Zeitgeschehen, Fotografie, Motorradtouren und Ausflugsziele, Rezensionen

6 Rezensionen und persönliche Meinungen

1 2 3 7

“Schneckenmühle”, Roman von Jochen Schmidt

.

Beinahe erkenne ich mich selbst wieder ;-)

http://www.amazon.de/Schneckenm%C3%BChle-Langsame-Runde-Jochen-Schmidt/dp/3406646980/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1400857778&sr=8-1&keywords=Schneckenm%C3%BChle

.

So ein köstliches Buch habe ich lange nicht gelesen. Tiefsinnig, witzig, melancholisch, lustig, bizarr und in vielen weiteren Facetten schildert Jochen Schmidt im Roman „Schneckenmühle“ die Zeit des persönlichen Umbruchs vom Kindesalter zum jungen Erwachsenen; gleichzeitig sind aber auch die Symptome einer untergehenden Gesellschaft in einem seinem Ende entgegen gehendem Land, nämlich der DDR, ein Thema. Überbewerten würde ich das Thema untergehende DDR aber nicht; allenfalls so weit, wie sich junge Jugendliche immer schon Gedanken über ihr Erwachsenenleben und ihre Zukunft machten und machen. Auch heutzutage! So wenig, wie ich in den Song „Als ich fortging“ einen Wendesong hinein interpretiere (das ist für mich einfach nur ein Liebeslied mit traurigem Ausgang), so wenig ist „Schneckenmühle“ ein Wende-Roman. So viel nur erst einmal zu diesem Thema.

Jens ist 14, stammt aus Berlin und fährt mit anderen Jugendlichen ins Ferienlager nach Schneckenmühle, ein kleines Kaff irgendwo in Ostsachsen. Keiner weiß so richtig, wo es liegt. Liebstadt ist in der Nähe, dem ehemaligen DDR-Bürger bekannt von „Zauber auf Schloss Kuckuckstein“. Letztmalig wird Jens in das „Kinder“ferienlager fahren. Es ist ein Schnitt in seinem Leben. Und in der Tat weiß der Jugendliche nicht so richtig, wo er hingehört. Er ist kein Kind und auch kein Erwachsener. Weder Fisch noch Fleisch. Jugendliche zwischen 10 und 20 sind ausgeglichen wie ein Jojo und zugänglich wie ein Kaktus. Cool ist man und man will die Welt retten, zumindest will man sie verändern. Mutig will man sein, oder glaubt man, daß man es ist – um dann festzustellen, daß man ein Angsthase ist, wenn es drauf ankommt.

Die Gespräche drehen sich auf witzige und dennoch tiefsinnige Art um Musik, um die Umwelt, um die Politik zur Wendezeit 1989, um die seltsame Welt der Erwachsenen und nicht zuletzt um Mädchen.

Tanzen kann Jens nicht, aber Skat spielen. Und bei einem nächtlichen Ausbruch trampt er und wird von Russen im Armee-LKW mitgenommen. Er darf sogar ein kleines Stück selbst fahren. Leider kann er dieses Erlebnis mit niemandem teilen, weil er morgens wieder in seinem Bett liegt, als sei nichts gewesen. „CA“ steht auf den Schulterstücken der Rotarmisten. „Kommen die sich nicht komisch vor“, denkt Jens. „Das heißt doch SA“. Solche und ähnliche verworrene Gedankengänge zu allen möglichen Themen beschäftigen das vierzehnjährige Jungengehirn. Und damit ist er nicht allein. In den oftmals grotesken, weil (scheinbar!) völlig ohne Zusammenhang stattfindenden Unterhaltungen mit seinen Freunden im Jargon der damaligen Jugend erkennt sich der Leser selbst wieder. Von Vorteil ist es, in der DDR groß geworden zu sein und ein Junge gewesen zu sein; oder sich aus eigenem Erleben in die Welt von Jungen hinein versetzen zu können. Beides – DDR-Großgewordener und Junge zu sein – ist freilich kein Muss. Das Buch ist ein Geheimtip für jeden, der das nötige Gemüt dafür mitbringt. Es reiht sich beinahe nahtlos in zeitlose Kindheitserinnerungen von Erich Kästner oder Mark Twain ein.

Auch die Mädchen und die Liebe kommen nicht zu kurz. Ein Loch in der weißen Bemalung der Duschraumfenster wird als Spion zum Beobachten der „Wesen vom anderen Stern“ benutzt und das Geheimnis gehütet wie ein Augapfel. Überhaupt benehmen sich Mädchen ganz anders: sie duschen zum Beispiel jeden Tag. Die putzen sich nicht nur die Zähne, wie die Jungs; denen reicht das Baden im Freibad als Körperhygiene völlig. In den Mädchenzimmern sieht es auch ganz anders aus. Die hängen ihre nassen Handtücher ordentlich auf und benutzen Deo und Haarspray. Jens kommt sich mit der Schülerin Peggy näher. Ob er verliebt ist, weiß er nicht, weil er es noch nie war. Die Brille soll angeblich beschlagen, wenn man verliebt ist, erzählt ihm die Studentin und Gruppenleiterin Henriette. Dummerweise trägt Jens keine Brille. Henriette hat er ebenso in sein Herz geschlossen. Immerhin holt sie sich Jens als Tanzpartner, um einen einfältigen dörflichen Verehrer bei der Disco abzuwimmeln. Vom Regen nass, auf der Rückfahrt auf den Sitzplätzen im engen Bus zusammengepfercht, sitzt Jens derartig dicht bei Henriette, daß er ihre feuchten Oberschenkel berührt. Er wagt überhaupt nicht, sich zu bewegen ;-) Mit Henriette kann er auch über die Beatles reden, während seine Freunde doch eher auf Depeche Mode stehen.

Peggy heißt seine erste Liebe und stammt aus Dresden. Zuhause stellt er fest, daß er nicht mal ihren Nachnamen weiß. Und mit seinen Eltern in Berlin in seiner zwar gewohnten, aber völlig fremd gewordenen Umgebung, kommt er mit sich auch nicht klar. Und so denkt er daran, wie es wäre, heimlich nachts zurück zu laufen nach Schneckenmühle.

