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3 Der Motorradfahrer, ein rätselhaftes Wesen?

Was ist der Motorradfahrer für ein Wesen? (2014)

Was ist der Motorradfahrer für ein Wesen?

Wie tickt er und warum kommt es zu so vielen Mißverständnissen?

Motorradfahrer, Biker, Heizer, Tourenfahrer, Chopperfahrer, Enduristen und Crosser, jugendliche 125-er Fahrer, Selbstfahrer/-innen, Sozius oder Sozia, Knieschleifer-Gilde oder Lang-Gabel-Fraktion, Joghurtbecher oder Reihenhaus auf Rädern, alte Säcke und junge Raser, einsame Wölfe oder Bikertreff-Liebhaber, Rocker oder softiger Anzug-Biker . . . .

sind das alles

Idioten oder

Organspender?

http://www.youtube.com/watch?v=miv99fr3JQo

http://www.youtube.com/watch?v=zawClGZNt7E

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Biker beide

Auf den drei zur Kategorie *Der Motorradfahrer, ein rätselhaftes Wesen* gehörenden Seiten möchte ich meine Meinung zum Thema kundtun und gleichzeitig appellieren an die Motorradfahrer einerseits, und an die anderen Verkehrsteilnehmer anderseits. Es gibt leider einen proportional hohen Anteil an Idioten auf zwei Rädern. Es gibt leider aber auch viel zu viele Missverständnisse und Voreingenommenheit den Motorradfahrern gegenüber. Dabei benehmen sich die meisten Biker nicht besser und nicht schlechter als die meisten Autofahrer. Aber Motorradfahren polarisiert.

Teil Eins: *Ist der Motorradfahrer ein hirnloser Raser?*  Klick hier

Teil Zwei: *Missverständnisse: was dem Biker das Leben schwer macht* Klick hier

Teil Drei: *Das hätte dumm ausgehen können!* Klick hier

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Das hätte dumm ausgehen können (2014)

Hier einige Beispiele für heikle Situationen, die dumm ausgehen hätten können.

Die Medien haben ihre eigene Art, Unfälle mit Motorradfahrern zu präsentieren. Nämlich so, daß der Außenstehende immer erst einmal denkt, der Motorradfahrer sei Schuld! „Jetzt rasen sie wieder” titelte vor einigen Jahren eine große deutsche und überregionale Tageszeitung. Gemeint waren die Motorradfahrer zu Beginn der neuen Saison. Dazu gab es ein reißerisches Foto und die obligatorische pauschale Verdammung. Hier einige Beispiele zu solch einer Medienberichterstattung: http://www.alwins-blog.de/?p=1031

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Folgende Beispiele, die ich Euch nicht vorenthalten möchte, stehen für teilweise „haarige Situationen”. Jeder Motorradfahrer hat diesbezüglich bestimmt seine eigenen Erfahrungen:

Zweimal wurde mir von Radfahrern ohne Licht die Vorfahrt genommen. Wie wäre es denn, wenn man endlich einmal die Radfahrer zur Einhaltung dieser Pflicht zwingen und dies auch kontrollieren würde? Natürlich reicht dem einen oder anderen die Straßenlaterne, um zu sehen, wo er/sie hinfahren will. Aber er/sie wird nicht gesehen! Das ist der Unterschied in der Wahrnehmung. In einem meiner beiden Erlebnisse war der Radfahrer durch einen mp3-Player auch h noch akustisch lahmgelegt und eine Rapper-Kapuze schränkte das Sichtfeld stark ein. Aber sicher hätte es in der StVO einen Paragraphen gegeben, der mir als Kraftfahrer im Falle des Zusammenstoßes eine Teilschuld attestiert.

Fazit: Fahrräder ohne Licht dürften eigentlich gar nicht über die Ladentheke gehen!

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In der Ortschaft Gräfenthal im Thüringer Schiefergebirge fuhr vor mir ein PKW mit vier Rentnern. Der Pkw fuhr immer langsamer. Rechts war ein Gasthof und wenige Meter später links e ein Parkplatz. Es war abzusehen, daß die PKW-Besatzung links parken will, um rechts im Gasthof einzukehren. Aber außer, daß sie immer langsamer und dann fast Schrittgeschwindigkeit fuhren, passierte nichts. Irgendwann verlor ich die Geduld und fuhr langsam und bremsbereit vorbei – zumindest wollte ich es. Ohne Blick in den Seitenspiegel oder den Schulterblick und ohne zu blinken bog der PKW plötzlich links ab. Ich bremste und es war nichts passiert, zum Glück. Ich machte mir im Nachhinein Vorwürfe, denn die Situation mit den schlichtweg überforderten Rentnern (Gasthof rechts und Parkplatzsuche links) war abzusehen. Hätte ich fünfzehn Sekunden länger Geduld gehabt als ohnehin schon, hätte sich die Situation von selbst geklärt. Aber hätte ich ein paar Sekunden eher die Geduld verloren, dann wäre ich ein oder zwei Meter näher am plötzlich abbiegenden Auto gewesen und hätte die Kollision trotz aller Bremsbereitschaft nicht mehr verhindern können. Was bei zwei kollidierenden PKWs bei diesem Schritt-Tempo ein kleiner Blechschaden gewesen wäre, hätte für mich als Motorradfahrer einen schmerzhaften Sturz bedeutet!

