CIA bekennt sich zu Militärputsch 1953 im Iran

CIA bekennt sich zum Umsturz 1953 im Iran

Ein Putsch für die Ölindustrie

Jahrzehntelang hat die CIA geleugnet, 1953 den iranischen Ministerpräsidenten Mossadeq gestürzt zu haben. Nun wurden Dokumente veröffentlicht die beweisen: Die CIA war damals die treibende Kraft. Beim Putsch ging es vor allem um die Ölquellen Irans.

Von Silke Hasselmann, MDR-Hörfunkstudio Washington

Es war nicht wirklich lange ein Geheimnis, wer hinter dem Putsch im Iran steckte. Doch erst 2009 hatte mit Präsident Barack Obama der erste US-Regierungschef öffentlich angedeutet, was geschehen war - und das nicht zufällig in seiner Kairo-Rede: "Mitten im Kalten Krieg spielten die Vereinigten Staaten eine Rolle beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung."

Damals hatte Obama noch auf Namen und Adresse verzichtet, doch nun räumte auch der US-Auslandsgeheimdienst CIA seine treibende Rolle formal ein. Denn sie begann 2011, erste streng geheime Dokumente von "streng geheim" herabzustufen. Nun stellte das unabhängige Archiv für Nationale Sicherheit an der George Washington University diese Dokumente erstmals für die breite Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung.

Erstmals sind CIA-Dokumente über Irans Putsch 1953 zugänglich
S. Hasselmann, MDR Washington
21.08.2013 09:49 Uhr

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Angst vor Sowjets geschürt

Darunter befinden sich Schriftstücke von Donald N. Wibler, dem CIA-Chefplaner des sogenannten "TPAJAX"-Projektes. Um einen "Sieg für die Sowjets im Kalten Krieg und einen enormen Rückschlag für den Westen im Mittleren Osten" zu vermeiden, hatte Wibler 1953 notiert, sei es das "Ziel der Mission, den Sturz der Mossadeq-Regierung zu verursachen sowie das Ansehen und die Macht des Schahs wiederherzustellen." 

Mohammed Mossadeq (Bildquelle: picture-alliance / United Archiv)
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Seine Nationalisierungspolitik rief eine mächtige Allianz auf den Plan: Mohammed Mossadeq

Doch das war bei weitem nicht der einzige und schon gar nicht der Hauptgrund, wie der US-amerikanische Historiker und Buchautor Richard Kinzer in einem früheren TV-Interview erklärt hatte. Mossadeq sei zu seiner Zeit "eine große, titanische Figur" gewesen. "Er hatte in Namen des iranischen Volkes entschieden, dass es einfach nicht länger fair sei, dass das gesamte iranische Öl im Eigentum eines britischen Unternehmens stand, ohne dass die in Armut lebenden Iraner etwas davon hatten." Unter Mossadeqs Führung hatten beide Parlamentskammern "einstimmig beschlossen, die anglo-persische Ölindustrie zu nationalisieren."

Den rechten Tonfall gefunden

Das gefiel den Briten gar nicht. Premier Winston Churchill sandte einen Emissär nach Washington. Der erwähnte die Ölinteressen mit keinem Wort, sondern betonte die angebliche Gefahr, dass der Iran unter Mossadeq ins kommunistische Lager fallen könnte. Fortan arbeiteten der British Secret Intelligence Service und die CIA gemeinsam daran, den 1951 demokratisch gewählten, alles andere als kommunistisch eingestellten Ministerpräsidenten Mohammed Mossadeq aus dem Amt zu bringen.

Schah Reza Pahlewi 1953 (Bildquelle: picture-alliance / United Archiv)
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Schah Reza Pahlewi blieb mithilfe der CIA Jahrzehnte an der Macht - die Folgen waren fatal.

Mit dabei CIA-Agent Richard Cottam, der in einem Fernsehinterview in den 1970er-Jahren berichtete, wie das ablief: "Von Washington aus haben wir zunächst einige der Artikel geschrieben, die sofort in der persischen Presse erscheinen würden. Dorthin hatte wir über den Schah beste Kontakte. All diese Artikel zeigten Mossadeq als kommunistischen Kollaborateur und Fanatiker."

Die CIA überbringt die Botschaft

Im August 1953 waren Großbritannien und Amerika bereit zur Aktion, und Cottam gab über den 19. August zu Protokoll: "Der ursprüngliche Putsch-Plan ging davon aus, dass der Schah die Macht besaß, den Premierminister zu entlassen. Am Ende jedoch brachte ein Militäroffizier das von der CIA formulierte und vom Schah unterzeichnete Dekret zu Mossadeq und setzte ihn darüber in Kenntnis, dass er bereits entlassen war und dass General Zahedi Premierminister werden würde." 

Als das Wort vom versuchten Putsch die Runde machte, trieb es viele Mossadeq-Anhänger auf die Straßen, wie historische Film- und Ton-Aufnahmen zeigen. Die Leute richteten ihre Wut auch gegen königliche Symbole. Der Schah selbst floh aus dem Land.

Doch die CIA gab nicht auf, sondern steuerte die Proteste zu ihrem Vorteil, wie CIA-Agent Cottam berichtete: "Wir brachten unsere Agenten und all die Leute, auf die wir zählen konnten, auf die Straßen von Teheran. Sie warfen Steine und sollten sich so als gewalttätige und kommunistische Mossadeq-Anhänger darstellen. Sie waren Provokateure."

Putsch mit Langzeitfolgen

Am Ende gelang der Staatsstreich, die Nationalisierung der Ölindustrie konnte vorerst verhindert werden. Doch bis heute hängt die amerikanische Einmischung in die inneren und vor allem demokratischen Angelegenheiten des Iran wie eine dunkle Wolke über den Beziehungen beider Staaten. Was hätte aus dem Iran werden können, wenn sich die CIA damals nicht eingemischt hätte?

Ajatollah Chomeini während seines Rückflugs in den Iran aus seinem Exil in Frankreich (Bildquelle: picture-alliance / KPA Sipa)
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1979 kehrte Ajatollah Chomeini in den Iran zurück. Der Schah wurde nach jahrzehntelanger Schreckensherrschaft verjagt und die iranische Republik gegründet.

Wann immer hitzköpfige Politiker oder Militärs heute über ein militärisches Einschreiten gegen den Iran nachdenken, der sich in der Zwischenzeit zu einer islamischen Republik entwickelt hat, dann drängen Geschichtskenner wie Steven Kinzer darauf, die richtigen Lehren aus der CIA-Aktion 1953 zu ziehen: "Wir haben jemanden gestürzt, den wir nicht mochten, und wir brachten jemanden an die Macht, der alles tat, was wir wollten - den Schah. Doch wenn wir uns anschauen, was im Iran geschehen ist, nachdem wir dort mit dem Putsch eingeschritten sind mit alle den unvorhersehbaren Folgen, dann sieht das nicht mehr nach einem Erfolg aus."

Stand: 21.08.2013 09:13 Uhr

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