schwelgerischer Melancholie, voller Anspielungen, aber auch straighter Power. Und wohl auch voller Todesahnungen, die vor allem der inzwischen schon sehr kranke Mercury in eine Reihe von bedeutungsschwangeren Songs (die als Autor nur den Bandnamen aufweisen) umsetzte. Ansonsten ist bei diesem wohl reifsten Werk der Combo an Queen-Trademarks alles vorhanden, was die Fans lieben. Der über sechsminütige Titelsong ('Anspielung') ist in der komplexen 'Bombast'-Tradition früherer Nummern mit opernhaften Passagen und einer Flamencogitarren-Einlage (gespielt von Steve Howe) gehalten und zeigt Freddie in Hochform. Als perfekte Ergänzung war auf die B-Seite "Bijou" gepresst. Die Auskopplung erreichte, ebenso wie das Album, zahlreiche internationale Nr. 1-Charts-Ränge.
"I'm Going Sligthly Mad" ist, vor allem in Verbindung mit dem Video, noch einmal ein grandioses Werk Mercurys, das hier von "Man On The Prowl" und "Hitman" flankiert wird. Das kraftvolle "Headlong" mit "All God's People" dient als Übergang zu dem nächsten, wohl markantesten Abschiedssong "The Show Must Go On". Das Geplapper der Band auf der 'Rückseite' darf als weitgehend sinnfreie, halbwegs amüsante Füllung der Spielzeit verstanden werden. Eher ein Beweis dafür, dass Queen auf der Bühne keineswegs die Perfektion der Studioaufnahmen erreichte, ist die Auskopplung von "Bohemian Rhapsody" von "Live Magic". "These Are The Days Of Our Lives" ist hier die deutlich bessere Wahl. Auf den kleinen Plattenhüllen finden sich einige der witzigen, surrealen J.J.Grandville-Grafiken wieder, die das Original-Cover und -booklet von "Innuendo" schmückten.
Womit wir nun auf den "Made In Heaven"-Balladen-Zyklus umschwenken, dessen etwas süßliche Songs nicht mehr ganz die alte Klasse erreichten. Ungeachtet dessen schaffte das Album in zahlreichen Ländern Platin und die Charts-Spitzenposition. "Heaven For Everyone", "It's A Beautiful Day", "A Winter's Tale", "Too Much Love Will Kill You", "I Was Born To Love You" oder "Let Me Live" sind klar unter dem Eindruck des bevorstehenden Hinscheidens des Frontmans entstanden. Die restlichen Live-Tracks und Spezial-Mixe gehören in die Kategorie 'für die echten Fans und Sammler'. Wie's klingt, wenn ein Produzenten-Ass ausflippt, hört man auf "We Will Rock You (The Rick Rubin 'Ruined' Remix)". Als Ergänzung lassen sich diese Versionen schon mal anhören. Klanglich sind die Remasters erneut von fast schon beängstigendem Punch und Schärfe in den Höhen, während es vor allem im Tiefgeschoss etwas fehlt.
Wer die drei vorherigen Singles-Boxen hat, wird sicher auch hier nochmal zugreifen, sonst wär ja die schöne Sammlung nicht komplett. Insgesamt sicher ein gelungenes Liebhaber-Projekt, das sich das Label hat einfallen lassen.
Queen in dieser Besetzung waren eines der größten Kapitel der Rockmusik. Ihre Alben steckten voller Hit-Singles, wie es sie danach in dieser Quantität und Qualität nicht mehr gab.
Our pleasure, Freddie, Brian, John & Roger!
Tracklist
CD Single 1
01:The Miracle
02:Stone Cold Crazy (Live)
CD Single 2
01:Innuendo
02:Bijou
CD Single 3
01:I'm Going Slightly Mad
02:The Hitman
CD Single 4
01:Headlong
02:All God's People
CD Single 5
01:The Show Must Go On
02:Queen Talks
CD Single 6
01:Bohemian Rhapsody
02:These Are The Days Of Our Lives
CD Single 7
01:Heaven For Everyone (Single Version)
02:It's A Beautiful Day
CD Single 8
01:A Winter's Tale
02:Rock In Rio Blues
CD Single 9
01:Too Much Love Will Kill You
02:I Was Born To Love You
CD Single 10
01:Let Me Live
02:We Will Rock You (Live)
03:We Are The Champions (Live)
CD Single 11
01:You Don't Fool Me (Edit)
02:You Don't Fool Me (Album Version)
CD Single 12
01:No-One But You (Only The Good Die Young)
02:We Will Rock You (The Rick Rubin "Ruined" Remix)
03:The Prize (Instrumental Remix for "The Eye")
CD Single 13
01:Under Pressure Rah Mix (Radio Edit)
02:Under Pressure (Mike Spencer Remix)
03:Under Pressure (Live At Knebworth)
Externe Links: