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Fakten zur Aufführung 

WOZZECK
(Alban Berg)
18. Juni 2004


Regionale 2004/
musikakzente 21
(Bagno Konzertgalerie Steinfurt)




Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

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Deformationen

Eberhard Kloke reduziert Bergs epochales Werk für ein "Kleines Orchester" (39 Mitwirkende), votiert für die "entOperung", passt das Geniestück dem charismatischen Spielort an und liefert eine intentinale Verdichtung der Berg-Komposition. Mit dem intonationssicheren Ensemble der musikakzente 21 gelingt in dem barocken Konzertsaal in der münsterländischen Parklandschaft ein bezwingendes musikalisches Erlebnis voller Leidenschaft und sozialer Compassion.

Bruno Klimek bringt es zuwege, Orchester, Sänger und verstreut sitzendes Publikum durch permanente Standortwechsel in ein kreatives Hin und Her zu versetzen: Wozzeck scheitert als konkreter "Normalo" an den zementierten Mächten der ideologisch Verbohrten. Die Aktualität von physischer und psychischer Folter wird evident. Das Innen und Außen wird mit den öffnenden Außentüren des phantastischen barocken Konzertsaals realisiert; lediglich der Gang durch den Park nach der Wirtshausgarten-Szene unterbricht den imaginativ-dichten Fortgang der Handlung - doch verstärkt der abendliche Nieselregen mit aufkommenden Nebeln die gespenstische Stimmung der Mordszene.

Das Sänger-Ensemble beweist hohe Kompetenz: Singen im permanenten direkten Gegenüber mit dem individuellen Publikum; das gehört nicht unbedingt zum Alltag von Opernsängern! Aber sie bewältigen diese Herausforderung bravourös - und sie singen mit großem Engagement, verbunden mit subtiler Phrasierung und außergewöhnlichen Wort-Verständlichkeit! Christian Hees mit heldentenoralem Aplomb als autoritärer Hauptmann, Renatus Meszar als stimmgewaltige Doktor-Karikatur, Christian Specht als machohafter Tambourmajor, Friedrich von Mansberg als adäquat stimmsicherer Andres. Kay Stiefermann ist ein "normaler" Wozzeck, überzeugend im Agieren, sonor-leidend mit variablem Bariton; Annette Robberts Marie ist eine suchende Mädchenfigur mit fragilem Sopran - das "schlechte Gewissen" Wozzecks.

Mittels der Regionale 2004 bricht im ältesten Konzertsaal Europas mit dieser hochinnovativen Wozzeck-Deutung die Moderne in das selbstbezogene Kulturleben des Münsterlands ein. Viel lokale Prominenz, einige erfahrene Beobachter der aktuellen Musiktheaterszene und eher wenige unbefangene Gäste erleben zwei Stunden hochengagiertes Musiktheater: respektvolle Begeisterung am Schluss! Klokes Wozzeck-Version wird auch an anderen Orten Furore machen! (frs)