Sprachenfamilien in Europa

 

Die europäischen Sprachen werden in drei Hauptgruppen gegliedert: germanisch – roma­nisch - slawisch; diese stoßen im „Dreiländereck“ Kärnten - Slowenien - Friaul zusammen. Lediglich die finnisch-ugrischen Sprachen (zu diesen gehören die Sprachen Finnlands, Estlands und Un­garns) sowie das Baskische (die älteste europäische Sprache, gesprochen in Teilen Nordspaniens und Südfrankreichs) gehören nicht zu diesen Hauptgruppen.

 

 

A) Indoeuropäische Sprachen

 

 

 

Sprache

Sprecher in europäischen Staaten

Germanische Sprachen

Deutsch

 

 

 

Bundesrepublik Deutschland (81,5), Österreich (7,6), Schweiz-Schweizerdeutsch (4,2), Frankreich/Elsaß (1,2), Russland, Polen, Luxemburg, Italien/Südtirol, Un­garn, Tschechien, Belgien, Niederlande und Liechten­stein

 

Englisch

Großbritannien (57), Irland (3,7), Malta

 

Niederländisch

Holland (15), Belgien -Flämisch (5,6), Deutschland,

Frankreich

 

Schwedisch

Schweden (7,8), Finnland (0,3), Norwegen

 

Dänisch

Dänemark(5,0), Deutschland, Norwegen, Grönland

 

Norwegisch

Norwegen (4,3), Schweden

 

Letzeburgisch

Luxemburg (0,3), Belgien

 

Isländisch

Island (0,28)

 

Färingisch

Dänemark /Färöer Inseln 

 

 

Slawische

Sprachen

Russisch

Russland (128), Ukraine (11), Kasachstan (6,2),

Lett­land (1,9), Litauen(1,7), Estland (0,4), Moldova

 

Polnisch

Polen (37), Ukraine (1,15), Weißrussland (0,4),

Li­tauen (0,3), Lettland, Russland, Deutschland

 

Ukrainisch

Ukraine (37,4), Russland (1,9), Moldova (0,6), Un­garn (0,3), Weißrussland (0,3), Polen, Slowakei, Ru­mänien

 

Tschechisch

Tschechien (10,1), Slowakei, Bulgarien, Österreich, Deutschland

 

Bulgarisch

Bulgarien (7,3), Moldova (0,3), Ukraine (0,2), 

Grie­chenland, Rumänien, Jugoslawien

 

Weißrussisch

Weißrussland (8), Russland (1,2), Ukraine (0,4), Po­len (0,2), Lettland (o,1), Litauen

 

Serbisch

Jugoslawien (7,2), Bosnien-Herzegowina (1,0)

 

Slowakisch

Slowakei (5,1)

 

Kroatisch

Kroatien  (4,8),  Bosnien-Herzegowina (0,6),

Jugos­lawien

 

Slowenisch

Slowenien (1,8), Italien (0,1), Österreich, Ungarn

 

Mazedonisch

Mazedonien (1,3), Griechenland (0,1), Albanien,

Bul­garien

 

 

Romanische Sprachen

Französisch

 

Frankreich (56), Belgien (3,3), Schweiz (1,3), Italien / Aosta Tal (0,1), Luxemburg, Monaco

 

Italienisch

 

Italien (58,7), Schweiz (0,8), Frankreich (1,0), San Marino, Sardinien

 

Korsisch

Insel Korsika

 

Spanisch (Kasti­lisch)

Spanien (38,9)

 

Rumänisch

Rumänien (20,4), Ungarn, Moldova (2,8)

 

Portugiesisch

Portugal (10,1)

 

Katalanisch

Spanien/Katalonien (6,5); Spanien in den Regionen Valencia, Aragon, Balearen, Andorra (insgesamt 5,8),  Frankreich/Départment Pyrénées Orientales (0,3), Sardinien

 

Occitanisch

Frankreich (1,5)

 

Sardisch

Italien/Insel Sardinien (1,7)

 

Rätoromanisch

Schweiz/Kanton Graubünden - Romantsch,

Ita­lien/Südtirol - Ladinisch (0,6), Friaulisch

 

