Wenn die Wärme aus der Wand kommtSeite 2/3

"Wir haben die Heizschlangen zusammen mit einem Zollstock vor dem Verputzen genau fotografiert" sagt Lioba Jeuken, "und bisher hatten wir immer Glück beim Dübeln." Wer noch vorsichtiger sein will, kann für 50 Mark eine Spezialfolie kaufen, die auf die Wand geklebt wird und sich beim Aufheizen zunächst nur in unmittelbarer Nähe der Rohre verfärbt.

Risse im Putz

Ärger kann es auch mit dem Putz über der Wandheizung geben. Bei den Jeukens ist das im Arbeitszimmer passiert. Dicke Risse ziehen sich hier quer über die Außenwände. "Der Zementputz ist uns zu schnell getrocknet", erinnert sich Lioba Jeuken. Inzwischen weiß sie, dass Gips und Lehm als Material besser geeignet sind. Und dann ist da noch das Problem mit der Wartung. "Die Regelung einer Wandheizung ist High-Tech", sagt Jeuken. Jedes Heizelement wird mit elektrischen Ventilen individuell gesteuert, um ein möglichst ausgeglichenes Raumklima zu schaffen. Doch selbst in der Großstadt Bremen gibt es keinen Heizungsbauer, der wirklich Erfahrung mit der Feinjustierung einer solchen Anlage hat.

Um die Frage, ob Wandheizungen lieber an den Innen- oder Außenwänden eines Zimmers installiert werden sollen, wogt sogar unter den wenigen Experten ein Glaubensstreit. Eine warme Außenwand ist zwar vor allem für Bewohner schlecht isolierter Altbauten eine angenehme Vorstellung. Doch mit der nächsten Heizkostenabrechnung könnte die Freude schnell verfliegen. Denn selbst wenn die Wand zunächst mit Faserplatten gedämmt und mit einer reflektierenden Folie überzogen wird, geht doch noch ein ordentlicher Teil der Wärme nach draußen. Eine geheizte Innenwand erhöht dagegen das Temperaturgefälle im Zimmer und führt zu Zugluft.

"Beim Energieverbrauch hat die Wandheizung keinen Vorteil gegenüber einer konventionellen Heizung", sagt Johann Reiß vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Bauphysik. Er widerspricht damit Werbeversprechen, mit Wandheizungen ließen sich 25 bis 30 Prozent der Energiekosten sparen.

Reiß kann sich auf eine groß angelegte Vergleichsuntersuchung des Fraunhofer-Instituts in einem Münchner Mietshaus mit 79 Wohnungen berufen.

Zwar waren die Heizkosten in den mit verschiedenen Heiztechniken ausgestatteten Testwohnungen sehr unterschiedlich. Als Ursache wurden dafür jedoch nicht technische Gründe ermittelt, sondern unterschiedliche Angewohnheiten beim Lüften. Die Zufriedenheit der Mieter war in den Wohnungen mit Wandheizung nicht höher oder niedriger als in anderen Wohnungen.

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