InhaltDer Arbeiter- und Soldatenrat 1918Mitglieder Funktionäre Wahlen Stadtrat Landtag Reichstag Hartmann, MdL 1919 - 1924 Münzer, Bürgermeister 1920 - 1929 Die Vielfalt der Organisationen Die Streitigkeiten In der Weimarer Republik 1918-1933
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Die Ortsgruppe der SPD blühte auf. 1922 hatte sie 21 weibliche Mitglieder12 . Die gesamte Mitgliederzahl stieg von 203 im Jahre 925 auf 406 im Jahre 192913. Auffallend viele waren von Beruf Gastwirt. Bei ihnen spielte sich das Vereinsleben ab14. Die Mitgliederversammlungen fanden häufiger als heute statt und waren besser besucht. So kamen 1928 zu zwölf Versammlungen zwischen 46 und über hundert Mitglieder, 1929 einmal gar 185 und 1930 einmal 13015!
Die "Karriere" in der Partei begann meistens, aber nicht immer als Funktionär, d.h. Mitglied im örtlichen Vorstand oder Delegierter zu überörtlichen Parteitagen, setzte sich fort als Mandatsträger, d.h. Mitglied im Stadtrat, Kreistag, Bezirkstag oder Landtag, und endete als Amtsträger, also Bürgermeister. Da nur ein einziger Neustadter in den Landtag (Hartmann) und ein anderer (Münzer) zum (zweiten) Bürgermeister gewählt wurde, war die Funktions-, Mandats- und Ämterhäufung seinerzeit noch kein Problem.
Aus dem Ortsvereinsvorstand seien zwei Personen hervorgehoben, Gustav Weil, der letzte Vorsitzende vor der Nazi-Diktatur, und Selma Mayer, die erste Frau im Vorstand, beides Juden. Weil wurde 1871 in Landau geboren, arbeitete als Vertreter für die Metallfirma Hirsch in Berlin und wohnte als Mieter in der Luisenstraße 3. Er saß jahrelang im Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde. Spätestens 1925 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1928 Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe. 1930 rückte er in den Stadtrat nach und übernahm die Fraktionsführung. Die Nazis sperrten ihn im März 1933 einige Tage in der Kaserne an der Speyerdorfer Straße ein. Er mußte wie alle Juden sein Stadtratsmandat niederlegen. Der NSDAP-Gauleiter Bürckel verklagte ihn wegen Beleidigung; das Gericht stellte das Strafverfahren mangels Beweises ein. Am 24.6.1933 wurde Weil (SPD) mit Dr. Bayersdörfer (BVP), Matt (Zentrum) und Dr. Pfeiffer (Zentrum) durch die Stadt geführt und zusammen mit Dr. Pfeiffer in eine Zelle des Amtsgerichts an der Lindenstraße (heute ehem. Fa. Fillibeck) gesperrt. Er mußte für die Gestapo kehren. 1938 durfte er kurz vor der Kristallnacht nach Buffalo/USA auswandern17 . Er wurde dort am 6.12.1941 überfahren. Sein einziges Kind, Frau Alice Weinmann, wohnt noch in Buffalo.
Selma Mayer geb. Zimmern, geb. 1881 in Michelfeld, war die erste und bis 1946 einzige Frau, die bei der Neustadter SPD eine Funktion ausübte. Sie war mit dem Metzger Theodor Mayer (geb. 1876 in Spießen/Saarland) in der Hauptstraße 68 (heute Volksbankfiliale) verheiratet und dem Metzger Max Mayer (geb. 1884 in Neustadt) in der Kellereistraße 9 (heute Pelgen) verschwägert. Theodor, Selma und die einzige Tochter Elsa waren Mitglieder der SPD. Sehna war 1929-32 zweite Schriftführerin. Die Familie wanderte 1934 nach Palästina aus, kam 1950 in die alte Heimat zurück und verließ sie entfremdet und enttäuscht wieder nach wenigen Wochen.
