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Leseprobe der FUNime Nr. 19

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Inu-Yasha - Der Anime

Wie schon Mitte letzten Jahres angekündigt, lief im Oktober die Fernsehserie zu TAKAHASHI Rumikos aktuellem Manga Inu-Yasha an. Nachdem nun einige Folgen ins Land gegangen sind, ist es Zeit für eine genauere Betrachtung.

Titel

Inu-Yasha

Inu-Yasha

TV-Serie, ©2000, Sunrise, Yomiuri TV, Nihon TV
Produktion: TOMIOKA Hideyuki, IWATA Mikihiro
Regie: IKEDA Masashi
Charakterdesign: HISHINUMA Yoshihito
Künstlerische Leitung: IKEDA Shigemi
Schnitt: TSURUBUCHI Tomoaki
Vertonung: TSURUOKA Youta

Was die Handlung angeht, so gibt es, zu Anfang jedenfalls, nicht viele Überraschungen: Man hält sich eng an die Vorlage, es werde nur einige Dinge ausführlicher behandelt als im Manga, andere dafür kürzer. Was aber nach einigen Folgen sehr deutlich auffällt: Inu-Yasha ist insgesamt wesentlich kompakter als man es von Fernsehserien, erst recht von Umsetzungen eines Takahashi-Mangas, gewohnt ist. Damit meine ich folgendes: Die Fernsehserie hat nach acht Folgen schon die Handlung von mehr als zwei Tankoubon abgehandelt, während man z.B. bei der Animefassung von Maison Ikkoku aus 15 Tankoubon knapp 100 Fernsehfolgen fabrizierte, also fast doppelt so viele Folgen pro Mangaband! Dies ist offensichtlich ein Aspekt des schon seit einiger Zeit andauernden Trends zu kürzeren Fernsehserien: Früher betrug die absolute Mindestlänge einer Anime-Fernsehserie 26 Folgen, inzwischen gibt es immer mehr Serien mit nur 13 Folgen, denn eine kürzere Serie bedeutet für das Produktionsstudio ein geringeres finanzielles Risiko im Falle eines Flops. Bei Inu-Yasha äußert sich dies in einem auch beim Ansehen spürbar höheren Tempo der Geschichte: Ruhige Momente gibt es selten, und die sonst so berüchtigten zeitschindenden Füllepisoden, in denen unbedeutende Nebenhandlungen langwierig ausgewälzt werden, überhaupt nicht. Ersteres bedeutet aber nicht, daß der Anime hektisch oder oberflächlich wäre, und letzteres fällt (mir zumindest) ausgesprochen positiv auf.

Etwas, das nur bei genauerem Hinsehen auffällt: Die im Manga nicht gerade seltenen Gewaltszenen wurden etwas entschärft. Als z.B. der von einem Krähendämon gesteuerte Banditenführer aus Ungeschicklichkeit seine eigenen Leute tötet, ist die "Kameraperspektive" so gewählt, daß Blut und rollende Köpfe nicht direkt zu sehen sind - vermutlich eine Reaktion auf die in jüngster Zeit stark zunehmende Zahl an jugendlichen Gewalttätern in Japan, die eine lebhafte Diskusssion über die Rolle der Medien in dieser Entwicklung hervorgerufen hat. Kennen wir das nicht irgendwo her?

Und noch etwas ist unübersehbar: Der Einsatz von Computergrafik zur Unterstützung traditionell gezeichneter Animation ist alltäglich geworden, und man beherrscht dieses Werkzeug inzwischen gut genug, um es auch unauffällig einsetzen zu können. In Inu-Yasha, so wie auch in anderen aktuellen Serien, wird die Computergrafik hauptsächlich für Dinge wie Lensflares (Reflexion des Sonnenlichts im Kameraobjektiv, die im Bild helle, sternförmige Strahlen und Flecken erzeugt) und Bewegungsunschärfe verwendet, die wenig Arbeitsaufwand erfordern. Die Animation an sich ist hingegen eher durchschnittlich. Zu Anfang gab es zwar einige durchaus spektakuläre Kampfszenen, doch nach einigen Folgen scheinen mir diese verschwunden zu sein, wohl aus Budgetgründen. So bewegt sich die Animation nur auf leicht überdurchschnittlichem Fernsehniveau, wobei es aber zumindest keine Ausreißer nach unten gibt. Die Charakterdesigns von Inu-Yasha weichen etwas von den traditionellen Takahashi-Designs ab, sind weniger rund, doch die Unterschiede sind (wie Ihr selbst sehen könnt) wirklich nicht groß.

Eine durchgehend gute Leistung bieten die Synchronsprecher, allen voran natürlich YAMAGUCHI Kappei, der auch den männlichen Ranma spricht: Seine rauhe Stimme bringt den aufbrausenden Charakter des Hundedämons ausgezeichnet zur Geltung. Kagome wird von YUKINO Satsuki (u.a. Sylia in Bubblegum Crisis 2040) gesprochen, die ebenfalls keine Schwächen zeigt. Die musikalische Untermalung des Anime ist gelungen. Vor- und Abspannmusik stammen von Popbands ("V6", bzw. "dream") und sind eher Durchschnittsware.

Alles in allem ist die Inu-Yasha Fernsehserie eine gelungene, weitgehend originalgetreue Umsetzung des Manga, die auch die eher düstere Atmosphäre der Vorlage recht gut herüberbringt; wer keine überzogenen Erwartungen hat, dürfte nicht enttäuscht werden.

Abschließend sollte man vielleicht noch eine interessante Entwicklung erwähnen, die durch diesen Anime erstmals deutlich sichtbar wurde: Das Internet ist dabei, auch die Fansub-Szene zu revolutionieren. So standen die einzelnen Folgen der Serie teilweise binnen zwei Wochen nach ihrer erstmaligen Ausstrahlung in Japan schon fertig untertitelt zum Download bereit. Für Normalsterbliche mit ISDN oder gar Analogmodem natürlich nicht wirklich nutzbar, aber es reicht ja, wenn der Freund eines Freundes einen schnellen Zugang und einen CD-Brenner hat. Hier liegt zweifelsohne die Zukunft.

Michael B.

   

   
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