Galizisch

Spanien/Galicien (3,2)

 

 

Keltische

Spra­chen

Irisch

Irland (1,0), Nordirland

 

Kymrisch (Wali­sisch)

Wales (0,5)

 

Bretonisch

Frankreich (0,8)

 

Schottisch-Gä­lisch

Schottland (Hebriden)

 

 

Baltische

Spra­chen

Litauisch

Litauen (3,0), Lettland, Polen, Weißrussland, Estland, Russland

 

Lettisch

Lettland (1,4), Russland, Litauen, Estland

 

 

 

Neugriechisch

 

Griechenland (10), Zypern (0,6), Georgien, Albanien, Bulgarien

Albanisch

 

Albanien (3,4), Kosovo (1,5), Makedonien (0,5), Griechenland, Türkei, Italien

Indische Sprache

Romani

Jugoslawien (0,7), Tschechien (0,6), Slowakei (0,16), Ungarn (0,2), Griechenland, Türkei

Armenisch

 

Armenien (3,2), Russland (0,5), Georgien (0,4), Aserbaidschan (0,4)

 

 

B) Nicht-indoeuropäische Sprachen

 

Finnisch-Ugri­sche Sprachen

Ungarisch

 

Ungarn, (10,3), Rumänien (1,6), Slowakei (0,6), Jugoslawien (0,3), Kroatien, Ukraine, Österreich

 

Finnisch

Finnland (4,7) Schweden (0,3), Russland, Est­land

 

Estnisch

Estland (1,0)

 

Saamisch

(Lappisch)

Finnland /Lappland, Norwegen, Schweden

 

 

 

 

Baskisch

 

Spanien (0,5), Frankreich (0,3)

 

 

 

 

Semitische

Spra­chen

Maltesisch

Malta (0,5), Italien, Großbritannien

 

Hebräisch

Sakralsprache

 

Arabisch

maghrebinisches, algerisches, tunesisches Arabisch: Frankreich (2,0)

klassisches Arabisch: Sakralsprache

 

 

Kaukasische Sprachen

Georgisch

Georgien (3,9), Russland, Türkei

 

Tschetschenisch

Tschetschenien (1,0)

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sprachenkarte Europas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Germanische Sprachen

Romanische Sprachen:

Slawische Sprachen

Finnisch-ugrische Sprachen

4.   Englisch

5.   Portugiesisch

27. Serbisch

16. Finnisch

12. Holländisch

6.   Spanisch

28. Kroatisch

34. Ungarisch

14. Norwegisch

11. Französisch

40. Slowakisch

17. Estnisch

15. Schwedisch

8.   Katalanisch

20. Russisch

50. Saamisch

22. Deutsch

9.   Okzidental

21. Polnisch

 

43. Isländisch

26. Italienisch

23. Tschechisch

Andere

13. Dänisch

41. Sardisch

25. Slowenisch

29. Albanisch

47. Friesisch

33. Rumänisch

35. Ukrainisch

30. Griechisch

49. Letzeburgisch

24. Rätoromanisch

36. Weißrussisch

44. Maltesisch

39. Faröisch

46. Galizisch

37. Mazedonisch

32. Türkisch

 

 

31. Bulgarisch

7.   Baskisch

Keltische Sprachen

Baltische Sprachen

 

38. Kaukasisch

1.  Irisch

18. Litauisch

 

 

2. Schottisch-Gälisch

19. Lettisch

 

 

3. Walisisch

 

 

 

10. Bretonisch

 

 

 

 

 

Verbreitung europäischer Sprachen auf der Welt

 

Europäische Sprachen haben sich weit über die Grenzen Europas verbreitet.

Diese Ausbreitung folgt seit Beginn der Neuzeit vor allem den Handelsrouten nach Übersee und der Eroberung fremder Länder, aber auch den Routen der Auswanderung.

Die Hauptursachen für die weltweite Verbreitung europäischer Sprachen sind (meist in Kom­bination miteinander):

 

·          Kolonisation

·          Wanderungsbewegungen („Migration“)

·          Wirtschaftlicher Einfluss

·          Machtpolitische Dominanz (19./20. Jh.)

