Wenn man nur ein wenig wartet, sieht man gewiss einige dieser großen Vögel. In der Luft sind sie nicht sehr scheu,
sie ziehen sehr nah mit 2 m Abstand vorrüber und man kann es deutlich rauschen hören.
Hier im Colca-Tal wunderschön zu sehen: Der ausgeklügelte Terassenbau ('andenes' = Stufen), dem dieses großartige Gebirge seinen Namen verdankt.
Start direkt an Canyonrand, nahe bei Cabanaconde.
Bei fast allen meinen Starts waren Condore zugegen, manchmal hatte ich den Eindruck, als würde der
große Schirm sie neugierig machen.
Blick in die 1000 m tiefe Schlucht
Eine grüne Insel ist am Grund erkennbar und riesige schwarze rauchende Flächen an den Seiten, auf denen das widerborstige halbverdorrte Ichu-Gras und Dornbüsche von den Indios abgebrannt werden, um fruchtbares Land zu gewinnen.
Blick in den Canyon
Anfangs kann ich mich noch in den Aufwinden oberhalb des Canyon-Randes halten, ein guter Ort zum Fliegen. Dann sinke ich unter den Canyonrand ab, und von da an wird es schwieriger. Die Aufwinde sind zu dicht an den Felswänden. Die Condore können das mit ihrer, zumindest im Vergleich mit dem Gleitschirm, kleineren Größe besser nutzen. In der Mitte wird es dann sehr turbulent und geht rapide abwärts. In den Canyon hinein zu fliegen ist wirklich wenig empfehlenswert.
Weiter hinab...
Landung dann mit Klappern nur noch halb kontrolliert im Paradies: Eden heißt dieses Ressort hier in der grünen Insel Sangalle auf dem Canyongrund 1000 m weiter unten. Ich lande genau zwei Meter vom Schwimmbad entfernt. Fleißige Campesinos haben hier unten Erholungsstätten für Canyonwanderer gebaut. Auf einen fliegenden Besuch von oben waren sie nicht vorbereitet. Auf der gesamten Insel gibt es kaum freie Fläche. Alles ist mit Palmen, Sträuchern, Bambushütten und Swimmingpools (drei Stück) bedeckt.
Nach einer Verschnaufpause hier nochmal der Landeplatz, genau auf dem Fleck, wo die Schubkarre steht. Rückblickend keine so schlechte Punktlandung. Hier ein spektakuläres Video von nahezu demselben Flug (Lucius Donatus) bei etwas ruhigeren Bedingungen zehn Jahre später, inzwischen gibt es ein kleines Volleyballfeld...
Die Strafe für den turbulenten Flug, folgt nach dem Mittagessen und dem wundervollen Bad im lauwarmen Wasser: Die 1000 Höhenmeter in der Nachmittagshitze mit dem schweren Gepäck wieder hinauf. Später erzählt mir ein Bekannter, dass, während ich tief unten im Canyon mit Müh und Not am Manövrieren war, weiter oben majestätisch ruhig ein Condor über mir kreiste. Hat sich wahrscheinlich schwer amüsiert oder sich Hoffnung auf ein Frühstück gemacht.
Chivay
Zweiter Startplatz auf 3950 m, 150 m oberhalb des Cruz del Condor, um zu vermeiden, zum Landen in den Canyon hineinfliegen zu müssen. Die Landewiesen sind noch einmal 150 m tiefer als das Cruz, so dass 300 Höhenmeter zum Thermiksuchen verbleiben. In der schwachen Morgenthermik in der die Condore fliegen, ist das immernoch zu wenig. Nach drei Flügen hier, wechsele ich zu einem noch weiter höher gelegenen Platz auf 4300 m. Das erfordert wieder mühsames Dornbusch entfernen, aber von dort erfolgen dann die besten Starts zum Canyon hin.
Behagliches Nachtlager.
Aus dem Tagebuch:
"Träumen in der Abenddämmerung. Ein Andenfuchs läuft
vorrüber. Später lerne ich in Cabanaconde, dass Fuchs und Condor unbedingt zusammengehören. Zwar gibt
es genügend Gegenden
mit Füchsen ohne Condore, aber kaum umgekehrt: Der Condor zeigt dem
Fuchs durch sein Kreisen, dass ein Kadaver herumliegt und erst, wenn der Fuchs mit seiner
Witterung die Gegend für sicher befunden hat, und mit einem ersten Biss festgestellt hat, dass
das herumliegende Tier wirklich tot ist, erst dann lässt sich auch der äußerst bodenscheue
Condor nieder. (so zumindest erzählen es ein paar Biologen im Tal)
Kurs vor dem Einschlafen wischt schattengleich ein großer Eulenvogel über mich hinweg und macht mich noch einmal hellwach. In der Morgendämmerung werde ich vom Piepsen eines Kolibri in dem Busch mir gegenüber geweckt. Also es fliegen bei weitem nicht nur Kondore hier herum.
Wie in der Cordillera Negra bin ich beim Aufwachen mit einer dicken Rauhreifschicht bedeckt. Das Thermometer zeigt -16 Grad, aber eingerollt in den Gleitschirm ist es immernoch schön warm und vor allem windstill.
Am Morgen langes Warten auf den richtigen Wind. Zwei Condore fliegen dicht über mir vorüber, ziehen sich in eine kleine Nische zurück, um dort zu kreisen. Selbst wenn ich jetzt starten könnte, würde ich ihnen mit dem Gleitschirm dorthin nicht folgen wollen. Aber ich muss ohnehin weiter auf den Wind warten..."
Flug über dem Cruz del Condor
Blick in den Canyon
Suchbild mit Condor
Bei diesem, meinem wohl besten Flug gelingt es wenigstens einmal vier Runden mit einem jungen Condor im selben Aufwind zu kreisen. Nur kurz, aber immerhin. Alle Flüge hier sind bislang kurz gewesen, bis zu einer halben Stunde lang. Entweder sind die Aufwinde zu schwach, oder es wird gleich ziemlich anspruchsvoll zu fliegen.
Am Landeplatz (ich lande immer auf derselben Wiese) gibt es regelmäßig Damenbesuch von Misha. Ich schätze sie auf sieben Jahre. Geht schon zur Schule. Fragt viel, bleibt aber immer in achtungsvoller Entfernung.
Auch sie mit diesem schmuckvollen Hut der Lokaltracht. Als sie meinen suchenden Blick gen Himmel bemerkt sagt sie: "Heute gibt es keine Condore. Heute ist Sonntag, da ruhen sich die Condore in ihren Nestern aus."
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