Rheinhessen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dieser Artikel befasst sich mit der Region Rheinhessen; zu weiteren Bedeutungen gleichnamiger Begriffe siehe Rheinhessen (Begriffsklärung).
Rheinhessen
Logo der Rheinhessen-Vermarktung (seit 2007)

Rheinhessen ist eine Region am nordwestlichen Ende des Oberrheingrabens mit etwas mehr als 600.000 Einwohnern. Der Name verweist auf die historische Zugehörigkeit des Gebietes als Provinz Rheinhessen zum Großherzogtum Hessen von 1816 bis 1919 und nachfolgend zum Volksstaat Hessen bis 1945. Dies führt bisweilen heute noch zu Verwechslungen bei der regionalen Zuordnung. Nach ihr sind auch benannt der ehemalige rheinland-pfälzische Regierungsbezirk Rheinhessen und das Weinbaugebiet Rheinhessen.

Geographie[Bearbeiten]

Lage und Struktur[Bearbeiten]

Rheinhessenlandschaft

Rheinhessen wird im Norden und Osten vom Rhein, im Westen ungefähr von Nahe und Alsenz begrenzt. Die südliche Grenze ist bei der Mündung der Isenach in den Rhein. Die Fläche erstreckt sich über rund 1400 km² zwischen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz und den Städten Alzey, Bingen am Rhein und Worms. Weitere größere Orte in der Region sind Ingelheim am Rhein, Nierstein, Oppenheim, Bodenheim und Nackenheim (alle am Rhein gelegen) sowie Osthofen, Nieder-Olm, Wörrstadt und Westhofen. Der geographische Mittelpunkt von Rheinhessen befindet sich auf der Gemarkung von Gabsheim.

Gewässer[Bearbeiten]

Neben dem Rhein sind die drei bedeutendsten rheinhessischen Gewässer die Selz, der Wiesbach und der Appelbach. Kleinere Gewässer sind beispielsweise der Seebach, die Pfrimm, der Eichelsbach oder der Mühlbach. In Rheinhessen liegen noch die Mündungsgebiete von Eisbach (Rhein), Eckbach (Rhein) und Isenach.

Inseln[Bearbeiten]

Rheininseln Sändchen (vorne) und Kisselwörth (dahinter), Nackenheim (rechts gelegen)

Die Inseln Kisselwörth (35 ha) und Sändchen trennen Nackenheim vom Rheinhauptstrom. Die beiden Binneninseln stehen unter Naturschutz. Früher wurde das Gebiet landwirtschaftlich genutzt, heute befinden sich dort Streuobstwiesen. Im Zuge der Rheinbegradigung vergrößerte man die Inseln Kisselwörth und Sändchen durch Uferaufschüttungen und Stromleitwerke. Stündlich setzt ein Boot des DLRG-Vereins die Besucher kostenlos über.

Am Inselrhein zählen u.a. Illmenaue, Fulder Aue und Königsklinger Aue zur rheinland-pfälzischen Region Rheinhessen.

Historisch zählten zur Provinz Rheinhessen auch die heute zu Hessen gehörenden Inseln Petersaue bei Mainz, Maaraue an der Mainmündung, Bleiaue bei Gustavsburg, Nonnenau/Langenau bei Ginsheim und die künstlich durch den Rheindurchstich entstandene Insel Kühkopf. Ebenfalls zu Rheinhessen gehören zahlreiche ehemalige Auen, die nach der Rheinbegradigung dauerhaft mit den Ufern verbunden wurden, wie die Haderaue bei Budenheim, die Ingelheimer Aue bei Mainz und der Ibersheimer Wörth bei Worms.

Erhebungen[Bearbeiten]

Blick in das Selztal bei Dolgesheim. Am Horizont ist das Rheingaugebirge zu erahnen.

