Eine Landschaft im Testosteronnebel, Teil 2

Solange ich mich noch beinah ausschließlich durch Printmedien über regionale Ereignisse informiert habe, war mir die männliche Dominanz in unserem Kreis durch Statistiken zwar theoretisch bewusst, doch im Alltag habe ich nur wenig darüber nachgedacht und das Problem meist verdrängt.

Erst die Berichterstattung der NOKzeit mit den Fotos, die im Internet nicht wie bei einer Zeitung nach einem Tag im Altpapier verschwinden, sondern auch noch nach Jahren abrufbar sind, hat mich wirklich für unseren Testosteronnebel sensibilisiert.

Eine kleine Auswahl aus dem Jahr 2012

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Eine Landschaft im Testosteronnebel

»Finden die Ortsverbandssitzungen neuerdings auf der Männer-Toilette statt?« fragt eine Gegnerin der geforderten Quote bei künftigen Kommunalwahlen in Baden-Württemberg und meint, dann müsse aber auch »Jeder dritte Platz an die Transsexuellen« gehen. Eine ganze Reihe von Journalist_innen und Jurist_innen empört sich ebenfalls über diese Initiative. Meist auf ähnlichem Niveau und mit der Argumentation: Wenn die Frauen an der Kommunalpolitik teilhaben wollten, könnten sie ja. Aber diese Baden-Württembergerinnen wollen ja gar nicht, sie sind halt mal unpolitischer und desinteressierter als die Frauen im Rest der Bundesrepublik.

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Arabische Verhältnisse in Baden-Württemberg

»Erschreckende Bilanz: Zwölf Frauen unter 498 ParlamentarierInnen«, schreibt heute die standard.at über die Wahlen in Ägypten.

Tja …

Nur mal so zum Nachdenken …

Auszug*

… beim Geschacher um Ämter und Posten bleiben in unseren Breiten die Männer in der Regel sowieso unter sich, denn wir leben in einem Bundesland, in einem Landkreis und in einer Gemeinde, wo die Uhren in den Fünfzigern stehen geblieben sind. Frauen in der Politik werden für Ausstellungsstücke eines Raritätenkabinetts gehalten und entsprechend behandelt.
Trotz all der dramatischen Veränderungen in unserem einst so tiefschwarzen Ländle bis hin zu einem grünen Ministerpräsidenten muss sich der Landtag von Baden-Württemberg in seiner 15. Legislaturperiode über den mit Abstand niedrigsten Frauenanteil aller deutschen Länderparlamente (18,1 %) in Grund und Boden schämen.
Auch auf anderen Ebenen kann vor einer Teilhabe der Frauen am politischen Geschehen keine Rede sein, die fünfunddreißig Landkreise werden von 34 Landräten und einer Landrätin verwaltet und an der Spitze des Gemeindetages stehen 51 Männer und eine Frau. Der landschaftlich so schöne Neckar-Odenwald-Kreis besteht aus sechs Städten/Städtchen sowie einundzwanzig weiteren Gemeinden, in denen siebenundzwanzig Bürgermeister über knapp 150.000 Einwohner_innen herrschen. Ja, bei den Bürgermeistern kann ich mir tatsächlich den Unterstrich sparen, ohne irgendeinen Menschen zu diskriminieren, nach ihrer eigenen Definition sind sie wirklich ALLE männlich.
Im Vergleich dazu könnte unser Mudauer Gemeinderat mit ein bisschen gutem Willen fast fortschrittlich genannt werden, immerhin leistet dort eine Frau ihren sechzehn Kollegen Gesellschaft.
Die hiesige Kreistagsfraktion der CDU besteht aus einundzwanzig Männern und einer Frau, die der SPD aus neun Männern und drei Frauen. Bei den Freien Wählern sind neun Männer und eine Frau, die FDP wird von einem Mann vertreten.
Nur bei den Grünen sieht es anders aus, mit einer reinen Frauenfraktion von vier Kreisrätinnen sorgen sie für ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit oder bilden die Realität verzerrt ab, je nachdem von welchem Standpunkt aus man es betrachtet. Würden sie ebenfalls die herrschenden Spielregeln einhalten, läge der Frauenanteil im Kreistag unter 10 %.

* Lesbisch zwischen Misthaufen, Leichen und Netzfeminismus

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Kleinkleckersdorfer Krampfanfälle

Blass und bleich schleppe ich mich Straße entlang. »Wie siehst du denn aus?« fragt eine Bekannte entsetzt, als ich sie zufällig treffe. »Bist du krank? Was sagt denn dein Arzt?«

Was soll er sagen? Nichts sagt er. Denn ich bin ja auch nicht krank, ich wohne nur in Kleinkleckersdorf, der Stadt mit dem besonderen Flair. Ein Hauch von Spießigkeit weht durch hiesige Gassen.  »Geht nicht! Gibt’s nicht! Haben wir schon immer so gemacht! DAS wollte noch nie jemand!« flüstert der Wind ununterbrochen, während er den Mief und Muff aus Jahrzehnten immer wieder rundherum bläst und viele Kleinkleckersdorfer deshalb vermeintlich glauben, frischer Wind wehe um ihre Nase. (mehr …)

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