Ortsvereinsvorstand16
Wahl |
Vorsitzender |
Stellvertreter |
Kassierer |
1. |
2. |
1. |
2. |
1923 |
? |
? |
? |
? |
? |
? |
? |
1924 |
Sauer |
? |
Köhler |
? |
Türck |
? |
? |
1925 |
Sauer |
Weil |
Köhler |
Kölsch |
Türck |
Hartmann |
? |
1926 |
Sauer |
Weil |
Köhler |
Kölsch |
Türck |
Hartmann |
? |
1927 |
Sauer |
Weil |
Köhler |
? |
Halfar |
? |
? |
1928 |
Weil |
Reinwald |
Köhler |
Schreiber |
Manderschied |
Halfar |
Rauschenbach |
1928 N |
--- |
--- |
--- |
Kempf |
Lützel |
--- |
--- |
1929 |
Weil |
Reinwald |
Köhler |
Kempf |
S. Mayer |
Dierfeld |
Rauschenbach |
1930 |
Weil |
Schreiber |
Wilhelm |
Kempf |
S. Mayer |
Dierfeld |
Rauschenbach |
1931 |
Weil |
Schreiber |
Wilhelm |
Gröning |
S. Mayer |
Dierfeld |
Rauschenbach |
1931 N |
--- |
--- |
Dierfeld |
--- |
--- |
--- |
--- |
1931 N |
--- |
Halfar |
Münch |
--- |
--- |
--- |
--- |
1932 |
Weil |
Halfar |
Münch |
Gröning |
--- |
Melbert |
Stich |
Der Ortsverein wählte folgende Mitglieder zu Delegierten in übergeordneten Gremien:
Jahr |
Organisationsebene und Name |
1924 und 1925 |
zum Bezirk Hartmann und Sauer |
1927 |
zum Bezirk Sauer und Weil |
1928 |
zum Bezirk Sauer und Weil, zum Unterbezirk zuerst Sauer, Weil, Dierfeld, Voß dann Sauer, Wefl, Geiger, Türck |
1929 |
zum Bezirk Kempf und Schreiber |
1930 |
zum Bezirk Weil und Schreiber |
1931 |
zum Bezirk Weil, Buckeley und Manderschied; das Mandat von Buckeley wurde aberkannt. Der Bezirk wählte Schreiber zum Reichsparteitag19. |
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1933 lud der NSDAP-Bürgermeister die SPD-Stadträte ab 24. März nicht mehr ein. Am 22. April wurden 20 neue Stadträte berufen. Die Stadträte der Kampffront traten am 29.4., die der SPD am 12.5. und die des Zentrums/BVP am 22. und 26.6.1933 zurück. Die (Bezirks-) Regierung besetzte die freien Sitze auf Vorschlag der NSDAP neu.
Die Sitze verteilten sich wie folgt23:
Wahltag |
SPD |
USPD+KPD |
NSDAP |
Sonstige |
Zusammen |
29.11.1914 |
5 |
------------- |
-------- |
19 |
30 |
18.4.1920 |
8 |
3 |
-------- |
19 |
30 |
7.12.1924 |
7 |
2 |
-------- |
21 |
30 |
8.12.1929 |
6 |
2 |
4 |
18 |
30 |
22.4.1933 |
3 |
------------- |
13 |
4 |
20 |
von April 1920 bis Mai 1933; N sind Nachrücker
Name |
Stadtratsmitgliedschaft |
Bittig |
April 1933 bis Mai 1933 |
Dierfeld |
1920 (N) bis 1930 (Rücktritt) |
Dörner |
April 1933 bis Mai 1933 |
Gröning für KPD |
1920 bis 1921 (Rücktritt) |
Gröning für SPD |
1920 bis 1921 (Rücktritt) |
Hacker |
Juli 1929 bis März 1933 |
Hartmann |
1920 bis März 1933 |
Krieger |
1924 (N), 1927 (N) bis Juni 1929 |
Melbert |
1923 (N) bis Mai 1933 |
Münzer |
(1920, 1924) 1929 bis März 1933 |
Rosenthal |
1920 bis 1929 |
Sauer |
1920 bis 1923 (Tod) |
Türck |
1920 bis 1929 |
Veth |
1920 bis 1924 |
Voß |
1921 (N) bis März 1933 |
Weigenand |
1921 (N) - (1924 N) bis 1929 |
Weil |
1930 (N) bis März 1933 |
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Die Landtagswahlen hatten folgendes Ergebnis24:
in Neustadt % | in Bayern Sitze | ||||||||
Wahltag |
