Warum keine Eier?

Das Ei gilt als unverzichtbare Zutat in unzähligen Rezepten und Produkten. Seinem positiven Image konnten weder Salmonellen- noch Dioxinskandale wirklich etwas anhaben, und die grausame Käfighaltung wurde in der Schweiz bereits 1992 verboten. Weshalb sollte man Eier trotzdem vom Speiseplan streichen?

Hochleistungszucht und früher Tod

Seit den 1960er Jahren ist die weltweite Nachfrage nach billigen Eiern und Hühnerbrust nicht mehr zu bremsen. Um die riesige Nachfrage decken zu können, hat man damals die Hühnerwelt strikt in zwei Zuchtlinien getrennt: “Legehennen” für die Eierproduktion und schnell an Gewicht zulegende “Masthühner” für die Fleischproduktion.[1] Dadurch hat man eine enorme Legeleistung erreicht: Allein in der Schweiz legen die Hennen jährlich 700 Millionen Eier. Von Natur aus würde eine Henne zwei Mal jährlich höchstens 12 Eier legen und diese ausbrüten.[2] Nimmt man der Henne aber Eier aus dem Nest, wird sie neue Eier legen, damit ihr Nest voll ist. Diesen natürlichen Mechanismus nutzt die Eierindustrie aus, indem den Hennen einfach immer alle Eier weggenommen werden. In Hallen mit Tageslicht- und Wärmelampen wird ihnen zudem vorgegaukelt, es sei Frühling und somit Legezeit. Auch den Bruttrieb hat man schlicht weggezüchtet. Nur durch diese Massnahmen ist es möglich, dass eine Henne bis zu 300 Eier im Jahr legt, was eine extreme Belastung für sie darstellt. Die Folge ist ein völlig ausgezehrter Hennenkörper: Das Kalzium, das für den Aufbau der Eierschalen benötigt wird, entzieht der Körper den Knochen. Diese werden folglich brüchig. Nach 15-18 Monaten endet das Leben der Hennen im Schlachthof oder durch andere Tötungsmethoden.[3]

Wie Müll entsorgt: männliche Küken

Massentötung männlicher Küken

Männliche Küken der Lege-Zuchtlinie können keine Eier legen. Ebenso wenig sind sie, im Gegensatz zu den männlichen Küken der Fleisch-Zuchtlinie, für die Mast geeignet. Somit sind sie für die Eierindustrie nicht verwertbar und im Endeffekt nutzlos. In der Schweiz werden deshalb jährlich 2.3 Millionen männliche Küken der Lege-Zuchtlinie gleich nach dem Schlüpfen durch Vergasen oder Zerhacken getötet.[4]

Dieses Vorgehen ist gängige Praxis weltweit, unabhängig davon, ob es sich um Küken für die Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung handelt. Mit jedem konsumierten Ei, egal aus welcher Haltungsform, wird diese Massentötung unterstützt.[5] In der EU allein sterben dadurch jährlich 400 Millionen männliche Küken, ohne einen Tag gelebt zu haben.

Freilandhaltung – nur das bessere Übel

Freilandhennen mit ausgepickten Federn am Hinterleib

Auch die oft gelobte Freilandhaltung muss rentabel sein. Daher werden auch hier so viele Hennen wie möglich gehalten. Hühner leben natürlicherweise in selbst gebildeten Kleingruppen von höchstens 20 Tieren in einem klar umgrenzten Lebensraum um einen Schlafbaum und den Essplatz herum. Platzverhältnisse, die aus Rentabilitätsgründen weder in der konventionellen noch in der biologischen Eierindustrie geboten werden können. Seit die Freilandhaltung zugenommen hat, sind zudem einige Krankheiten wieder aufgetreten.[6] Die Tiere scharren und picken bei der Futtersuche, wobei sie über den herumliegenden Kot in Berührung mit Krankheitserregern wie z.B. Salmonellen kommen.

