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Therapie

Es gibt viele Therapien und Therapieansätze. Leider ist eine Therapie, die für den einen genau passend ist, für den anderen überhaupt nichts wert.  Aus diesem Grund stelle ich hier zunächst nur zwei vor. Aus meiner sicht die wichtigsten.

Gutes Cortison - böses Cortison?

Diese Frage ist wie keine andere mit Multiple Sklerose verbunden.

Seit einer Woche geht es immer schlechter. Die Beine kommen nicht mehr vom Boden, die Hände können keine Tasse/Glas mehr sicher halten. Im ganzen Körper keine Kraft mehr. Der Anruf bei meinem Hausarzt ist unausweichlich. "Hallo Doktor, ich brauche Cortison." Er kommt und ich bekomme an drei aufeinander folgenden Tagen meine "Standartdosis” 500-1000-500 mg Cortison plus Magenschutz (Zantic). Die letzte Cortisontherapie war vor 14 Monaten.  Am ersten Tag habe ich fürchterliche Kopfschmerzen (Aspirin hilft), die am zweiten Tag nachlassen und am dritten Tag ganz verschwunden sind. Doch schon am zweiten Tag der Behandlung merke ich das es besser geht. Ich kann mich wieder sicher festhalten, die Beine wollen auch wieder. Es geht aufwärts. Ich bin wieder richtig gut drauf. Bei mir gutes Cortison. Jedoch darf man die gefährlichen Nebenwirkungen, bei einer Langzeittherapie nicht verharmlosen.

Ein Bericht von Silvia

Cortison als Medikament bei MS

Geschichte
Das Organ, welches Cortison in unserem Körper herstellt, sind die Nebennieren.Dieses Organ wurde erst 1564 entdeckt. Die Funktion der NN blieb noch weitere 300 Jahre im verborgenen. 1894 wurde Adrenalin als erstes Nebennierenrinden - Hormon extrahiert und charakterisiert.1932 Beschreibung des Hypercortieoidismus durch Cusing (kannte das Hormon aber noch nicht.)1936/37 Entdeckung einer ganzen Gruppe von Substanzen mit gleicher chem. Grundstruktur (Glucocorticoide) und speziell  des  CORTISONS. Die erste Behandlung mit Cortison erfolgte 1948 an der Mayo-Klinik in den USA. Die Idee zur Behandlung hatte man schon 1940, aber zur Synthese von 1 g Cortison mußten 500 kg NN-Gewebe = 20000 Rinder verarbeitet werden.Erst 1947 gelang die Teilsynthese aus Rindergalle (Fa. Merck).
1948 wurde die erste Patientin, die an schwerem Gelenkrheumatismus litt, mit Cortison behandelt. Der Erfolg war verblüffend. Die Patientin konnte sich nach sechs Tagen wieder ohne Rollstuhl bewegen. Aber schon 1949 wurden die schweren Nebenwirkungen des Cortisons beschrieben. Grund hierfür waren oft falsche Indikationsstellung bzw. falsche Anwendung. Alle die mit Multipler Sklerose etwas zu tun haben, sei es als Betroffener oder als Angehöriger, kennen Cortison. Oder? Cortison wird bei MS überwiegend im akutem Schub angewandt. Wie  wir alle wissen macht jedes Medikament Nebenwirkung so auch Cortison. Bei einer Langzeittherapie können folgende Beschwerden auftreten: Magenbeschwerden bis hin zu Magengeschwüren. Die sogenannte "Cortison – oder Pergamenthaut". Blutdruckerhöhung sowie Verminderung der Calciumresorption aus dem Darm und Hemmung der Knochenzellen - Osteoporose (Glasknochen); Wundheilungsstörung und erhöhte Thromboseneigung. Aber bei richtiger Dosierung treten viele dieser Nebenwirkungen nur in 29 % der Fälle auf, ernste Komplikationen sogar nur in 0,5 % aller Fälle. Bei Multipler Sklerose wird Cortison nur im akuten Schubund nur  über eine kurze Zeit in sehr hoher Dosis verabreicht. Hierbei bleiben vorgenannte Nebenwirkungen fast gänzlich aus. Bevor so eine Cortisonstoßtherapie begonnen wird sollten andere Erkrankungen wie Apoplex, Enzephalitis, Tumore u.ä. ausgeschlossen werden.  Was  will man mit einer solchen Therapie erreichen? Eine Verkürzung des Schubes sowie eine schnellere und besseren Wiederherstellung des geistigen und körperlichen Wohlbefindens.

Interferon

Was ist Interferon?
Interferon ist ein körpereigenes Protein (einfache Eiweißkörper) das bei Virenbefall gebildet wird.

