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Martin Schwarz, Abitur 1905 am KFG, geboren am 18. Oktober 1885 in Frankfurt am Main wuchs Am Schützenbrunnen 13 (heute Alfred-Brehm-Platz) auf, besuchte als Schüler das Kaiser-Friedrichs-Gymnasium und bestand zusammen mit 19 Mitschülern 1905 das Abitur. Zur hochoffiziellen Abschlußfeier, damals in Anlehnung an die kommende Studentenzeit Kommers genannt, lud der Abiturjahrgang seine Lehrer festlich mit einer Graphik ein:

Martin Schwarz 1905, Abiturienten KFG

Diese Graphik hatte Martin Schwarz angefertigt, der später Architekt und Diplom-Ingenieur wurde und 1909 im ersten Mitgliederverzeichnis unseres Vereins die Nummer 77 zugeordnet erhielt. Die Graphik ist heute im Stadtarchiv Frankfurts. Die F.A.Z. nutzte sie als Blickfang für ihren Artikel zum 125. Geburtstag unserer Schule. Martin Schwarz blieb bis 1912 in Frankfurt, ab 1909 in der Humboldtstraße 28, für ein halbes Jahr war er 1910 in Darmstadt, Grüner Weg 4, und ging dann nach Arnstadt (Thüringen). Dort sollte Martin Schwarz an der Liebfrauenkirche eine möglichst originale Wiederherstellung der spätromanischen Basilika vornehmen. Hierzu wurden Westgiebel und die beiden Westtürme abgenommen und wieder aufgemauert sowie ein Walmdach aufgesetzt und die Innenausmalung entfernt. Im April 1912 gibt er als Postadresse Liebfrauenkirche, Arnstadt (Thüringen) an und ein Jahr später Markt 3. Als Wohnadresse wird auch Schloßplatz 1 genannt. In diesem Haus wohnte auch der Stadtbaurat von Arnstadt Anton Acker. Martin Schwarz begann hier seine Tätigkeit als freier Architekt für fast 30 Jahre im Dienste Arnstadts. Seine ersten Entwürfe waren die Baupläne für die dortige jüdische Synagoge, welche zur 25-Jahrfeier der Gemeinde am 17. September 1913 eingeweiht wurde. Es folgten zahlreiche Aufträge: Mehrere Geschäfts- (Optiker, Spielwaren, Juwelier) und Wohnhäuser in der Erfurter Straße, Druckerei, Verlag und Geschäftsstelle vom Arnstädter Anzeiger, Gasthof und Restaurant „Zur Post“, das Handwerkerhaus des Marienstifts und 1915 am Schloßplatz die Fürst-Günther-Schule als Reformrealgymnasium. Zu den Bildhauerarbeiten daran gewann er seinen Freund Bruno Schäfer aus Frankfurt (vielleicht der zwei Jahre ältere Bruder seines Mitschülers Ottomar Schäfer). Sein Lebensmittelpunkt war Arnstadt geworden, er war öffentlicher angestellter Sachverständiger der Mittelthüringischen Industrie- und Handelskammer Weimar, Mitglied im Bund Deutscher Architekten und in Arnstadt Mitglied der Museumsgesellschaft sowie des Verwaltungsausschusses der Museumsstiftung. Weitere Aufträge erhielt er für den Umbau des Schlosses der Familie Schierholz in Plaue, für Villen und 1928 für den Arnstädter Milchhof, einem Bauwerk im Bauhausstil, verkleidet mit Bucaklinker. Sein letztes großes Bauwerk in Arnstadt war die Friedhofskapelle des Hauptfriedhofs. Im 50. Jahr des Bestehens seiner ehemaligen Schule, des KFGs, und der jüdischen Gemeinde Arnstadt und 25 Jahre nach der Einweihung seines ersten großen Auftrags, der Synagoge, wurde am 9. November 1938 sein Bauwerk planmäßig von SA-Leuten niedergebrannt. Die Arnstädter Feuerwehr war am Brandort und durfte nicht löschen. Martin Schwarz zog im selben Jahr in das 25 km entfernte Erfurt, wo er noch als freier Architekt im Hausbau tätig blieb. Am 27. September 1945 starb er in Erfurt noch vor seinem sechzigsten Geburtstag. Dazwischen lagen der zweite Weltkrieg, die Besetzung Thüringens Anfang April durch die Amerikaner, Abzug derselben und die russische Besetzung ab 1. Juli 1945. Was die Menschen einander in diesen sieben Jahren zugefügt, erduldet und gelitten hatten, kann sich ein junger Mensch heute nicht vorstellen. Die Städte und Dörfer Thüringens waren im wesentlichen nicht durch Bombenangriffe und Artillerie beschädigt worden. Das sollten mehr als vier Jahrzehnte Sozialismus erreichen. Martin Schwarz erlebte es nicht mehr, daß das Schloß der Familie Schierholz abgerissen, der Milchhof als „Volkseigener Betrieb“ be-, ausgenutzt, heruntergewirtschaftet und schließlich 1990 geschlossen wurde und seitdem verfällt. Das Gebäude steht zwar als herausragen­des Beispiel für die Bauhausarchitektur unter Denkmalschutz, aber Stadt und Land suchen einen Investor hierfür. Die Thüringer Allgemeine vom 19. Oktober 2010 brachte hierzu einen großen Artikel unter der Überschrift „Architekt Martin Schwarz veränderte das Arnstädter Stadtbild“.            
Weitere Quellen: www.drehkopf.de; www.arnstadt.de; www.wikipedia.de.


