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Blick auf die Akropolis

Mehr Suizide nach Sparmaßnahmen

Die drastische Sparpolitik in Griechenland hat die Zahl von Suiziden stark ansteigen lassen. In den Monaten nach der Verabschiedung der Sparmaßnahmen im Juni 2011 habe sie um knapp 36 Prozent zugenommen, heißt es in einer in "BMJ Open" veröffentlichten Studie.

Griechenland 03.02.2015

Für ihre Studie untersuchten Forscher aus den USA und Griechenland monatliche Suizidzahlen zwischen 1983 und Ende 2012 und verglichen sie mit tiefgreifenden wirtschaftlichen Ereignissen. Dabei berücksichtigten sie nicht nur offizielle griechische Statistiken, sondern untersuchten auch Todesfälle, die als Unfälle deklariert waren, bei denen es sich aber womöglich um Suizide gehandelt hatte.

Abhängig von wirtschaftlicher Entwicklung

Die Studie in "BMJ Open":

"The impact of economic austerity and prosperity events on suicide in Greece: a 30-year interrupted time-series analysis" von Charles C Branas et al., erschienen am 2. Februar 2015.

In dem drei Jahrzehnte umspannenden Zeitraum zählten die Forscher etwa 11.500 Menschen, die sich in Griechenland das Leben nahmen, mehr als 9.000 davon waren Männer. Nach der Einführung des Euro im Januar 2002 sank die Zahl der Suizide deutlich, bei Männern um 27 Prozent. Im Oktober 2008 stiegen die Suizidzahlen im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise dagegen deutlich an - und verzeichneten 2011 einen weiteren starken Anstieg mit der Verabschiedung von strikten Sparmaßnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise in Griechenland.

Nach Angaben von Studienleiter Charles Branas von der Universität von Pennsylvania in den USA zeigen die Ergebnisse nicht nur die Auswirkungen einer strikten Sparpolitik auf das Befinden der Menschen und die Notwendigkeit, in wirtschaftlichen Krisenzeiten gefährdete Menschen besonders zu schützen.

Vielmehr habe die Studie auch deutlich gemacht, dass neben den Sparmaßnahmen auch bedeutend sei, wie diese und ihre Folgen von Politikern und der Presse dargestellt würden. So gab es im April und Mai 2012 einen starken Anstieg von Suiziden, nachdem sich ein Rentner auf einem Platz in Athen das Leben genommen hatte. Die Presse hatte ausführlich und oft sehr emotional über diesen Fall berichtet.

Ein Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrisen und Suiziden war schon in anderen Studien festgestellt worden. So kam eine Studie 2013 zu dem Ergebnis, dass es nach Beginn der Finanzkrise 2008 in Spanien eine Zunahme der Suizide um acht Prozent gegeben hatte.

science.ORF.at/APA/AFP

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