SPD |
USPD+KPD |
NS |
Sonstige |
SPD |
USPD+KPD |
NS |
Sonstige |
Zusammen |
2.2.1919 |
43 |
1 |
-- |
56 |
62 |
3 |
-- |
113 |
178 |
6.6.1920 |
25 |
13 |
-- |
62 |
25 |
21 |
-- |
109 |
155 |
4.5.1924 |
23 |
14 |
-- |
63 |
23 |
9 |
-- |
97 |
129 |
20.5.1928 |
29 |
7 |
11 |
53 |
34 |
5 |
9 |
80 |
128 |
24.4.1932 |
18 |
8 |
43 |
31 |
20 |
8 |
43 |
57 |
128 |
15.4.1933 |
landesweit |
17 |
-- |
48 |
38 |
103 |
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Die Pfalz bildete seit 1919 einen einzigen Wahlkreis, der sechs der 423 Abgeordneten in die Nationalversammlung (1919) und den Reichstag schickte. Die Neustadter SPD stellte keinen Abgeordneten. Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis25:
in Neustadt % | im Reich % |
Wahltag |
SPD |
USPD+KPD |
NS |
Sonstige |
SPD |
USPD+KPD |
NS |
Sonstige |
19.1.1919 |
43 |
0 |
-- |
57 |
38 |
8 |
-- |
54 |
6.6.1920 |
26 |
13 |
-- |
61 |
22 |
20 |
-- |
58 |
4.5.1924 |
23 |
14 |
4 |
59 |
20 |
13 |
7 |
60 |
7.12.1924 |
26 |
9 |
1 |
64 |
26 |
9 |
3 |
62 |
20.5.1928 |
28 |
7 |
11 |
54 |
30 |
11 |
3 |
56 |
14.9.1930 |
24 |
8 |
24 |
44 |
25 |
13 |
18 |
44 |
31.7.1932 |
16 |
11 |
51 |
22 |
22 |
14 |
37 |
27 |
6.11.1932 |
16 |
12 |
45 |
27 |
20 |
17 |
33 |
30 |
5.3.1933 |
14 |
10 |
53 |
23 |
18 |
12 |
44 |
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Neustadt war seit 1932 eine Hochburg der NSDAP
Stimmzettel zur Reichstagswahl am 4.5.1924 (Stadtarchiv 4938)
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(Johann Karl) Hermann Hartmann, 10. 10. 1870 Frankfurt 25.04.1926 Neustadt, evangelisch, war das dritte von sieben Kindern des Nachtwächters Peter Karl Hartmann (1841-1884) und seiner Frau Anna Margarete (1845-1882). Er heiratete 1895 in Main Katharina Schneider aus Neustadt (1874-1953). Die Familie muß zwischen 1896, als in Mainz das erste Kind, und 1899, als in Neustadt das zweite von vier Kindern geboren wurde, nach Neustadt gezogen sein. Hartmann arbeitete als Drechsler (Adreßbücher von 1905 und 1908), Parteisekretär und Gewerkschaftssekretär für Metallarbeiter und einen "Medizinalverband" (1905 und 1908), Vertreter (1914) bzw. Händler für Häute und Felle (1919) und Gewerkschaftssekretär für den Landarbeiterverband (1926).
Hartmann trat 1891 in die SPD ein, war 1907/08, (nicht mehr 1909) Vorsitzender der Ortsgruppe Neustadt, kam 1914 auf Platz der SPD-Liste unter nicht ganz einwandfreien Umständen in den Stadtrat, wurde 1918 Vorsitzender des Arbeiterrats, 1919 und 1920 (nicht mehr 1924) Mitglied des bay. Landtags, 1920 (nicht mehr 1924) auf Platz 1 der SPD-Liste wieder Stadtrat, 1924 und 1925 Delegierter für den SPD-Bezirk-Pfalz, 1925 Beisitzer im SPD Vorstand Neustadt und 1925 wohl Mitglied des SPD Bezirksausschusses Pfalz. 1924 stellte sich eine Pressemeldung, er sei wieder in den Landtag gewählt, als falsch heraus. Hartmann wohnte zuletzt als Mieter in der Wallgasse 22 (heut Karl-Helfferich-Str. 20). Ein großer Leichenzug und zahlreich Ansprachen erwiesen ihm die letzte Ehre 26.