Die von mir gemachte Erfahrung daraus: Die PKW-Besatzung hatte bis zu derr von mir gerade noch abgewendeten Kollisionsgefahr keinen Ahnung, daß ich überhaupt hinter ihnen war, so sehr waren sie mit Gasthof, Parkplatz und dem „biegen wir ab oder nicht“ beschäftigt. Als ich das Motorrad abstellte, abstieg und die PKW-Tür aufmachte, um meinem Ärger Luft zu machen, schaute mich der Fahrer ganz entgeistert an.

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Auf der Verbindungsstraße von Weida nach Auma in Ostthüringen/Vogtland überholten wir bei dem Dorf Staitz einen Traktor mit Anhänger. Ich war mir als Vorausfahrender sicher, daß der Traktor NICHT blinkt, zumindest nicht am Anhänger. Als ich genau neben dem Traktor war, sah ich ihn eben doch blinken, und zwar links. Vielleicht hatte er den Blinker genau in dem Moment eingeschaltet. Ich teilte dies meiner hinter mir fahrenden Begleiterin per Helmfunk mit. Sie meinte, der Hänger blinkt nicht, den Traktorblinker könne sie wegen des Hängers nicht einsehen. Nun, vielleicht hatte ich mich geirrt. Genau neben dem Traktor sah nun auch meine Begleiterin, daß der Traktor links blinkt! Und tatsächlich bog der Traktor, kaum daß  sie vorbei war, nach links in einen Feldweg ab. Ich sah es noch im Rückspiegel. Also funktionierte der Blinker am Anhänger hinten links nicht. Er war defekt, vielleicht sogar schon längere Zeit und mit Wissen des Fahrers. Wäre es dort zu einer Kollision gekommen, hätte das fatale Folgen haben können. Im Unfallbericht der Tagespresse hätte sicher gestanden: „Biker überholt Traktor trotz eingeschalteten Blinkers” oder „Motorradfahrer überholt mit unangepasster Geschwindigkeit, stürzt oder verliert die Kontrolle über sein Motorrad!” Der Motorradfahrer selbst ist im schlimmsten Fall nicht mehr zu einer Gegendarstellung in der Lage!

Fazit: Bei Landwirtschaftsgeräten und –fahrzeugen lasse ich immer besondere Vorsicht walten.

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Zwischen dem Ort Lichtenwalde beziehungsweise der Webermühle in Braunsdorf und der B 169 am Stadtrand von Frankenberg/Sa. gibt es eine kleine, enge und stellenweise sehr kurvenreiche Verbindungsstraße (Lichtenwalder Straße, K 8204). Die Straße ist romantisch und es macht Spaß, diese teils kurvenreiche Straße, auf der man zudem meistens auch allein ist, zu befahren. Aber eben nur meistens. Aus den Zeiten als jugendlicher MZ-Fahrer weiß ich, daß, wenn dort ein PKW entgegenkommt, dies immer an der engsten und unübersichtlichsten Stelle passiert. Deshalb tut man sehr gut daran, langsam zu fahren und immer bremsbereit zu sein. Man kann nämlich nicht damit rechnen, daß die PKW-Fahrer genauso vorrausschauend sind. Mit 1500 kg schützendem Blech und auf vier Rädern ist man nicht so gefährdet, wie auf dem Motorrad. Und so geschah es am letzten Aprilwochenende 2012: An der engsten und am schlechtesten einsehbaren Stelle kam uns ein VW-Touran mit einem zweiachsigen Anhänger entgegen. Wären wir nicht vorsichtig gefahren, er ist es nicht. Aber er benötigte für sein Gespann zwei Drittel bis drei Viertel der Straßenbreite und hatte zudem das Handy am Ohr. Er wäre in keiner Weise in der Lage gewesen, zu reagieren.

Fazit: Murphys Gesetz, denn an der engsten oder am schwer einsehbarsten Stelle kommt mit Sicherheit das größte Fahrzeug entgegen.

Folgende Begebenheit möchte ich zu diesem Thema noch anfügen. Es ist sicher ein sehr krasses Beispiel, aber die teilweise feindliche Haltung gegenüber den Bikern habe ich auf sehr bedrohliche Art erlebt. Es liegt ein paar Jahre zurück: Ich befuhr mit dem Motorrad die Schwarzwassertalstraße im Westerzgebirge von Johanngeorgenstadt in Richtung Schwarzenberg. Auf dem kurvenreichen und wenig bebauten Teilstück zwischen Erlabrunn, Antonsthal und Erla befand sich außer mir nur noch ein PKW vor mir. Der PKW, besetzt mit vier jungen Männern, wurde langsamer und langsamer um mich vorbeizulassen. Als ich genau neben dem Auto war, rupfte der Fahrer absichtlich das Lenkrad nach links – nur kurz zwar, aber heftig. Ich wich schlagartig nach links aus. Rechts hatte ich also den verrückten PKW-Fahrer und links eine bedrohlich nahe kommende Felswand. Im Falle des Unfalls, der für mich fatale Folgen gehabt hätte, hätte ich keine Zeugen gehabt. Der PKW-Fahrer aber drei! Welcher Schreck mir in den Gliedern saß, lässt sich nur erahnen. Im Unfallbericht hätte sicherlich gestanden: „Beim Überholen hat der Motorradfahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, er befuhr die Talstraße mit unangepasster Geschwindigkeit.“

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Häufig erlebe ich auch folgenden Fall: wir kommen zu zweit, zu dritt oder zu viert gefahren und der vordere Biker überholt einen langsamer fahrenden PKW. Plötzlich wacht dessen Fahrer auf und tut alles, um den Rest nicht mehr vorbeizulassen, vorwiegend die Frauen unserer Gruppe. Oder ein PKW-Fahrer bummelt weit unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit die Landstraße entlang und wird am nächsten Ortseingang, der vielleicht schnurgerade verläuft und weit einzusehen ist, plötzlich schneller – sogar schneller, als die zulässige Höchstgeschwindigkeit erlaubt. Und das soll keine Bosheit sein?

