Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015 Erster Preis für "Song from the Forest" von Michael Obert

Weitere Preise an "Am Kölnberg" und "Der Banker – Master of the Universe"

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Dokfilmpreis 2015: Bilder von der Preisverleihung

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Die Preisträger aller drei Preise (v.l.): Marc Bauder, Michael Obert, Laurentia Genske und Robin Humboldt

Die Preisträger aller drei Preise (v.l.): Marc Bauder, Michael Obert, Laurentia Genske und Robin Humboldt

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015 für "Song for the Forest" überreicht von den Stiftern (v.l.): Dr Christoph Hauser; Gewinner Regisseur Michael Obert; Minister Jürgen Walter; Prof Carl Bergengruen

Förderpreis Haus des Dokumentarfilms, überreicht durch Dr. Irene Klünder an Laurentia Genske (li) und Robin Humboldt

Preis der Stadt Ludwigsburg, Überreicht von Oberbürgermeister Walter Spec, Regisseur Marc Bauder, Gudrun Hanke El-Ghomri, Redaktion

Der Gewinner des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2015 Michael Obert (Mitte); umrahmt von Alex Tondowski (Produzent) und Jutta Krug (WDR Redaktion)

Die Stifter des Deutscher Dokumentarfilmpreises 2015 (v.l.): Manfred Hattendorf; Gewinner Autor Michael Obert; Dr Christoph Hauser; Minister Jürgen Walter; Prof Carl Bergengruen; Dr Irene Klünder; Walter Spec, OB

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015: alle Nominierten, die Jury und die Stifter

Der Preisträger des „Deutschen Dokumentarfilmpreises 2015“, den der Südwestrundfunk (SWR) und die MFG Filmförderung Baden-Württemberg in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben, steht fest: Der Hauptpreis und damit das Preisgeld von 20.000 Euro gehen an den Autor und Regisseur Michael Obert für seinen Dokumentarfilm „Song from the Forest“. Der Film porträtiert den Amerikaner Louis Sarno, der vor Jahrzehnten zu den Bayakam (Waldmenschen in Zentralafrika) übergesiedelt ist. Er begleitet ihn in seinem Alltag und auf einer gemeinsamen Reise mit seinem Sohn Samedi nach Amerika.

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Song From the Forest | Dokumentarfilm von Michael Obert

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Der Dokumentarfilm "Song from the Forest" handelt von dem Amerikaner Louis Sarno und seinen Sohn Samedi. Der Autor, Reporter und Regisseur Michael Obert hat Vater und Sohn auf ihrer Reise aus dem Dschungel Zentralafrikas in die Hochhausschluchten von New York begleitet.

Der Dokumentarfilm "Song from the Forest" handelt von dem Amerikaner Louis Sarno und seinen Sohn Samedi. Der Autor, Reporter und Regisseur Michael Obert hat Vater und Sohn auf ihrer Reise aus dem Dschungel Zentralafrikas in die Hochhausschluchten von New York begleitet.

Louis Sarno hat über 1500 Stunden einzigartiger Bayaka-Musik aufgezeichnet und ist heute, 25 Jahre nach seiner Ankunft, ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft.

Mit einer Bayaka-Frau hat er einen Sohn, den 13-jährigen Pygmäenjungen Samedi. Als Baby war Samedi schwer krank und lag im Sterben. Louis hielt ihn die ganze Nacht und versprach ihm: “Wenn du überlebst, zeige ich dir eines Tages die Welt, aus der ich gekommen bin.”

Nun löst er sein Versprechen ein und reist mit seinem Sohn aus dem afrikanischen Regenwald in jenen anderen Dschungel aus Beton, Glas und Asphalt – nach New York City.

Gemeinsam treffen sie Louis' Familie und alte Freunde, darunter seinen engsten Freund seit Collegetagen: Jim Jarmusch.

Schon bald nach ihrer Ankunft die Überraschung: Samedi, der den Regenwald bis dahin nie verlassen hat und kein Wort Englisch spricht, kommt in Amerika sehr viel besser klar als Louis. Die Annäherung an die Welt, die der Vater vergessen wollte und die der Sohn nun erobern will, verläuft langsam, leise und mit Rückschlägen.

Getragen vom Kontrast zwischen Regenwald und urbanem Amerika, einem faszinierenden Soundtrack und den ruhigen und intimen Bildern des Films verweben sich leise Geschichten zum berührenden Portrait eines außergewöhnlichen Mannes.

Regisseur Michael Obert traf Luis Sarno erstmals im Herbst 2009 als er unterwegs im Kongobecken war. "Ich hörte eher zufällig von einem weißen Mann, der tief im Regenwald seit Jahrzehnten bei den Bayaka-Pygmäen leben sollte. Ich machte mich auf die Suche nach ihm. Ein paar Tage später stand ich auf einer Lichtung, von allen Seiten strömten Bayaka auf mich zu und schrien mich an. Plötzlich verstummte der Lärm, und aus dem Unterholz löste sich eine hoch gewachsene Gestalt: ein Weißer, zwei Köpfe größer als die anderen, auf jedem Arm ein Pygmäenbaby. Er war Louis Sarno."

