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Da braucht man keine Missverständnisse aufkommen lassen - Fußball hat seine Erdung, seine Wurzeln und seine Basis immer noch im "Proletarier"-Milieu, auch wenn sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten breitere Schichten erschlossen hat, mindestens auch weitere Kreise in der Mittelschicht begeistert....
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Beste Antwort: Da braucht man keine Missverständnisse aufkommen lassen - Fußball hat seine Erdung, seine Wurzeln und seine Basis immer noch im "Proletarier"-Milieu, auch wenn sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten breitere Schichten erschlossen hat, mindestens auch weitere Kreise in der Mittelschicht begeistert.
Fußball ist damit gewissermaßen auch eine Plattform, die nicht immer einen repräsentativen Querschnitt durch die Gesellschaft bietet, auch wenn er schon so etwas wie ein Spiegelbild der Gesellschaft ist.
"Die Sau rauslassen" trifft es da schon ganz gut, denn hier wird am Wochenende beim Fußball Dampf abgelassen, der sich im Verlaufe der Woche im Alltag aufstaut. Es werden also tatsächlich eher die niederen Instinkte angesprochen, als dass es unbedingt immer eine "feingeistige" Beschäftigung wäre.
Damit erfüllt das tatsächlich in meinen Augen eine nicht unwichtige Funktion für die Gesellschaft, und aus verschiedenen Gründen ist bei uns in Deutschland der Fußball die Nummer Eins unter den Mannschaftssportarten.
Bei dieser Gemengelage kann es nicht verwundern, dass da auch ein gewisser Prozentsatz an aggressiven Krawallmachern dabei ist.
Der DFB hat schließlich über 6 Millionen Mitglieder, allein die Mitglieder der Erstligisten müssten locker rund eine Million Fans an sich binden, und die Zahl der ganzen gewaltbereiten Hooligans müsste zusammengezählt im niedrigen fünfstelligen Bereich liegen.
Das sind die Zahlen und Relationen, mit denen man es hier zu tun hat. Die Zahl der Durchgeknallten ist also vergleichsweise klein - wie in vielen anderen Bereichen auch. Die mediale Aufmerksamkeit und der Schaden sind nur umso größer.
Wer dafür keine Antenne hat, für den ist das Phänomen Fußball wohl kaum nachvollziehbar. Ich will hier nicht allzu viele religiöse Vergleiche anstellen, um das halbwegs nachvollziehbar zu machen, aber der Reiz steckt sicherlich im wiederkehrenden Ritual, in Gemeinschaft und Gesängen, was doch viel von Gottesdienst hat.
Das "Damaskuserlebnis" für die meisten Fußballfans findet aber nicht unbedingt vor dem Fernseher statt, sondern in der Kurve, weil man dort die "Gruppendynamik" und das Gemeinschaftserlebnis doch besser spüren kann.
Ein anderer Vergleich, der sich mir immer aufdrängt, ist der der mitreißenden Konzerte. Hier verspürt man meines Erachtens ähnliches, wie bei Fußballspielen, und man muss das schon Wollen, sich beispielsweise auf ein Metal-Konzert einzulassen. Beim Fußball ist das nicht anders. Da würde man dann übrigens auch nicht fragen, warum sofort einige Zuschauer in die Mosh Pit springen und andere eben nicht.
Bei allem Marketing und dem großen Geld muss man sagen, dass der Fußball und die Fans eine symbiotische Beziehung haben. Ohne die Fans gibt es genauso wenig die ganz große Bühne, wie ohne das Geld, das aus kommerziellen Interessen dahinter steckt. Dass sich das in absurde Höhen hochgeschaukelt hat, ist ziemlich vielen Fans durchaus bewusst. Gerade deshalb gibt es ja auch immer Kritik und Gegenströmungen gegen die Kommerzialisierung - soweit das möglich ist.
Letztendlich gibt es aber nur wenige Lebensbereiche, die nicht von kommerziellen Interessen durchdrungen wären. Insofern stellt sich eher die Frage, wie weit man das zulassen will oder dem Regiment der Kontrolle und Begrenzung unterordnet.
Insgesamt geht es also klar um mehr, als nur einem Spiel zuzuschauen. "Proletensport" würde ich heutzutage aber als unpassend finden, denn die "Proleten" sind heute oftmals nicht mehr finanzkräftig genug, um Fußball auf eine angemessene Weise zu verfolgen.