Partnerschaft Paarstudie

Warum Frauen eher fremdgehen als Männer

25.06.07
SIN OF THE FLESH Uralter Verhaltenstrieb: Fremdgehen erfolgt nach evolutionären Mustern Foto: picture-alliance / 6PA

Die Frau monogam, der Mann promisk? Die gängigen Klischees über das sexuelle Verhalten der Geschlechter sind Unsinn. US-Forscher haben jetzt herausgefunden: Das weibliche Geschlecht zieht es stark zu wechselndem Beischlaf hin.

Frauen sind bei der Wahl ihrer Partner mindestens so vielfältig, wendig, promisk und beweglich wie Männer. Eine jetzt erschienene Studie aus den USA belegt sogar das Gegenteil des allgemein gültigen Geschlechterklischees "Frauen sind treu – alle Männer Hallodris". Die Forscher Todd Shackelford und Aaron Goetz behaupten: Frauen gelüste es häufiger als Männer, die verführerischsten Angebote auszukosten. Für diese Verkehrung in der Geschlechterwelt gibt es gute Gründe. Das Betrugsverhalten von Männern und Frauen folge "evolutionär vorgegebenen Mustern", schreiben die US-Forscher im Fachmagazin "Current Directions in Psychological Science".

Die Forscher haben 500 Paare in den USA befragt. Das Ergebnis verblüfft: "Je häufiger die Partner getrennte Wege gingen, sei es auch nur für einen Tag, desto mehr stieg das sexuelle Verlangen der Männer, desto mehr Samenzellen produzierten sie, und desto ausgeprägter war die Bereitschaft der Männer, notfalls mit Gewalt ihre vermeintlichen Rechte einzufordern", schreibt Shackelford.

Die Männer haben wohl kaum eine Wahl, schreibt Shackelford nüchtern. "Als allgemeingültig akzeptiert gilt für den Menschen die klassische Darwin-Situation: Eine Frau sucht sich den klügsten, schönsten, gebildetsten Mann aus und sorgt so dafür, dass dessen Gene weiterleben. Aber so einfach ist die Sache nicht", sagt Shackelford. Der Wettstreit um die Weitergabe seines Erbmaterials sei nach dem Akt "noch längst nicht beendet", schreiben die Forscher. In der Natur gelte seit Jahrmillionen vielmehr das Gesetz, das die Wissenschaft den "Krieg der Spermien" nennt – und dieses Verhaltensmuster finden Shackelford und Goetz nun auch durch ihre Paarstudien bei Mann und Frau bestätigt.

Die Behauptung, Frauen seien promisker als Männer, ist alles andere als einfältig. Quer durchs Tierreich, vom Wurm über die Maus bis hin zu Affen und dem Menschen, hat das weibliche Geschlecht ein Problem: Wie stellt sie sicher, dass tatsächlich die gesündesten, stärksten Spermien sie befruchten? Die meisten Tierarten lösen das seit je auf ihre Weise. Von Vögeln ist bekannt, dass sich die Weibchen täglich mit bis zu 20Männchen paaren – um anschließend mit einem ihrer Geschlechtspartner in inniger, monogamer Zweisamkeit ihre Jungen aufzuziehen. Während der Paarungszeit sammeln die Vogelweibchen im Laufe mehrerer Tage den Samen ihrer Eroberungen. Welches der Männchen schließlich Vater der Brut werden darf – darüber entscheidet, möglicherweise erst Tage nach dem Akt, die Widerstandsfähigkeit und Robustheit der Spermien.

Ähnliches beobachteten Verhaltensforscher auch bei unseren nächsten zoologischen Verwandten, den Affen. In seinem Buch "Der Gesang des Dodo" beschreibt der Evolutionsexperte David Quammen das Paarungsverhalten der Murikis, eine südamerikanische Halbaffenart. Quammen schreibt: "Eine Handvoll Männer warten darauf, dass sie an der Reihe sind, es mit der Affendame Cher zu treiben. Sie tauschen sanfte Glucks- und Grunzlaute aus. Ab und an legt einer den Arm um die Schulter des anderen, oder sie schenken sich eine brüderliche Umarmung. Es gibt keinen Kampf zwischen den Freiern."

"Dieser uralte Verhaltenstrieb steckt auch immer noch in uns", behauptet Shackelford. Ob Frauen deshalb tatsächlich promisker seien und ihrer Natur nachgäben – das sieht Shackelford eher als soziale und gesellschaftliche Frage. Aus diesem Verständnis heraus sei der Gedanke entstanden, der Frau gehe es vor allem um Gefühlsbindung und Zuwendung von Ressourcen, dem Mann hingegen um leicht verfügbaren Sex.

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