zurück Startseite

Code der Götter - Botschaften aus der Eiszeit  | Sendung vom 31.08.2008 [Archiv] Die "Sixtinische Kapelle der Eiszeit"

Einzigartige Felsbilder in der Höhle von Lascaux

1940 entdecken vier Jungen durch Zufall im Südwesten Frankreichs die legendäre Höhle von Lascaux. Ein Unwetter hatte den verschütteten Eingang freigelegt. Nach 19.000 Jahren sind sie die ersten, die in das Heiligtum eindringen.  

Deckenmalerei in der Höhle von Lascaux
Deckenmalerei in der Höhle von Lascaux (Quelle: ZDF,Wolfgang Ebert)

Die Tiere auf den Felsen scheinen lebendig, so realistisch sind sie gemalt. Immer neue Bildergalerien lösen sich aus dem Dunkel. Zwischen dem Gewimmel tauchen seltsame Zeichen auf, Muster und Symbole. Später berichten die vier Abenteurer bewegt, sie hätten eine geheimnisvolle Kraft gespürt, die von dem mystischen Ort ausgehe. Bewundernd wird man die Höhle von Lascaux "Sixtinische Kapelle der Eiszeit" nennen. Ein einzigartiges Ensemble von 1.800 gemalten und geritzten Tierbildern. Der Saal der Stiere ist der Hauptsaal von Lascaux und diente offenbar als religiöser Versammlungsort. Nicht jede Höhle war eine Kultstätte. Im Umkreis von 20 Kilometern um Lascaux gibt es 300 Höhlen, aber nur 30 sind teilweise bemalt.

Deckenmalerei im Saal der Stiere in der Höhle von Lascaux
Deckenmalerei im Saal der Stiere in der Höhle von Lascaux (Quelle: ZDF)

Suche nach dem Code

Seit über hundert Jahren versuchen Wissenschaftler die Motive zu deuten. Aber der Code ist schwer zu knacken. Der Felsbildforscher Norbert Aujoulat will dem Geheimnis der Darstellungen auf die Spur kommen. Mit speziellen Aufnahmeverfahren wird ein roter Fleck auf dem Fell des Zauberwesens "Einhorn" im Labor ein Pferdekopf. Die Analyse der übereinander gemalten Tierleiber bringt ein überraschendes Ergebnis. Aujoulat stellte anhand von Strichüberlagerungen fest, dass im gesamten Höhlenbereich zuerst die Pferde, dann die Auerochsen und zuletzt die Hirsche gemalt wurden.

Felsbildforscher Norbert Aujoulat:

"Die Pferde sind immer ein wenig untersetzt, mit einem dickeren Bauch und tragen noch ihr Winterfell, am Frühlingsanfang also. Das Fell der Stiere ist vorne länger als hinten, was die Aussage erlaubt, dass sie im Sommerfell abgebildet sind. Die Hirsche treten in Gruppen auf und haben ein voll ausgewachsenes Geweih, was auf Herbst schließen lässt. Das heißt, dass die drei unterschiedlichen Jahreszeiten genau der Fortpflanzungszeit der jeweiligen Gattung entsprechen, also der Zeit der Lebenserneuerung. Es symbolisiert die Erschaffung der Welt."

Erfolgreiche Technik

Um die einzigartigen Felsbilder von Lascaux einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, soll in Zukunft jeder die Schätze in einer aufwändigen 3-D-Animation betrachten können. Das Computer-Modell dient aber vor allem Wissenschaftlern zu Studienzwecken, denn Untersuchungen vor Ort gefährden die empfindlichen Originale. Der Computer macht es möglich, alle Figuren im Saal der Stiere akribisch zu vermessen. Die Höhlenwände wurden mit Laserstrahlen abgetastet und die Zeichnungen in unterschiedlichen Lichtsituationen fotografiert. So kann man die Oberflächenstrukturen exakt nachbilden und zeigen, wie der natürliche Fels in die Gestaltung einbezogen wurde. Wo das menschliche Auge nur eindimensionale Graffiti wahrnimmt, werden filigrane Ritzzeichnungen sichtbar. Plötzlich wölben sich Körperpartien von Pferd, Wisent und Steinbock aus dem Fels.
Am Computer entsteht eine 3D-Animation der Bilder von Lascaux
Am Computer entsteht eine 3D-Animation der Bilder von Lascaux (Quelle: ZDF)


