IrakAmnesty wirft dem IS systematische Jagd auf Andersgläubige vor

Die Terrormiliz IS im Irak tötet laut Amnesty International systematisch Andersgläubige. Augenzeugen berichten von Massenhinrichtungen und Menschenraub.

Jesidische Flüchtlinge aus dem Irak

Jesidische Flüchtlinge aus dem Irak  |  © Khalid Mohammed/AP

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) macht nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Nordirak systematisch Jagd auf Andersgläubige und Minderheiten. "Die Massaker und die Entführungen durch den 'Islamischen Staat' liefern erschütternde neue Beweise dafür, dass eine Welle der ethnischen Säuberung gegen Minderheiten über den Norden des Irak rollt", sagte Amnesty-Mitarbeiterin Donatella Rovera, die derzeit vor Ort unterwegs ist.

Augenzeugen berichteten von Massenerschießungen, Menschenraub und weiteren Grausamkeiten. Mehr als 830.000 Menschen seien vor den IS-Kämpfern geflohen.

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Die Terrormiliz versuche, alle Spuren nicht arabischer und nicht sunnitischer Gruppen auszulöschen, sagte Rovera. Wer nicht zum Islam übertreten wolle, werde mit dem Tode bedroht. Die Verfolgung richte sich gegen Jesiden, Turkmenen, Christen und weitere Gruppen. Die Verbrechen der Terrorgruppe sind nach Einschätzung von Amnesty "ethnische Säuberungen von historischem Ausmaß".    

Schicksal vieler Frauen und Kinder ungewiss

Der Bericht von Amnesty schildert unter anderem Massenexekutionen. IS-Kämpfer hätten laut Augenzeugen in Dörfern wahllos Hunderte Männer und Jungen auf Lastwagen verfrachtet, in ein Tal gebracht und dort erschossen. Verletzte seien liegen geblieben, bis sie starben. "Sie sind einen schrecklichen Tod gestorben", zitiert der Bericht einen Überlebenden.

Das Schicksal der vielen Frauen und Mädchen, die von IS-Kämpfern verschleppt wurden, sei ungewiss, heißt es in dem Bericht. Entkommene Frauen und Mädchen hätten Vergewaltigungen und Zwangsehen mit IS-Kämpfern geschildert. Vor allem Mädchen im Teenageralter und junge Frauen seien als Sexsklavinnen verkauft worden. Hunderte, möglicherweise Tausende Frauen und Kinder würden weiter gefangen gehalten.

Ein Mann habe Amnesty-Mitarbeitern eine Liste mit den Namen von 45 vermissten Angehörigen, allesamt Frauen und Kinder, gezeigt. "Wir haben nur Neuigkeiten von einigen von ihnen, die anderen sind verschollen", sagte er laut dem Bericht. "Wir wissen nicht, ob sie leben oder schon tot sind."

Amnesty forderte die irakische Regierung auf, alle Zivilisten ohne Ansehen ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer Herkunft zu schützen.

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Leserkommentare
  1. 25. @enios

    Eine ganz klare Distianzierung der vereinigten Zentralräte der Muslime von diesen Steinzeit-Glabensbrüdern ist zwingend erforderlich. Je länger damit zugewartet wird, desto unglaubwürdiger werden diese Kreise. Wo bleiben übriigens die Demonstrationen aufgeklärter und im Westen angeblich voll integrierter Muslime in den Innenstädten von Köln, Frankfurt, Hamburg und Berlin? Diese Menschen müssten jetzt eigentlich deutsche und EU-Flaggen schwenken und statt "nieder mit Israel" "nieder mit dem IS-Kalifat" skandieren.
    Habe ich diese Sprechchöre überhört oder hat man sie noch gar nicht hören können?

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    "Wo bleiben übriigens die Demonstrationen aufgeklärter und im Westen angeblich voll integrierter Muslime in den Innenstädten von Köln, Frankfurt, Hamburg und Berlin?"

    Die von ihnen genannten Innenstädte sind bereits durch zahlreiche Salafisten-Kundgebungen ausgebucht.

    Israels Völkermord und Brüche sämtlicher Völkerrechte nicht wett.
    Das Schlimme ist ja gerade, dass ein "demokratischer, westlicher Staat" wie Israel solche Verbrechen ausübt. Sie stellen mit Ihrer Aussage die Israelische Regierung auf Augenhöhe mit der IS.

    Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Israel i s t ein demokratischer Rechtsstaat, der hohen europäischen Standards zu genügen vermag. Dass auch dessen Regierung Fehler machen kann, bzw. gemacht hat, auch gravierende, steht ausser Frage. Aber das Kind "Demokratie" gleich mit dem Bade "Terror" ausschütten?
    Israel hat nicht Demokratien wie Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Frankreich, die Schweiz, Liechtenstein oder Österreich zum Nachbarn, sondern existiert seit Jahrzehnten als völkerrechtlich legitimierter Staat mitten in einem feindlichen Umfeld von Nachbarn, die sich weder um Menschenrechte scheren, und Begriffe "Demokratie" "Rechtsstaatlichkeit", "Laizismus", "Religionsfreiheit", "Gleichberechtigung von Mann und Frau" und "Schutz der Minderheiten" bestenfalls vom Hörensagen kennen.