Auch auf die als so glücklich bezeichneten “Freilandhennen” wartet nach maximal 1.5 Jahren Lebenszeit im Dienste der Eierindustrie der Tod, während die natürliche Lebenserwartung einer Henne in Freiheit rund 10 bis 15 Jahre beträgt.[7] Die Eierindustrie weiss jedoch genau, wie sie die romantischen Vorstellungen der Konsumenten vom “glücklichen” Huhn bedienen muss. Darum flimmern immer öfter entsprechende Werbespots über die Mattscheibe. Zum Beispiel über ein vermeintlich freiwillig kilometerweit zur Migros rennendes Huhn, das dort sein Bio-Ei direkt in den Eierkarton legt.

Eier aus Käfighaltung: nach wie vor in zahlreichen Produkten enthalten

Die Tierindustrie (inkl. Tierschutz) lässt keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass die Schweiz 1992 als weltweit erstes Land die Legebatterien verboten hat. Nach wie vor werden aber über 90 % der in der Schweiz konsumierten Verarbeitungseier, wie man sie in Backwaren, Mayonnaisen oder Fertiggerichten vorfindet, aus dem Ausland importiert. Ein grosser Teil dieser Import-Eier stammt aus Legebatterien.[8],[9]

Auf Endprodukten muss nicht deklariert werden, aus welcher Haltungsform die verarbeiteten Eier stammen. Darum ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, Eier von Hühnern aus Käfighaltung zu konsumieren. Auf diese Weise unterstützt jede Eier konsumierende Person unweigerlich Produktionssysteme, die nach dem Schweizerischen Tierschutzgesetz als „Tierquälerei“ eingestuft werden.

Schnabelstutzen – das Problem am Schnabel packen

Da die Haltebedingungen sowohl in der Boden- als auch in der Bio- oder Freilandhaltung in der Regel nicht den Bedürfnissen der Hennen entsprechen, kommt es in den Ställen, Hallen und auf der Wiese oft zu Kämpfen, gegenseitigem Federn ausrupfen oder gar Kannibalismus. Um die Folgen dieser Verhaltensstörungen zu mindern, wird durch sogenanntes Touchieren der Haken am Oberschnabel entfernt.[10] Dieser Eingriff darf ohne Schmerzausschaltung vollzogen werden,[11] obwohl der Hühnerschnabel ein hochsensibles Organ ist. Seine Sinnesleistung wird durch das Kürzen beeinträchtigt. Fachpersonen interpretieren die Verhaltensweisen der Hühner nach dem Touchieren als Hinweis für einen anhaltenden Schmerz und die Angst vor diesem Schmerz.[12]

Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen!

Rührtofu

Zum Binden: 1 EL Sojamehl + 2 EL Wasser = 1 Ei. Oder man verwendet Eiersatzpulver (z.B. von NoEgg) oder normales Mehl.

Nudeln/Teigwaren: die meisten Teigwaren bestehen nur aus Hartweizengriess oder anderen Getreiden.

Mayonnaise ohne Ei gibt es z.B. bei Coop (Freefrom), in Reformhäusern (Veginaise) oder im Online-Versand (z.B. Larada, Vegusto). Sie kann aber auch einfach selbst hergestellt werden.

Eine Rührei-Alternative kann man wunderbar mit Tofu zubereiten, sogar für vegane Spiegeleier und Eiersalate gibt es mittlerweile schmackhafte Rezepte. Der typische Eiergeschmack kann mit dem schwarzen Salz “Kala Namak”, welches man z.B. in Läden mit indischen Spezialitäten erhält, erreicht werden.

Auch diverse Fertigprodukte gibt es mittlerweile immer öfters ohne Eier. Ein kurzer Blick auf die Inhaltsstoffe/Zutatenliste verrät, ob Eier enthalten sind. In Zukunft wird die VGS direkt die Hersteller und Lieferanten ansprechen und darauf hinweisen, wie simpel es ist, Fertigprodukte ohne Eier herzustellen, ihnen Alternativen aufzeigen und somit die vegane Variante fördern.