Rheinhessen wird auch als Land der tausend Hügel bezeichnet. Es wird fast vollständig durch das Rheinhessische Hügelland eingenommen. Dieses hat überwiegend den Charakter einer vielfach zertalten Hochfläche, deren Niveau zwischen 250 und 270 Höhenmeter erreicht. Die höchsten Erhebungen sind der Kappelberg (358 m ü. NN) südwestlich von Alzey und liegen ansonsten im Südwesten in der Rheinhessischen Schweiz, wo bei Fürfeld das Köpfchen (330 m ü. NN) und der Eichelberg (320,3 m ü. NN) liegen und der Wonsheimer Wald an einigen Stellen 325 Höhenmeter erreicht.

Böden[Bearbeiten]

Rheinhessen verfügt vornehmlich über Lössböden, aber auch Mergel mit großem Lehmanteil. Die Gesteine im Untergrund stammen überwiegend aus dem Tertiär. Zu dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Rheinhessen von einem Meer bedeckt (Mainzer Becken). Im frühen Tertiär wurden hier vor allem Tone und Sande abgelagert, später Kalke (Kalktertiär), die heute noch im nördlichen Teil Rheinhessens, bei Ingelheim und Gau-Algesheim, den Anstieg zum Rheinhessischen Hügelland markieren.[1]

Klima[Bearbeiten]

Durch seine geschützte Lage im Lee von Hunsrück, Taunus, Odenwald und Nordpfälzer Bergland gehört Rheinhessen zu den wärmsten und trockensten Gebieten Deutschlands, was den Wein- und Obstanbau begünstigt.

Rheinhessen ist – u. a. wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung – das mit ungefähr fünf Prozent seiner Fläche am geringsten bewaldete Gebiet in Deutschland. Starke Regenfälle sind die Ausnahme und treten meist nur im Sommer auf, in der Regel in Verbindung mit Gewittern.

Die durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt in Rheinhessen etwa 1600 Stunden, die Vegetationszeit etwa 240 Tage. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 10,5 °C und damit auch über dem Durchschnitt von ganz Deutschland.

Geschichte[Bearbeiten]

Fundstellen und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten]

Dom St. Peter zu Worms

Rheinhessen bietet vorgeschichtlich wie geschichtlich aufschlussreiche Fundstellen. Aus prähistorischer Zeit sind z. B. die Weinheimer Trift bei Alzey, der sogenannte Ur-Rhein bei Eppelsheim („Dinotherium“) und das Brandungskliff am Steigerberg bekannt.

Die immer stark besiedelte Region bringt Funde aus allen geschichtlichen Perioden hervor, von steinzeitlichen Gräberfeldern bei Flomborn über keltische Schatzfunde bei Planig und römische Tempel und Theater in Mainz bis hin zu dem fränkischen Fürstengrab von Flonheim. Bei der Fränkischen Reichsteilung des Fränkischen Reiches Karl des Großen mit dem Vertrag von Verdun 843 erhielt Ludwig der Deutsche das Ostfrankenreich. Der Grenzverlauf wurde genau festgelegt: „alles jenseits des Rheins, dazu diesseits die Städte und Gaue von Speyer, Worms und Mainz“. Bereits damals muss das spätere Rheinhessen eine besondere Bedeutung gehabt haben.

Zwei der drei romanischen Kaiserdome stehen hier, in Mainz und Worms.

Als Durchzugsgebiet entlang und auf dem Rhein hat Rheinhessen viele Einflüsse und Völkerschaften seit den Römern erlebt. Der aus Nackenheim bei Mainz stammende Carl Zuckmayer brachte dies in Des Teufels General auf die Formel vom Rhein als „Kelter Europas“. Neben vielen Einflüssen besonders hervorzuheben ist die lang andauernde Besiedlung durch Juden, deren Spuren an manchen Stellen zu finden sind, besonders eindrucksvoll aber in Worms mit dem ältesten Judenfriedhof Europas und der bald tausendjährigen Synagoge.

Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg suchte der 15. Pfälzische Kurfürst Karl Ludwig einen neuen Standort für sein zerstörtes Heidelberger Schloss. Der Stadt Worms machte er 1659 das Angebot, dort seine Hauptstadt mit Residenz, Universität und Zitadelle zu errichten. Worms mit den vielen Reichstagen gab sich kaisertreu und lehnte den Wunsch ab. Auch ein Jahr später ließen sie sich nicht umstimmen.[2] Daraufhin plante und errichtete ab 1720 Karl Philipp die zweitgrößte europäische Residenz in Mannheim. Der Wormser Weihbischof Johann Baptist Gegg konnte nur noch den Grundstein segnen. Die kurpfälzischen Orte mussten zwischen 1723 und 1755 ein Schloßbauregister führen und entsprechende Abgaben für diesen Neubau erbringen.

