JENS MÜLLER IST NEUER SKELETON-TRAINER:
SEINE VORSTELLUNGEN, SEINE ZIELE

Berchtesgaden (bsd/19.04.2002) Rennrodel-Olympiasieger Jens Müller ist neuer, eigenverantwortlicher Skeleton-Trainer des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) und damit Nachfolger von Franz-Josef Hofmann, der planmäßig nach den Olympischen Spielen die Leitung der Bundeswehr-Sportschule in Bischofswiesen übernommen hat. Welche Vorstellungen, welche Ziele hat der vierfache Weltmeister, der vor der letzten Saison aus gesundheitlichen Gründen seine aktive Karriere beenden mußte, vor seinem Dienstantritt?


Herr Müller, herzlichen Glückwunsch zur Ernennung als Skeleton-Disziplin-Trainer. Ein Wunsch-Job, nachdem Sie ja ihre aktive Karriere so plötzlich beenden mußten?


Müller: "Ja, wenn man solche eine Chance bekommt, muß man einfach zugreifen. Und ich hoffe auch, das Vertrauen, dass der BSD in mich setzt, nicht zu enttäuschen. Ich freue mich jedenfalls auf die Arbeit."


Ihr Vorgänger Hofmann mußte kurzfristig vor allem ein schlagkräftiges Olympia-Team aufbauen, das in Salt Lake City auch ohne Medaille keineswegs enttäuscht hat. Wie sieht Ihre Aufgabenstellung aus?


Müller: "Ich kann und muß zweigleisig fahren: Weitere Förderung und Betreuung der gegenwärtigen Spitzenathleten, aber auch der konsequente Aufbau von der Talentfindung über die Grundausbildung bis zum Heranführen einer neuen Athleten-Generation an die Weltspitze. Wenn wir mal die nächsten Olympischen Spiele 2006 in Turin als Ziel sehen, sollte dafür genügend Zeit vorhanden sein."


Und der Rodel-Olympiasieger zeigt jetzt, wie man mit dem Skeleton noch schneller als bislang die Bahnen runtersaust?


Müller: "Ja, das werde ich versuchen. Aber auf keinen Fall in der Art: Hallo, jetzt komme ich, ich weiß alles besser und ab sofort machen wir alles anders. Dennoch läßt sich aber mein Rodelverständniss mit Sicherheit auch auf Skeleton übertragen. Denn Ideallinie ist Ideallinie, Startzeiten sind Startzeiten und - im Vergleich zu den Medaillengewinnern von Salt Lake City - weniger Konstanz in beiden Läufen sowie mehr Fehler im unteren Streckenabschnitt haben auch ihre Ursachen."


Das klingt aber nach einigen Veränderungen?


Müller: "Das muß man sehen. Zuerst möchte ich gerne viele Gespräche mit den Athleten und auch Heimtrainern führen. Über alle Dinge reden, aber auch zuhören. Das Know-how unserer routinierten Spitzenfahrer abrufen. Danach gilt es,Trainings-Inhalte und -Konzepte gemeinsam festzulegen, wobei diese sich in mittel- und langfristigen Zielen unterscheiden werden. Ganz wichtig ist dabei, dass es mir gelingt, schnell gegenseitiges Vertrauen aufzubauen."


In der letzten Saison war immer wieder das Material ein Reizwort?


Müller: "Da hatten wir fast logischerweise einen Rückstand gegenüber anderen Medaillen-Nationen. Aber Blick nach vorn: Wir werden viel Zeit für die Entwicklung des richtigen Materials aufwenden müssen, wobei auch hier die Athleten entscheidend mit ihren Aussagen helfen können. Da bin ich wieder beim Punkt "Vertrauen". Wenn Athleten, Trainer und Techniker aber zusammen arbeiten, sollten wir hier bald die Lücke geschlossen haben."


Ihr erstes Ziel?


Müller: "Dass wir bereits in der kommenden Saison den Abstand zur absoluten Weltspitze verringern können und wir natürlich auch vom großen Verletzungspech der vorigen Saison verschont bleiben. Auf jeden Fall müssen die Sportler sehen, dass es nach vorne geht. Aber sie müssen auch wissen, dass dies nur durch viel, viel Arbeit geht."