Notker Hammerstein, Abitur 1949 am HvGG, geboren am 3. Oktober 1930 in Offen­bach als Sohn eines Volksschullehrerehepaares, studierte zunächst Nationalökonomie und Philo­sophie, später Geschichte, Philosophie und Anglistik in Frankfurt und München, wurde 1956 promoviert, 1971 zum Professor ernannt und 1973 mit dem neu eingerichteten Extraordinariat für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Frankfurter Universität betraut. 1998 wurde er emeritiert. Sein Forschungsschwerpunkt war die Wissenschaftsgeschichte gewesen und sie läßt ihn auch heute im Alter von bald 83 Jahren nicht los. UniReport vom 9. Februar 2013 berichtete ausführlich von seiner Aufgabe „Solo für einen Uni-Biografen“. Der Hintergrund ist das 100jährige Jubiläum der Eröffnung der Frankfurter Universität im Jahre 2014. Bis dahin will Notker Hammerstein sein Geschichtswerk über die Frankfurter Universität vollendet haben. Zwei dicke Bände hat er bereits geschrieben, Band 1: „Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. 1914-1950“, und Band 2: „Nachkriegszeit und Bundesrepublik. 1945-1972“. Am dritten Band arbeitet er noch. Eine riesige Aufgabe ist hierbei zu bewältigen. Die Universität hat sich in den 70er Jahren sehr verändert vergleichbar zu der Entwicklung an den Schulen. Im letzten Band wird er nicht mehr die Professoren in den Mittelpunkt stellen, sondern den Weg zur heutigen Universität nachzeichnen und das universitäre Leben beschreiben. Die Aufgabe, eine Geschichte der Frankfurter Universität zu schreiben, hat Notker Hammerstein bereits in den 80er Jahren übernommen. Damals halfen ihm noch studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte erstmals ein Archiv einzurichten, denn die abgelegten Akten, vorzugsweise über Berufungen, lagerten im Keller der Universitätsverwaltung ohne katalogisiert zu sein. Jetzt ist es für ihn „nur“ noch nötig, seine bestellten Materialien im Archiv abzuholen, mit nach Hause zu nehmen und am eigenen Rechner Seite für Seite die „Unigeschichte der letzten Jahre“ niederzuschreiben – eine Mammutaufgabe für einen Biographen.
Am 18. Oktober 2014 sind es genau 100 Jahre, daß Rektor Richard Wachsmuth die ersten 44 Studenten durch Handschlag verpflichtete und die Frankfurter Stiftungsuniversität eröffnete.

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