Nachruf Margot Honecker - zielstrebig, kompromisslos, gefürchtet
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Margot Honecker, geborene Feist, war 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung der DDR. Sie war die dritte und letzte Ehefrau Erich Honeckers. Margot Honecker wurde am 17. April 1927 in Halle (Saale) geboren. Von 1938 bis 1945 war sie Mitglied im Bund Deutscher Mädel, dem weiblichen Zweig der Hitlerjugend. Vor ihrer politischen Laufbahn arbeitete sie zuletzt als Telefonistin.
Mit 22 Jahren lernte sie Erich Honecker kennen. Beide gehörten zur DDR-Delegation, die aus Anlass des 70. Geburtstags von Josef Stalin nach Moskau gereist war. Damals war sie Leiterin der Pionierorganisation "Ernst Thälmann". Erich Honecker versuchte, die Affäre mit der 15 Jahre jüngeren Margot geheim zu halten. Allerdings gelang ihm das nicht lange. Seine Frau Edith Baumann schrieb in ihrer Not sogar dem SED-Chef Walter Ulbricht. Sie bat ihn, er solle ein Machtwort sprechen. Nach einigen Jahren "wilder Ehe" bekamen Margot und Erich 1952 Tochter Sonja. Ulbricht bewegte Honecker daraufhin, sich von Edith Baumann scheiden zu lassen, was dieser dann auch tat. 1953 heiratete er Margot Feist.
Margot Honecker war eine der gefürchtetsten Frauen der DDR. Oft wurde sie nur "Lila Drache" genannt - wegen ihrer extravaganten bläulichen Haarfarbe. Durch ihre zielstrebige und kompromisslose Art schaffte Margot Honecker es, sich einen festen Platz im Staatsgefüge der DDR zu erarbeiten. 1963 wurde sie Ministerin für Volksbildung der DDR. Sie war maßgeblich für den verschärften politischen Druck auf Bildungseinrichtungen verantwortlich. So führte sie 1978 gegen den Widerstand der Kirchen und vieler Eltern den Wehrunterricht für Schüler der 9. und 10. Klassen ein.
Lobetal - Moskau - Santiago de Chile
Am 2. November 1989, neun Tage vor dem Mauerfall, meldete das Fernsehen der DDR, Margot Honecker sei auf eigene Bitte von ihrer Funktion als Ministerin entbunden worden. 1991 flüchtete das Ehepaar nach Moskau, nachdem es zuvor bei einem Pastor in Lobetal bei Bernau für zehn Wochen Asyl gefunden hatte. Im Juli 1992 wurde Erich Honecker an die BRD ausgeliefert und vor Gericht gestellt, wegen schwerer Krankheit aber wieder freigelassen. Margot war bereits nach Santiago de Chile ausgereist, wo auch ihre Tochter Sonja lebt. Ihr Mann folgte ihr dorthin. Er starb 1994.
Bis zu ihrem Tod lebte Margot Honecker recht zurückgezogen im Vorort La Reina. Zu ihren Nachbarn gehörte unter anderem die sozialistische Staatschefin Michelle Bachelet, die während der Pinochet-Diktatur ihr Exil in der DDR verbracht hatte. Öffentliche Auftritte hatte sie kaum noch, allerdings pflegte sie diskret Freundschaften zu ehemaligen Führungskräften der chilenischen Kommunistischen Partei. Im Jahr 2000 veröffentlichte der frühere KP-Generalsekretär Luis Corvalán seine in Santiago de Chile geführten "Gespräche mit Margot Honecker über das andere Deutschland". Darin stellte sie die Geschichte der DDR aus ihrer Sicht dar.
Keine Schuldgefühle - bis zuletzt nicht
Jahre später meldete sie sich in Gesprächen mit dem Berliner Publizisten Frank Schumann zu Wort, die 2012 als Buch unter dem Titel "Zur Volksbildung" erschienen. Darin verteidigte sie die Bildungspolitik in der DDR, vor allem den Wehrunterricht und den Staatsbürgerkunde-Unterricht. Margot Honecker übergab Schumann bei dieser Gelegenheit die 400 Tagebuchseiten, die Erich Honecker während seiner Haftzeit in Berlin-Moabit geschrieben hatte und die als "Letzte Aufzeichnungen" zum Bestseller wurden.
Im April 2012 strahlte das Erste die Dokumentation "Der Sturz - Honeckers Ende" aus. Darin enthalten waren Passagen aus drei Interviews mit Margot Honecker vom Herbst 2011, die sie hart und uneinsichtig zeigen. So gab sie den Mauertoten unverhohlen eine Mitschuld: "Die brauchten ja nicht über die Mauer zu klettern, um diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen." Traumatisierte Opfer der Jugendwerkhöfe bezeichnete sie als "bezahlte Banditen", Zwangsadoptionen habe es nie gegeben. Die deutsche Einheit ist für sie ein "Irrtum", und ihre Rente von 1.500 Euro nannte sie "unverschämt wenig". Auf die Frage, ob sie rückblickend Schuldgefühle habe, antwortete sie: "Das hat mich nicht berührt, da habe ich einen Panzer."
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08.05.2016 22:48 DD 75
@69 danke, @ 72 eventuell sollten sie mal beim Punkt Staatsverschuldung und Zahlungsunfähigkeit nachrecherchieren und auch die Lieferverbindlichkeiten der DDR miteinbeziehen (Trabanten für Ungarn). Ich weise ebenfalls darauf hin, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nur wenig mit der politischen Situation zu tun hatten. Natürlich konnten auch die meisten DDR-Bürger nichts für das System in das sie hineingeboren/ geworfen wurden. Ich sehe auch durchaus positiv auf die Motivierung vieler Menschen, welche das sozialistische System aufbauen wollten. Ich verkenne auch nicht, welches angenehme Leben bei entsprechender Anpassung in der DDR möglich war. Ich sehe auch die Enttäuschung vieler Menschen, die sich mehr von der Bundesrepublik erwartet hatten. Aber geht es um grundlegende Rechte, wie sie im Grundgesetz fixiert sind. Sie können doch nicht ernsthaft der DDR den Vorzug geben. Außer sie sehen sich als Profiteur des Systems. Das aber würde sie für weitere Gespräche disqualifizieren.
