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Christian Staudinger: So ließ mich die Stasi foltern

Berlin/Burgas -

Die Machenschaften der Stasi an der „verlängerten Mauer“ in Bulgarien – ein bislang nur wenig erforschtes Feld der Geschichte. Dabei waren die Ferienparadiese in Osteuropa für viele DDR-Bürger mehr als Sonne, Strand und Meer. Sie waren das Sprungbrett zur Flucht in den Westen.

Wer allerdings glaubte, 2000 Kilometer von Berlin entfernt hätte die Stasi keinen Einfluss, irrte gewaltig. Wie Christian Staudinger. Er behauptet: „Mich hat die Stasi im Schwarzmeer-Knast skalpiert!“

Mehr als 40 Jahre hat Christian Staudinger geschwiegen. Über seine Flucht, Gräueltaten von Stasi-Schergen, unaushaltbare Schmerzen. Und den Mann, der ihm das alles angetan haben soll und mit dem er nun fast Tür an Tür lebt. Heute erzählt der Künstler im KURIER erstmals seine furchtbare Geschichte:

Achtopol, eine verregnete Sommernacht 1971 unterhalb der bulgarischen Steilküste. Der gerade 18-jährige Staudinger steht mit Kumpel Dieter in der Türkei, jubelnd fallen sie sich in die Arme. Zu früh. Ihre DDR-Karten sind falsch, die türkische Grenze noch zehn Kilometer entfernt, die Freiheit ein unerreichbares Paradies – denn wenige Sekunden später drücken bulgarische Grenzer den beiden ihre AK47-Sturmgewehre an die Schläfen.

„Die haben uns windelweich geprügelt. Bamm! Bamm! Immer in Bauch und Unterleib, mit Stiefeln gegen den Kopf. Ich dachte ich sterbe“, erinnert sich Staudinger heute, als der KURIER ihn in seinem Wilmersdorfer Atelier besucht.

Doch die Schmerzen sind erst der Anfang. Die Freunde werden getrennt, Staudinger ins 90 Kilometer entfernte Burgas verfrachtet. Er landet in einem Kellerbunker. Ohne Fenster, ohne Licht, nur eine Stahltür und fürchterlicher Gestank. In dem Verlies stecken bereits drei Bulgaren. Eine Toilette gibt es nicht. Knapp eine Woche vegetiert Staudinger hier.

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