“Die Hexentriologie” von Wolfgang Lohmeyer

.

Hexentrilogie; gebundene Ausgabe; Sammelband (Die Hexe / Der Hexenanwalt / Das Kölner Tribunal)

http://www.amazon.de/Hexentrilogie-Sammelband-Hexenanwalt-K%C3%B6lner-Tribunal/dp/3899962710/ref=cm_cr-mr-title

.

Das Buch, das betroffen macht! In einer Zeit, in der der größte Aberglaube eigentlich hätte vorbei sein sollen – nämlich der Aberglaube des Frühmittelalters – war der Hexenwahn in Deutschland im ausklingenden Spätmittelalter auf seinem traurigen Rekord angekommen. Im 16. und 17. Jahrhundert waren Pestepidemien und der 30-jährige Krieg als Religions- und Machtverteilungskrieg in Europa günstige Begleiter für die schlimmste Zeit des Hexenwahns im Mittelalter. Hexenverfolgung als Machtinstrument der Machtinstitution Kirche (der evangelischen und der katholischen); dazu Dummheit, Neid, Mißgunst und Denunziation.

Bei großen gesellschaftlichen Systemumbrüchen  kann man solche zwischenmenschlichen Verfallserscheinungen immer wieder und immer noch beobachten. Auch die Gestapo, die Stasi oder andere Geheimdienste diktatorischer Staaten nutzen diese erbärmliche Schwäche des Menschen perfide aus. Dazu kamen im speziellen Fall der Hexenverfolgung Frauenhass (hunderttausende Mädchen und Frauen sowie ein geringer Prozentsatz Männer fielen dem zum Opfer), sexuelle Frustration und Angst vor Machtverlust. Bei den Helfern und Helfershelfern der Verhaftungen, der Folterungen und der Verbrennungen kommt noch eine gehörige Portion Sadismus dazu. Und der Pöbel – froh, nicht selbst betroffen zu sein – genießt und gutheißt diese Schauspiele.

Aus heutiger Sicht unvorstellbar: die Hexenverfolgung wurde sogar zur Wissenschaft erklärt. Und man bedient sich dabei eines Buches, das beinahe 200 Jahre alt ist: dem “Hexenhammer”. Und ich bin überzeugt, wenn die katholische Kirche heute walten könnte, wie sie wollte, wir hätten in vielerlei Hinsicht ganz schnell wieder mittelalterliche Zustände! Und die ersten Leidtragenden wären die Frauen!

Pater Friedrich Spee (Romanheld mit historischem Bezug) erkennt die unmenschliche Praxis des Hexenwahns und die Unschuldigkeit der Opfer. Pater Spee kommt zu folgendem Ergebnis: “Wenn man davon ausgehen kann, daß auch nur EINE unschuldig war, dann könnten auch mehrere unschuldig sein. Und man wagt kaum den Gedanke zu Ende zu führen: dann wären vielleicht alle unschuldig!” Er schreibt sein Buch, die “Cautio criminalis”, und prangert die Hexenverfolgung an. Solange, bis er selbst ins Visier der “Justiz” gerät.

Ein historischer Roman zu Zeiten des 30-jährigen Krieges, der Pest und der Hexenverfolgung. Pater Friedrich Spee und sein Werk “Cautio criminalis” sind historisch belegt. Orte des Schauplatzes sind Köln und die Region am Rhein, aber auch Paderborn und Orte entlang der Weser.

Tip: Besuch des Hexenkellers auf Burg Penzlin (Mecklenburg-Vorpommern). Erschütternde und unter die Haut gehende Zeitdokumente, die in ihrer Vollständigkeit und penibler Buchführung über die Opfer eine Gänsehaut verursachen! Der Unterschied zwischen persönlichem Glauben, einer Religion und der Machtinstitution Kirche wird dem Besucher hier grausam bewusst.

.

Bundesgericht: Kein Anspruch auf Ethik als Schulfach (2014)

.

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/DEUTSCHLAND/Bundesgericht-Kein-Anspruch-auf-Ethik-als-Schulfach-artikel8784169.php#kommentare

Leipzig (dpa) – “Eltern haben keinen grundgesetzlichen Anspruch auf die Einführung eines Ethikunterrichts für ihre konfessionslosen Kinder. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig auf die Klage einer dreifachen Mutter hin entschieden.”

Da bin ich aber völlig anderer Meinung:
Ethik- oder Religionsunterricht? Es reicht, wenn die Schule aus Mangel an Möglichkeiten (zum Beispiel vorhandene Lehrer) nur eines der beiden Fächer anbietet (dies dann aber verbindlich für alle Schüler, wohlbemerkt….) So lautet zumindest das Gerichtsurteil :-(

Ich meine, wenn schon nur eines der beiden Fächer, dann Ethik. Und zwar für alle!! Es gilt, ethische und moralische Pfeiler des Zusammenlebens zu vermitteln. Das kann NUR ein religionsfreier Unterricht. Daß das Elternhaus seinen Teil dazu beitragen muss, setze ich voraus! Daß das Elternhaus dies auch wirklich tut, bilde ich mir jetzt mal optimistisch ein.

Wer Religionsunterricht will, der/die soll in die Kirche gehen, und zwar in seiner Freizeit. Denn Religion ist privat, so schützenswert sie durch das Grundgesetz auch sein mag. Religion gehört nicht in Schulen, zumindest nicht in Schulen in staatlicher Trägerschaft. Was dem einen der Glaube bedeutet, mag dem anderen im günstigsten Fall “Opium für das Volk” bedeuten, im krassesten Fall Vergiftung junger Hirne. Die ungelöste Debatte um die Einführung von Koranunterricht in Deutschland schließe ich hier gleich mit ein.

Religionsunterricht gehört in staatliche Schulen wie Kruzifixe in den Gerichtssaal oder wie der Spruch “So wahr mir Gott helfe” zum Amtsantritt von Ministern: nämlich überhaupt nicht.

.

Radiosender verlieren Hörer (2014)

.