·          Kulturelles Prestige

 

Schon seit dem 16. Jahrhundert wanderten Europäer nach Übersee aus. Im17. Jahrhundert war die Zahl der Auswanderer bereits so bedeutend, dass städtische Gemeinwesen entstanden und ganze Landstriche mit europäischen Siedlern bevölkert waren, z. B. in Nordamerika die deutsche Kolonie in Pennsylvania und die holländische Stadtgründung Nieuw Amsterdam (das spätere New York); in Südamerika die portugiesischen Siedlungen im Mündungsgebiet des La Plata in Brasilien, in Afrika die Kapkolonie. Im 19. Jahrhundert steigerte sich die Zahl der Aus­wanderer noch wesentlich. Nicht nur bevölkerungsstarke Nationen wie die Engländer, die Deutschen oder die Spanier schickten Auswanderer nach Übersee, sondern auch kleinere wie die Finnen, Griechen und Iren.

 

Die damalige Aufteilung der Welt in Kolonialreiche ist noch heute an der Verbreitung der Weltsprachen erkennbar - trotz der mittlerweile erfolgten politischen Ablösung der Kolonien von ihren Mutterländern; noch immer sind in den meisten Regionen die ehemaligen Kolonialsprachen als Amts- und/oder Bildungssprachen weiterhin in Gebrauch, besonders in Ländern, in denen es eine Vielfalt von Stammessprachen gibt (wie z. B. in Nigeria mit seinen 426 einheimischen Stammessprachen und seiner englischen Amtssprache).

 

Zum Unterschied zu den westlichen Sprache hat sich das Russische auf dem Landweg in Regionen außerhalb Europas verbreitet: nach Sibirien, das heute das einzige noch von einer europäischen Macht kontrollierte Kolonialgebiet darstellt. Die ehemaligen nichtrussischen Sow­jetstaaten im Osten Europas, im Kaukasus und in Mittelasien wurden als Folge der „sanften Revolution“ seit 1989 zu souveränen Staaten. Allerdings leben in diesen nun Millio­nen von Russen als Minderheiten. In vielen dieser Neustaaten ist das Russische zwar als ehe­malige Kolonialsprache offiziell abgeschafft, hat aber als Verkehrssprache seine Vormacht­stellung aber behalten.

 

Von den ehemaligen Kolonialsprachen, die im Zeitalter des Kolonialismus in die Welt „ex­portiert“ worden waren, hat das Englische unbestreitbar den Konkurrenzkampf gewonnen.

 

 

Absolute Sprecherzahlen der europäischen Weltsprachen (Primär- und Zweitsprachler) (nicht als Fremdsprache):

 

Sprache

Sprecherzahl

Anteil

Primärsprachler

Anteil

Zweitsprachler

Englisch

573 Mill.

58,9%

41,1%

Spanisch

352 Mill.

75,6%

24,4%

Russisch

242 Mill.

70,2%

29,8%

Portugiesisch

182 Mill.

93,4 %

6,6

Französisch

131 Mill.

58,0%

42,0%

Deutsch

101 Mill.

95,6%

4,4%

 

Die Rangordnung der wichtigsten Weltsprachen bezogen auf die Zahl jener Staaten, in denen diese Sprachen als offizielle Amtssprache gelten:

 

Sprache mit Amtsstatus

Zahl der Einzelstaaten

Verteilung auf die Kontinente

Englisch

59

5

Französisch

28

4

Arabisch

24

2

Spanisch

21

3

Portugiesisch

7

4

Russisch

2

2

 

Nach: Störig, H.J.: Abenteuer Sprache, München 1997

 

Durch ihren gemeinsamen Ursprung (und vor allem auch durch den starken Einfluss des Griechischen und Lateinischen) weist die Struktur der europäischen Sprachen – trotz ihrer Vielfältigkeit – große Ähnlichkeiten auf. Wer aber eine ähnliche Sprache hat, denkt auch ähnlich; so erkennen wir auch hier eine der Wurzeln des gemeinsam „Europäischen“.

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