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Auf der B 173 bei Freiberg hält ein PKW-Fahrer rechts an, um uns vier Motorrad- fahrer vorbei zu lassen. Eine nette Geste. Leider geschah das, nachdem er minutenlang unsicher vor uns herumkurvte, an einer denkbar blöden Stelle. Wir kamen nicht an ihm vorbei, ohne die Gegenfahrbahn zu benötigen, er stand nicht genug weit rechts und verdeckte zudem die Sicht über eine Kuppe. Wir konnten also den Straßenverlauf nicht einsehen. Wir waren unsicher, er war unsicher – und letztendlich wollten alle wieder gleichzeitig losfahren und dabei hätte es fast gerumst!

Fazit: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.

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Auf der A 72, Ausfahrt Chemnitz-Süd: Vor mir fährt ein sogenannter Hundefänger mit dem Kennzeichen des Nachbarkreises. Nichts deutet kurz vor der Ausfahrt darauf hin, daß er von der A 72 abfahren will. Ich ahne es nur, irgendetwas deutet darauf hin. Und richtig, ohne zu blinken und den Folgeverkehr bei Tempo 120…130 km/h darauf aufmerksam zu machen, biegt er ab. Dummerweise wollte ich auch ausfahren und hatte ihn unerwartet vor meiner Nase. Er hatte keine Hand frei für den Blinker, weil er damit beschäftigt war, seine Zigarettenschachtel zu suchen und sich eine Kippe anzuzünden. Und zwei oder drei Kreuzungen weiter, bei dichtem Verkehr an der Chemnitz-Arena, steht eine Frau an der Ampel und beschäftigt sich mit ihrem Schminkzustand.

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In Hartenstein, Landkreis Zwickau, Westsachsen: Den Schloßberg in Hartenstein herauf kam der Fahrer eines getunten VW-Busses. Die Ortsbebauung ist dort am Ortsausgang unterbrochen, der Ort aber noch nicht beendet. Weil noch eine Wohnsiedlung folgt, steht dort extra das „Achtung: Fußgänger wechseln die Fahrbahn”-Schild. Die Kurve ist nicht einzusehen. Erst nach (!) den Häusern und nach (!) der Freibadeinfahrt kommt das Ortsausgangsschild.

Wir kamen zu Pfingsten 2012 als Gruppe von acht vernünftigen Bikern die abfällige Schloßbergstraße/August-Bebel-Straße herab. Genau in dieser Kurve kam uns dieser VW-Bus entgegen – mit massiv überhöhter Geschwindigkeit und mit der Hälfte des Fahrzeuges auf unserer Fahrbahnseite. Im Fall der Kollision hätten wir wohl keine Aussage mehr machen brauchen oder können.

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Zwickau, Zentrum, Dr. Friedrichs-Ring: Am Schloß Osterstein fährt eine junge Frau beim Rechtsabbiegen einen bei Fußgängergrün die Kreuzung überquerenden Feuerwehrmann tot. Sie hatte ihn wegen ihrer armdicken Blütengirlande am Innenspiegel ihres PKW nicht gesehen. Es hätte auch ein Radfahrer sein können. Oder ein Motorradfahrer!

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 Ein weiteres Beispiel: Ich befahre die Chemnitzer Heinrich-Lorenz-Straße auf eine Kreuzung zu. Ich bin auf der Hauptstraße. Vor mir kommt von rechts so ein hochbeiniges Audi-Schlachtschiff (ERZ-SB „0815“ aus Kemtau) und will in meine Fahrtrichtung auf die Heinrich-Lorenz-Straße einbiegen. Der Fahrer, ein Mann in den besten Jahren um die Mitte 50, konzentriert sich auf alle Einmündungsstraßen der Kreuzung. Aber mich auf der Hauptstraße missachtet er und nimmt mir die Vorfahrt. Zum Glück ahnt man so etwas manchmal. Ich gab ihm von hinten mit Lichthupe und „Dudu-machen“ in seinen Rückspiegel zu verstehen, daß ich auch noch da bin.

Vielleicht 300 Meter weiter blinkt er links, wird langsamer und ordnet sich zur Mitte ein. Als ich rechts an ihm vorbeifahren will und neben ihm bin, überlegt er es sich anders oder er bemerkt seinen Irrtum. Ohne auf den Folgeverkehr zu achten zieht er wieder an und fährt wieder nach rechts. Plötzlich nahm er mich rechts neben sich wahr und schaute mich entgeistert an.

Ich bin mir sicher, er war sich in beiden Fällen keiner Schuld bewusst und hat auch nach dem ersten Fehler nicht begriffen, daß sich hinter beziehungsweise neben ihm ein Motorradfahrer befindet. Dabei hätte ihm das spätestens nach dem ersten Fehler bewusst sein MÜSSEN! Mit Navi´ fahren entbindet nicht vom Mitdenken, und wenn man mit Dickschiffen dieser Art überfordert ist, dann muß man eben ein kleineres Auto fahren.