(nicht nur) Thüringer Radiosender verlieren Hörer

Die Ostthüringer Zeitung OTZ berichtete neulich “Thüringer Radiosender verlieren Hörer”; KLICK HIER

Ich glaube nicht, daß das Problem an der gespielten Musik liegt – wie neulich ein OTZ-Leser vermutete – sondern eher am Konzept der Sender, das bundesweit so austauschbar wie nervig und niveaulos ist. Das gemeine Volk mag zwar nicht immer viel Geschmack beweisen („Der Geschmack der breiten Masse ist nicht immer der Beste“, Veronica Fischer), aber so leidensfähig ist man dann doch nicht. Ich höre Radio zum Beispiel nur morgens beim Frühstück, weil es sich nicht erst lohnt, eigene Musik einzulegen. In Chemnitz höre ich den Sender R.SA (den ich ertrage) und  in Greiz bei meiner Freundin notgedrungen Landeswelle Thüringen (die ich kaum ertrage). Immer öfter schalte ich das Radio im Verlaufe des Tages erst gar nicht ein. Und wenn ich länger als 5 Minuten Auto fahre, kommt eine CD rein. Woran liegt es?

Man lockt mit „Wir sind der Hitsender“ und „Wir spielen die größte Abwechslung“. Dabei glänzt man mit Einfallslosigkeit und Eintönigkeit quer durch die Senderlandschaft und quer durch die Bundesländer. Dazu kommt, daß man Titel nicht ausspielt. Man bricht den Titel ab, um schon den nächsten zu beginnen oder um – was noch schlimmer ist – mit Werbung oder dumpfen Gags weiterzumachen. Die Viertelminute, den Titel auszuspielen, wäre allemal gewesen. Es entsteht eine nervige Hektik dabei, die völlig unnötig ist.

Mindestens genauso nervtötend sind die „Ach wie sind wir lustig (und NUR wir)“-Morgenprogramme von 04.00/05.00 bis 10.00 Uhr. Eigentlich reichen zur Unterhaltung und Informationsvermittlung Musiktitel, die man ausspielt, Nachrichten und hin und wieder ein sachlicher Kommentar oder Beitrag zu aktuellen Themen. Fertig! Zuzüglich muss man bei den Privaten die Werbung mit in Kauf nehmen, leider. Aber der Hörer, und erst recht der morgendliche Hörer, will nicht mit Hektik durch abgebrochene Titel oder eigenartige „Humorbeiträge“ in seiner Morgenandacht gestört werden, bevor er/sie in die verrückte Welt da draußen startet; sondern er/sie will einfach nur Radio hören. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Das Grundübel der Sender ist das Morgenmagazinkonzept. Und da feiern sich alle Sender mit ihrem „Konzept“ selbst: eine nervige und ewig kichernde oder penetrant lachende Moderatorin, ergänzt durch einen männlichen Moderator, elendet den Hörer bis zum Abschalten. Mit diesem „lustigen“ Morgenprogramm und den dumpfen Gags, über welche die ewig lachenden Moderatoren und vor allem die Moderatorinnen offenbar selbst am meisten lachen, quält man dann auch den Hörer, der erst nachmittags zuschaltet. Man wiederholt und feiert sich und sein Morgenprogramm in wiederholenden Ausschnitten selbst. Geht es noch primitiver? Ja, leider…

Ob es „Baumann und Claußen“, „Der kleine“ Nils“, „Die Rentnerinnen aus Spitzkunnersdorf“, “Paul Panzer” oder „Das Sinnlos-Telefon“ sind, es nervt, nervt, nervt! Der Hit bei Landeswelle Thüringen ist zur Zeit „Ungefragt nachgefragt“. Da gibt es nur einen Bedienknopf am Gerät: den Ausschalter. Als ich mich einmal auf der Facebook-Seite von LW Thüringen darüber beschwerte, erntete ich Unverständnis. Nun, dann muss man eben so weitermachen – mit schwindenden Hörerzahlen.

Richtig „lustig“ und „überhaupt nicht nervig“ sind Hörer-Telefon-Gewinnspiele, bei denen man sinnlose Spiele veranstaltet und dafür (teilweise sinnlose) Preise vergibt. Das Gekreisch der Gewinner am Telefon wiederholt man dann ebenfalls den ganzen Tag, um auch die Nachmittagshörer am Radio zu verscheuchen. Auch bei den Gewinnspielen feiern sich nervende Moderatoren/-innen selbst. Die Krönung sind dann sonntags Hörertelefon-Ratespiele, deren Auflösung bis zu einer Stunde dauert, alle paar Minuten jemand neues anruft oder angerufen wird und die Moderatoren/-innen den Anrufer mit Gekicher unterbrechen, ihn nicht aussprechen lassen und ständig mit sogenanntem Witz und Klamauk ins Wort fallen. Das gleiche Spiel findet bei den sonntäglichen Studiogästen statt. Der Moderator – oder oftmals die Moderatorin – führt nicht nur die Unterhaltung, sondern wie beim Sonntagsrätselanrufer lässt man ihn nicht aussprechen, unterbricht permanent und/oder fällt dem Gast permanent mit sogenanntem Witz und Klamauk ins Wort. Das will kein Mensch ertragen. Und zunehmend mehr Hörer tun es auch nicht.

Ein klein wenig anders ist das Konzept beim Radiosender R.SA, und daher erfolgreicher. Man nervt morgens nicht mit einer ewig lachenden Moderatorin – obwohl Böttcher und Fischers running Gags auch nicht immer zu ertragen sind – und man spielt die Titel größtenteils aus (Motto: „Die Würde des Liedes ist unantastbar“). Das Fehlen der (kreischenden!!) Morgenmoderatorin und das Ausspielen der Titel sind zwei große Pluspunkte für R.SA. Wobei auch dieser Sender aufpassen muss, nicht in die austauschbare Niveaulosigkeit der anderen Sender zu verfallen (siehe „Sonntagsrätsel“). Ansonsten sind männliche, beruhigende Stimmen wie die von Christoph Schneider, Lutz Stolberg oder Daniel Neumann viel besser zu ertragen als beispielsweise die nervig-penetrante, aber mit einem Radiopreis ausgezeichnete Sina Peschke.

