Glocken Geschichte Der
Mainzer Dom besitzt seit seinen Anfängen Glocken. Mehrfach wurden die Geläute
zerstört und anschließend wieder neu errichtet. Schon in der romanischen
Zeit besaßen die beiden großen Domtürme jeweils ein eigenes Geläut:
Während die Glocken im Westturm die Stiftsgottesdienste anzeigten, diente
der Ostturm ausschließlich dem Geläute für die Dompfarrei. Beim
Besuch des Kaisers schallte das "Classicum", ein Vollgeläute aller
Glocken, über die Stadt. Heute befindet sich nur noch im westlichen Vierungsturm
eine Glockenstube. Noch
zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte der Dom schätzungsweise 16 Glocken.
Im Westturm hing mit der "Hosanna" aus dem Jahr 1298 die älteste
und zweitgrößte Domglocke mit fünf Tonnen Gewicht. Mit rund neun
Tonnen gehörte "Marienglocke" von 1490 zu den größten
Glocken des Mittelalters überhaupt. Weiterhin bekannt sind die "Silberglocke"
(1490) sowie die "Bemberle" genannte Glocke von 1618.
Im Ostturm
hingen mindestens neun Glocken in einem sternförmigen Holzstuhl, darunter
die "Bretzelglocke" (1407), die "Kreuz- und Gewitterglocke"
(1491) und die größte
mit der Bezeichnung "Zwölf-Uhr-Glocke" (1598).
Beim Turmbrand
von 1767 wurde die Glockenanlage des Westturms zerstört. 1773 schuf der Mainzer
Gießer Martin Roth ein neues Hauptgeläute mit vier Glocken und weiteren
Sologlocken. Durch die Beschießung der Kathedrale 1793 wurden die Domglocken
mit einer einzigen Ausnahme vernichtet. Doch auch die schwer beschädigte
"Bonifatiusglocke" musste schließlich eingeschmolzen werden. 1809
konnte Bischof Colmar vier neue Glocken für den wiederaufgebauten Dom anschaffen
und am 24. September weihen. Für die größte Glocke (Grundton b°)
verwendete Glockengießer Joseph Zechbauer das Metall von drei preußischen
Kanonen, die französische Truppen in der Schlacht von Jena und Auerstädt
(1806) erbeutet hatten. Die Kanonen schenkte Napoleon I. dem Mainzer Bischof.
Die Martinus-Glocke zeigt ein Bildnis des Heiligen, die Inschrift erinnert an
den französischen Kaiser.
Alle vier Glocken entgingen während
der beiden Weltkriege der Einschmelzung, ebenso blieb der große Eichenholz-Glockenstuhl
aus dem Jahr 1809 original erhalten. Der letzte Mainzer Kurfürst-Erzbischof
von Dalberg hatte ihn gestiftet. 1960
wurde der Klang von drei Glocken korrigiert und das Geläut um vier weitere
Glocken ergänzt, die der Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm
Schilling schuf. Nach zweijähriger technischer Sanierung des Glockenstuhls
und musikalischer Korrektur vervollständigt seit 2002 die neue Heiliggeist-Glocke
das Domgeläute. Weiterlesen |