Oberbayern


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Polizeieinsatz Burghausen Suspendierung nach tödlichem Schuss

Nach dem tödlichen Schuss eines Zivilfahnders auf einen mutmaßlichen Drogendealer ist der Polizeibeamte vorübergehend vom Dienst suspendiert worden. Das Rätselraten über die tragisch missglückte Festnahme geht weiter.

Stand: 01.08.2014

Die beamtenrechtliche Verfügung der vorübergehenden Freistellung vom Dienst sei keine Vorverurteilung und auch keine disziplinarrechtliche Maßnahme, so das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd in Rosenheim. Ob es weitere dienstrechtliche Schritte gegen den Beamten gibt, hängt von den laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Traunstein und des Bayerischen Landeskriminalamts ab.

Auf die Beine gezielt - am Kopf getroffen

Nach Angaben der Polizei wollten zwei Beamte einer Zivilen Einsatzgruppe am Freitagabend (25.07.14) den mit Haftbefehl gesuchten Mann im Hof eines Wohnblocks festnehmen. Als der 33-Jährige zu flüchten versuchte, gab einer der Polizisten zunächst einen Warnschuss ab und schoss dann gezielt auf den Mann. Er selbst gab an, auf die Beine geschossen zu haben, tatsächlich wurde der Flüchtende jedoch von hinten am Kopf getroffen. Dabei erlitt er eine so schwere Verletzung, dass er noch vor dem Eintreffen eines Notarztes verstarb.

Verfahren gegen Beamten eingeleitet

Das Gutachten des Münchner Instituts für Rechtsmedizin zum Abschluss der Obduktion liegt nach Angaben des Landeskriminalamts noch nicht vor. Gegen den Polizeibeamten wurde ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Das Sachgebiet Interne Ermittlungen Südbayern des LKA arbeitet den Fall polizeiintern auf. Es will nun alle eingesetzten Beamten und mögliche Zeugen vernehmen, die bei der Aktion dabei waren. Außerdem wird ein Schussgutachten erstellt.

Demonstration gegen Vorgehen der Polizei

Am Samstagabend (26.07.14) hatten sich offenbar spontan rund 50 Personen vor der Polizeiinspektion in Burghausen versammelt. Die Gruppe äußerte lautstark ihren Unmut über den Tod des 33-Jährigen und kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. Anschließend zogen die Protestierer zur Stadtmitte. Der Verkehr musste kurzzeitig umgeleitet werden. Erst nach intensiven Gesprächen mit Polizeibeamten löste sich die Demo auf. Innerhalb kürzester Zeit wurden zahlreiche Polizeikräfte aus benachbarten Dienststellen zur Unterstützung nach Burghausen beordert.

"Die Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs muss überprüft werden. Wir sind sehr an einer Aufklärung interessiert."

Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd

Opfer stand länger auf der Fahndungsliste

Laut Polizeipräsidium Rosenheim handelt es sich bei dem erschossenen Mann um einen mutmaßlichen Drogenhändler. Nach dem 33-Jährigen war nach Polizeiangaben seit längerem gefahndet worden. Zivilfahnder waren am Freitag in Burghausen auf ihn aufmerksam geworden. Im Hinterhof eines Anwesens sollte er schließlich festgenommen werden.

Handelte der Beamte aus Notwehr?

Ob der Beamte angegriffen oder bedroht worden war, ist nicht bekannt. Viele Bewohner des Anwesens sollen Zeugen des Vorfalls geworden sein. Bis in die späte Nacht wurden am Freitag Vernehmungen durchgeführt und Spuren gesichert. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks war der Mann offensichtlich nicht bewaffnet. Bei den beiden Beamten handelt es sich um Angehörige der Zivilen Einsatzgruppe einer benachbarten Polizeiinspektion. Beide standen nach dem Vorfall unter Schock und leisten derzeit keinen Dienst. Vertreter der Staatsanwaltschaft Traunstein und Ermittler des Landeskriminalamts aus München haben die Ermittlungen in dem Fall übernommen.


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