Den Sendern laufen die Hörer davon? Nun, gegen Musik von der Lieblings-CD oder gegen nach eigenen Vorlieben auf dem Smartphone gespeicherter Musik beziehungsweise aus dem Internet können Radiosender nicht mithalten. Aber sie müssen nicht zwangsläufig verlieren. Das Problem der Sender ist hausgemacht.

Regionale Authentizität, ausgespielte und abwechslungsreiche Musiktitel, weniger zweifelhaften und nervigen „Humor“ und stattdessen sachliche Beiträge und Kommentare zuzüglich zu den Nachrichten reichen völlig. Kein Mensch will permanent vom Radioprogramm zum Lachen gebracht werden. Und morgens gleich gar nicht. Lachen ist gesund? Deshalb lachen wir uns krank. Bis zur Verblödung oder – wer es vorher schafft – bis zum Ausschalten des Radios.

.

“12 Years a Slave / 12 Jahre ein Sklave”, ein Film von 2014

.

http://www.trailerseite.de/film/13/12-years-a-slave-kino-trailer-28281.html

Als ich das letzte Mal im Kino erlebte, dass ein Publikum ergriffen und in sich gekehrt in den Polstern hocken blieb, ohne auch nur einen Mucks zu äußern den Abspann an sich vorüber ziehen ließ und der Reinigungstrupp schon in der Tür stand, war bei „Cloud Atlas“ im Jahr 2012.
Und jetzt erlebte ich selbiges bei „12 Years a Slave / 12 Jahre ein Sklave“.

Es ist schon erstaunlich, dass ein als Kino-Hit propagierter Film mit Oscar-Auszeichnung sich nach nur drei Wochen im Kinoprogramm allmählich ausdünnt und in der dritten Woche nur noch an drei Tagen in einer Nachmittagvorstellung läuft. Und selbst da war der kleine Kinosaal mit 160 Plätzen nicht mal zu einem Viertel besetzt.
Wer jetzt denkt „Aha, habe ich wohl nichts verpasst“, der irrt gewaltig. Man darf freilich keinen Blockbuster der Filmfließbandindustrie a´la Hollywood erwarten. Vielmehr läuft dieser Film unter der Rubrik „Der besondere Film“; und er ist erst recht nicht gemacht für die breite Masse.

Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass der Film auf einer Buchvorlage basiert, der wiederum eine wahre Begebenheit in den amerikanischen Südstaaten vor nur 160 Jahren zu Grunde liegt. Die Idee, dieses Buch zu verfilmen, entstand erstmals in den 1930 Jahren. Leider wurde damals zeitgleich der Roman „Vom Winde verweht“ verfilmt. Gegen einen solchen Herz-Schmerz-Streifen konnte ein in Planung befindlicher Film über die Sklaverei in jüngster Vergangenheit in einer angeblich freien und zivilisierten Nation natürlich nicht punkten. Das Projekt wurde stillgelegt. Und das war gut so. Vielleicht mussten die Zeit und die filmischen Möglichkeiten die Idee erst reifen lassen. Was Steve McQueen (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Schauspieler) daraus gemacht hat, ist ein unheimlich ergreifender Film.

Der Film liefert faszinierende Landschaftsaufnahmen, die im krassen Gegensatz zum lebend gewordenen Albtraum der Hauptperson sowie der anderen ausgepeitschten, unterdrückten und missbrauchten Sklaven stehen.
Grandiose Detailaufnahmen von den schönen Dingen des Lebens und der Natur einerseits sowie anderseits von barbarischen und grausamen Begebenheiten oder einfach auch nur des erbärmlichen Alltagslebens in den Sklavenhütten stehen sich völlig konträr gegenüber. Absolut aufrüttelnd und anklagend auch die Sklavengesänge vor ihren Unterkünften sowie auf den Feldern der Zuckerrohr- oder Baumwollfarmer – im Hintergrund untermalt von der singenden und klatschenden Peitsche der Aufseher.

Etwas aufgesetzt wirkt die Rolle des Brad Pitt im letzten Viertel des Films als Sklavenretter. Aber warum soll nicht auch ein Brad Pitt mal eine nette Nebenrolle spielen? Ich meine nur, jeder andere gute Schauspieler hätte sie auch spielen können. Dann hätte es vielleicht nicht ganz so „künstlich“ gewirkt. Dem Gesamtwerk „12 Years a Slave“ tut es aber keinen Abbruch!

Das Heraustreten aus dem bis zur letzten Sekunde stillen Kinosaal in ein unter dem CineStar-Kino befindliches zweistöckiges Einkaufcenter mit all den „Errungenschaften“ unserer modernen Überflussgesellschaft schuf dann eine völlig groteske Situation. Denn so schnell konnte ich die eben gesehenen Menschenschicksale nicht abschütteln und verdauen. Dazu brauche ich mindestens noch den heutigen Abend.

.

Nikon-Ladegerät MH-24 (2014)

*gut gedacht ist nicht unbedingt gut gemacht*

Ich habe mir nach 7 Jahren digitale Spiegelreflexkamera Nikon D50 eine digitale Spiegelreflexkamera Nikon D5100 gekauft.
Am Fotoapparat gibt es absolut nichts auszusetzen!!!!

ACHTUNG: Diese Rezension bezieht sich ausschließlich(!) auf das Ladegerät MH-24, welches der Kamera D5100 beiliegt und auch mit den anderen 5000er Modellen sowie vermutlich auch mit den neueren D7000er Modellen ausgeliefert wird.

Was Nikon sich bei diesem Ladegerät gedacht hat, möchte ich mal wissen. Jedenfalls ist gut gedacht noch lange nicht gut gemacht. Ich sehne mich nach meinem Akkuladegerät von meiner alten D50 zurück; ganz herkömmlich mit Basisteil, Kabel und Stecker.

Das Ladegerät MH-24 besteht zunächst aus zwei Teilen: die eigentliche Lade-/Basisstation und ein Steckeradapter. Der Steckeradapter wird nach den Standards des Landes ausgewählt und ausgeliefert, in dem die Kamera bestellt wird. Zuhause braucht man nur noch die Basisstation und den Stecker zusammenstecken, fertig. Das Ladegerät (ohne Kabel) steckt man nun direkt in die Steckdose. Soweit so gut, und bis hierher überzeugend.

