Tolle Strandfotos, leckeres Essen: Freunde scheinen auf Facebook immer ein cooleres Leben zu führen als man selbst. Ein Kurzfilm zeigt, warum das so ist - und wie die Selbstinszenierung ausarten kann. Von Christoph Fröhlich
"5-Sterne-Essen! Yummy!" Mit Fotos wie diesen gehen viele Facebook-User auf Like-Jagd© Screenshot Youtube
Auf Facebook führen scheinbar alle ein tolles Leben: Befreundete Pärchen turteln an einsamen, romantischen Sandstränden irgendwo in der Karibik, während man selbst zum Paddeln an die Müritz fährt. Die Nachbarin knipst dreimal pro Woche selbstgekochtes Essen auf Sterneniveau, im eigenen Ofen schmilzt der Käse auf der Tiefkühlpizza. Und die ehemaligen Studienfreunde posten jedes Wochenende Fotos aus beliebten Clubs, während man selbst auf der Couch flezt und Serien guckt. Kommt Ihnen bekannt vor? Die Situationen kennt vermutlich jeder. Doch ist das Leben der anderen wirklich aufregender?
Jeder, der schon einmal Fotos oder Videos auf Facebook gepostet hat, weiß nach einiger Zeit, was in seinem virtuellen Freundeskreis gut ankommt. Im Zweifelsfall sind das süße Katzenvideos, tolle Landschaftsaufnahmen oder Schnappschüsse mit Promis in angesagten Locations. Selfies beim Warten an der Bushaltestelle dürften dagegen weniger Likes ernten. Viele Menschen wägen mittlerweile gut ab, was sie von ihrem Leben in sozialen Netzwerken preisgeben - und was nicht.
Deshalb entspricht nichts, was man in sozialen Netzwerken sieht, wirklich der Wahrheit, behaupten der Filmemacher Shaun Higton. Er hat den zweieinhalb Minuten langen Clip "What's On Your Mind" gedreht, der Titel bezieht sich auf die Frage in der leeren Facebook-Statuszeile. Der Film zeigt einen unbekannten Mann, der einen gewöhnlichen - sprich: langweiligen - Alltag führt.
Irgendwann beginnt er, zumindest auf Facebook ein Bilderbuchleben zu führen. Er täuscht vor, mit seiner Freundin Sushi zu essen, während diese ein paar Meter entfernt auf der Couch lümmelt. Er fährt mit dem Auto auf eine abseitige Landstraße, um ein Selfie zu knipsen, das ihn angeblich beim 20-Kilometer-Lauf zeigt. Er erhält immer mehr Likes und Kommentare, er wird süchtig nach Anerkennung, auch wenn diese nur fiktiv ist. Doch kann er sich auf Dauer selber täuschen? Sehen Sie selbst.