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Chemnitz, Annaberger Straße im Berufsverkehr stadtauswärts: Ich befahre besagte Straße im dichten Verkehr von Ampel zu Ampel. In der Fahrspur neben mir eine junge Frau in einem älteren Kleinwagen. Auf dem Beifahrersitz ein kleines Kind. Die junge Frau ist trotz des dichten Verkehrs und des Stop and Go auf Grund umschaltender Ampeln mehr mit der Bedienung ihres Handys als mit den Bedienelementen ihres PKWs beschäftigt. Im Falle eines Unfalles dürfte ihr alter Kleinwagen kaum die passiven Sicherheitssysteme eines modernen Mittelklassewagens haben. Vom Verantwortungsgefühl dem im Fahrzeug befindlichen Kind gegenüber ganz zu schweigen.

Und der im Verkehrsstrom neben ihr mitschwimmende Motorradfahrer? Im schlimmsten Fall heißt es: „Ich habe ihn nicht gesehen!“ Man kann ja schließlich nicht überall hinschauen, und das Handy hat Vorrang!

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Ein Motorrad verbrennt nach einer Autofahrer-Unachtsamkeit in Oberlungwitz. Der Biker bleibt unverletzt! Es ist schon schlimm, wenn die Autofahrer einzelne Motorradfahrer „übersehen”. Aber einer ganzen Gruppe die Vorfahrt zu nehmen, da gehört schon was dazu. Das Motorrad ist futsch, der Biker ist zum Glück unverletzt.

Ja, sicher waren die Motorradfahrer zu schnell, zu laut und überhaupt sind sie ein Ärgernis für den Sonntagsfahrer im Bürgerkäfig, die Mutti mit Kleinkind und Hund im Auto oder den jugendlichen Autopiloten, der oder die mit allem Möglichen beschäftigt ist, nur nicht mit dem Verkehrsgeschehen. Was haben die dort auch zu suchen, die Brüder und Schwestern auf ihren zwei Rädern?

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Es wäre schon hilfreich, wenn die Autofahrer das Handy weglegen, die armdicken Hawaii-Girlanden vom Spiegel nehmen, die Beschäftigung mit CD-Player, den Zigaretten oder den Mitinsassen nicht dem Beobachten des Verkehrsgeschehens überordnen und demnächst wieder das Blinken und den Blick über die Schulter lernen. Die rauchende Mutti mit Kleinkind und Hund im Auto ist häufig nicht weniger unaufmerksam als der  mit seinem Handy telefonierende Kleintransporterfahrer. Die Jugendliche, die mit ihren Freundinnen im Auto mit Händen und Füßen „schnattert“; der Orientierungslose, der mehr auf´s Navi´ glotzt als auf die Straße oder der mit seiner überproportionierten Limousine völlig überforderte Rentner.

Das heißt nicht, daß ich den Autofahrern sämtliche Schuld gebe. Aber sehr oft, und öfter als man gemeinhin glaubt, ist eben der Autofahrer Schuld am Unfall. Denn während bei den Motorrad-Alleinunfällen in den meisten Fällen unangepasste oder überhöhte Geschwindigkeit die Ursache ist, so sind bei den Kollisionen zwischen Auto und Motorrad außerorts zu 50% die Autofahrer Schuld; und innerorts sogar zu fast 70%!

Missverständnisse: Was dem Motorradfahrer das Leben schwer macht (2014)

Missverständnisse zwischen Auto-und Motorradfahrern in heiklen Situationen:

http://www.freiepresse.de/LOKALES/ERZGEBIRGE/SCHWARZENBERG/Erlabrunn-Motorradfahrer-stirbt-nach-Zusammenstoss-mit-Auto-artikel7974527.php#

Ein Motorradfahrer stirbt, weil er zeitgleich mit einem vor ihm fahrenden PKW einen davor fahrenden Radfahrer überholt. Oder anders: Die Pkw-Fahrerin will in genau dem Moment einen vor ihr fahrenden Fahrradfahrer überholen, als sie selbst von einem Motorradfahrer überholt wird. So lese ich es heraus. Dann bestand aber meines Wissens für die PKW-Fahrerin eigentlich absolutes Überholverbot! Hat sie sich so sehr auf das Überholen des Radfahrers konzentriert, daß sie den Motorradfahrer nicht bemerkte? Hat sie das Überholen wollen per blinken rechtzeitig angezeigt und fand ein Schulterblick statt? Das Nichtblinken ist eine der schlimmsten Unarten der Verkehrs-Neuzeit. Dem Biker wiederum kann (und muss man eventuell sogar) vorwerfen, nicht sensibel genug diese Situation angegangen zu sein. Wer als Motorradfahrer auf einen PKW auffährt, der wiederum von einem Radfahrer ausgebremst wird, der muss zwingend damit rechnen, daß der PKW ausschert. Aber da das alles Vermutungen sind, wäre ich an dem abschließenden Unfallbericht schon sehr interessiert. Leider erfährt man immer nur vom Unfall mittels einer reißerischen Überschrift, aber die spätere Klärung der Umstände wird der Leserschaft vorenthalten. Schade eigentlich. So werden zwar zwangsläufig Vorurteile aufgebaut und gestärkt, aber nichts zu deren Richtigstellung beigetragen.

