EFSA veröffentlicht ihren Gutachtenentwurf über das Klonen von Tieren zur öffentlichen Konsultation

Die EFSA startet eine öffentliche Konsultation zu ihrem Entwurf eines wissenschaftlichen Gutachtens über die Auswirkungen des Klonens von Tieren auf Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit und –schutz sowie die Umwelt. Diese Arbeiten folgen einem Ersuchen seitens der Europäischen Kommission an die EFSA um Beratung zu diesem Thema im Februar 2007. Das Gutachten der EFSA wird als Informationsgrundlage für alle zukünftigen Maßnahmen der EU[1] in Bezug auf geklonte Tiere und auf der Grundlage dieser Tiere hergestellte Erzeugnisse dienen[2].

Der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA[3] dem die Vorsitzenden aller EFSA-Gremien angehören, hat die Leitung dieser Arbeiten übernommen, da es sich um eine multi-disziplinäre Thematik handelt, die eine Vielzahl der jeweiligen Fachgebiete der einzelnen Gremien betrifft.Ihnen wurde eine Arbeitsgruppe bestehend aus Wissenschaftlern mit entsprechendem Fachwissen zur Seite gestellt, um die verschiedenen Aspekte des Ersuchens der Kommission näher zu beleuchten. 

Zu den wichtigsten Schlussfolgerungen des Gutachtenentwurfs zählen:

  • Obwohl die Sterblichkeits- und Erkrankungsrate von Klonen signifikant höher ist als die, die bei durch normale Fortpflanzung reproduzierten Tieren beobachtet wurde, lassen gesunde Klone und ihre Nachkommen darauf schließen, dass die Technologie des somatischen Zellkerntransfers (SCNT)[4] bei Rindern und Schweinen erfolgreich als Reproduktionsmethode eingesetzt werden kann. Auf der Grundlage einer Reihe von Parametern, einschließlich physiologischer und klinischer, weisen gesunde Klone und ihre gesunden Nachkommen keine signifikanten Unterschiede gegenüber konventionell erzeugten Tieren auf.
  • Es zeigte sich, dass die Gesundheit und das Wohlergehen eines signifikanten Anteils der geklonten Tiere nachteilig beeinflusst war. Der Anteil nicht gesunder Klone wird wahrscheinlich mit der Verbesserung der Technologie weiter abnehmen.
  • Lebensmittelprodukte von gesunden geklonten Rindern und Schweinen und deren Nachkommen (d.h. Fleisch und Milch) bewegen sich im Hinblick auf Zusammensetzung und Nährwert von vergleichbaren Produkten von konventionell erzeugten Tieren im normalen Bereich. Angesichts dieser Ergebnisse und der Annahme, dass nicht gesunde geklonte Tiere ebensowenig in die Lebensmittelkette gelangen wie nicht gesunde konventionell erzeugte Tiere, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit irgendeinen Unterschied zwischen den Lebensmittelprodukten auf der Basis von geklonten Tieren und ihren Nachkommen und den Produkten gibt, die von konventionell erzeugten Tieren stammen.
  • Als Folge des Klonens von Tieren werden keine Auswirkungen auf die Umwelt vorausgesehen, allerdings stehen hierzu nur wenige Daten zur Verfügung.

In dem Gutachtenentwurf wird eingeräumt, dass es sich bei SCNT um eine relative neue Technologie handelt und die verfügbaren Daten für eine Risikobewertung begrenzt sind. Bei den meisten Studien war der Stichprobenumfang gering, und die derzeit verfügbaren Daten lassen nur eine Bewertung im Hinblick auf geklonte Rinder und Schweine sowie deren Nachkommen zu. Darüber hinaus handelt es sich bei SCNT um eine Technologie, die sich ständig weiterentwickelt, und Informationen über aufgezogene und über während beträchtlicher Zeiträume am Leben gebliebene Tiere stehen nur begrenzt zur Verfügung. Auch die derzeitige Bewertung des Wohlergehens beruht größtenteils auf der Interpretation von begrenztem Datenmaterial.

Vor diesem Hintergrund führt die EFSA eine Konsultation zu ihrem Gutachtenentwurf durch, in deren Rahmen bis zum 25. Februar 2008 Kommentare eingereicht werden können. Beiträge zur Konsultation können über die EFSA-Website eingereicht werden. Darüber hinaus wird die EFSA im Februar eine Stakeholder-Konferenz abhalten und die EU-Mitgliedsstaaten über ihren Beirat konsultieren.

Die Arbeitsgruppe und der Wissenschaftliche Ausschuss werden die Kommentare und Beiträge, die während der Konsultation eingehen, einer Prüfung unterziehen. Es ist wahrscheinlich, dass der Wissenschaftliche Ausschuss im Anschluss daran einen überarbeiteten Entwurf des Gutachtens erstellen kann, der möglicherweise anlässlich seiner Sitzung im April angenommen werden und im Mai 2008 zur Veröffentlichung gelangen kann.

Die Kommission hat des Weiteren um ein Gutachten seitens der Europäischen Gruppe für Ethik der Naturwissenschaften und der neuen Technologien (EGE) ersucht, bei dem es um ethische Fragen im Zusammenhang mit dieser Thematik gehen wird. Dadurch wird die Arbeit der EFSA ergänzt, da sie kein Mandat hat, über ihren wissenschaftlichen Aufgabenbereich hinaus auch ethische, moralische oder andere gesellschaftliche Fragen zu untersuchen.

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E-mail: Press@efsa.europa.eu

[1] Derzeit ist Klonen in Europa keine kommerzielle Praxis, und es besteht kein spezielles Genehmigungsverfahren für Lebensmittelprodukte von geklonten Tieren oder ihren Nachkommen für den menschlichen Verzehr in der EU.
[2] Bei diesem Gutachtenentwurf geht es ausschließlich um das Klonen im Zusammenhang mit Schweinen und Rindern, da für diese beiden Tierarten angemessenes Datenmaterial zu Verfügung stand.
[3] Der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA setzt sich aus den 9 Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Gremien der EFSA zusammen, die alle Bereiche des Gesamtaufgabenbereichs der EFSA abdecken. Außerdem gehören ihm sechs unabhängige Wissenschaftler an. Die Ernennungen erfolgen auf der Grundlage von nachgewiesener wissenschaftlicher Exzellenz im Anschluss an eine öffentliche Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen und ein strenges Auswahlverfahren.
[4] SCNT: Beim somatischen Zellkerntransfer handelt es sich um eine Technik, mithilfe der eine genetische Kopie eines Tiers durch Ersetzen des Kerns einer unbefruchteten Eizelle durch einen Zellkern einer Körperzelle (somatischen Zelle) des Tiers erzeugt wird, um einen Embryo zu erhalten. Der Embryo wird dann in ein Ersatzmuttertier verpflanzt, in dem er sich bis zur Geburt entwickelt.