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Josef Münzer, 12.8.1875 Wurmlingen bei Rottenburg - 5.4.1936 Neustadt, katholisch, später konfessionslos, heiratete 1898 die prot. Neustadterin Margaretha Liese (1875-1960). Sie hatten drei Kinder. Münzer arbeitete als Geselle in der Brauerei Geisel und Mohr, bis er sich spätestens 1914 als Wirt selbständig machte. Er hatte damals eines der größten Neustadter Lokale, die Burckhardt'sche Wirtschaft in der Rathausstraße 11 (heute Zum Rathaus) gepachtet. 1922 kaufte er die Wirtschaft Hambacher Höhe in der Hambacher Straße 21. 1929 bis 1933 pachtete er zusätzlich die Wirtschaft zum Pfalzbräu in der Hauptstraße 101 (heute Einrichtungshaus Schneider) und ließ die Hambacher Höhe von seinem Sohn betreiben.
Münzer war schon 1905 und bis in die zwanziger Jahre Vorsitzender des Gewerkschaftskartells. Er kam 1909, 1914 und 1920 jeweils an der zweiten, 1924 und 1929 an der ersten Stelle der SPD-Liste in den Stadtrat. Der Rat wählte ihn am 30.4.1920 mit 15 Stimmen (8 SPD, 5 Zentrum, 2 Gewerbebund) zum zweiten, ehrenamtlichen Bürgermeister, ebenso am 23.12.1924 mit 17 Stimmen. Während der erste Bürgermeister geborenes Mitglied des Stadtrats war, schied der zweite mit der Annahme seines Amtes aus. Am 24.12.1929 unterlag Münzer bei der Bürgermeisterwahl mit 6 Stimmen gegen 10 Stimmen für Esch (Bürgerliste) und 9 für Ernst (Bürgerliche Vereinigung). Im April 1932 trat Münzer aus unbekannten Gründen aus der SPD aus, blieb aber wohl im Stadtrat, bis dieser im April 1933 aufgelöst wurde. Auch Genossen besuchten ihn weiterhin und schossen am 10.7.1932 aus seinem Haus in der Hauptstraße auf vorbeimarschierende Nazis. Münzer zog sich auf die Hambacher Höhe zurück und starb 1936, ohne daß es die Öffentlichkeit zur Kenntnis nahm27. In Neustadt wohnen noch eine Tochter und eine Schwiegertochter.
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Wenn man aus heutiger Sicht die damalige Zeit betrachtet, fällt besonders die mangelnde Einigkeit auf, was sich in einer zunehmenden Organisationsfreude und zunehmenden Streitigkeiten äußerte. Organisiert war die Arbeiterbewegung seit langem in einer Partei, vielen Gewerkschaften und sogenannten Kulturvereinen. Nun spalteten sich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD) 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ab, 1919 die Kommunistische Partei Deutschland (KPD) und 1931 die Sozialistische Arbeiter-Partei (SAP)28. Man muß hier auch die National-Sozialistische-Deutsche-Arbeiter-Partei (NSDAP) nennen, die sich zwar nicht aus der SPD entwickelt aber in ihrem Namen und in einigen Programmpunkten an die Arbeiterbewegung erinnerte.
In der Pfalz gründete die USPD ihre ersten Ortsgruppen 1917 in (Ludwigshafen-) Oggersheim und Ludwigshafen (Innenstadt), die KPD ihre erste 1919 in Ludwigshafen29, die NSDAP 1921 in Odernheim30, die SAP 193131. In Neustadt kandidierte die USP bei allen Wahlen von 1919 und 1920. Ihre Stadträte traten am 15.12.20 zur KPD über32. Eine Ortsgruppe der NSDAP wurde 1925 gegründet33, eine Ortsgruppe der SAP 193134. Außerhalb der sozialistischen Parteien, aber ideologisch und persönlich mehr oder weniger eng mit ihnen verbunden, bestanden die Arbeitervereine der Kaiserzeit weiter 35 , außerdem36,
1924 ein Verband der Arbeiter-Invaliden37
1924 ein Verband der Lebensmittel- und Getränke-Arbeiter 38
1924 ein "Erster freier Fußballverein"39
1924 das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, eine gemeinsame Kampftruppe von SPD, Zentrum und DDP40
1926 die Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAJ), eine selbständige Jugendorganisation der SPD für 14-20jährige. Die 18-25jährigen Jungsozialisten hatten sich in der Pfalz noch nicht organisiert. Als Nachfolger der SAJ verstehen sich heute die Falken41
1929 ein Rotfrontkämpferbund unter Heinrich Baader42
1929 eine Rechtsauskunftsstelle des Gewerkschaftskartells43
1929-30 eine Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde44
1930 eine Theatergruppe Schöntal45
1931 die Eiserne Front, eine Kampftruppe der SPD, der Gewerkschaften und des Arbeitersports46
1933 die Arbeiter-Sportvereinigung Rotsport. Der Rotsport stand unter kommunistischem Einfluß. Er baute in Eigenarbeit eine Turnhalle in der Turmstraße 19 (unmittelbar nördlich Karstadt), die bis 1984 der Firma Kirner und Steiner als Lager diente und 1985 von der Stadt abgerissen wurde47.