Entstehung des Namens[Bearbeiten]

Rheinhessen entstand unter diesem Namen nach 1815, als die vorher politisch stark zersplitterte Region erstmals vereinigt und dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen wurde, das sich dadurch über den Rhein hinaus ausdehnte. Teile Rheinhessens gehörten vor der französischen Revolution zu den linksrheinischen Gebieten der Kurpfalz, von Kurmainz oder des Hochstiftes Worms. Rheinhessen blieb bis 1945 beim dann so genannten Volksstaat Hessen. Durch die Grenzziehung zwischen französischer und amerikanischer Besatzungszone wurde es dann (mit Ausnahme der rechtsrheinischen Stadtteile von Mainz und des bis dahin zu Guntersblum gehörigen Kühkopfs) von Hessen getrennt und war ab 1946 einer von fünf Regierungsbezirken des neugeschaffenen Landes Rheinland-Pfalz. Dieser Regierungsbezirk Rheinhessen umfasste die kreisfreien Städte Mainz und Worms sowie die Landkreise Alzey, Worms, Mainz und Bingen, die in der Kreisreform von 1969 zu den zwei Landkreisen Alzey-Worms und Mainz-Bingen zusammengefasst wurden. Der Landkreis Oppenheim war bereits 1938 aufgelöst und auf die beiden Landkreise Mainz und Alzey verteilt worden.

Bei dem Volksbegehren über eine eventuelle Länderneugliederung im April 1956 wollten 20,3 % der Rheinhessen wieder zu Hessen gehören. Damit wurde das erforderliche Quorum für eine veränderte Grenzziehung aber nicht erreicht.

Verwaltungsreform[Bearbeiten]

Brieffrankierstempel: Rheinhessenwein aus der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach

Im Zuge der Verwaltungsreform von Juni 1969 veränderte sich das Gebiet von Rheinhessen geringfügig: Mauchenheim kam von der Pfalz zu Rheinhessen, die Gemeinden Ippesheim, Bosenheim und Planig wurden nach Bad Kreuznach eingemeindet und gehören seitdem zum Weinbaugebiet Nahe. Neun andere aus den Landkreisen Bingen und Alzey in den Landkreis Bad Kreuznach umgegliederte Gemeinden wurden verwaltungsmäßig in der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach zusammengefasst und zählen weiterhin zum Weinbaugebiet Rheinhessen.[3] Im Gegenzug erhielt der Kreis Mainz-Bingen links der Nahe gelegene Gemeinden, die zuvor zum Regierungsbezirk Koblenz gehört hatten, insbesondere Bingerbrück und Bacharach. Darüber hinaus wurden kleine, nahe beieinander liegende Orte zusammengelegt, wie zum Beispiel Dittelsheim und Heßloch zu Dittelsheim-Heßloch.

Etymologie der Ortschaften auf -heim[Bearbeiten]

Die meisten Ortschaften Rheinhessens enden auf den Wortteil -heim. Dies wird auf fränkische Zeiten zurückgeführt, als es im 5. und 6. Jahrhundert üblich war, Siedlungen oder Höfe nach ihrem jeweiligen Herrn zu benennen. So entwickelte sich beispielsweise Ingelheim am Rhein aus dem vermuteten Namen Ingilo über mehrere Stufen zum heutigen Namen der Stadt.

Andere Ortsnamen, wie der von Bingen (Bingium) oder Finthen (Fontanetum), sind römischen Ursprungs, manche gehen auf keltische Bezeichnungen zurück, wie Mainz (römisch Mogontiacum, abgeleitet von keltisch Mogon), Worms (Borbetomagus) und Alzey (Altiaia).