Wer jetzt denkt, nach vollzogenem Ladevorgang kann man das Ladegerät wieder in seine beiden Teile trennen und das Ding platzgünstig in der Fototasche mitnehmen, der irrt gewaltig!

Der Steckeradapter und die Basis rasten hör- und fühlbar ein und verbinden sich miteinander. Zu diesem Zeitpunkt ahnt man noch nicht, daß man das Teil nur unter größter Kraftanstrengung und unter Zuhilfenahme verschiedenster Werkzeuge (Rouladennadeln, Messer, 1-mm-Inpusschlüssel oder ähnliches) wieder auseinander bekommt. Die Gefahr, das Teil dabei kaputt zu machen, ist extrem groß. Sicher hat diese Prozedur auch Auswirkungen auf die Langlebigkeit.
Man kann natürlich auch das Ladegerät im zusammengesteckten Zustand belassen. Dann schleppt man in der Fototasche ein sperriges und somit völlig indiskutabel-platzbeanspruchendes Ladegerät mit sich herum.

Im original Nikon-Zubehörhandel gibt es Alternativen. Die bezahlt man aber auch extra. Ich für meinen Teil habe mich mittlerweile mit dem MH-24 arrangiert. Aber wie gesagt: Gut gedacht ist nicht immer gut gemacht.

Jimmy Page zum 70. Geburtstag (2014)

Jimmy Page zum 70. Geburtstag

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Panorama/d/4095848/gitarrengott-jimmy-page-wird-70.html

Sie gelten als die beste Hardrock-Band aller Zeiten und er als drittbester Gitarrist der Welt: Led Zeppelin und Jimmy Page.

Für mich als Jugendlicher in den 1970er Jahren waren Deep Purple und Led Zeppelin definitiv die besten Hardrock-Bands. Leider waren Konzerte im Osten Deutschlands durch die Staats- und Parteiführung nicht vorgesehen; und Zeppelin-Platten erzielten neben Zappa-Scheiben auf dem Schwarzmarkt die höchsten Preise. Weit über 200,- DDR-Mark waren für mich als Jugendlicher schlicht und ergreifend indiskutabel. Nach dem Tod des Schlagzeugers John Bonhams war auch jegliche Aussicht auf ein Led-Zeppelin Konzert gestorben, denn die Band löste sich auf. Ihre Songs aber haben das Zeug zu wertvollem Kulturgut.  

So gesehen war es eine späte Wiedergutmachung, als ich in den 1990er Jahren in Erfurt zu einem Konzert mit Jimmy Page und Robert Plant war. Mittlerweile bedienten sich die beiden Saurier des Hardrock einer neuen Rhythmusgruppe, sie reisten ohne John Paul Jones (Bass, Keyboard) und John Bonham (Schlagzeug) an. Das heißt nicht, daß die beiden mitgereisten Musiker (einer davon der Sohn des verstorbenen John Bonham) es nicht verdient hatten, mit den beiden Größen des Hardrock aufzutreten. Sie waren Spitze. Wie sich Jimmy Page und Robert Plant – der eine mit seiner Gitarre und der andere ein lupenreiner Narzisst mit wilder Mähne und einer begnadeten Stimme – gegenseitig ergänzen und sich in Sphären des Hardrock hochschaukeln die anderen Bands unerreichbar bleiben werden, das muss man im Konzert oder wenigstens in Konzertmitschnitten auf DVD erleben.  

Ebenfalls nach der Wende kaufte ich mir die Doppel-DVD „Led Zeppelin“ mit vier Stunden Konzertmitschnitten, für 65,- DM immer noch kein Schnäppchen.

Heute wird der legendäre Gitarrist von Led Zeppelin 70 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, Jimmy! Danke für die vielen genussvollen Momente an den Lautsprechern daheim! Er konnte seine Zuhörer in Magie und Trance versetzen mit seiner Gitarrenmeisterhexerei; und sich selbst gleich mit. Wenn er dann wie im 29-minütigen „Dazed and Confused“ auch noch die Gitarre mit dem Geigenbogen wahlweise liebkoste oder malträtierte, schien er der Welt völlig entrückt.

Zeppelin-Songs sind keine Lieder, es sind musikalische Werke. Und als solche reine Jungsmusik. Mädchen wollen zu Musik tanzen, oder wenigstens quatschen. Aber bei Led Zeppelin muss man zuhören. Das können Mädchen/Frauen nicht. Zumindest die wenigsten. Selbst die Zeppelin-Studioscheiben sollte man als Mann ohne sein Frau anhören…… ganz in Ruhe und schön laut.

“Der Medicus” (Film)

Der Medicus; Bildgewaltige Verfilmung eines Historienromans; mit exzellenten Schauspielern in Szene gesetzt.

http://www.amazon.de/Der-Medicus-Blu-ray-Olivier-Martinez/dp/B00H8KRWKG/ref=cm_cr_pr_product_top

Wie man die Verfilmung eines Historienromans an den Baum fahren kann, hat Sat-1 bei der „Wanderhure“ gezeigt. Wenn das Geld oder andere Zwänge die Filmdauer bestimmen und der vorliegende Romanstoff auf eineinhalb Stunden zurechtgestutzt wird, kann man nicht erwarten, daß die Umsetzung des Vorhabens zufriedenstellend erfolgt. Und warum soll man nicht aus einem literarischen Epos einen Monumentalfilm machen? Das funktionierte in den 1960-er und ´70er Jahren, und es funktionierte in den 1990er Jahren mit Mel Gibsons „Braveheart“. Ich bin auch der Meinung, daß ein Film mit einem gewaltigen Zeitabriß zu einem monumentalen Thema auch gern 2,5 bis 3 Stunden gehen kann. UFA-Cinema als Produktionsfirma sowie ARD-Degeto und Beta-Cinema als Co-Produzenten taten gut daran, den Stoff eben nicht in 90 Minuten unterbringen zu wollen, sondern dem Film stattdessen eine komplette Stunde mehr zu gönnen. Im Gegenteil, es hätte sogar noch eine halbe Stunde mehr sein können. Immerhin umfasst die Handlung in der Buchvorlage (Noah Gorden, „Der Medicus“) mehrere Jahre, das bekommt man im Film gar nicht so richtig vermittelt. Schön ist es aber allemal zu wissen, daß man auch in Deutschland nach wie vor das Zeug zu großen Filmereignissen hat (neulich hat man erst die Sat-1 Verfilmung „In einem wilden Land“ sehr kritisiert) und man als Zuschauer nicht darauf angewiesen ist darauf zu warten, bis in der Filmfließbandindustrie Hollywoods zwischen viel Müll und Schund wieder mal ein guter Wurf dabei ist.

