In NRW-Grundschulen sinkt die Schülerzahl auf 23 pro Klasse
15.08.2014 | 17:26 Uhr 2014-08-15T17:26:11+02:00Düsseldorf. Der demografische Wandel schlägt sich an den 5700 Schulen in NRW nieder. Die Klassen in den Grundschulen werden kleiner. Ab 2015 kann sich das aufgrund von Sparzwängen wieder ändern. Das Land gibt mit 15 Milliarden Euro ein Viertel seines Etats für das Schulsystem aus.
Weniger Schüler, kleinere Klassen, mehr Ganztagsunterricht – vor Beginn des neuen Schuljahrs hat die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) die jüngsten Entwicklungen an den 5700 Schulen des Landes vorgestellt. Insgesamt gibt Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr rund 15 Milliarden Euro für die Schulen aus – rund ein Viertel des Landesetats.
Wie entwickelt sich die Schülerzahl an den einzelnen Schulformen?
Größter Verlierer bleibt die Hauptschule mit 15,2 Prozent Rückgang auf nur noch 118.440 Schüler. Auch die Realschule muss mit einem Minus von 8,8 Prozent (257.100) einen kräftigen Aderlass hinnehmen. Während die Gymnasien 1,2 Prozent der Schüler verlieren (540.770), legt die Gesamtschule um fünf Prozent auf 267.900 Schüler zu. Inzwischen lernen an den neuen Sekundarschulen 28 490 Schüler.
Werden die Klassen mit dem Rückgang der gesamten Schülerzahl kleiner?
Ja. In allen Schulformen – bis auf die Sekundarschule – werden die Klassen um einen Schüler kleiner. In den Grundschulen sitzen im neuen Schuljahr durchschnittlich 23 Schüler, in der Hauptschule 21, Realschule 27, Gymnasium 27 und in der Gesamtschule 27,9 Schüler. In der Sekundarschule steigt die Klassenfrequenz leicht auf 25 Schüler.
Gibt es mehr Ganztagsunterricht bis Klasse 10?
Inzwischen lernen 696.000 Schüler an allgemeinbildenden Schulen in der Primar- und Sekundarstufe (Klassen 1 bis 10) im Ganztag. Damit steigt die Quote um drei Prozent auf 40,9 Prozent. Am Gymnasium sind 21 Prozent Ganztagsschüler, in der Realschule nur 16 Prozent. An den Gemeinschaftsschulen wird fast durchgängig im Ganztag unterrichtet.
Die Reformitis im Bildungssystem überfordert Schüler, Lehrer und Eltern. Turbo-Abitur, Ganztag, Inklusion – Ministerin Löhrmann hat sich einen vollen Stundenplan gebaut. Dass die Qualität des Unterrichts und der Schüler sich verbessern, wenn der Umbruch zur Regel wird, muss bezweifelt werden. Bisher rangieren die NRW-Schüler in Vergleichstests weit hinten.
Löhrmanns größte Baustelle bleibt das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern. Dass die Ministerin ein wenig Reformtempo herausnimmt, hat viel mit den Widerständen in den Schulen zu tun. Es fehlen Sonderpädagogen, Inklusionsklassen sind zu groß, Eltern skeptisch und Lehrer schlecht vorbereitet. Da wird die schulische Inklusion zum politischen Hoch-Risiko-Projekt für die Ministerin.
Mit der Einstellung von 5500 Lehrern hat Löhrmann noch einmal pädagogisch aufgerüstet. In Zeiten leerer Kassen wird aber auch die Schule in den nächsten Jahren auf den demografischen Wandel reagieren müssen: Dann wird nicht mehr jeder pensionierte Lehrer durch einen Junglehrer ersetzt werden können. Unterrichtsausfall bleibt ein Dauerbrenner.
Wie sieht es aus mit den Lehrereinstellungen?