  2. Sie haben recht: Der Begriff "ethnische Säuberung" ist unerträglich. Sie gehen jedoch fehl, wenn Sie von einer "Bezeichnung für Völkermord oder Mord aus religiösen Motiven" sprechen. Der Begriff bezieht sich nicht nur auf Mord. "Ethnische Säuberung" bezeichnet ein konzertiertes Vorgehen, um Mitglieder bestimmter Volksgruppen oder Anhängern bestimmter Religionen aus einem bestimmten Gebiet zu entfernen. Meistens durch Vertreibung, aber auch durch Mord.

    Dass IS mordet, wird offen benannt (auch in diesem Artikel). Doch es gibt auch Vertreibung und Massenverschleppung. Es ist kein Zufall, dass die Massenmorde von den Mördern auch so offen über das Internet verbreitet werden, denn diese Gräuel sollen alle Nicht-Sunniten zur Flucht zwingen.

    Für dieses konzertierte Vorgehen muss endlich ein passender Begriff gefunden werden. Vorschläge erwünscht!

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  3. "Wo bleiben die Demonstrationen?
    Wo bleiben die Grünen, Linke, Mitbürger und Mifahrer?"

    Die haben bereits demonstriert, als die Koalition der Willigen das Kind in den Brunnen geworfen hat und unsere tapfere Noch-nicht-Kanzlerin angesichts des völkerrechtswidrigen Krieges noch von einer "glaubwürdigen Drohkulisse" gefaselt hat und ganz heiß auf die Beteiligung der Deutschen war. Waren Sie damals auch auf den Demos, oder gehören Sie nur zu der Sorte Moralisten, die immer die anderen auffordern, gegen dieses und jenes zu demonstrieren?

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    vor allem haben die sich auf den Anti-Israel-Demos müdedemonstriert.

    Die Gräueltaten von Arabern werden dank ausgeklügelter Feind des Feindes (Israel, USA, böser Westen) gleich Freund Logik in diesen Kreisen eh gerne übersehen.

  4. können diese Kindergartenkinder schon zwischen göttlichem Befehl und froher Botschaft unterscheiden. Die haben sicherlich auch schon eine höhere Bildung als diese IS-Idioten.

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    Antwort auf "Vielleicht"
  5. "Wo bleiben übriigens die Demonstrationen aufgeklärter und im Westen angeblich voll integrierter Muslime in den Innenstädten von Köln, Frankfurt, Hamburg und Berlin?"

    Die von ihnen genannten Innenstädte sind bereits durch zahlreiche Salafisten-Kundgebungen ausgebucht.

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    Antwort auf "@enios"
  6. Israels Völkermord und Brüche sämtlicher Völkerrechte nicht wett.
    Das Schlimme ist ja gerade, dass ein "demokratischer, westlicher Staat" wie Israel solche Verbrechen ausübt. Sie stellen mit Ihrer Aussage die Israelische Regierung auf Augenhöhe mit der IS.

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    Antwort auf "@enios"
    • koths4
    • 02. September 2014 9:13 Uhr

    immer spannend. Was meinen Sie was denn passiert,
    wenn dt. Soldaten, die dort unten eingesetzt würden, in Gefangenschaft der Muslimen geraten und dann dort mediengerecht präsentiert werden,
    wenn einer oder mehrere Muslimen in D einen Anshclag verüben, bei dem eine Vielzahl von Deutschen sterben, und wenn unter diesen Opfern KInder sind.
    Wenn sie darüber mal bis in die Endkonsequenz nachdenken, werden sie sehen, dass ihre Regierung da z.Z sehr verantwortungbewusst handelt. Das gesellschaftliche Gleichgewicht steht auf der Kippe und das könnte für viele ein böses Erwachen geben.

    Ich wäre spätestens hellhörig, seit das saudische Königshaus vor Anschlägen in den Ländern der westlichen Wertegemeinschaft warnt. http://www.cbsnews.com/ne..., das bisher besonders über D in Sachen Terroranschläge seine schützende Hand gehalten hat.

    @Thema
    Das war alles absehbar und ist auch hier http://quran.com/ bis ins Detail beschrieben. Es kann also keiner sagen, das war aber nicht absehbar.

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    Antwort auf "Und wie..."
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    einschließlich Deutschland, sind bereits vor dem Islamismus, den man sich sehenden Auges in Land geholt hat, eingeknickt.

    • spacko
    • 02. September 2014 9:17 Uhr

    Ach Leute. Die IS ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Arabern, Tschetschenen, Europäern, Indonesiern etc. Ich würde mal behaupten, dass es noch nie eine bewaffnete Gruppe gab, die multiethnischer war als die IS jetzt. Und die machen ethnische Säuberungen? Islamfaschismus ist doch keine Ethnie!

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    Hallo Spacko! Was wollen sie damit sagen? Können die das vielleicht mit anderen Worten nochmals anders sagen?

    • gorgo
    • 02. September 2014 9:53 Uhr

    Sie schreiben: " Ethnische Säuberungen? Ach Leute. Die IS ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen"

    "Ethnische Säuberung" bezieht sich auf die Leute, die aufgrund ihrer ethnischen - hier auch religiösen - Zugehörigkeit und mit dem Ziel der Vernichtung ganzer Gruppen umgebracht werden (sollen) - und nicht auf die vermeintliche oder tatsächliche "Ethnie" der Mörder!
    Der Ausdruck ist also völlig berechtigt, wenn man amnesty, was wohl das mindeste ist, ernst nimmt.
    Was wollen Sie also hier relativieren?

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  • Quelle ZEIT ONLINE, kp
  • Schlagworte Amnesty International | Islamischer Staat | Islamistischer Terrorismus | Verbrechen | Irak
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