So weit so gut? Nichts ist gut, denn der Motorradfahrer im obigen Fall ist tot! Etwa 50 % der Kollisionen zwischen Motorrad und PKW beruhen außerorts mit Schuld beim Autofahrer, innerorts sind es sogar fast 70%!

Eigentlich wäre es Zeit, sich zu diesem Thema in der Tagespresse einer ganzen Themenseite zu widmen oder andere regionale Medien einzubeziehen. Medien, die auch die Autofahrer und/oder die ältere Bevölkerung erreichen. Denn gewöhnlich lesen gerade diese NICHT die Motorradzeitschriften. Ich betrieb über sieben Jahre (2007-2014) eine Motorradtouren-Website, desweiteren seit 2009 einen Blog unter anderem auch zum Thema Motorradtourismus und Motorradzeitgeschehen sowie über 2 ½  Jahre (2011-2014) eine Erweiterung meiner ehemaligen Website bei Facebook. Außerdem unterhalte ich enge Kontakte zu zwei Motorradzeitschriften. Ich habe mich zu diesen Themen auch schon des Öfteren an die Tageszeitungen unserer Region (Freie Presse, Ostthüringer Zeitung) gewandt; leider nicht mit der erwünschten Resonanz. Sollten sich unsere regionalen Tageszeitungen dazu entscheiden, eine Themenseite zur vorliegenden und umfangreichen Problematik zu erstellen, dann bin ich sehr gern zu einer Zusammenarbeit mit Rat und Tat bereit. Regionalzeitungen behandeln den Alltag; und Straßenverkehr ist Alltag und Motorradfahrer gehören zum Straßenverkehr. Zudem sind Sachsen und Thüringen ausgeprägte Motorradländer!

Ich werde seit Jahren nicht müde, den Motorradfahrern Vernunft, Einhaltung der Regeln und vorausschauendes Fahren zu predigen. Ich werde aber auch nicht müde, über Missverständnisse zwischen PKW- und Motorradfahrern sowie über Fehlverhalten der Autofahrer zu debattieren.

Leider gibt es einerseits unter den Motorradfahrern regelrechte Idioten. Siehe dazu den Beitrag http://www.alwins-blog.de/?p=10072  Ich schäme mich auch nicht, diese Vertreter meiner Zunft so zu nennen, weil mich ihr Verhalten sehr ärgert. Mit etwas Rücksichtnahme kann ich nämlich das Klischee vom rasenden Biker schnell entschärfen.

Anderseits ist die polemische Debatte durch die Autofahrer vom ständig zu schnell fahrenden Motorradfahrer auch nur Heuchelei. Denn ganz ehrlich, auch die meisten Autofahrer sind zu schnell unterwegs. Und ob nun der Autofahrer 20 km/h zu schnell und der Motorradfahrer 30 km/h zu schnell fährt – zu schnell ist zu schnell! Das gleicht in etwa der Debatte, als wenn ein Raucher der 10 Zigaretten pro Tag raucht, einem Raucher der zwanzig Stück pro Tag raucht, vorwirft, ungesund zu leben.

Oftmals ist es aber so, daß die gefahrenen Drehzahlen und die damit verbundene Lautstärke (die ich auch nicht gut heiße) mancher Motorräder schneller klingen, als es wirklich ist. Und nur, weil der Motorradfahrer beim Überholen schneller vorbei ist als es der Hutfahrer im Bürgerkäfig wäre, muß er noch lange kein Raser sein! Und letztendlich gibt es auch Zeitgenossen, denen sind die Motorradfahrer generell ein Dorn im Auge, egal, wie sich verhalten. Den Bikern wiederum kann ich nur ans Herz legen: Wer sagt denn, daß Fahrspaß verloren geht, wenn man sich wenigstens einigermaßen an die Regeln hält? Das ist völliger Blödsinn. „Was ist ein guter Motorradfahrer?“, wurde ein Motorradrennfahrer und Buchautor gefragt. Und er antwortete: „Einer, der am Ende seiner Motorradfahrerlaufbahn noch lebt und gesund ist!“

Für die unangepasste Geschwindigkeit – für den Bürger ist das oftmals gleichbedeutend mit einer überhöhten Geschwindigkeit, es ist aber nicht dasselbe – ist der Biker selbst verantwortlich. Was auf den Autofahrer übrigens auch zutrifft! Unangepasste Geschwindigkeit kann man niemand anderem in die Schuhe schieben. Und dieser Aspekt der Überschätzung einer Situation kommt einen Zweiradfahrer nun mal schlimmer zu stehen, als einen Fahrer auf vier Rädern mit viel Blech und mit Airbags um sich herum.

Ich möchte die unangepasste Geschwindigkeit deshalb nicht schönreden. Aber was ist „unangepasst”? Unangepasste Geschwindigkeit ist freilich NICHT harmlos. Diese kann sogar unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegen und dennoch sehr riskant sein. Leider hängt dieser Aspekt auch mit Selbstüberschätzung, Fehleinschätzungen einer bestimmten Situation oder mit Fehleinschätzungen von Straßen-, Witterungs-und Verkehrsverhältnissen zusammen.

Es gibt weiterhin die überhöhte Geschwindigkeit – das ist ein (bewusstes) Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, die für die Idealbedingungen auf der jeweiligen Strecke gilt. Das ist von vornherein ein bewusstes Eingehen eines erhöhten Risikos für sich selbst und für andere. Der Ausgang der Situation kann bei überhöhter und bei unangepasster Geschwindigkeit gleich fatal sein.