“Der Medicus”, Trailer: KLICK HIER

Ich hatte beim „Medicus“ ein gutes Bauchgefühl; und gleich am Tag eins nach Kinostart wollte ich sehen, ob der Film meinen Erwartungen gerecht wird. Meine Rezension wird sich deshalb auch auf den Inhalt des (Kino-)Films beziehen, und nicht auf die DVD/BlueRay als Artikel, die Ende Dezember 2014 in den Handel kommt.
Ein herausragender Sir Ben Kingsley als Hakim (Arzt) Ibn Sina führt die Schauspielerriege an, gefolgt vom nicht minder guten Tom Payne als angehender Medicus. Emma Rigby verkörpert die bezaubernde, aber zunächst als Ware gehandelte, unglückliche Rebecca. Sehr gut besetzt sind meines Erachtens auch die wichtigsten Nebenrollen: Stellan Skarsgård als fahrender Bader in England und Olivier Martinez als Schah von Persien in Isfahan. Die verschiedenen Charaktere der zu verkörpernden Filmfiguren wie Rob Coles Freunde an der Universität, der verräterische und islamistisch-fundamentalistische Hausmeister der Universität in Isfahan, der Imam der Moschee (ein Hetzer und Eiferer seines Glaubens) oder auch der Anführer des Seldschuken kommen ebenfalls sehr gut rüber.

Der Film beginnt im mittelalterlichen England des 11. Jahrhunderts. Zu Beginn des Films erfolgt eine Einleitung, sinngemäß: „Die Erfolge der Wissenschaften und die hohen Lebenskulturen der Antike sind im mittelalterlichen Abendland in Vergessenheit geraten.“ Und genauso düster und beinahe barbarisch wird das Leben vor allem der einfachen Land- und Stadtbevölkerung dargestellt. Wo sind dieses Wissen und die hohe Kultur geblieben, mag man sich fragen? Die Kirche als Machtinstrument hat einen nicht geringen Anteil daran. In der Sterbeszene von Rob Coles Mutter wird dies deutlich, als der Pfarrer den einfachen Bader nicht an seine Mutter heranlässt – es sei denn, er will sein armseliges Leben mit einem Prozess wegen Hexerei beenden. Jede wissenschaftliche Erkenntnis, jeder Fortschritt und jede Gleichberechtigung muss fortan und über Jahrhunderte gegen die Kirche hart erkämpft werden. Anders das Erscheinungsbild des Orients für den weitgereisten und von der langen Reise schwer angeschlagenen Rob Cole, der sich mittlerweile als Jude ausgibt und sich Jesse Ben Benjamin nennt. Dem Abendland architektonisch, technisch und kulturell weit voraus erscheint Arabien. Hier fragt man sich wiederum, wo all diese hohe Kultur und der hohe Stand der Wissenschaften in unserer Zeit geblieben sind? Auch hier ist es eine Religion, die die Macht an sich gerissen hat und seitdem jeden technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, jede kulturelle Weiterentwicklung,  jegliche Gleichberechtigung und Weltoffenheit verhindert.

Im Film zieht man (bewusst?) Parallelen zwischen den Religionen, die bis in die heutige Zeit anhalten; zumal im nahen Osten, dem Schmelztiegel der drei großen Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum. Die großen Drei, allesamt zurückzuführen auf die biblischen Urväter Adam, Noah und Abraham, sind sich ähnlicher, als sie es bis heute wahrhaben wollen. Und alle drei glänzten in ihrer Vergangenheit oder tun es bis heute mit Scheinheiligkeit, Intoleranz, Dogmatismus, Menschenverachtung und Frauenfeindlichkeit. Zumindest, wenn man die Religionen als Machtinstrument einsetzt – und das sind sie definitiv! Wie sagte einst Politkabarettist Hagen Rether: „Demut vor der Schöpfung und Nächstenliebe, darauf ließen sich alle Religionen einigen, wenn man wollte. Aber man will ja gar nicht!“ Umso mehr wird im Film deutlich, wie wichtig es ist, daß ein weltoffener und fortschrittlich denkender Herrscher den Wissenschaften in seinem Land ein Zuhause gibt; in diesem Fall der Schah, der die medizinische Universität nicht nur duldet, sondern auch fördert. Der Schah setzt auf eine klare Trennung von Staat und Kirche und verteidigt dies auch gegen eifernde Mullahs und hetzende Imame – und ist dennoch selbst ein gläubiger Moslem. Dogmatismus durch die Religionen lehnt er aber ab.
Ein ebenso fortschrittlicher Geist ist der Hakim Ibn Sina. Er ist Moslem, aber er ist auch Wissenschaftler (Arzt und Astrologe). Seine Universität steht an erster Stelle, und der religiöse Glauben seiner Studenten ist ihm zweitrangig. Unter dem Dach der Universität und mit dem Ziel, die Wissenschaften voranzutreiben, will er seine Studenten vereinen und sie zu guten und menschlich handelnden  Ärzten machen. Er nimmt Muslime und Juden auf, und er verstößt auch Jesse Ben Benjamin alias Rob Cole nicht, als er erfährt, daß dieser Engländer christlichen und nicht jüdischen Glaubens ist.

