Warum sollte es hier anders sein, als in der weiten Welt? Nur weil es die Sonneninsel Deutschlands ist, die momentan selbst damit nicht punkten kann, geht es doch immer mehr ums liebe Geld. Da fragen sich Urlauber, warum sie hier bei nicht selten mäßigem Service (Fachkräftemangel auch auf der Insel) mehr als im sonnigen Süden bezahlen müssen, warum man nicht mehr für die Angebote außerhalb der Hochsaison tut und warum mit immer mehr Betten das zerstört wird, was Usedom einmal ausmachte – Natur, Ruhe, Ursprünglichkeit.
Der Beispiele gibt es viele, wenn man über die Insel geht. So wurde im vergangenen Jahr in Zempin der letzte Hauptstrandaufgang der Insel betoniert und mit den Bänken und Laternen im Inseleinheitsblau versehen. Individualität und Natürlichkeit waren gestern, heute wird alles „schön“ gemacht und die zerfallenen Salzhütten werden einfach abgerissen und nicht rekonstruiert. Hier flossen sinnlos Fördergelder, kein Wunder, dass der „Aufbau Ost“ von so manchem aus den westlichen Landesteilen kritisch gesehen wird und ein „Aufbau West“ gefordert wird. Der Gemeinde wird es auch nicht billig gekommen sein. Wie wunderbar hätte man mit dem Geld Ursprüngliches bewahren können und so Touristen auf Dauer binden können.
Ein weiteres Beispiel für sinnfreie Geldausgaben wird uns momentan gerade in Trassenheide geboten, mitten im Sommer wird ein Kreisverkehr gebaut, an einer Stelle, wo er einfach nicht gebraucht wird, wo es nie Verkehrsprobleme gab. Auch dieses Geld hätte der Insel an manch anderer Stelle gut getan. Mal abgesehen davon, dass der Baulärm Urlauber des benachbarten Hotels mehr als nervt.
Angesichts dieser Geldausgaben verstehe einer die Diskussion um die Kosten für den ZDF-Fußballstrand, sind die ausgegebenen Gelder doch eine langfristige Investition und eine derart preiswerte Werbung für Usedom, wie sie wohl nie wieder möglich sein wird. Dauerwerbung zur besten Sendezeit mit irren Einschaltquoten.
Etwas sparen könnte man z.B., wenn man nur jede dritte Blaskapelle auf den Kurpromenaden weglassen würde, zumal Blasmusik auch keine Investition in die Urlauber von morgen sein dürfte.
Geld ist knapp, in heutigen Zeiten ganz besonders und so kommen kostenintensive Großprojekte immer wieder auf den Prüfstand. Richtig so, aber liebe Entscheider blickt doch etwas über den Inselrand. Ein Ereignis wie Usedom Baltic Fashion macht die Insel auf eine ganz besondere Art bekannt in Deutschland und im baltischen Raum, es schafft Identität und Exklusivität, die wichtig sind für eine Region, die nicht mit Industrie und Infrastruktur punkten kann, also müssen diese Dinge bleiben, auch wenn sie keinen unmittelbaren Gewinn abwerfen. Und dann der Flughafen in Heringsdorf, welche Urlaubsregion im Norden hat so etwas zu bieten, um Gäste auf eine besonders bequeme Art in den Urlaub zu bringen, Gäste aus anderen Regionen (der Schweiz beispielsweise) zu motivieren Usedom zu besuchen. Auch das ist kein unmittelbares Gewinngeschäft, muss also subventioniert werden, dauerhaft und gemeinsam, Geld muss in die Hand genommen werden, das da ist und nur nicht für sinnlose Dinge verschleudert werden darf.
Sehr viel einfacher wäre das, wenn diese Insel ihre Gemeinsamkeiten pflege würde, bis zum letzten Schritt einer Gemeinde. Im weiten Deutschland übrigens kann man sich so gar nicht vorstellen, dass die Insel Usedom nicht eine Gemeinde ist und so wurde der neue Bürgermeister der Kaiserbäder Lars Petersen schon mal im ZDF gleich als der Bürgermeister von Usedom angekündigt. Usedom ist eine Region, die Visionen braucht und in die Zukunft blicken sollte, beispielweise gemeinsam mit dem polnischen Nachbarn auf der Insel. Und diese Visionen sind keine neuen Megabettenburgen oder Ferienhaussiedlungen, sondern ein Zurück zu exklusivem sanften Tourismus mit Qualität. |