Israeliten (Juden) hatten lange Zeit keine Familiennamen gehabt. Um Verwechslungen auszuschließen, wurde schließlich oft der Geburts- oder Aufenthaltsort hinzugefügt. Endgültig befahl Napoleon den Juden, sich einen Familiennamen beizulegen. Deshalb wurden sie 1808 amtlich vorgeladen, um sich ihre Vor- und Familiennamen selbst auszuwählen.[4]

Ca. 40 % der rheinhessischen Familiennamen sollen auf Ortsnamen zurückgehen.[5] Hierzu gehören beispielsweise:

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten]

Vermarktung[Bearbeiten]

Fahne der Rheinhessen-Vermarktung

Um die Vermarktung Rheinhessischer Dienstleistungen und Waren kümmert sich die Rheinhessen-Vermarktung mit Sitz in Ingelheim. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Rheinhessen-Touristik GmbH aus Ingelheim sowie Rheinhessen-Marketing e. V. und Rheinhessenwein e. V., beide aus Alzey.

Landwirtschaft und Weinbau[Bearbeiten]

Weinberge bei Stadecken-Elsheim

Rheinhessen ist mit 26.281 Hektar[6] Rebfläche das größte Weinbaugebiet in Deutschland. Seit Mai 2008 sind Mainz und Rheinhessen Mitglied im Great Wine Capitals Global Network (GWC)[7] - einem Zusammenschluss der bekanntesten Weinbaustädte weltweit.

Daneben werden vor allem Zuckerrüben (daher der Spruch „Rheinhessen – das Land der Reben und Rüben“), aber auch Obst (hier hauptsächlich Äpfel), Spargel, Sonnenblumen und Getreide wie Weizen, Gerste und Mais, außerdem Raps angebaut.

Die Vereinigten Großmärkte für Obst und Gemüse Rheinhessen sind die europaweit größte Vermarktungsorganisation für Sauerkirschen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Ingelheim am Rhein.

Verkehr[Bearbeiten]

Straßenverkehr[Bearbeiten]

Für den Straßenverkehr führen die Autobahnen 60, 61, 63 und 643 sowie die Bundesstraßen 9, 40 (welche teilweise mit der alten Kaiserstraße identisch ist), 41, 47, 271, 420 sowie ein Teilstück der Deutschen Alleenstraße durch Rheinhessen. Daneben gibt es noch viele Landes-, Land- und Kreisstraßen.

Öffentlicher Personennahverkehr[Bearbeiten]

Dem öffentlichen Personennahverkehr dienen die Omnibuslinien der ORN und BRN. Im Zugverkehr gibt es die Bahnstrecken Alzey–Mainz, Rheinhessenbahn, Mainz–Ludwigshafen und die Linke Rheinstrecke.

Folgende Verkehrsverbünde überschneiden sich in Rheinhessen: Rhein-Main-Verkehrsverbund, Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund und Verkehrsverbund Rhein-Neckar.

Stillgelegte Bahnstrecken[Bearbeiten]

(ehemalige) Bahnstrecken in Rheinhessen

Einige Bahnstrecken wurden stillgelegt und meist rückgebaut; dazu zählen: Zuckerlottche/Selztalbahn, Osthofen–Gau-Odernheim, Gickelche, Bawettche, die Bahnstrecke Worms–Grünstadt, die Altrheinbahn von Guntersblum nach Osthofen über Eich, die Strecke von Köngernheim nach Nierstein (Valtinche), die Bahnstrecke Worms–Gundheim, die Bahnstrecke Alzey–Bodenheim und die Wiesbachtalbahn.

Rad- und Wanderwege[Bearbeiten]

  • Rheinradweg, linksrheinische rheinhessische Teilstrecke Worms, Mainz, Bingen, des internationalen Weges
  • Hiwwel-Route: Von Bingen am Rhein – Mainz – Wörrstadt – Bockenheim – Alzey – Monsheim nach Worms.
  • Selztal-Radweg: Von der Quelle in Orbis entlang der Selz nach Ingelheim am Rhein.
  • Obstroute-Rad-Rundweg: Ingelheim – Gau-Algesheim – Engelstadt – Wackernheim – Heidesheim – Ingelheim
  • Mühlen-Radweg: Framersheim – Gimbsheim
  • Rheinterrassen-Radweg: Mainz – Worms (oft Rhein abgewandter Höhenweg mit Rheinblick)
  • Auf stillgelegten Bahnstrecken der Amiche-Radweg und der Valtinche-Radweg.

