Donnerstag, 20. Februar 2014



Frauke Adesiyan 14.01.2014 07:38 Uhr
Red. Frankfurt (Oder), frankfurt-red@moz.de

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"Das wird die Stimme der Stadt"

Frankfurt (MOZ) 2014 wird das Jahr, in dem das Festgeläut von St. Marien 69 Jahre nach dem Ausbrennen des Kirchturms wieder erklingt. Im Februar werden die Glocken in Innsbruck gegossen. Am Pfingstsonnabend sollen sie dann erstmals aus dem Turm zu hören sein.

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© Dietmar Horn/MOZ

Fragt man Ulrich-Christian Dinse, was in ihm vorgeht, wenn er an den Glockenguss in Innsbruck denkt, oder an das Einläuten in St. Marien zu Pfingsten, werden dem sonst so sachlichen Denkmalschützer die Augen feucht und er muss sich räuspern. "Es ist bewegend und befriedigend. Ich habe das alles über 13 Jahre in die Wege geleitet", erzählt er. Im Dezember 2001 rief Dinse in der Märkischen Oderzeitung erstmals die Bürger auf, für die Reparatur der verbliebenen mittelalterlichen Glocke zu spenden. "Wenig später kam die Nachricht, die Fenster kommen zurück", erzählt Dinse von einer der vielen Unwägbarkeiten, die die Wiederherstellung des historischen Geläuts von St. Marien immer wieder verzögern sollten. Zwei so große Projekte konnte man nicht gleichzeitig bewältigen. "Wenn man voraussehen würde, was alles daran hängt, würde man es gar nicht angehen", sagt der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde heute mit einem Lächeln.

Es ist das Lächeln eines ausdauernden Mahners, der fast am Ziel angekommen ist. Nicht nur wurde die zweitgrößte Glocke des ursprünglichen Geläuts, die als einzige aus dem Jahr 1426 erhalten ist, repariert. In einer Spendenaktion wurde genug Geld für den Neuguss von drei weiteren Großglocken gesammelt. In der ersten Februarwoche wird ein Bus voller Frankfurter nach Innsbruck reisen, um den Guss der drei Glocken bei 1150 Grad Celsius unmittelbar zu begleiten. Traditionell werden Glocken an Freitagen gegossen, da ihr Läuten an das Leiden Christi vom Karfreitag erinnert. In dessen Sterbestunde um 15 Uhr werden auch die Frankfurter Glocken entstehen - unter den Augen einiger Stadtvertreter. Wie groß die neuen Bestandteile des Geläuts werden und wie genau sie beschaffen sind, ergibt sich unter anderem aus einer Inventarisierung von 1880. Gewicht und Inschriften gehen daraus hervor. Die Töne orientieren sich an der einzigen erhaltenen Glocke und ergeben zusammen ein sogenanntes Idealquartett.

Alle Frankfurter werden dann am 2. Mai die Möglichkeit haben, die vier massigen Bronze-Instrumente zu bestaunen, dann sollen sie an der Marienkirche ankommen, um am nächsten Tag gesegnet zu werden. Altbischof Wolfgang Huber hat dafür schon sein Kommen angekündigt. Anschließend hebt ein Kran sie in den Turm, der schon jetzt dafür präpariert wird. Eine Decke wurde neu eingebaut, eine andere verändert. Zwei Glockenstühle werden dann übereinander um die insgesamt zwölf Tonnen wiegenden Glocken gebaut. "Die Herausforderung ist nicht das Gewicht, sondern die dynamische Last beim Schwingen", erklärt Dinse. Ausführlich habe man die Statik geprüft, um Schäden an dem 1945 ausgebrannten Kirchturm auszuschließen. Zu Ohren kommen die Glocken den Frankfurtern dann erstmals am Pfingstsonnabend. "Die Töne sind dumpf, schwer und von einer großen Nachhallzeit", schaut Dinse voraus und freut sich. Er glaubt fest daran: "Das wird die Stimme der Stadt werden."

Nur acht Mal im Jahr wird man das Quartett in Gänze hören, als so genanntes Festgeläut. Jeden Sonnabend werden zwei der großen Glocken zu hören sein - alles ist genau in einer Läutordnung festgelegt. Das Stundenläuten wird weiterhin vom Band durch die Stadt tönen, betont der Denkmalschützer, die neuen Glocken müssten schließlich auch geschont werden. Über einen Neuguss weiterer kleinerer Glocken, die diesen alltäglichen Takt übernehmen könnten, werde derzeit aber nachgedacht. Auch ansonsten ist das Projekt mit dem Einläuten noch nicht abgeschlossen. Wer ab dem Sommer den Turm der Marienkirche besteigt wird nun auch die Chance haben, einen Blick auf die Glocken zu werfen. Dinse sieht vor, dort oben einen Besichtigungsort mit Hinweistafeln zu schaffen. Es bleibt also eine Angelegenheit, die weiterhin Geduld und Beharrlichkeit von dem Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde fordern wird. Dass er beides mitbringt, hat er in den vergangenen 13 Jahren beim Kampf um die Glocken bewiesen.

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