In Lascaux wurden viele Steinwerkzeuge ausgegraben. Zudem 130 Funzellampen aus Knochenfett mit Dochten aus Wacholder und Pinsel aus angekauten Zweigen. Neben Paletten aus Schulterblättern großer Tiere förderten Archäologen ein Farblager mit achtzig Kilogramm Ocker zutage. Um große Flächen ihrer Motive mit Farbe zu füllen, pusteten die Eiszeitler manchmal Ockerstaub auf den Fels. Bis heute weiß niemand, ob nur auserwählte Einzelpersonen die Ausgestaltung übernehmen durften, oder ob ganze Gruppen ans Werk gingen. Um Panoramen dieser Größenordnung zu schaffen, war jedenfalls präzise Organisation Voraussetzung. Farbspritzen, wie sie noch heute zum Fixieren von Bildern verwendet werden, fertigten die Eiszeitler aus Knochen. Einige Experten glauben, dass Männer die Deckengemälde mit langen Pinselstöcken schufen.

Höhlenbild Pferd
Höhlenbild Pferd (Quelle: ZDF)

Statistiken zufolge stellen die meisten der bisher bekannten Felsbilder Tiere dar. Menschen kommen höchst selten vor. Landschafts- und Pflanzenbilder fehlen völlig. Beliebt waren vor allem Pferde. Dann Auerochsen, Wisente, Hirsche und Steinböcke. Dazu eine Parade frühzeitlicher Urviecher. Die verschiedenen Tiere bildeten die entscheidenden Fixpunkte in der Welt der Jäger und Sammler. Groß, stark und schnell - dem Menschen überlegen. Und sie lieferten alles zum Leben Notwendige. Kein Wunder, dass die Stämme den kraftvollen Kreaturen magische Eigenschaften zutrauten. Die Seele der getöteten Tiere musste geehrt und besänftigt werden.

Zeichen mit geheimen Botschaften

Manchmal sind Figuren mit pfeilförmigen Zeichen abgebildet. Vielleicht haben die Maler die Tiere markiert, um sie rituell zu bannen. Naturvölker erweisen dem, was sie ihrer Umwelt wegnehmen, bis in unsere Zeit in Zeremonien Hochachtung. Vielleicht verstecken sich hinter den Zeichen auch andere Botschaften. Deutungen reichen von Markierungen der Wanderbewegungen bis hin zu Fallen. Immerhin sind 32 Prozent aller Felsbilder Symbole. Sie müssen also von herausragender Bedeutung gewesen sein. Es gibt aber auch Motive mit szenischer Zeichensprache. Ein in die Tiefe stürzendes Pferd sieht aus wie die Momentaufnahme einer Treibjagd über Felsklippen.

31.08.2008

Weihnachtlicher Mammut-Gruß

Grüße aus der Eiszeit [mehr]

ZDFmediathek: Terra X

Kontakt und Wiederholungen

  • Terra X

    Zuschauerservice

    Haben Sie Fragen zur Sendung oder zum Online-Auftritt von Terra X? Hier können Sie die Redaktion ... ARTIKEL

  • THEMA

    Terra X-Archiv

    Die Sendungen im Überblick - Videos und Informationen der vergangenen Terra X-Folgen, sowie eine ... THEMA

Diskussion im Social Web

  • Terra X auf Facebook

    Bleiben Sie mit uns in Verbindung über Ihre Facebookseite! LINK

  • Das ZDF ist für Inhalte externer Internetseiten nicht verantwortlich

Versenden

Artikel versenden

Versenden Sie den Beitrag an Freunde.

Datenschutz
Das ZDF versichert, Ihre Daten entsprechend den datenschutzrechtlichen Bestimmungen vertraulich zu behandeln.
schließen Beitrag versenden

Versenden

Hinweis

Der Beitrag wurde erfolgreich versendet.

schließen

Merkliste

Papierkorb Bild
Merkliste versenden Merkliste schließen

Merkliste

Merkliste versenden

Versenden Sie Ihr Merkliste an Freunde.

Datenschutz
Das ZDF versichert, Ihre Daten entsprechend den datenschutzrechtlichen Bestimmungen vertraulich zu behandeln.
Zurück zur Merkliste Absenden Button

Merkliste

Hinweis

Die Merkliste wurde erfolgreich versendet.

Zurück zur Merkliste Merkliste schließen