Zwei Fernwanderwege nehmen ihren Ausgang in Rheinhessen bei Bingen:

Vier Rundwanderwege mit 10 – 12 km, Hiwweltouren genannt, können im Selztal und um Stadecken-Elsheim erwandert werden.[8] [9] [10]

Medien[Bearbeiten]

Print[Bearbeiten]

In Rheinhessen erscheinen die Tageszeitungen und Anzeigenblätter der Rhein Main Presse und der Rhein-Zeitung, diese hatte bis Ende 2013 eine Lokalausgabe für Mainz, seitdem wird die Überregionale Ausgabe herausgegeben. Zusätzlich geben die jeweiligen Städte und Verbandsgemeinden eigene Nachrichtenblätter mit amtlichen und nichtamtlichen Bekanntmachungen im wöchentlichen Rhythmus heraus.

Hörfunk[Bearbeiten]

Empfangbar sind die Rundfunkprogramme des öffentlich-rechtlichen Südwestrundfunk. In Rheinnähe ist auch der Hessische Rundfunk und teilweise auch der Bayerische Rundfunk empfangbar. Private Radiosender sind Radio RPR mit Regionalstudio Mainz, bigFM und Rockland Radio. Des Weiteren können auch noch Radio Regenbogen und sunshine live aus Baden-Württemberg, Hit Radio FFH und planet radio aus Hessen und Antenne Bayern empfangen werden. Im UKW-Bereich ist auch der American Forces Network empfangbar.

Fernsehen[Bearbeiten]

In Mainz haben die öffentlich-rechtlichen Anstalten ZDF und der Südwestrundfunk Rheinland-Pfalz ihren Sitz. Im Kabelnetz können zusätzlich regionale Offene Kanäle sowie der regionale Privatsender K3 Kulturkanal empfangen werden. Seit Dezember 2007 ist der terrestrische Empfang über DVB-T des Sender Donnersberg und bei vorhandener Dachantenne die meist aus Hessen stammenden Sender Hohe Wurzel bei Wiesbaden, Sender Feldberg im Taunus und des Europaturm in Frankfurt am Main, möglich. Siehe auch DVB-T Rhein-Main.

In Mannheim hat das private und regionale Rhein-Neckar Fernsehen seinen Sitz und sendet von der Metropolregion Rhein-Neckar in die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Online[Bearbeiten]

Auch verschiedene reine Online-Medien etablieren sich seit Anfang der 2010er Jahre zunehmend in Rheinhessen. Im Bereich des partizipativen Journalismus wären das Bürgerjournalismus-Portal Wir-in-Rheinhessen[11] oder die Mitmachzeitung Mainz.[12] Beide Seiten bieten Bürgern die Möglichkeit an, sich selbst als Autoren zu betätigen.

Kultur[Bearbeiten]

Etliche kulturelle Prägungen erfuhr Rheinhessen während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen. Unter anderem an der Architektur von Amtsgebäuden, Kirchen oder Bahnhöfen, der gehäuften Benennung von Straßen nach hessischen Persönlichkeiten wie Großherzog Ernst Ludwig oder Wilhelm Leuschner, auch an der ungewöhnlichen Schreibung von Ortsnamen-Präfixen mit Bindestrich (vgl. Gau-Algesheim mit Waldalgesheim, Nieder-Wiesen mit Oberwiesen etc.) sind diese Einflüsse noch ablesbar, welche Rheinhessen vom übrigen Rheinland-Pfalz unterscheiden.

Kirchen[Bearbeiten]

In der evangelischen und der katholischen Kirche lebt die hessische Tradition bis heute in der Zugehörigkeit zu der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beziehungsweise dem Bistum Mainz fort.