1933 Arbeiter-Bildungs-Verein Schöntal unter Dr. Nutzenberger
1933 Arbeiter-Samariter-Kolonne unter Dörr
1933 Freundschaft unter Christ
1933 Gesangsverein Gutenberg
1933 Jüdischer Jugendbund unter Dr. Farnbacher
Turnhalle des Rotsports (Foto Ebert 1985)
1933 Kampfgemeinschaft für prot. Jugend unter Christ Christ
1933 Rote Funker unter Ehresmann
1933 Rote Pioniere unter Christ
1933 Rote Hilfe unter Anna Müller
1933 Freier Schachclub unter Andres
1933 Radfahrerverein Solidarität unter Kindt
1933 Sturmvogel SAJ unter Christ
1933 Sportkartell unter Pelzer
1933 Freier Turn- und Schwimmverein48
Innerhalb der Partei entstanden am 18.6.1928 eine Frauengruppe49 und am 5.11.1928 ein Ortsausschuß der Arbeiter-Wohlfahrt. Die AW war zunächst ein unselbständiger Teil der SPD, obwohl sie eigene Beiträge erhob und eigene Mitglieder hatte. Sie wurde deshalb 1933 auch nicht wie die Arbeiter-Samariter oder die SAJ besonders, sondern zusammen mit der SPD verboten. Seit dem Krieg ist die AW selbständig. In Neustadt wurde sie 1947 wieder gegründet. Viele Mitglieder sind auch Mitglieder der SPD50.
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Als in Berlin Außenminister Rathenau (DDP) ermordet wurde, beschuldigten die Linksparteien den Neustadter Karl Helfferich MdR, den Führer der Rechten, der geistigen Anstiftung. Neustadter und Lambrechter Jugendliche, wohl hauptsächlich Kommunisten, drangen in der Nacht zum 30.6.1922 in die Trikotfabrik Helfferich ein, zertrümmerten Türen, Fenster, Bilder und Spiegel und bedrohten Karls Bruder, den liberalen Stadtrat Philipp Helfferich, mit Knüppeln59. Die Kommunisten sprengten am 3.8.25 und 26.10.25 die erste und zweite öffentliche Versammlung der NSDAP60. SPD und KPD kamen sich am 4.12.29 fast in die Haare61. Am 8.12.29 lieferten sich NSDAP und KPD eine blutige Schlacht am NSDAP-Lokal Fröhliche Pfalz in der Friedrichstraßer62.
Am 10.7.32 kam es anläßlich des Gautages (= Bezirksparteitag) d NSDAP in Neustadt zu mehreren Schlägereien, so am Bahnhof auf dem Neptunplatz (heute Strohmarkt) und beim Rosengarten. Als die SS und SA in der Hauptstraße vor der Wirtschaft Münz (heute Einrichtungshaus Schneider) vorbeimarschierten, in der sich das Vereinslokal der Eisernen Front und des Arbeiter-Samariter-Bundes befanden, fielen, wahrscheinlich durch die SS provoziert mehrere Schüsse, die fünf Nazis verletzten. Die Nazis demolierte die Wirtschaft, die Schützen entkamen. Verdächtigt wurden die Sozialdemokraten Karl Adrian aus Neustadt, Ludwig Kärner aus Neustadt (damals Lambrecht), Weinz und Hermann Zahm, Adrian erhielt vier Jahre Gefängnis63. Die wohl letzte Schlägerei lieferten sich am 2.2.33(!) Nazis, Kommunisten und Sozialdemokraten64.
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