CHRIS VON ROHR DER HARDROCKER ALS ROCKPOET

Di, 17. Nov. 2015

Mit 64 das 4. Buch: Chris von Rohr zündet den «Götterfunken» und lädt zu sich zum Kraftfrühstück


Der wohl bekannteste Rockmusiker der Schweiz bittet gleich selber zum Porridge-Früchte-Feuerwerk. Chris von Rohr, der aktuell mit seinem Buch «Götterfunken» volles Rohr gibt, lädt in seine verwunschene Villa in Solothurn. Das späte Zmorge mundet, der Talk fägt!

TEXT PETER WÄCH FOTOS ANDREAS VON GUNTEN

Der Garten ist wunderbar verwildert, das Haus wird von einem grossen, schwarzen Hund bewacht. Das Idyll ist Natur pur, das Tier aus Plastik. Umso authentischer ist Chris von Rohr als Gastgeber. Der Powersnack steht schon bereit und er flachst: «Ich hoffe, ihr überlebt das». Erfolgreich überlebt hat der Musiker, Produzent, Autor, Moderator und Bassist wie Produzent der Schweizer Hard-Rock-Band Krokus viele Jahre hartes Sound- und MediaBusiness. Universalgenie will er nicht genannt werden: «Jetzt aber halblang! Ich bin nur ein Mann, der viele Leidenschaften und ein paar Gaben hat. Vielleicht bin ich ein moderner ‹uomo universale› mit guten Antennen und feinem Instinkt.» Während sich andere seines Alters schon der Götterdämmerung nähern, funkt es bei Chris noch mächtig im Oberstübchen. Sein neues Buch, das aktuell von 0 auf 7 in die Bestsellerliste einstieg, versammelt vor allem Kolumnen, die er für die SI verfasste. Bissige Kommentare zum Leben im Disneyland Schweiz und zum Wahnsinn des Daseins ganz allgemein. «Ich bin ja noch nicht tot», kommentiert er die Anspielung auf Wagner, «die Themen liegen zuhauf auf der Strasse, man muss sie nur aufheben». Durch seine Texte lerne er die Welt, die Menschen und sich selbst kennen: «Ich liebe es, mit Wörtern zu spielen, man könnte mich als wortsensibel bezeichnen.» Für das Musikgenie, das schon für Polo Hofer und Patent Ochsner zauberte, ist sonnenklar: «In unserem schön gebürsteten Land gibt es viele Themen und Missstände, die man etwas näher ausleuchten sollte, anstatt unter den Teppich zu kehren. Das motiviert mich».
Keine Knüppel für Köppel
Chris ist sich bewusst: «Ich bin unabhängig, darum kann ich es mir leisten, angstfrei zu schreiben.» Das tönt im Buch so: «Politiker sind wie Babywindeln, früher oder später stinken sie alle». Seine Meinung zu den Vertretern der Gilde ist, wie alles in «Götterfunken», dezidiert. «Es gibt für mich grob gesagt zwei Arten von Politikern. Die einen sind auf die persönliche Karriere und den Machterhalt aus. Die andern, wie ein Thomas Minder, kämpfen für Verbesserung und Nachhaltigkeit in diesem Land. Da ziehe ich mein Kopftuch, denn sie packen die heissen Eisen an, während die anderen im Elfenbeinturm nur reden.» Es ist kein Geheimnis, dass Chris von Rohr ein Freund von Roger Köppel ist, dem Verleger und Chefredaktor der Welt​woche. Dieser hielt bei den diesjährigen Swiss Music Awards die Laudatio für Krokus, für viele im Saal wie vor dem TV ein No-Go. Chris sieht sich dadurch nur bestätigt: «Es zeigte mir einmal mehr auf, wie intolerant die sogenannt Toleranten sind. Ich finde es stark, dass Roger Köppel Verantwortung übernehmen und sich den Herausforderungen in Bern als Nationalrat stellen will». Skepsis gibt es bei von Rohr derweil genug, wenn er im Buch ohne Scheuklappen verkündet: «Ich misstraue der Masse, fast allen Institutionen, gewissen Auswüchsen einer wachstumsgetriebenen, nimmersatten Wirtschaft und natürlich den exorbitant verschuldeten, zentralistisch geführten Grossstaaten». ​ ​


«GÖTTERFUNKEN» ist nach «Hunde, wollt ihr ewig rocken» (1991), «Bananenflanke» (2003) und «Sternenstaub» (2011) Chris von Rohrs viertes Buch. Alle waren sie Bestseller, auch sein neues Werk ist auf dem besten Weg dazu. «Götterfunken» (Giger Verlag) erschien am 24. Oktober 2015, zum 64. Geburtstag des Rockpoeten. Das Buch ist seiner 14-jährigen Tochter Jewel gewidmet, denn er ist überzeugt: «Wir lernen von den Kindern, weil nur sie voll in der Gegenwart leben». Auf die Frage, auf welchen Geburtstag er sein 5. Buch plant, antwortet er prompt: «Zum 67igsten, so Gott will. Es wird meine komplette Biographie sein. Auf 500 Seiten Himmel, Hölle, Rock'n'Roll – und Krokus werden natürlich weiterrocken, das kann ich versprechen».

TEXT PETER WÄCH FOTOS ANDREAS VON GUNTEN

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