Das Kirchweihfest, das heute überwiegend weltlichen Charakter hat, nennt man in Rheinhessen kurz Kerb. In kleineren Gemeinden ist dies oft die Hauptveranstaltung im Laufe des Jahres. Das ursprüngliche Fest der Kirchweihe wurde meistens in der Zeit nach der Getreideernte und vor der Weinlese gefeiert. In wenigen Fällen kann man heute noch den kirchlichen Ursprung erkennen wie in Worms-Ibersheim, wo Maria Himmelfahrt, der 15. August, der Festtermin ist.

Sprache[Bearbeiten]

Der rheinhessische Dialekt gehört zu den rheinfränkischen Dialekten und ist auch mit dem Südhessischen verwandt. Innerhalb dieser Regionalsprache ist als Lokalsprache das Wormser Platt bekannt. Zwischen dem Rheinhessischen und dem Vorderpfälzischen ist eine Sprachgrenze. Im Vorderpfälzischen ist Melodie in der Sprache.

Küche[Bearbeiten]

Dibbehas, Karikatur von André Gill

Jede Region hat im Laufe der Zeit, je nach Geografie, Klima, Böden, Jahreszeit und Wohlstand eine bestimmte Kochkunst hervorgebracht. Diese unterscheidet sich in Hausmannskost mit einfachen Lebensmitteln oder in kulinarische Spezialitäten zu festlichen Anlässen. Auch Rheinhessen hat für seine Region reichliche Spezialitäten, wobei Weck, Worscht un Woi, mindestens durch die Mainzer Fastnacht überregionale Bedeutung erlangte.

  • Backesbroode – ein mit Kartoffeln und Speck gefüllter Braten
  • Backesgrumbeere – gewürzter Kartoffelauflauf mit Speck, Wein und saurer Sahne
  • Bremser oder Bitzler – Federweißer
  • Dibbehas – Hase im Topf („Dibbe“), mit Hase (Wildhase, Kaninchen), Gewürzen und wahlweise mit Wein
  • Gemüsespargel
  • Hackesweck – Brötchen mit stark gewürztem Mett und Zwiebeln
  • Handkäs mit Musik – Mainzer Roller eingelegt in Essig, Öl und Zwiebeln (Musik entsteht durch Flatulenz)
  • Kräppel, Siedegebäck der Fastenzeit
  • Schales
  • Spundekäs – besteht aus Frischkäse, Paprika, Zwiebeln und anderen Gewürzen
  • Weck, Worscht un Woi, literarisch bekannte rheinhessische Zwischenmahlzeit (Schnell-Imbiss, Snack, Fast Food)
  • Weingelee
  • Weinsuppe
  • Wingertsimbs – typische Weinbergsmahlzeit (Imbiss)
  • Wingertsknorze – Roggenbrötchen mit Speck und Zwiebeln
  • Woihinkelsche, ursprünglich aus dem Elsass (Coq au vin à l’alsacienne), jedoch obligatorisch mit Huhn und Weißwein; nicht zu verwechseln mit dem Weinhähnchen, einem Insekt
  • Zwiwwelkuche – Zwiebelkuchen

Trinkkultur beim Wein[Bearbeiten]

Für den Genuss von Wein gibt es regionale Besonderheiten, die auf traditionellen Festen erkennbar sind. In Rheinhessen ist das übliche Trinkgefäß für Wein das Piffche mit 0,1 l Inhalt, aus dem man im Stehen trinkt, wie am Wormser Backfischfest. In anderen Regionen herrschen andere Trinkkulturen vor. Bei dem Dürkheimer Wurstmarkt, nur ca. 25 km von Worms entfernt und zwei Wochen später, trinkt man aus dem Dubbeglas mit 0,5 l und im Sitzen. Im schwäbisch-alemannischen Raum trinkt man Viertele bei den Dorffesten, die man Hockete oder Hock nennt. - Daraus lässt sich ableiten, dass die Rheinhessen, im größten Weinanbaugebiet Deutschlands, standhafte Genießer sind.

