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Musik

Apropos Musik

Freitag
28. Dezember 2012
15:05

Kleiner Mann - ganz groß. Gestaltung: Klaus Wienerroither

Michel Petrucciani wird am 28. Dezember 1962 in Südfrankreich in eine Musikerfamilie mit sizilianischen Wurzeln geboren. Er leidet an einer genetisch bedingten Behinderung, die man umgangssprachlich als Glasknochenkrankheit kennt. Schon bei seiner Geburt sind viele seiner Knochen gebrochen, seine Kleinwüchsigkeit ist ein weiteres schweres Handicap.

Michels Vater Tony ist Jazz-Gitarrist, die Brüder Louis und Philippe sind ebenfalls Musiker. Als Vierjähriger sieht er Duke Ellington im Fernsehen, der einen prägenden Eindruck hinterlässt, sodass er sich spontan ein Klavier wünscht. Als ihm sein Vater daraufhin ein Kinderklavier schenkt, zerschlägt Michel es wütend, um deutlich zu machen, dass er ein "richtiges" Klavier haben will.

"Dieses Geschenk kostete meine Eltern eine Menge Geld, und wir waren arm. Aber ich wusste, dass dies der einzige Weg war, an ein richtiges Instrument zu kommen." Vater Petrucciani kauft daraufhin ein gebrauchtes Klavier und bastelt Pedalverlängerungen, damit Michel mit den viel zu kurzen Beinen die Pedale erreichen kann.

Ein außergewöhnliches Talent

Als Michel sechs Jahre alt ist, zieht die Familie nach Montélimar und führt hier ein Musikgeschäft, wo auch Michel arbeitet. Er repariert Kassettenspieler und Radios, stimmt Gitarren und führt Orgeln vor. Wenn Eltern ihren Kindern eine Orgel kaufen wollen, schickt man ihn hinunter: "Michel, spielst du was vor für den Herrn?" Michel spielt, der Kunde kauft und kommt zwei Wochen später wieder: "Die Orgel funktioniert nicht mehr. Wenn mein Sohn spielt, ist es anders, als wenn du spielst!" Der Unterschied ist natürlich, dass Michel ein außergewöhnliches Talent hat und jeden Tag stundenlang übt. Mit 13 Jahren gibt er auf einem Jazzfestival in der Region Drôme sein erstes Konzert als Profi, und das gleich mit der Trompeterlegende Clark Terry.

1981 entscheidet sich Michel, seine Familie zu verlassen und in die USA zu fliegen. Er ist mittellos, spricht schlecht Englisch und bezahlt sein Ticket mit einem ungedeckten Scheck. "Petruche", wie seine Freunde ihn nennen, gehört zu den wenigen Europäer/innen, die sich in der amerikanischen Jazz-Szene durchsetzen können.

Am 6. Januar 1999 stirbt Michel Petrucciani mit 36 Jahren in New York an den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Sein Grab befindet sich auf dem Pariser Prominenten-Friedhof Père Lachaise.

Gestaltung: Klaus Wienerroither · zur Sendereihe

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