Wer das Buch kennt, und das dürften die meisten sein, wird den Film mit einer gewissen Erwartungshaltung anschauen. Denn viel zu oft hört man im Nachhinein „Das Buch ist besser.“ Dieser Film ist jedoch sehr sehens- und empfehlenswert. Auf ein paar Abweichungen muss sich der Zuschauer aber trotzdem einstellen. Wenn man sich darauf einlässt und nicht dauernd denkt „…aber im Buch….“ wird der Film trotzdem ein Erlebnis sein. Es geht zum Beispiel leider völlig unter, wie schwer es für den recht ungebildeten Jungen aus England ist, arabisch und jiddisch zu lernen oder wie schwer es für ihn ist, jüdische Gepflogenheiten und religiöse Bräuche der Juden derart zu verinnerlichen, so daß sein Schwindel nicht entdeckt wird. Seine heimliche Selbstbeschneidung und sein fast entdeckt zu werden beim unbedachten Bekreuzigen im Sandsturm in der Wüste streifen das Thema nur leicht an. Auch die Person Rebecca im Film vermischt zwei Frauen aus dem Buch in einer Person. Denn die junge, hübsche, aber furchtbar einsame und unglückliche Kaufmannsfrau in Persien einerseits sowie die Frau, die Rob Cole in der Karawane kennenlernt und die später seine Frau wird sind im Buch zwei verschiedenen Personen. Im Buch wird der lebenslustige Freund Rob Coles, Karim, wegen Ehebruchs grausam hingerichtet. Im Film stirbt er an der Pest. Den gröbsten Schnitzer leistet man sich meines Erachtens in der Schlußszene. Im Buch kehrt Rob Cole nach vielen Jahren mit seiner aus Schottland nach Persien ausgereisten Frau zurück nach England. Weil er dort aber den alteingesessenen Ärzten, Badern und Quacksalbern und mit Sicherheit auch der Kirche mit seinem Wissen und Können ein Dorn im Auge ist, zieht er mit seiner Frau in ihre alte Heimat, um Schafe zu züchten und nebenbei als Landarzt tätig zu sein. Im Film betreibt er in der Schlußszene mit „seinen“ Juden ein Krankenhaus in London. Selbst wenn man den Begriff Krankenhaus auf das Mittelalter relativiert, es wäre damals schlicht und ergreifend nicht möglich gewesen.

Fakt ist aber, daß dieser Film ein bildgewaltiges Mittelalter-Epos ist das mit krassen Gegensätzen (zum Beispiel England – Persien, oder arme Leute – reicher Kaufmann – Schah) daherkommt; ein Film der mit vielen klugen oder des Nachdenkens werten Dialogen einhergeht und der viele Parallelen zu den Religionen damals bis heute bereithält. Und was muss, das muss: auch die Liebe, wenn zunächst auch eine unglückliche, kommen im Film vor. Aber die haben wir ja im Buch auch schon….

————————————————————————————————————————————

Hakim Ibn Sina zu seinem Student: „Der Medicus darf den Tod nicht als seinen Feind betrachten!“ Eine Aussage, mit der man vielleicht einmal viele Ärzte heutzutage konfrontieren möchte, die Alte oder unheilbar Kranke am Sterben hindern. Die Antwort auf die Frage seines Schülers Jesse Ben Benjamin „Als was soll ich ihn denn dann betrachten, etwa als meinen Freund?“ bleibt Hakim Bin Sina dennoch schuldig.

Weitere Rezensionen von mir bei Amazon.de: KLICK HIER

Milo Manara, “Click! Außer Kontrolle”

Ein Comic der anderen Art – ein Comic für Erwachsene

http://ecx.images-amazon.com/images/I/51nRJkjnLfL._SY445_.jpg

Erotik spielt sich zu 90% im Kopf ab“, so sagt man – oder „Sex beginnt zu 90% im Kopf“. Und mit Phantasie ist auch der reale Sex definitiv ein besserer. Was das mit dem rezensierten Comic zu tun hat? Es ist ein Erotik-Comic. Und wenn dieses Comic die Phantasien NICHT anregt, dann frage ich mich: was dann?

Ich gebe es zu, ich kannte Maurilio (genannt Milo) Manara nicht. Wikipedia schreibt: „Milo Manara ist ein Comic-Zeichner, der vor allem durch seine erotischen Comics, realistischen Zeichnungen und den markanten, präzisen Strich bekannt geworden ist.” Ich möchte mich über den 1945 in Lüsen/Südtirol/Italien geborenen Zeichner nicht weiter auslassen. Das kann jeder im Internet für sich tun. Fakt ist, daß Manara ein exzellenter Comic-Zeichner im Allgemeinen und begnadeter Zeichner von Frauenleibern im Besonderen ist. Geradezu wohltuend ist, daß sich die Figuren und speziell die Frauen in Manaras Comics von den glubschäugigen Comic- und Trickfilmfiguren Hollywoods und Japans abheben. Die Comics sind im Vergleich zu den ersten Ausgaben aus den 1980-er Jahren neu colouriert, was ihnen eine zeitgemäße Frische verleiht.

Um was geht es: Dr. Fez, ein ehemaliger Arzt, ist schrecklich verliebt in Claudia, die bild- schöne aber spröde Gemahlin von Commendatore Aleardo Cristiani. Eine mysteriöse „Schachtel”, von einem Professor Kranz erfunden, wendet das Blatt. Nachdem sie (Claudia) entführt und ihr ein steuerbarer Chip ins Gehirn implantiert wurde, lassen sich ihr Trieb und damit ihr Sexleben auf Knopfdruck bis ins exzessive steuern. Claudias öffentlich ausgelebte Gelüste schockieren die Gesellschaft – derweil sie wahrscheinlich für ihre ausgelebten Phantasien beneidet wird. Die scheinheilige und prüde Fassade bröckelt. Letztendlich geht es seit über 2000 Jahren menschlicher Gesellschaft um nur drei Dinge: Geld, Macht und Sex. Gerade die letzten beiden Aspekte sind Thema dieses Comics.