Regionalbibliothek für Rheinhessen[Bearbeiten]

Stadtbibliothek Mainz

Die Stadtbibliothek Mainz sammelt in ihrer Funktion als Regionalbibliothek Regionalliteratur über Mainz und Rheinhessen - alles, was an Gedrucktem zu Mainz und der Region Rheinhessen erschienen ist und erscheint, so auch Schriften über die rechtsrheinisch gelegenen ehemaligen Stadtteile von Mainz oder über die Territorien des Mainzer Kurfürstentums. Unterstützt wird diese regionale Sammeltätigkeit durch das Pflichtexemplargesetz, das die Ablieferung von Veröffentlichungen aus der Region Rheinhessen vorschreibt.

Museen[Bearbeiten]

Historische Sammlungen gibt es auch in Rheinhessen reichlich, um Zeugnisse der Geschichte aufzubewahren, damit sie zu besonderen Anlässen präsentiert werden können. Neben den Museen, mit nationaler und internationaler Bedeutung, sind noch Museen für spezielle Sammlungen vorhanden. Die allgemeine historische Entwicklung wird für die Nachwelt in ca. 20 Heimatmuseen dargestellt und meist von Förder- oder Heimatvereinen unterstützt oder sogar eigenständig getragen. Diese Einrichtungen und Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes ihrer Heimat.

Alzey
  • Museum der Stadt Alzey: Kultur- und Naturgeschichte, römische Steindenkmale
Bingen am Rhein
  • Historisches Museum am Strom der Stadt Bingen: Hildegard von Bingen, Rheinromantik, Stadtgeschichte
  • Stefan-George-Museum der Stefan-George-Gesellschaft: Schreibpult, Bibliothek, Plastiken
Bodenheim
  • Deutsches Pumpenmuseum, mit Förderverein auf dem Gelände der Firma Hilge: Geschichte der Pumpen
  • Heimatmuseum, mit Förderverein: Förderung, Pflege und Entwicklung der Heimat- und Ortsgeschichte
Erbes-Büdesheim
Eich (Rheinhessen)
  • Museum des Heimat- und Kulturvereins: Ortsgeschichte, Arbeitswelt, urzeitliche Funde aus Kiesbaggerei
Eppelsheim
Flörsheim-Dalsheim
  • Weinmuseum im Weingut Schales: Weinanbau und Weinkultur des traditionsreichen Familienbetriebes
Flonheim
  • Ortsmuseum und Infothek Flonheim mit Förderverein: Entstehung der Weinkulturlandschaft
Gau-Algesheim
Gimbsheim
  • Museum der Verbandsgemeinde Eich: Naturgeschichte (Mammut), Archäologie, Ausstellungen
Horrweiler
Ingelheim am Rhein
Mainz
Nackenheim
Nieder-Olm
  • Kulturschmiede Wettig, eine Initiative der Stadt: historische Schmiede, zeitgenössische Ausstellungen
Nierstein
Ober-Flörsheim
  • Heimatmuseum in der historischen Kommenturei der Deutschordenskommende, mit Heimat- und Kulturverein
Oppenheim
Osthofen
  • KZ Osthofen, NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz, mit Förderverein Projekt Osthofen
Undenheim
  • Heimatmuseum, mit Heimat- und Kulturverein: Brauchtum, Volks- und Heimatkunde, Ortsgeschichte
Worms
  • Siehe: Worms/Sehenswürdigkeiten und Kultur/Museen
Worms-Abenheim
  • Heimatmuseum des Heimatvereins: Besiedlungsgeschichte, Ortsgeschichte, Skulpturenweg
Worms-Herrnsheim
  • Heimatmuseum des Heimatkreises: Familie Dalberg, Handwerksberufe, Fotografien
Worms-Horchheim
  • Heimatmuseum, von Edmund Heusser gegründet: Arbeit bei Firma Pfeiffer & Diller, Funde ab der Steinzeit
Worms-Pfeddersheim
  • Schulmuseum, Sammlung von Professor Bertlein: Volksschule wie vor 100 Jahren
Worms-Weinsheim
  • Heimatmuseum, von Edmund Heusser gegründet: Funde ab der Steinzeit, über Mittelalter bis Neuzeit

Persönlichkeiten[Bearbeiten]

