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Fülberth Die Verschleppte Krise
Günter Pohl zu Lateinamerika

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Schwarzbuch Leiharbeit der IG Metall

Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker – Vor 25 Jahren wurde Berndt Koberstein in Nicaragua ermordet

Auf der Wiwili Brücke (Blaue Brücke) am Freiburger Hauptbahnhof erinnert eine Gedenktafel an Berndt Koberstein. Der 1956 geborene Freiburger trat 1974 der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), 1975 der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) bei, war gelernter Maschinenschlosser und  in der Gewerkschaft aktiv.

Nach dem sich die Bevölkerung Nicaraguas 1979 unter der Führung der „Frente Sandinista de Libaracion Nacional (FSLN) (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) von der Diktatur der Familie Somozas befreit hatte und am Aufbau eine neuen Gesellschaft arbeitete, ging Berndt 1984 als Mitglied der DKP-Brigade Carlos Fronseca (benannt nach dem Gründer der FSLN) erstmals nach Nicaragua.
Er arbeitete ein paar Monate mit am Aufbau einer Druckerei und kehrte ein Jahr später zurück, um ein Trinkwasserprojekt in Wiwili, Nord-Nicaragua zu leiten. Dieses sollte die Versorgung der 16.000 Einwohner zählenden Stadt mit sauberem Trinkwasser sichern.
Zwei Jahre zuvor war dort der Freiburger Arzt Tonio Pflaum von den sog. Contras -von den USA finanzierten und ausgerüsteten Terroristen- ermordet worden, als er den Aufbau eines Krankenhauses unterstütze. Am 28 Juli 1986 geriet auch Berndt in einen Hinterhalt der Contras und wurde ermordet, kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag.
Davon nicht abgeschreckt, baute eine neue Gruppe der DKP-Brigade Carlos Fronseca in der nicaraguaischen Stadt Matagalpa Stromanschlüsse für 130 Häuser. 1989 baute eine Nachfolgegruppe im selben Viertel eine Vorschule. Im Einvernehmen mit den Bewohnern wurde das Namensschild angebracht: Pre-Escolar Bernd Koberstein.
Nach der Wahlniederlage der FSLN 1990 machte die Nachfolgeregierung Bildung wieder zum Privileg der Reichen und stürzte Millionen Menschen in Nicaragua wieder in bittere Armut (siehe nebenstehenden Artikel: „Worum ging es“). Die Erinnerung an die Zeit der Revolution sollte ausgelöscht werden und mit ihr auch die Erinnerung an die Brigade Carlos Franseca. Nichts sollte mehr an den Versuch erinnern, in den Jahren zwischen 1979-1990 ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen in Nicaragua zu erkämpfen.
Daher ließ sie das Namensschild an der Bernd-Koberstein-Schule verschwinden. Aber die Erinnerung und das Bewusstsein waren stärker. Besonders bei zwei Lehrerinnen, die die Schule von Beginn an kannten. „Wir wollten das Schild und den Namen nicht abgeben“ erzählte die Lehrerin Melba de los Angeles Lopez. Sie hatte als kleines Mädchen selbst die Vorschule besucht. Zusammen mit einer Kollegin versteckten sie das Schild. Trotzdem wurde es entdeckt und schließlich in einem Zimmer des Schulministeriums eingeschlossen. Erst unter der erneuten Präsidentschaft von Daniel Ortega (FSLN) entschied der Schulminister das die Schule „in Anerkennung dieses revolutionären Märtyrers“ wieder den Namen Bernd Koberstein tragen soll.
Pünktlich zu Berndt´s 25 Todestag wird wieder ein altbekanntes Schild an der Schule in Matagalpa die Besucher grüßen „Vorschule Berndt Koberstein. Deutsche Kommunistische Partei. Erbaut 1989 von der Brigada Carlos Fronseca“

Eine gekürzte Fassung erschien in der sechsten Ausgabe der “Unsere Stadt