Es ist auch erstaunlich, wie viele Auto-und Motorradfahrer nicht wissend in der Lage sind, wie und wann man in eine Kurve einlenkt. Und so denkt der Autofahrer vom Motorradfahrer (und umgekehrt dasselbe): „Der muss doch bescheuert sein, die Kurve so zu schneiden!“ Fakt ist nämlich, daß der Großteil der Fahrer zu früh einlenkt – mit fatalen Folgen. Seltsam nur, daß die Wenigsten sich besseres Wissen aneignen und bereit sind, sich mit ihrem Fehler auseinanderzusetzen. Einmal Fahrerlaubnis, immer Fahrerlaubnis. Eingeständnisse von Wissenslücken sind Fehlanzeige. Beim zu frühen Einlenken besteht für den Motorradfahrer die Gefahr, daß er dadurch ab Kurvenmitte zum Kurvenausging hin auf die Gegenfahrbahn gerät. Wenn dann noch unangepasste Geschwindigkeit dazu kommt, hat er keine Reserven mehr für eine Korrektur.

Bei den Autofahrern beobachte ich häufig etwas Ähnliches: Ich rolle an eine Einmündung heran, die zum Anhalten einen Haltestreifen vorweist, zum Beispiel an Stop-Straßen. Der Linksabbieger-PKW, von der Hauptstraße kommend, streift oder benutzt sogar ganz beim Abbiegen dermaßen gefährlich meine Fahrbahnhälfte, daß ich gezwungen bin, viel eher anzuhalten, sonst kollidieren wir. Ich rechne aber eigentlich nicht damit – und muß dennoch reagieren. Der falsch einlenkende Autofahrer ist nicht mehr in der Lage, seine prekäre Kurvenfahrt zu korrigieren.

Es gibt auch Irrtümer beim Motorradfahren, denen sind Biker und Autofahrer gleichermaßen verfallen. Zum Beispiel der, daß Motorräder wendiger sind. Bis zu einer gewissen Geschwindigkeit mag das stimmen. Aber dieselben Kräfte, die dafür verantwortlich und nötig sind, daß sich das Motorrad stabilisiert, die ihm Geradeauslaufstabilität und Spurtreue gewährleisten – dieselben Kräfte sind es, die ein Motorrad ab einem gewissen Tempo eine gewisse „Sturheit“ verleihen und die erst einmal überwunden werden wollen. Ab diesem Tempo ist es leichter, ein Auto zum Ausweichen zu bewegen. Wer ab etwa 50 km/h die Hände vom Lenker nimmt, wird diese Tatsache bestätigen. Deshalb kann ich nur jedem raten: lernt es und übt es im Alltag, per „Lenkimpuls zu lenken!“ Und übrigens, die Hauptbremse des Motorrades ist vorn, nicht hinten! Ich habe da schon die verrücktesten Theorien gehört.

Im Übrigen sollte jeder (Auto-)Fahrer mal über folgendes nachdenken: „Macht ein Autofahrer Mist im Straßenverkehr, dann heißt es DER Autofahrer, oder DER Raser. Macht ein Motorradfahrer Mist, dann heißt es DIE Motorradfahrer, und man meint damit ALLE. Und so ein Imageverlust ist schnell hergestellt, aber schwer wieder abgebaut!“ Daran zu arbeiten, den Imageverlust der Motorradfahrer wieder abzubauen, dafür sind beide Gruppen gefragt: die Auto-und die Motorradfahrer: nämlich mit Toleranz, mit Akzeptanz, mit Verständnis für den jeweils anderen sowie mit Fairness, gutem Benehmen und dem Einhalten von Regeln.

Ich muss noch einmal auf den vorliegenden/obigen Unfall zurückkommen. Es ist für Motorradfahrer unheimlich wichtig, für andere mitzudenken, sich in heikle Verkehrsabläufe „hinein zu tasten“, ein Gespür für Gefahrensituationen zu bekommen, die gefährliche Situation wortwörtlich „riechen zu lernen“. Wie beim Schach immer einen Zug voraus zu sein.

Folgendes ist heutzutage nämlich Alltag auf unseren Straßen: es wird nicht geblinkt oder viel zu spät, Schulterblick beim Losfahren oder Überholen findet nicht mehr statt, Türen werden ohne Blick für den nachfolgenden Verkehr aufgerissen, Rückspiegel sind mit armdicken Hawaiigirlanden vollgebammelt. Es wird im Auto telefoniert, geraucht, gegessen, der Hund gestreichelt (der unbedingt mit zum Einkaufen muss) und sich mit den CDs, dem Navi´ oder dem mp3-Player beschäftigt. Alles während der Fahrt. Alte Menschen sind häufig an der Grenze der Anforderungen des Verkehrs. Junge Menschen wiederum, zumal zu dritt oder zu viert im Auto, sind durch sich selbst abgelenkt. An Diesel-PKW-Säulen wird gematscht, was das Zeug hält. („Schnell weg hier, ich war´s nicht. Aus den Augen aus dem Sinn“). Aber Diesel ist ein Öl und als solches glatt wie Schmierseife und kreuzgefährlich!! Viele Verkehrsteilnehmer ab 40 (und hier schließe ich viele Biker nicht aus) sind zu eitel für eine Brille. Viele stark Übergewichtige bringen keinen Schulterblick mehr zustande und die Reaktionsfähigkeit wird durch Alkohol, Drogen oder Medikamente herabgesetzt. Ich plädiere tatsächlich für einen Gesundheitstest für die wichtigsten Funktionen. Diabetiker und Herz-Kreislaufkranke müssen im Straßenverkehr schließlich auch mit Auflagen leben. Warum soll der Normalo, nur weil er vor 20 Jahren mal schlank und gesund war und gut gesehen hat von Tauglichkeitstests ab 40 oder 50-plus verschont bleiben?

