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Kein dritter Anlauf für Unseco-Welterbe-Titel in Schwetzingen

Kein dritter Anlauf für Unseco-Welterbe-Titel in Schwetzingen 02.07.2012

Stadt will voraussichtlich nicht am Antrag festhalten - Chancen für Aufnahme zu gering

| Mon. 02.07.2012 13:40 |
Schwetzingen wird voraussichtlich keinen weiteren Anlauf zur Aufnahme der Kurfürstlichen Sommerresidenz ins Unesco-Welterbe wagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Stadt und Land noch einmal einen überarbeiteten Antrag bei der Unesco einreichten, sei gering, sagte Oberbürgermeister René Pöltl (SPD) am Montag in Schwetzingen. Die Erfolgschancen stünden zu schlecht.
Kein dritter Anlauf für Unseco-Welterbe-Titel in Schwetzingen (dapd)

Schwetzingen (dapd-bwb). Schwetzingen wird voraussichtlich keinen weiteren Anlauf zur Aufnahme der Kurfürstlichen Sommerresidenz ins Unesco-Welterbe wagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Stadt und Land noch einmal einen überarbeiteten Antrag bei der Unesco einreichten, sei gering, sagte Oberbürgermeister René Pöltl (SPD) am Montag in Schwetzingen. Die Erfolgschancen stünden zu schlecht.

Auf seiner Tagung in St. Petersburg hatte das Unesco-Welterbekomitee die Aufnahme der Kurfürstlichen Sommerresidenz am Wochenende weiter offen gelassen. Stadt und Land erhielten die Gelegenheit, einzelne Punkte zu überarbeiten und den Antrag erneut vorzulegen. Die nächste Sitzung des Welterbekomitees ist im kommenden Jahr.

Das weitere Vorgehen müsse noch in Stadt und Land diskutiert werden, sagte Pöltl. Mit einer Entscheidung sei nach der Sommerpause zu rechnen. Allerdings werde es schwer sein, den Antrag umzuarbeiten. Die Bewerbung basiere auf der kurfürstlichen Sommerresidenz als kulturhistorisch bedeutsames Ensemble. Genau dies mache Schwetzingen einmalig. Es sei kaum möglich, das Thema anders aufzurollen.

Zudem habe der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) sehr deutlich gemacht, dass er keine Aufnahme von Schwetzingen ins Welterbe wünsche. Auch auf deutscher ICOMOS-Ebene sei der Antrag von Anfang an nicht gewollt gewesen. Allein deshalb seien die Chancen, ins Welterbe zu kommen, "sehr gering bis nicht vorhanden".

Schwetzingen komme mit seinem Antrag einfach zu spät, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Andreas Falz. Das Ensemble müsse sich nun dem Vergleich mit den bereits im Welterbe vorhandenen Objekten stellen und dabei "noch eins draufsetzen". Als Generalfehler habe sich zudem die Entscheidung erwiesen, zwei Bewerbungen aus Deutschland einzureichen. Dadurch habe Schwetzingen gegenüber dem Markgräflichen Opernhaus Bayreuth den Kürzeren gezogen.

Gröβtes Problem sei allerdings das negative Votum des ICOMOS gewesen, betonte Pöltl. Das Gremium habe in seiner Stellungnahme die Idee der kurfürstlichen Sommerresidenz gar nicht erst thematisiert und die Bewerbung auf Schloss und Garten reduziert. Es sei nicht mehr möglich gewesen, dies auf der Unesco-Sitzung richtigzustellen.

Pöltl übte zugleich scharfe Kritik am Entscheidungsverfahren über die Welterbeanträge. Wenn der ICOMOS erst einmal eine negative Bewertung abgegeben habe, habe der Antragsteller keine Chance mehr, dazu Stellung zu nehmen. Dieses Vorgehen halte er für "äuβerst fraglich". Dies gelte insbesondere dann, wenn - wie im Fall von Schwetzingen - das ICOMOS-Gutachten gravierende Fehler aufweise. Der Rat für Denkmalpflege habe beispielsweise das Schwetzinger Schlosstheater als italienisch bezeichnet. Das sei jedoch falsch; es handele sich um das erste Rangtheater weltweit.

Letztendlich habe es auch an übergeordneten politischen Überlegungen gelegen, dass Schwetzingen nicht ins Welterbe aufgenommen wurde. Es sei durchaus zu verstehen, dass afrikanische, asiatische und südamerikanische Länder keine weiteren Schlösser und Gärten aus Europa mehr auf der Liste sehen wollten, räumte Pöltl ein. Auch auf anderen Kontinenten gebe es viele beeindruckende Stätten, die einen Platz auf der Welterbeliste verdienten.

Die Entscheidung des Welterbekomitees sei trotz allem keine Niederlage für Schwetzingen, sagte Pöltl. Eine Woche vor der Abstimmung des Unesco-Komitees sei dem Antrag noch bescheinigt worden, "weitgehend chancenlos" zu sein. Angesichts dieser Ausgangslage sei er "gar nicht so unzufrieden mit dem Ergebnis". Das Komitee habe den Antrag als fundiert und als inhaltlich gut gelobt. Zudem habe es den Wert des Schwetzinger Ensembles als hohes Kulturgut anerkannt.

dapd

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