08.05.2016 22:38 Real 74
08.05.2016 19:22 Hubert 69: "Mir ist bekannt, daß DDR-Bürger den Mauerbau hingenommen oder gut fanden, ..." ,,,,, Sagen Sie mal, Hubert, wissen Sie überhaupt noch, was Sie da schreiben? Gut fanden es sicher die überzeugten Genossen, aber niemals die Allgemeinheit der DDR-Bürger! Was Ihnen "bekannt" ist, scheint sehr, sehr oberflächlich zu sein, hier stellen Sie es als Tatsache ein. Ja, hinnehmen mussten es alle, was hätten sie denn tun sollen? Aber GUT hat es die Mehrheit der DDR-Bürger auf keinen Fall gefunden. Überlegen Sie bitte in Zukunft, bevor Sie derartige Behauptungen aufstellen!
08.05.2016 21:41 Bernd Escher 73
@ 70: ...unhöfliches entfernt...ach Gott mir kommen die Tränen...na ja wessis da kann man nicht's erwarten...
08.05.2016 21:29 Bob der Baumeister 72
@Hubert #69 Strohmann? Unfug. Wenn die Mangelwirtschaft bejammert wird, sollte es ja wohl möglich sein, die Fakten dazu zu benennen. Und die Ausgangslage war nicht nur ein bißchen unterschiedlich sondern extrem. Die Reparationen waren so heftig, daß deswegen die Leute am 17. Juni 1953 auf die Straße gingen. Es waren die höchsten bekannten Reparationen der Geschichte überhaupt. Hinzu kommt der Bevölkerungsunterschied 17 zu 60 Millionen und die Tatsache, daß die Industrie und Rohstoffe sich im Westen konzentrierten, während Ostelbien landwirtschaftlich geprägt war. An das ERP-Programm waren politische Bedingungen geknüpft, die für die SBZ inakzeptabel war. Das Angebot war auch nicht Ernst gemeint. Überhaupt hatte die DDR eine vergleichsweise geringe Auslandsverschuldung, weil man sich nicht abhängig machen wollte. Das verhinderte natürlich wichtige Investitionen. Freilich war der Apparat von Betonköpfen geprägt. Das war aber nur ein Punkt von mehreren.
08.05.2016 21:23 007 71
@ Hubert 64 ... Rein Wissenschaftlich gesehen habe ich ihnen bewiesen, dass sie [...] sind. Brauchen sie dafür noch ein Zertifikat? [Unhöfliche Aussage entfernt - MDR.DE_Red.]
08.05.2016 21:07 Bernd Escher 70
@ Wer auch immer: Wer nicht in der DDR geboren wurde sollte einfach mal die [...] halten.Danke. [Unhöfliches entfernt - MDR.DE_Red.]
08.05.2016 19:22 Hubert 69
@68 Bob der Baumeister 08.05.2016 18:11 - Nun schiebe deinen Strohmann mit der Lichtmaschine in der Hand wieder in die Scheune. - Ja, die DDR hatte schlechtere Anfangsbedingungen als die BRD. Aber warum wurde das ERP-Programm abgelehnt? - Mir ist bekannt, daß DDR-Bürger den Mauerbau hingenommen oder gut fanden, jedoch nach 1961 schmerzlich Reformen vermißt haben. Im Gegenteil, das System wurde darauf hin noch restriktiver. Schaue dir Dokumentationen auf phoenix an. Da erzählen Ingenieure von ihrem Können und wie sie von betonköpfigen Politikern kaltgestellt wurden. Sag jetzt nicht, westliche Propaganda. Da sprachen DDR-Ingenieure. Die waren nicht blöde. Die Politiker waren es.
08.05.2016 18:11 Bob der Baumeister 68
#66 Bitte? SIE haben sich doch an einer Lichtmaschine hochgezogen. Und jetzt tun Sie dreimal hintereinander so, als hätten Sie das nicht gesagt. Wie lächerlich ist DAS denn? Und wenn Sie zwischen 1960 und 1989 keinen Unterschied erkennen wollen, ist es sinnfrei, mit Ihnen zu diskutieren. Das 11. Plenum war 1965 und nicht 1989. Aber ich will Sie nicht mit historischen Feinheiten überfordern. @Kritiker: So, so. Sie merken also was. Das würde ich sehr für Sie hoffen. Ich denke aber eher, daß Sie hier unqualifizierte Stammtischparolen wiedergeben.
08.05.2016 17:32 Kritiker 67
@Bob der Baumeister ... Sie vergaßen das Recht auf Faulheit zu erwähnen. Wer das Recht auf Arbeit hat, egal ob er was leistet oder nicht, der wird niemals eine ordentliche Arbeitsleistung erbringen. Zum Teil merkt man das auch heutzutage leider immer noch!!!
08.05.2016 17:16 DD 66
@65 ernsthaft? Sie ziehen sich an der Lichtmaschine hoch und nicht am Ostseeurlaub (Reisefreiheit)? Wunderbar ist natürlich ihr 60er Beispiel. Ich danke für diese Vorlage! Ihnen fällt schon auf das in der DDR 1989 kaum Veränderungen zu 1960 zu verzeichnen waren.