VenezuelaVerletzte und Festnahmen bei erneuten Studentenprotesten

Mangelwirtschaft und Kriminalität haben die Venezolaner erneut auf die Straße getrieben. Sie fordern politische Reformen und den Rücktritt des Sozialisten Maduro.

Demonstranten und Polizeikräfte bei Protesten in der Anden-Stadt San Cristobal.

Demonstranten und Polizeikräfte bei Protesten in der Anden-Stadt San Cristobal.  |  © Carlos Eduardo Ramirez/Reuters

In Venezuela ist es am Jahrestag der gewalttätigen Proteste von Anhängern und Gegnern der Regierung zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. In der Hauptstadt Caracas setzten am Donnerstag Gegner von Präsident Nicolas Maduro Mülleimer in Brand und warfen Steine auf Sicherheitskräfte. Nach Angaben von Augenzeugen wurden mindestens sechs Menschen festgenommen. Zuvor hatten dort tausende Menschen für Maduro protestiert.

In der Stadt San Cristobal setzte die Polizei Tränengas gegen regierungskritische Demonstranten ein, die Brandsätze auf Beamte geworfen und Geschäfte geplündert hatten. Fünf Polizisten und drei Aktivisten wurden verletzt.

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Venezuela leidet unter hoher Inflation, Mangelwirtschaft und gestiegener Kriminalität. Der Ölpreis-Verfall hat die Haushaltsprobleme des Opec-Mitglieds zuletzt noch verschärft.

Venezolaner stehen in Schlangen vor Supermärkten an

Im Frühjahr 2014 waren 43 Menschen bei wochenlangen Protesten gestorben, darunter Unterstützer und Gegner Maduros. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Den ersten Toten hatte es am 12. Februar gegeben.

Bei den überwiegend von Studenten und Oppositionellen getragenen Protesten werden politische Reformen und auch der Rücktritt des Sozialisten Maduro gefordert. Er ist Nachfolger des verstorbenen Hugo Chavez. Maduro wirft seinen Gegnern indes vor, einen von den USA gestützten Staatsstreich zu planen.

Für den blühenden Schwarzmarkt ist auch die Tatsache verantwortlich, dass die Umtauschkurse für den Dollar staatlich vorgegeben werden. Seit Monaten müssen die Venezolaner in langen Schlangen vor Supermärkten anstehen. Viele Produkte wie Mehl, Milch und Hygieneartikel sind knapp, da es zu wenig Devisen für den Import gibt.

Freihandel soll Entspannung bringen

Der Freihandel soll nun erstmals etwas Entspannung auf dem Devisenmarkt bringen. Am ersten Tag des freien Kurses blieb der Dollar unter dem hohen Schwarzmarktkurs. Wie die Zentralbank des ölreichen, aber devisenknappen Landes am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte, wurde der US-Dollar auf dem neuen Devisenmarkt mit 170,03 Bolívar gehandelt. Der Parallelkurs auf dem Schwarzmarkt liegt derzeit bei etwa 190 Bolívar. 

Der offizielle Kurs von 6,30 Bolivar pro Dollar für Importe von Lebensmitteln und Medikamenten wird dennoch beibehalten. Die Venezolaner dürfen zudem auch weiterhin nur etwa 3000 Dollar pro Jahr für Auslandsreisen und 300 Dollar für Online-Käufe tauschen.

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  • Quelle ZEIT ONLINE, Reuters, dpa, tsch
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