Ob man es noch als Erotik einstuft oder schon als Porno ist Geschmacksache. Erotisch gezeichnet sind die Szenen aber allemal. Ich persönlich finde die Figuren und die dargestellten Szenen ästhetisch; obwohl oder gerade weil es dennoch heftig zur Sache geht. Claudia lebt auf Knopfdruck über ihren Chip im Kopf sexuelle Obsessionen aus, die in der Phantasie wohl jeder Betrachter dieser Comics oder jeder Anwesende in Claudias Comic-Gesellschaft ebenso hat – und sich nie trauen würde, diese auszuleben. Ich mache mit dieser spekulativen Feststellung auch keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

Die Dialoge bleiben trotzdem immer im Rahmen des Vertetbaren. Es geht in die Richtung, was man als „Dirty Talk” bezeichnen würde. Obszönitäten und Schmuddelwörter kommen nicht vor. Dennoch bleibt es deftige Erotik hart an der Grenze zum Porno. Aber wird nicht immer wieder betont: „Erlaubt ist, was gefällt”? Zum Porno wird das Comic meines Erachtens schon deshalb nicht, weil die Figuren gezeichnet sind und keine lebenden Darsteller im Film agieren. Das Comic und der nackte, ästhetische Körper von Protagonistin Claudia in allen seinen Stellungen und Verrenkungen regt die Phantasie an. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Man muss übrigens auch die Zeit sehen, in der Milo Manara sein Werk verfasste. Die 1980-er Jahre begannen mit einem Paukenschlag im Sexleben. Man pflegte 20 Jahre lang nach der sexuellen Revolution die freie Liebe. Nach außen gab sich die Gesellschaft bieder und prüde, um hinter der kleinbürgerlichen und scheinheiligen Fassade das zu tun, was man öffentlich gespielt schockiert verurteilte: ein ausschweifendes Sexleben. 1981 wurde AIDS als Krankheit entdeckt. Was nun tun? Sexuelle Phantasien kann man nicht unterdrücken, diese aber auszuleben stößt an gesellschaftliche und persönliche Grenzen. Interessant ist auch Manaras Erklärung für die Idee mit dem Chip und der Fernbedienung. Anfang der 1980-er begannen sich Fernbedienungen für Fernsehgeräte und elektrisch betriebene Garagentore durchzusetzen. Manara erlebte damals als Mittdreißiger den Einzug einer neuen, faszinierenden Technik mit; einer Technik, die es möglich machte, seinen Willen und seine Macht per Knopfdruck durchzusetzen. Es faszinierte ihn und so setzte er das Thema in seinem Comic um.

Weitere Rezensionen von mir bei Amazon.de: KLICK HIER

Halloween 2013, Heidi Klum und Gruselparty?

Geschmackloses zu Halloween 2013

Rückblick Halloween Oktober 2011 (KLICK): Neulich machte die Roboter-Frau Heidi Klum wieder von sich reden und die Tagespresse berichtet: „Heidi Klum kehrt zu Halloween regelmäßig ihr Innerstes nach außen. Dieses Jahr will sie in hautenger Kleidung als ein sich bewegendes Anatomiemodell unterwegs sein.” Nun, wie soll ich das verstehen? Als wäre diese Frau nicht so schon gruslig genug, da kehrt sie auch noch ihr Innerstes nach außen? Aber vielleicht hat Super-Heidi noch nie so gut ausgesehen wie in diesem Moment.  Eine schreckliche Vorstellung.

Toppen könnte sie das im nächsten Jahr zu Halloween 2012. Da schlage ich ihr vor, als Heidi Glubsch zu gehen, das schielende Opossum (Anm.: mittlerweile ist das schielende Opossum im Leipziger Tierpark verstorben).

Halloween 2013: Über die unglückliche Kombination von Halloween und Reformationstag/Allerheiligen kann man sich ärgern; zumindest kann es je nach persönlicher Ansicht und Interessenlage zu kontroversen Debatten führen. Ebenso ist der Kampf gegen den immer zeitiger startenden Weihnachtskommerz ein Kampf gegen Windmühlen. Früher war der Totensonntag die Schnittstelle zu den beginnenden Weihnachtsvorbereitungen. Heute hat die Profitgier und die Angst der Händler, Kunden zu verlieren, längst über jegliche Bräuche gesiegt. Daß die importierten „Feiertage“ Halloween und Valentinstag eh nur dem Kommerz dienen, dürfte jeder schon festgestellt haben ….. und dennoch macht man den Budenzauber mit.

Heidi Klum. Selbst in sogenannten seriösen Medien kommt man um Themen wie Heidi Klum und Halloween nicht herum. Heidi Klum hat in den USA zur Gruselparty geladen. Die nervigste Deutsche ist wieder in den Schlagzeilen. Daß das Niveau dabei auch gern in den Keller sinken darf, ist kein Geheimnis. Ich wette, daß man Super-Heidi in 15 Jahren im Big-Brother-Container oder im Dschungelcamp wiedersieht.

Heidi Klum geht zu Halloween als alte Frau, wohl bemerkt zu einer GRUSELPARTY! Wie geschmacklos ist diese Frau und wie niveaulos unter die Gürtellinie gehend? Immerhin ist sie eine prominente und in der Öffentlichkeit stehende Person! Seit wann sind alte Menschen ein Gruselfaktor? Wenn sich Kinder und junge Jugendliche zu Fasching als alte Menschen „anscheuseln“, ist das noch ein Faschings-Gag von Kindern. Wenn sich eine Prominente als alte Frau verkleidet und zur Gruselparty einlädt, ist das der Gipfel der Geschmacklosigkeit!

Viele alte Menschen in unserer Gesellschaft erwarten Hilfsbereitschaft und sind auf vielerlei Verständnis von allen Seiten des gesellschaftlichen Lebens angewiesen. Viele Pflegekräfte sorgen sich täglich aufopferungsvoll um alte und gebrechliche Menschen. Viele Angehörige kümmern sich rührend um pflege- und hilfebedürftige Verwandte. Erleben diese Menschen ihren täglichen Grusel; oder nicht doch vielmehr Aufopferung und oftmals auch Hilflosigkeit und ein allein gelassen werden in der leidvollen Situation?

Unsere Gesellschaft altert dramatisch. Sind wir demnächst ein Volk von Gruselpartygängern? Heidi Glubsch sollte sich tatsächlich überlegen, WIE sie in die Öffentlichkeit tritt!!

1 2 3 7
August 2014
M D M D F S S
« Jul    
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031
Archive