Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 77 f.

Am östlichen Ortsrand von Caputh, unmittelbar am Waldrand. Errichtet 1929 nach einem Entwurf von Konrad Wachsmann für Albert Einstein. Bauunternehmen war die in Niesky ansässige Firma Christoph & Unmack A.G. Der Hausbau ging auf Wachsmanns Initiative zurück, der sich den Einsteins als Architekt anbot, nachdem er aus der Presse von der Absicht der Stadt Berlin erfahren hatte, Einstein zu seinem 50. Geburtstag ein Grundstück am Wasser zu schenken. Obwohl die Schenkung letztlich nicht zustande kam, erteilte Einstein Wachsmann schließlich den Auftrag zur Verwirklichung seines Entwurfes, an dem er – nach einigen Abänderungen – Gefallen gefunden hatte. Am 12. Mai 1929 zeichnete Einstein die Bauunterlagen ab, und noch im Sommer des gleichen Jahres zog er ein. Bis 1932 lebte Einstein fast das ganze Jahr über in dem Haus, obwohl es nur als Sommerhaus konzipiert war. Es bot Ruhe zum Arbeiten, Raum zum Empfang von Freunden und einen idealen Ausgangspunkt für Segeltouren. Nach ihrer Übersiedelung in die USA, Ende 1932, vermietete die Familie Einstein das Haus an das benachbarte Jüdische Kinderheim (Potsdamer Straße 1). 1935 wurden die Einsteins enteignet, das Haus ging in den Besitz der Gemeinde Caputh über, die es als Treffpunkt für nationalsozialistische Jugendorganisationen nutzte. Während des Zweiten Weltkrieges diente es als Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, gegen Ende des Krieges als Lager für deutsche Soldaten und wahrscheinlich auch als Unterkunft für Zwangsarbeiter.

Bestrebungen der sowjetischen Besatzungsmacht, der Familie Einstein ihr Eigentum zurück zu geben, blieben ohne Ergebnis, desgleichen die Überlegungen, das 1955 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude als Museum einzurichten. 1954-58 bewohnte der damalige Caputher Bürgermeister das Gebäude, danach eine Caputher Familie. 1978 kam das Haus unter die Verwaltung der Akademie der Wissenschaften der DDR; nach einer umfassenden Instandsetzung (u.a. Reparatur der Dachterrasse, Erneuerung der Treppe in den Garten, Ersetzen der Wandverkleidungen im Wohnzimmer) wurde es 1979, zu Einsteins 100. Geburtstag, wiedereröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Besichtigungen, Seminare und Empfänge). 1991 fiel das Einstein-Haus wieder an die Gemeinde Caputh zurück, die Klärung der Eigentumsverhältnisse ergab, dass es zu 70% der Hebräischen Universität in Jerusalem gehörte. 1993 übernahm das neu gegründete Einsteinforum die Verwaltung, das Haus blieb (an zwei Tagen in der Woche) für das Publikum geöffnet. Von 2001 bis 2005 fand eine umfassende Sanierung des mittlerweile stark reparaturbedürftigen Gebäudes statt (die schadhafte Abdichtung der Dachterrasse hatte zu erheblichen Bauschäden geführt), die durch das Architekturbüro Kühn- von Kaehne & Lange vorgenommen wurde und u.a. Dachterrasse, Dachdeckung, Außentreppe, Außen- und Innenanstrich sowie die Erneuerung der 1978 ersetzten Wandvertäfelung umfasste. 2005 fand die Wiedereröffnung statt.

Ein- bis zweigeschossiges Holzhaus über L-förmigem Grundriss, ausgeführt in Fachwerk-Ständer-Bauweise (Balloon-Frame-System) mit waagerechter Außenschalung, auf massivem Unterbau. Zwischen Außen- und Innenschalung Isolierschicht aus Torf. Der zweigeschossige Teil mit Walmdach, der eingeschossige mit als Dachterrasse genutztem Flachdach, das auf der Gartenseite vorkragt und die Gartenterrasse überdeckt; die beiden Bauteile eine Synthese der Vorstellungen Wachsmanns, der ursprünglich einen Flachdachbau entworfen hatte, und Einsteins, der ein Ziegeldach bevorzugte. Das Äußere des Hauses von der waagerechten Verschalung aus dunkel gestrichener nordamerikanischer Douglasie geprägt. Auf der Straßenseite (Ostseite), wo sich der Eingang befindet, nur wenige Fenster, in asymmetrischer Anordnung und unterschiedlichen Formaten; auf der Gartenseite dagegen öffnet sich das Haus weit zur Landschaft; von der Dachterrasse führte eine Treppe in den Garten. Dass die Enden der Querbalken zwischen den Stockwerken vorkragen, ist eine Konzession an Einsteins Wunsch nach einem Blockhaus; auch die charakteristischen Fenster in stehenden Formaten mit Klappläden gehen auf Einsteins ausdrücklichen Wunsch nach »französischen Fenstern« zurück.