Zu all dem muss sich der Motorradfahrer noch die Fähigkeit aneignen, die Straße „zu lesen“, sich fit zu halten, sein Brems-, Lenk-und Ausweichverhalten zu trainieren und sich ständig zu verbessern. „Wer aufhört besser werden zu wollen, der hört auf gut zu sein!“ Weiterhin wird dem Motorradfahrer das Leben schwer gemacht mit unsinnigen Leitplanken, Gossendeckel mitten auf der Ideallinie und Bitumenflickschusterei; nur um hier einiges zu nennen. Und zu all dem muss die Fähigkeit herausgebildet werden, die Fehler der Autofahrer – denn der tickt nun mal anders – zu ahnen. Denn dieser wird sich nicht die Mühe machen, sich in unser Verhalten hineinzudenken.

Man führe sich nur mal vor Augen, was sich mitunter an Einkaufssonnabenden vor einem verlängerten Wochenende auf den Zufahrtsstraßen, den Einmündungen und den Parkplätzen der Einkaufs-Center abspielt. Da sind Vorfahrtsfehler, Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Regelverletzungen an der Tagesordnung. Etliche sind völlig überfordert. Da kommen schon Autofahrer untereinander oder mit den Fußgängern nicht klar. Zumal, wenn es sich um ältere Menschen handelt. Motorradfahrer, die in solch ein Gewusel geraten, müssen alle Sinne wach halten!

Ich kann es nur wiederholen: Ihr müsst es lernen, Gefahrensituationen „zu riechen!“ Wenn man bedenkt, daß in unserer südwest-und mittelsächsischen Region überproportional viel Einzelhandelsfläche und Einkaufs-Center/Discounter vorhanden sind, dann ahnt man, welches Gefahrenpotential allein hier besteht. Da rede ich noch nicht von einer unsinnigen Leitplankenpolitik und einer scheinbar alternativlosen „Verampelung“ ganzer Regionen, die kaum noch einen intelligenten Verkehrsfluss oder eine störungsfreie Überlandfahrt möglich machen. Von „grünen Wellen”, wie es sie früher mal gab, wollen wir schon gar nicht reden, egal, welches Tempo man fährt.

Ist „DER Motorradfahrer“ ein hirnloser Raser?

Motorradfahren als Kick für sich selbst und als Gefahr für andere – das Verhalten mancher Biker einmal anders beleuchtet . . .

In mehreren Artikeln habe ich in letzter Zeit das Unfallgeschehen unter Beachtung der nicht unerheblichen Teilschuld der anderen Verkehrsteilnehmer (PKWS, LKWs, Traktoren) oder unter Beachtung der straßenbaulichen Zustände (teilweise sinnlose Leitplanken, Ölspuren, Bitumenflickerei statt Asphalt, Rollsplit) unter die Lupe genommen und dabei immer die Motorradfahrer, wenn schon nicht frei von Schuld, so doch verteidigt. Das bringt für mich im Alltag manche hitzige Debatte – sei es in den Onlinekommentaren verschiedener regionaler Tageszeitungen, in Leserbriefen oder bei Diskussionen im Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis.

Ich gebe mir gerade deshalb viel Mühe, den Bikern immer wieder gegen- seitige Rücksichtnahme zu predigen.

Bei meinen Tourenveröffentlichungen erwähne ich auch immer wieder den Aspekt der vernünftigen, vorrausschauenden und wenigstens einigermaßen regelkonformen Fahrweise. Ich stehe zu diesem Thema im lockeren Kontakt zu zwei Tageszeitungen („OTZ“ und „FP“) sowie zu zwei Motorradzeitschriften – sei es in den Onlinekommen- taren, in Leserbriefen oder im E-Mail-Verkehr.

Til Ferges von der Motorrad News griff neulich in seinem Artikel „Bodenproben – warum stürzt ein Motorradfahrer?“ dieses Thema ebenfalls auf. Wie gesagt, alles unter Beachtung der Tatsache, daß sich der Biker halbwegs normal im Straßen- verkehr verhält.

Denn eines ist auch Fakt: es wird immer Zeitgenossen geben, denen wir Motorradfahrer generell ein Dorn im Auge sind, egal wie wir uns verhalten, und die das Motorradfahren am liebsten verbieten würden.

Natürlich könnte man jetzt argumentieren: Was haben Supersportler auf den Straßen zu suchen? Nur weil es die irrsinnige Regelung der Supersport- und Superbike-WM so verlangt? Oder wann beginnt man den PS-Wahn der Supersportler im öffentlichen Straßenverkehr einzudämmen? Dann sei die Gegenfrage erlaubt,wohin der PS- und Größenwahn im PKW-Bau noch führen soll und wer DIESEN beginnt, einzuschränken und zu reglementieren? Vielleicht wird die Menschheit (die Hersteller UND auch die Käufer) irgendwann mal vernünftig und denkt zeitgemäß.