Es ist ein Film, in den die wichtigen Themen des 21. Jahrhunderts vorkommen: Heimat, Identität, Entfremdung, Interkulturalität, Globalisierung – und auch die Liebe. Die Jury begründet ihre Entscheidung so: „,Song from the Forest‘ porträtiert mit entschlossenem Feingefühl die Suche nach dem Einssein mit einer menschlichen Gemeinschaft und mit der Natur. Aber Bilder der Geborgenheit stellt er neben Zeugnisse des Entschwindens und Zerbrechens. Allmählich wird klar, dass die Welt, die Sarno einst in Bann geschlagen hat, nur noch in Resten existiert.“

Die Autoren Laurentia Genske und Robin Humboldt

Laurentia Genske und Robin Humboldt

Der Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms in Höhe von 3.000 Euro geht an „Am Kölnberg“ von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Die Jury befindet: „Das Entscheidende des Filmemachens kann man nicht lernen; es ist der Blick, mit dem wir auf die Welt schauen. Es ist die Art und Weise; wie wir die Menschen betrachten; welchen Raum wir ihnen geben; es ist der Rhythmus, den wir finden jenseits von Modernismen und doch in der Zeit. Es ist das Besondere in uns. Wir waren einstimmig der Meinung, dass diesen beiden jungen Filmemachern der Nachwuchspreis gehört. Wir wollen mehr Filme von ihnen sehen.“

Dokumentarfilm "Der Banker – Master of the Universe" - Preis der Stadt Ludwigsburg



Den mit 2.000 Euro dotierten Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Marc Bauder für den Dokumentarfilm „Der Banker – Master of the Universe“. In der Jurybegründung heißt es: „Marc Bauder gelingt mit seinem Film etwas Großes. Er findet den dokumentarischen Schlüssel zu einem Thema, das in seinen Details als komplexes Rätsel vor einem steht.“

Plakat vom Film (Quelle: Arsenalfilm) und der Autor Marc Bauder

Plakat vom Film und Marc Bauder

Bei der Preisverleihung am 18. Juni 2015 in Ludwigsburg beglückwünschte Staatssekretär Jürgen Walter die Preisträger: „Der Dokumentarfilm boomt. Mit neuen innovativen Methoden erreicht er zunehmend auch ein junges Publikum. Baden-Württemberg ist diesbezüglich bestens aufgestellt.“ Die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg biete exzellente Ausbildungsbedingungen und mit der MFG Filmförderung habe das Land eine engagierte Förderinstitution, die der Unterstützung des Dokumentarfilms große Bedeutung beimisst. Zudem bündele das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart als deutschlandweit einmalige Einrichtung die Kompetenzen in diesem Bereich.

 

SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser betonte: „Die diesjährigen Nominierungen belegen eindrucksvoll die positive Entwicklung des Genres: Nie waren Dokumentarfilme so visuell attraktiv wie heute, nie wurden Geschichten dokumentarisch variantenreicher erzählt. Als engagierter Dokumentarfilmsender wird sich der SWR auch zukünftig für das Genre des Dokumentarischen stark machen und Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich die Qualität und Einzigartigkeit des Dokumentarfilms entwickeln und entfalten können.“

 

Irene Klünder, Geschäftsführerin des Hauses des Dokumentarfilms: „Die Zukunft des filmisch Dokumentarischen hat erst richtig begonnen – durch die Möglichkeit eines jeden Einzelnen, filmen zu können und durch die Einfachheit, dieses Gefilmte vielen Menschen zugänglich zu machen. Dies ist noch lange nicht ausentwickelt in der Technik und in den Konsequenzen, beides zusammen aber – das Filmen und die einfache Verbreitung – sind in der Summe bislang noch unfassbar in den Auswirkungen, auch im Hinblick auf gesellschaftliche Strömungen.“

 

Die Entscheidungen traf eine unabhängige Jury: Aelrun Goette (Filmemacherin), Christian Frei (Filmemacher), Astrid Schult (Filmemacherin), Thomas Klingenmaier (Stuttgarter Zeitung), Heinz Badewitz (Hofer Filmtage), Prof. Stephan Krumbiegel (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf), Fidelis Mager (megaherz GmbH).

 

Der Deutsche Dokumentarfilmpreis wird alle zwei Jahre vom Südwestrundfunk (SWR) und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg gestiftet. Die Preisverleihung findet regelmäßig im Rahmen des vom Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms (HDF) organisierten Branchentreffs DOKVILLE statt. In der Session 2015 war erstmals die Direkteinreichung durch Autoren, Regisseure oder Produzenten möglich. Aus den 140 Einsendungen wählte eine Vorjury 20 Produktionen aus, die der Hauptjury vorgelegt wurden. Diese nominierte 12 Produktionen und wählte daraus schließlich die drei Preisträgerfilme aus.



Zur Geschichte des Preises

Seit 2003 wurde alle zwei Jahre der „Baden-Württembergische Dokumentarfilmpreis“ für herausragende Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Träger des Preises sind die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und der SWR. Bei der Preisverleihung 2007 im Rahmen der Veranstaltung „Dokville“ in Ludwigsburg hatte sich gezeigt, dass der Preis nicht nur auf regionale, sondern auf internationale Resonanz stößt, sowohl bei den eingereichten Filmen als auch bei der Bedeutung als Branchentreff. Diese Wichtigkeit, aber auch die Ausrichtung auf den deutschsprachigen Raum hatte die Preisstifter bewogen, den Preis seit 2009 "Deutscher Dokumentarfilmpreis" zu nennen.


Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des "Deutschen Dokumentarfilmpreises":

Deutscher Dokumentarfilmpreis

Astrid Kuck
HA Film und Kultur

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Pressekontakt: Daniela Kress, Tel.: 07221 929-23800, Daniela.Kress@swr.de

Stand: 19.6.2015, 9.54 Uhr