Start | Genres  | Comedy | Große Figuren

GENRES

Info

Das musicline.de-Genrelexikon bietet Hintergründe zu den verschiedensten Stilen und Phänomenen in der Musik. In jedes Thema führt ein kurzer Text ein, der die wichtigsten Entwicklungen, einflussreichsten Künstler und besten CDs vorstellt. Das Genrelexikon erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern wird fortwährend erweitert und aktualisiert.

Künstler Biografien

Die musicline.de-Künstler Biografien: Rund 1200 Musiker-Biografien des neuen Rock- und Pop-Lexikons von Rowohlt.

Große Figuren
Ikonen der Unfähigkeit

 

Die großen Rollen der Komiker und Comedians

Mr. Bean, Charlie Chaplins Tramp oder Heinz Becker - nahezu alle großen Komiker haben Figuren geschaffen, die zu Ikonen ihrer Zeit wurden. Das Publikum liebt diese Figuren wie die schrullige Verwandtschaft, über die man gerne lacht - Hauptsache, man hat sie nicht ständig um sich. Tatsächlich aber funktionieren die Figuren gerade dadurch, dass man in ihnen vieles von sich selbst wiederfindet.

Betrachtet man die Figuren, mit denen Komiker unterschiedlichster Couleur Erfolge feiern, ergibt sich auf den ersten Blick ein ziemlich ungeordnetes Bild. Dennoch ist allen diesen Rollen eines gemeinsam: sie alle stellen mehr oder weniger sozial und/oder motorisch Minderbemittelte dar. Der Witz an ihnen ist, dass und wie sie trotz ihrer Unfähigkeit mit Alltäglichem und Ungewöhnlichem zurecht kommen.

Die Figur mit der Heinz Schubert Figur zwischen '73 und '76 in der Serie "Ein Herz und eine Seele" Furore machte, trug die soziale Inkompetenz sogar als schmückendes Beiwerk im Namen. Als "Ekel Alfred" wurde er zum Synonym deutschen Spießertums. Gut zwei Jahrzehnte später besetzte mit brauner Battschkapp und saarländischem Akzent Gerd Dudenhöffer als Familienvater Heinz Becker den zwischenzeitlich verwaisten Posten des Nationalspießers Nummer Eins. Mit ihren Nörgeleien ("wenn der Schimprowski sagt, so schlecht war des das drübbe in der DDR nit, sag ich immer: mit wärs au lieber, wenn ich nix schaffe müsst") und ihrer konsequent schlechten Laune treffen beide, Ekel Alfred wie Heinz Becker, die Deutschen genau dort, wo ihnen das Lachen gleichzeitig weh und gut tut: im Gemüt.

Eher trollig ist dagegen ist die Figur, mit der der Kabarettist Dieter Hallervorden einem großen Publikum bekannt wurde. Im Berliner Kabarett "Die Wühlmäuse" erfand er schon früh die schusslige Kunstfigur "Didi", mit der er in den 70er Jahren sogar den Sprung ins Fernsehen schaffte. Ab den 80ern rettete Didi, die "Nervensäge", durch seine Spielfilme den Deutschen Film - zumindest hinsichtlich der Besucherzahlen. Mit Brachialhumor noch erfolgreicher war in den 90ern Tom Gerhardt, der als Hilfsarbeiter Tommie nicht viel mehr als "Ey - Boaah!" zu sagen brauchte, um massenhaft ballermanngeschulte Jugendliche vor Vergnügen in die Kinosessel furzen zu lassen. Der Film "Voll normaaal" wurde von einigen Kinobetreibern sogar abgesetzt, weil die Besucher das göbelnde Spektakel auf der Leinwand in den Kinosaal übertrugen.

Ihren Ursprung im Radio hat die Putzfrau und Metzgergattin Else Stratmann, geschrieben und gesprochen von der großartigen Elke Heidenreich. Zwischen 1976 und 1988 fegte sie mit ihren Beobachtungen und Kommentaren durch mehrere Radiostationen. Bundesweit bekannt wurde die Figur aber vor allem durch ihre Gastauftritte während der Olympischen Spiel '84 und '88. Auch Robert Treutel alias Bodo Bach trieb seine Telefonspäße erst im Radio, bevor ihn das Fernsehen mit eigener Sendung auch außerhalb Hessens bekannt machte.

Beispiele für Figuren, bei denen die Öffentlichkeit kaum noch einen Unterschied zwischen Darsteller und Rolle kennt, sind Otto (Waalkes) und Helge Schneider. Ob es für den mittlerweile über fünfzigjährigen Waalkes ein Vergnügen ist, noch immer den blonden, hibbeligen Friesenjungen zu mimen, mag dahingestellt sein.

In weiteren großen Rollen glänzten/ glänzen:

Anke Engelke (Ricky), Bastian Pastewka (Brisko Schneider), Mundstuhl (Dragan & Aldar), Jochen Busse (Hagen Krause in das "Amt"), Michael Herbig (Bully), Piet Klocke (Professor Schmitt-Hindemith), Ernie Reinhardt (Lilo Wanders) , Verona Feldbusch (Verona Feldbusch)

Weitere Alben mit Schlüsselqualitäten:

Tom Gerhardt: Voll die Disco [1993]
Gerd Dudenhöfer: Heinz Becker - Sie müsse entschuldiche! [1994]
Elke Heidenreich: Königinpastetchen, gemischt - Das Beste von Else Stratmann Vol.I [1997]
Dieter Hallervorden: Die größten Erfolge [1998]
Otto: Einen hab ich noch [1998]
Verona Feldbusch: Peep! Die besten Sprüche [1998]
Bodo Bach: Die Kaffeefahrt [1999]
Bully: Unser (T)Raumschiff - Das neueste und tollste aus den unendlichen Weiten der Bullyparade [2001]