Doch bis dahin gilt: Unheil anrichten lässt sich auch mit 50 PS im alten Golf II oder auf der gebrauchten 600 ccm-Tourenmaschine. Daß natürlich gerade die Knieschleifer-Fraktion die auffälligsten der Motorradfahrer sind, steht leider außer Frage. Und warum sie sich nicht auf abgesperrten Strecken austoben, bleibt ihr Geheimnis. Das beherzigende Motto „Laut ist out“ schließe ich hier gleich mit ein!

Auf jeden Fall sind die unnten aufgeführten Beispiele ein Schlag ins Gesichtall all jener, die sich Mühe gebben, das Miteinander in unserem immer hektischeren und engeren Verkehrsgeschehen zu fördern, statt diesem entgegen zu arbeiten. Diese Leute haben Schuld daran, warum man mich nicht an den Wochhenenden auf den bei Bikern so beliebten Strecken antrifft, warum ich regionale Bikertreffs an Wochenenden meide und warum Debatten über Streckensperrungen geführt werden; sehr zum Leidwesen derer, die sich benehmen können. Das Verhalten solcher Motorradfahrer ist völlig kontraproduktiv und schädigt das mühsam aufgearbeitete Image einer ganzen Zunft!

Alle vier fahren oder fuhren potente Sportbikes! Es wäre aber unsachlich und ungerecht, auch diese Fraktion wieder über einen Kamm zu scheren!

Erstes Beispiel: Eine Frau aus Niedersachsen, 49 Jahre und ihr Lebensgefährte. Sie ist Angestellte in der mittleren Leitungsebene eines regionalen Energieversorgers der zu einem großen Energiekonzern gehört. Sie ist Mutter eines Sohnes und wahrlich keine Dumme. Sinngemäßer Wortlaut: “Wenn ich nicht 200 auf der Landstraße fahren kann, geht mir der Spaß am Motorradfahren verloren. Ich weiß, mit Vernunft hat das nichts zu tun. Aber ich kann nicht anders. Irgendwann steht mal in der Zeitung: Mutter eines Sohnes und Mitarbeiterin beim Energieversorger XXX mit 200 km/h geblitzt.”

Zweites Beispiel: Ein Arbeitskollege, mittlerweile um die 50 Jahre alt, hat in den letzten circa 15 Jahren drei schwere Motorradunfälle mehr schlecht als recht überlebt und hat zudem in dieser Zeit auch noch einen PKW Audi TT zerlegt. Zwei der Motorradunfälle sind Alleinunfälle mit Alleinschuld. Der dritte Unfall war eine Motorrad-PKW-Kollision mit Schuld beim Autofahrer. Ich räume dem Motorradfahrer aber erhebliche Teilschuld auf Grund der gegebenen Umstände vor Ort ein. Mittlerweile besteht der Mann nur noch aus Schrauben, Platten und Bolzen. Seine eingeschränkten und abgehackten Bewegungen bescherten ihm den Spitznamen „Robo-Cop“. Auf die Frage, ob er denn immer noch auf ein Motorrad steigen würde, antwortete er: „Wenn Du mir das Geld gibst, dann kaufe ich mir wieder eins.“ Obwohl er genau weiß, daß es mit Sicherheit so ausgehen würde, wie mit seinen drei Motorrädern vorher.

Drittes Beispiel: Ein Gespräch mit einem ehemaligen Motorradfahrer auf Rügen, ein junger und intelligenter Mann um Mitte/Ende Dreißig. Sein Bericht klang in etwa so: „Ich fuhr auch mal Motorrad. Aber ich habe nie die Gegend gesehen in der ich unterwegs war und um mich herum auch nichts wahrgenommen. Nur die Straße als Strich bei Höchstgeschwindigkeit. Wenn ich den Zündschlüssel rumdrehte, schaltete ich das Gehirn aus. Ich bin mit dem Motorrad losgefahren mit der Absicht: heute ist ein schöner Tag zum Sterben. Nach sechs Wochen Koma und zunehmendem Alter habe ich das Leben lieben gelernt. Da ich weiß, daß ich nicht anders fahren kann, kaufe ich mir kein Motorrad mehr. Ich würde mich totfahren.“

Viertes Beispiel: Ein tödlich verunglückter Motorradfahrer im Erzgebirge zwischen Zschopau und Hohndorf, verunglückt bei etwa 250 km/h auf kurvenreicher öffentlicher Landstraße. Der Mann war Mitte 40 und Polizist.

„Was tun“, sprach Zeus. Leider erreicht man solche Zeitgenossen nicht mit Kampagnen, Belehrungen, Polizeipräsenz oder Schock-Unfallfotos.Das ist wie bei den Hooligans: Sie machen sich zum Ausgehen fein um die sprichwörtliche Sau rauszulassen. Wohlwissend und beabsichtigt, daß sie den Tag blutend oder schwerverletzt beenden werden oder im schlimmsten Fall vielleicht jemanden totschlagen. Das ist gewollt und wird für den Kick und den persönlichen Rausch in Kauf genommen. Aber mit den echten Fußball-Fans haben diese überhaupt nichts gemein – und diese echten Fans ärgert das Auftreten solcher Idioten zu Recht! Oder nehmen wir das Thema Himmelfahrt/Männertag: Was haben randalierende, prügelnde und grölende Halbstarkentrupps mit wandernden und singenden Männer-und Väter- gruppen gemeinsam? Nichts! Und dennoch gibt es sie, leider.

März 2016
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