Australien, das Land, das den Papst erwartet

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch

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ROM, 8. Juli 2008 (ZENIT.org).- Die Ortkirche, die der Gastgeber des kommenden Weltjugendtags in Sydney sein wird, ist eine junge Kirche, die aber in Australien eine bedeutende soziale und öffentliche Stellung inne hat. Derzeit ist der katholische Glaube die größte der christlichen Konfessionen im Land, wie aus Angaben der Australischen Bischofskonferenz hervorgeht (vgl. www.catholic.org.au).

Die Katholiken repräsentieren in Australien mehr als ein Viertel der Bevölkerung (27,56 Prozent, nach Statistiken aus dem Jahr 2006, wie am vergangenen 5. Juli im Bulletin des Heiligen Stuhls veröffentlicht). Insgesamt handelt es sich um 5,7 Millionen Katholiken aus einer Gesamtbevölkerung von 20,7 Millionen.

Australien ist in 33 Diözesen mit insgesamt 1.390 Pfarreien eingeteilt. Gegenwärtig gibt es 65 Bischöfe und mehr als 3.100 Priester, von denen über die Hälfte Diözesanpriester sind, während die übrigen Priester verschiedenen Ordensgemeinschaften angehören. Insgesamt gibt es rund 2.200 Ordensmänner und an die 6.950 Ordensfrauen, sowie rund 8.200 Katecheten.

Die Kirche in Australien ist im sozialen Bereich und im Erziehungswesen besonders aktiv. 1.749 Grundschulen, 473 Sekundarschulen sowie 30 Hochschulen und Universitäten mit mehr als 700.000 Schülerinnen und Schülern befinden sich in kirchlicher Trägerschaft. Zudem unterhält die katholische Kirche 58 Krankenhäuser, 407 Pflegeheimen für ältere Menschen und Behinderte, 164 Waisenhäuser und Kindergärten, 480 soziale Rehabilitationszentren und 210 Beratungsstellen für Familien und Zentren zum Schutz des Lebens.

Vorsitzender der australischen Bischofskonferenz ist Msgr. Philip E. Wilson, Erzbischof von Adelaide. Sein Stellvertreter ist Bischof Barry J. Hickey, Erzbischof von Perth.

Ein weiteres interessantes Faktum ist die wachsende Zahl der Katholiken unter den indigenen Volksstämmen. Nach Angaben der australischen Bischofskonferenz gibt es laut der letzten Erhebung von 2006 derzeit mehr als 100.000 indigene Katholiken, also fast sieben Prozent mehr als noch 2001. Der katholische Glaube ist das christliche Bekenntnis, dem unter den indigenen Völkern am meisten Anhänger angehören, vor allem im Gebiet von New South Wales.

Die Päpste und Australien

Benedikt XVI. wird der dritte Papst sein, der Australien besucht. Es handelt sich um den vierten päpstlichen Besuch in diesem Land. Der erste Papst, der seinen Fuß auf australischen Boden setzte, war Paul VI. im Jahr 1970.

Papst Johannes Paul II. kam dreimal nach Australien: als Kardinal im Jahr 1973 aus Anlass des Eucharistischen Weltkongresses, der damals in Melbourne stattfand, und zweimal als Papst in den Jahren 1986 und 1995. Auf seinem ersten Pastoralbesuch durchreiste Johannes Paul II. den gesamten Kontinent. Ein unvergessliches Ereignis dieses Besuchs war die Begegnung mit indigenen Stammesangehörigen in Zentral-Australien.

Im Jahr 1995 reiste der Papst anlässlich der Seligsprechung der ersten Australierin, der Ordensfrau Mary MacKillop, ein weiteres Mal nach Sydney. Die Zeremonie fand auf der Rennbahn Randwick statt, dem gleichen Veranstaltungsort, der auch für die Begegnung Benedikts XVI. mit der Weltjugend am kommenden 19. Juli gewählt wurde.

Kleine Kirchengeschichte
Die ersten Katholiken wanderten 1788 nach Australien ein. Die meisten von ihnen waren Strafgefangene irischen Ursprungs. Bald kamen auch einige Priester nach, um ihnen zur Seite zu stehen und die Sakramente zu spenden, allerdings ohne sich im Land dauerhaft niederzulassen. 1828 war die katholische Bevölkerung im Land schätzungsweise auf etwa 10.000 Seelen angestiegen.

Offiziell konstituierte sich die Kirche im Jahre 1820 auf dem Kontinent mit der Ankunft der Patres Joseph Therry und Philip Connollye. Der erste Bischof war John Bede Polding, ein englischer Benediktinermönch. Der Klerus dieser ersten Epoche war dann vorwiegend irisch, bis in den 30er Jahren die Zahl der Priester, die ursprünglich aus Australien stammten, zur Mehrheit wurde.

Die katholische Präsenz im Schulwesen machte sich auch sehr früh bemerkbar: Schon 1833 gab es 10 katholische Schulen und ihre Zahl wuchs weiter an, bis zwischen 1872 und 1893 die Regierung alle Beihilfen einstellte. Dank der Hilfe der Ordensleute, die aus Irland und aus anderen Ländern Europas angekommen waren, waren die Schulen nun in der Lage allein zu überleben.

1866 begründeten Bruder Julian Tenison und Schwester Mary MacKillop die Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Hl. Joseph. Schon 1875 unterhielten die "Josephitinnen" 35 Schulen in der Diözese von Adelaide.

Von Ende des neunzehnten bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erlebte die katholische Kirche eine große Expansion im ganzen Land. Ab den 60ern trug die Einwanderungsbewegung aus katholischen Ländern wie Italien, Kroatien und Ungarn dazu bei, der katholischen Gemeinde ein multikulturelles Gesicht zu geben. Allerdings wurden die Auswirkungen der Säkularisierung in den letzten Jahrzehnten stark spürbar.

Von Inmaculada Álvarez; Übersetzung von Katharina Karl