Was macht Interferon in meinem Körper?
Es veranlasst die gesunden Abwehrzellen ein Enzym zu produzieren das der Infektion entgegenwirkt. Das Medikament greift also verändernd in das Immunsystem ein. Bei Multipler Sklerose soll es die Schubrate senken.  Aus eigener Erfahrung kann ich das nur bestätigen. Vor der Behandlung mit Interferon hatte ich 2-3 Schübe pro Jahr, nach 6 Jahren Behandlung mit Interferon (Rebiff 22) hatte/habe ich "nur noch" ca. alle 18 Monate einen kleinen Schub. Die Gentechnologie machte es Anfang der 80iger möglich Interferon in größeren Mengen kostengünstig herzustellen.

Nebenwirkungen
Grippeähnliche Symptome die wegen der abendlichen Verabreichung häufig verschlafen werden. Bei heftiger Symptomatik kann man diese Nebenwirkungen durch die Gabe von z.B. Ibobrofen mildern. Weiter kann es zu depressiven Verstimmungen und vermehrten Spastiken in den Extremitäten kommen.

Wirkungsweise der Interferone aufgeklärt

7.7.2008: FREIBURG/LANGEN (MedCon) - In der Langzeittherapie der schubförmigen Multiplen Sklerose gelten Interferon-beta-Präparate als Mittel der Wahl. Welche genauen Mechanismen der Wirkung dieser immunmodulierenden Substanzen zu Grunde liegen, war bislang allerdings noch nicht abschließend geklärt. Nun konnte eine Gruppe deutscher Forscher im Tiermodell erstmalig nachweisen, wie Interferone - insbesondere Interferon-beta - den Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) beeinflussen.
"Unsere Ergebnisse stellen einen Durchbruch für das Verständnis der Interferonwirkung bei MS dar. Es besteht nun die Hoffnung, neue zellspezifischere und nebenwirkungsarme Therapieansätze zur Behandlung dieser Erkrankung zu entwickeln", sagte Dr. Marco Prinz, Direktor der Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg.
"Das Hauptproblem zum Verständnis der Interferonwirkung im Gesamtorganismus bestand darin, dass das Interferon auf fast jede Körperzelle wirken kann, da sich der entsprechende Erkennungsrezeptor überall befindet", erklärte Dr. Ulrich Kalinke, Leiter der Abteilung Immunologie am Paul-Ehrlich Institut Langen.
Die Forscher veränderten im Tierversuch den Interferonrezeptor deshalb so, dass es ihnen nun möglich war, diesen nur auf bestimmten Zelltypen auszuschalten. Die Ergebnisse waren überraschend: Für den Verlauf der MS-Erkrankung war die Wirkung von Interferon auf die Fresszellen des Blutes und des Gehirns entscheidend. Dagegen spielte die Stimulation von Lymphozyten oder von Hirnzellen eine untergeordnete Rolle.
Wie die Wissenschaftler weiterhin zeigen konnten, vermitteln Interferone eine dämpfende Wirkung auf die Fresszellen des Blutes, was sich als entscheidend für die positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs herausstellte.
Quelle: Pressemitteilung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vom 18.04.2008

Chemotherapie

Chemotherapie ! Bei MS eine sehr harte Therapie. Lange Zeit habe ich mich geweigert über dieses Thema hier zu schreiben. Warum, werden sich einige Fragen. Für mich stellt diese Therapie die wirklich allerletzte  Möglichkeit da etwas an dem Verlauf und dem Befinden zum besseren zu wenden. Was macht diese Therapie bei MS. Sie soll die T-Zellen reduzieren um so auch die Anzahl der T-Zellen zu mindern die einen Schub auslösen können. Soweit so schlecht. Natürlich werden auch eine Reihe gesunder Zellen geschädigt. Wenn auch die Chemo-Theraüie für alle Verlaufsformen der MS zugelassen ist, so sollte sie doch nur bei der schubförmig verlaufenden MS Anwendung finden. Der Arzt stellt die Indikation für eine solche Therapie. Vernünftigerweise sollte diese wirklich harte Therapie nur in schweren schubförmigen Verlaufsformen Anwendung finden. Andere Therapiemöglichkeiten sollten auch ausgeschöpft sein. Nur wenn nichts anderes hilft und eine Besserung nicht in sicht ist, dann und nur dann sollte man sich dieser Therapie unterziehen. Ich rate jedem MS-Betroffenen  sich genau über die Risiken und Folgen einer solchen Therapie zu informieren. Eine zweite oder gar dritte Meinung ist wichtig. Keinesfalls darf man seinen Arzt drrängen einer solchen Therpie zuzustimmen, wenn dieser Bedenken äusert. Nochmal, die Chemotherapie sollte meiner Meinung nach nur bei schwersten schubförmigen Verläufen der MS angewandt werden.

 

 

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