Zum neuen Schuljahr wurden 5500 neue Lehrer eingestellt, um die Pensionierungswelle voll auszugleichen. Bis einschließlich 2015 hat NRW zugesichert, dass frei werdende Stellen durch demografische Gewinne im Schulsystem bleiben sollen. Danach wird neu verhandelt. Lehrergewerkschaften befürchten, dass sich die Zeit der großen Einstellungszahlen dem Ende nähert, obwohl pädagogische Aufgaben wie Inklusion und Ganztag mehr Personal erforderten. Mit dem „Turbo-Abitur“ nach acht Jahren ist aber ein Jahrgang weggefallen.
Wie entwickelt sich das längere gemeinsame Lernen in NRW?
Zum Schuljahresbeginn nehmen 25 neue Gesamtschulen, 25 Sekundarschulen und vier Primus-Schulen den Betrieb auf. Seit 2011/12 sind damit 207 neue Gemeinschaftsschulen gegründet worden mit rund 53.000 Schülern. Damit steigt die Zahl auf 430 Gemeinschaftsschulen. Im Gegenzug laufen 40 Hauptschulen, 38 Realschulen und neun Verbundschulen aus, die keine neuen Schüler mehr aufnehmen.
Was sagen die Bildungsgewerkschaften?
Dorothea Schäfer, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht die Schulen wegen der Sparzwänge des Landes im „rauen Fahrwasser“. Die GEW fordert, dass auch nach 2015 alle freiwerdenden Lehrerstellen für Verbesserungen genutzt werden. Die Gewerkschaft VBE fordert ein Konzept, mit dem die Qualität der Hauptschulen gesichert wird. Inzwischen wechselten nur noch 5,4 Prozent der Grundschüler zur Hauptschule und 23 Prozent zur Realschule. Der Trend zum gemeinsamen Lernen dürfe nicht dazu führen, dass die anderen Schulen im System vergessen würden, mahnte VBE-Landeschef Udo Beckmann.
Wird mehr islamischer Religionsunterricht angeboten?
Im neuen Schuljahr bieten 92 Schulen in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht an – 29 mehr als im letzten Schuljahr. 64 Lehrer unterrichten insgesamt 6500 muslimische Schüler. Zur Zeit werden weitere 132 Studenten an der Uni Münster zu Islamkundelehrern ausgebildet.
08:13
Mehr Islamkundelehrer!
Mir kräuseln sich die Nägel ...
Was hat das hier zu suchen, Herr Goebels?
12:47
Solche statistischen Angaben sind immer wieder eine Blendung des Bürgers.
Die Mindestgröße der Schuklassen wird gesenkt.
Bringt das etwas? In der Regel würde ich NEIN sagen.
Melden sich in einem Jahrgang an einer weiterführenden Schule 96 Kinder an, so kann die Schule nicht vier Klassen mit jeweils 24 Kindern einrichten. Sie muss also drei Klassen mit 32 Kindern einrichten.
Hier davon zu sprechen, dass alle Schulklassen kleiner werden ist Hohn und Spott für Eltern, die feststellen werden, dass sich kaum etwas ändern wird. Allein die Formulierung ist missverständlich:
Wie sollen die Klassen um ein Kind pro Klasse kleiner werden?
Die jetzigen Klassen bleiben überfüllt und die kommenden werden es auch nicht besser haben. Betrachtet man
http://www.rp-online.de/nrw/landespolitik/neue-bildungsstudie-nur-maessige-ergebnisse-fuer-nrw-aid-1.4456902
so fällt auf, wo uns die Versprechungen der Bildungspolitik hingebracht haben.
10:03
Damit ein weiteres Anwachsen der Studentenschwemme (Studierende im Wintersemester 2013/2014 2,6 Mio., absoluter Spitzenwert) verhindert wird, kann man die Entwicklung der Schülerzahlen in Deutschland nur begrüßen. Hoffentlich hält dieser Trend an. Für die zukünftigen Bewerber auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt kann das nur zum Vorteil sein.