(chronologisch)

siehe auch Kategorie:Person (Rheinhessen)

Literatur[Bearbeiten]

  • Johann Goswin Widder: Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine, mit den Oberämtern Alzey, Oppenheim u. a., Band 3, 1787.
  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Gießen 1905
  • Hess. Weinbauverband, Oppenheim: Die Rheinweine Hessens, Rheinhessen und die Bergstrasse. Mainz 1927.
  • Paul Kadel: Beiträge zur rheinhessischen Winzersprache. Gießen 1928.
  • Hans Walter Rüdinger: Erzeugung und Absatz von Obst im rheinhessischen Anbaugebiet. Diss. 1939.
  • Henning Kaufmann: Rheinhessische Ortsnamen. München 1976.
  • Klaus Dietrich Hoffmann: Die Geschichte der Provinz und des Regierungsbezirks Rheinhessen 1816–1985. Alzey 1985.
  • Helmut Schmahl [2]: Verpflanzt, aber nicht entwurzelt: Die Auswanderung aus Hessen-Darmstadt (Provinz Rheinhessen) nach Wisconsin im 19. Jahrhundert. Frankfurt/Main (u. a.) 2000 (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte, 1)[15]
  • Volker Gallé [3]: Rheinhessen. Kunst-Reiseführer. Kultur und Geschichte im Hügelland zwischen Worms und Bingen, Mainz und Alzey. 3. Auflage. Hamm am Rhein 2004, ISBN 3-935651-00-7.
  • Gunter Mahlerwein: Die Herren im Dorf. Bäuerliche Oberschicht und ländliche Elitenbildung in Rheinhessen 1700–1850. Mainz 2001 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte; Abt. Universalgeschichte, 189)
  • Heinz Leiwig:
  • Franz Maier: Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihre Gliederung im Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. Mainz 2007, ISBN 978-3-7758-1407-2.
  • Ernst Probst: Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren. München 2009.

Siehe auch[Bearbeiten]

 Portal: Rheinhessen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Rheinhessen

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Rheinhessen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Rheinhessen – Quellen und Volltexte
 Portal: Rheinhessen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Rheinhessen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. nach Falke: Geologischer Führer von Rheinhessen. 1960.
  2. Friedrich Peter Wundt, Daniel Ludwig Wundt: Versuch einer Geschichte des Lebens und der Regierung Karl Ludwigs Kurfürst von der Pfalz, Genf, bei H. L. Legrand, 1786, S. 143–145; Ludwig Häusser: Geschichte der Rheinischen Pfalz, 2. Band, 1856, S. 644–645.
  3. siehe auch die Präsentation auf dem Internetauftritt der Verbandsgemeinde: [1]
  4. Samson Rothschild (1848–1939), Lehrer in Worms: Die Familiennamen der Wormser Israeliten im Jahre 1808, "Vom Rhein", Worms Januar 1911, S. 2–3.
  5. Hinweis von Familienforscher Dr. Werner Grimm, Worms/Mainz
  6. Bestockte Rebfläche, Stand: 2006
  7. Pressemitteilung der Stadt Mainz vom 19. Mai 2008
  8. Hiwweltour. Tourenplaner Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 31. Januar 2014.
  9. Hiwweltouren in Rheinhessen. Website von Rheinland-Pfalz Tourismus. Abgerufen am 31. Januar 2014.
  10. Selztal-Terroir-Routen. Website der Rheinhessen-Touristik. Abgerufen am 31. Januar 2014.
  11. Wir-in-Rheinhessen
  12. Mitmachzeitung Mainz
  13. Stammsitz von Hausen: heutiges Mannheim, Rheinhäuser Hof, Burgstrasse; Hansjörg Probst in: Mannheim vor der Stadtgründung, Teil II, Band 1, 2006, S. 104-105
  14. Manfred Günter Scholz: Leiningen, Friedrich II. zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 145 (Digitalisat).
  15. Helmut Schmahl; Verpflanzt, aber nicht entwurzelt: Die Auswanderung aus Hessen-Darmstadt (Provinz Rheinhessen) nach Wisconsin im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main (u. a.) 2000 (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte, 1)