Manchmal fünf Meter, häufig mehr: Der alte Mast des Südwestrundfunks in Mainz-Kastel verliert täglich an Höhe

KASTEL - Noch steht er, noch blinken die Warnlichter für den Flugverkehr. Doch der Mast wirkt schon mächtig angefressen. Am Dienstag kürzten Demonteure den alten Sender Kastel um weitere zehn Meter. Am Mittwoch will Teamchef Sven Victor von der Berliner Firma Turmbau Steffens und Nölle mit seiner Mannschaft weitere Segmente ausbauen, jeweils fünf Meter lange Teile des Sendemasts.

Ende nächster Woche soll der alte Sendemast des Südwestrundfunks, Baujahr 1984, dann endgültig in die Geschichte eingehen. Für Donnerstag und Freitag hat das auf Montage und Abbau von Funkmasten geeichte Unternehmen einen kleinen Schwerlastkran geordert, mit dem ein 70 Meter hoher Stumpf dann endgültig umgelegt werden soll.

Einstelliger Millionenbetrag

In den Abbau und Wiederaufbau des Senders Kastel investiert der Südwestrundfunk einen einstelligen Millionenbetrag. Gerne hätten die Demonteure den Schwerlastkran schon früher eingesetzt, doch für eine Zufahrt mit schwerem Gerät eignet sich der Untergrund am Keilsbaum weniger. Der Hang der Stadt, eine Baustraße als ordentliche Zufahrt zu dem Senderstandort zu genehmigen, sei wenig ausgeprägt gewesen, obwohl es sich gelohnt hätte.

Seit einem Dreivierteljahr ist das Unternehmen auf der Baustelle beschäftigt, die eine beachtliche Popularität bekommen hat. Ende Juli 2014 kam das Unternehmen, einige Wochen werde es noch in Kastel bleiben. Aus der Ferne beobachten viele Menschen die Veränderungen. Mancher nimmt sich ein Herz und macht einen Ausflug nach Kastel, um das Geschehen mit der Kamera dokumentarisch festzuhalten. Was die Zaungäste auf der Baustelle zu sehen bekommen, lohnt sich. Zusätzlich zu den vier Abspannungen, die den alten Mast in der Vertikalen hielten, brachten die Stahlbautechniker für die Abbauphase drei zusätzliche Seilstützen an.

Zwei Winden in Arbeit

Mit Hilfe von zwei Winden werden die einzelnen Mastsegmente aus schwindelerregender Höhe auf die Erde gebracht. Eine Winde, mit der die Stahlteile nach unten gelangen, eine weitere, die sie auf Abstand hält, damit sie durch Wind und Geschaukel nicht gegen den Rumpfmast knallen. Man muss genau hinschauen, um die drei Monteure zu erkennen, die in einer Gondel den Mast hochfahren, aussteigen und mit Klettergurten gesichert die Schrauben lockern. Aus der Ferne wirken sie wie winzige Gestalten, aus der Nähe dann wie gestandene Männer mit schwerem Werkzeug und wetterdichter Kluft. Regen habe keinen grundlegenden Einfluss auf den Arbeitsablauf, sagt Teamchef Sven Victor. Was an Metall anfällt, wird verschrottet. Und das ist nicht wenig. Viele Tonnen fallen an, nicht nur der alte Mast, sondern auch die langen Abspannungen. Stahl, Aluminium, Seile, alles wird auf der Baustelle in verschiedenen Containern getrennt zur Wiederverwertung geschafft. Eine Wiederverwendung als Mast scheide wegen der geschweißten Verbindungen aus.

Die Annahme, dass die Masthöhe von 156 Metern dividiert durch fünf die Anzahl der Arbeitstage ergibt, sei eine Milchmädchenrechnung. Vor- und Nachbereitung verschlängen eine Menge Zeit. Bis die Traversen als Haltevorrichtungen zum Abseilen der Mastteile in Stellung gebracht seien, brauche man Geduld. Und immer laufe alles, wie am Schnürchen: „Programmgemäß“, sagt, Teamchef Victor.