Innen im Erdgeschoss auf der Straßenseite Küche und Flur mit Treppe ins Obergeschoss, auf der nach Westen ausgerichteten Gartenseite (unter der Terrasse) geräumiger Wohnraum, Bad und »Schlafzimmer der Dame«; auf der Südseite Einsteins Arbeitszimmer. Im Obergeschoss die Schlafräume (Zimmer der Tochter, Mädchenzimmer und Gästezimmer). Die Innenwände mit waagerechten Brettern verschalt, lediglich Wohnzimmer und Einsteins Arbeitsraum mit Furniersperrholzplatten (diese im Wohnzimmer 1945 und dann wieder bei der letzten Sanierung 2001-2005 ersetzt). Erhalten zahlreiche Details, so die Innentüren, der schwarz-weiße Fliesenfußboden in Flur, Küche und Bad, der Kamin im Wohnzimmer, die Einbauküche mit Durchreiche, die Einbauschränke in den Privaträumen. Die farbigen Wandfassungen bei der jüngsten Sanierung nach Befund wiederhergestellt; der Schreibtisch Einsteins ein Nachbau (wie die komplette mobile Einrichtung verloren).

Unterkellert nur der eingeschossige Teil, Kellerwände aus Ziegelmauerwerk, Kellerböden, -treppe und -decke aus Beton. Dachkonstruktion als Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl; das als Terrasse genutzte Flachdach von zwei neun Meter langen Deckenbalken aus Oregon Pine getragen.

Das Gartenhaus ein südwestlich des Sommerhauses stehendes eingeschossiges Holzhaus mit Satteldach über massivem Sockelgeschoss, die Außenwände mit waagerechter Verschalung, Sanierung 2002-05, seither Nutzung als Sommerunterkunft von Gastwissenschaftlern.

Der Garten ursprünglich im Süden durch alten Kiefernbestand, nördlich des Hauses durch einen schlichten Hausgarten mit großer Wiesenfläche und daran anschließenden Obst- und Gemüsegarten geprägt. Bemerkenswert war die Aussicht auf den Schwielowsee (heute verbaut). 1978/79 und 2002/03 Instandsetzungsarbeiten mit dem Ziel einer Anpassung an die jeweils aktuellen Bedürfnisse bei weitgehender Bewahrung der überkommenen ursprünglichen Strukturen.

Nahezu vollständig in seiner Originalsubstanz erhalten, ist das Einstein-Haus ein bedeutendes Zeugnis der modernen und industriell vorgefertigten Holzbauweise. Es ist eines der ersten bekannten Werke des damals noch jungen und unbekannten Architekten Konrad Wachsmann, der es als Beispiel für die ortsfeste Fachwerkbauweise auch in seine 1931 erschienene Publikation »Holzhausbau, Technik und Gestaltung« aufnahm. Interessant ist das Gebäude auch als Synthese der Ideen des Architekten, eines entschiedenen Vertreters der Moderne, und den architektonisch eher konservativen Vorstellungen des Bauherrn. Zudem ist es eng verbunden mit dem Leben Albert Einsteins, der hier Anfang der 1930er Jahre bedeutende Wissenschaftler, Künstler und Politiker empfing.

Quellen: BLDAM, Altakten IfD; Objektakte Nr. 2.00-14/885.

Literatur: Konrad Wachsmann, Holzhausbau, Technik und Gestaltung, Berlin 1930; Grüning, Michael, Ein Haus für Albert Einstein, Berlin 1990; Strauch, Dietmar, Einstein in Caputh, Berlin/Wien 2001; Ackermann, Peter/ Strauch, Dietmar, Konrad Wachsmann und Einsteins Sommerhaus in Caputh, Caputh 2001; Lange, Eberhard, Einstein Haus in Caputh, Restaurierungs- und Nutzungskonzept, Potsdam 2002; ders., Dokumentation der Bau- und Restaurierungsmaßnahmen 2001-2005, Potsdam 2005; Bonfiglio, Dominic, Paradies auf Zeit, Albert Einsteins Haus in Caputh, Potsdam 2005.