DBU - Forschungsprojekt

 

Kirche Jena- Lichtenhain, Außenwandmalereien

Erprobung konservatorischer Verfahren zur Reduzierung eingebrachter Kunststoffe und Konsolidierung der Malschicht

 

Das an den Außenwandmalereien der Kirche St. Nikolai in Jena-Lichtenhain laufende BDU-Projekt verfolgt das Ziel ein Konzept zu deren langfristigen Erhaltung zu entwickeln. Bedingt durch ihre exponierte Lage und die damit verbundenen klimatischen Faktoren und Schadstoffimmissionen kam es zur Ausbildung starker Schäden. Zudem bewirken die in den 70er Jahren eingebrachten Konservierungsmittel (PVAC, PMMA) eine gravierende Steigerung des Schadenspotenzials. Die als Festigungssubstanz eingebrachten Kunststoffe verursachen einen Verschluss der Oberfläche und behindern Diffusionsprozesse sowie den Transport und den Austausch wässriger Lösungen in ihrer Flüssigphase. Es kommt zur Anreicherung bauschädlicher Salze im Putz. Durch zyklische Salzkristallisation ausgelöste Schadensprozesse führen zu einer Ausbildung von Gefügeschäden. Die an der Malereioberfläche zu beobachtenden charakteristischen Deformationen und Blasenbildungen mit darunter liegender Mürbzone sind eine Folge aus der kombinierten Wirkung einer thermohygrischen Bewegung der organischen Konservierungsmittel und der Aktivität von Salzen. Eine verstärkte Schädigung ergibt sich zusätzlich aus die am Objekt vorhandene starke Vergipsung der Oberfläche. Die aufliegenden Gipskrusten führen neben ihrer visuellen Beeinträchtigung zu einer Verringerung des Porenraums und damit zu einer zusätzlichen Verdichtung der Oberfläche. Durch die Ausbildung von Gipskristallen im Gefüge erhöht sich der mechanische Stress. Die an der Putzoberfläche ausgeprägten in mehreren Ebenen verlaufenden oberflächenparallelen Risse destabilisieren das gesamte Gefüge und sind ein Resultat der auftretenden Kristallisationsprozesse verschiedener Salzvarietäten.

 

Die hier beschriebenen Mechanismen werden durch die Untersuchungen und Analysen der Vergangenheit belegt. Aufgabe der Forschungsarbeit war es, Wege für die Konsolidierung und Sicherung der Malerei und die Reduzierung der eingebrachten Kunststoffe aufzuzeigen. Dazu wurden verschiedene konservatorische Verfahren an ausgewählten Probeflächen am Objekt ausgetestet. Eine Bewertung und Interpretation erfolgte durch unterstützende naturwissenschaftliche Untersuchungen.

 

Erwärmung der Oberfläche mittels IR-Licht führt zur plastischen Verformbarkeit der harten blasenförmigen Malschicht.

Rot angefärbte aufliegende Kunststoffschicht (PVAC).

Hinsichtlich der zukünftigen konzeptionellen Auseinandersetzung mit dem Objekt ergaben sich aus den angestellten Untersuchungen deutliche Hilfestellungen bei der Lösung der komplexen konservatorischen Problematik. Es konnte ein verlässliches und einfaches Verfahren zur Stabilisierung deformierter Malschichtbereiche entwickelt werden. Zudem belegen die Untersuchungsergebnisse eine effiziente und tiefenwirksame Reduzierung der eingebrachten Kunststoffe durch die Anwendung des Niederdruckverfahrens. Die vorgeschlagenen Verfahren sind insofern ein Beitrag für das zukünftig zu erarbeitende Konservierungskonzept.

Schematische Darstellung zur Funktionsweise des Niederdruckverfahren

Lage der Probeflächen für die Erprobung der Konservierungsverfahren

Bearbeitungszeitraum: Mai bis November 2008

Auftraggeber: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Jena

Auftragnehmer: Dipl. Restaurator Martin Lehmann, Dresden

 

Projektpartner: Andreas Weiß, Dipl. Restaurator (HS)/ freelance conservator - restorer; Reinhard Weise , Dipl. Ing.; Bauingenieurbüro GbR., Dr.-Ing. Maria Hoffmann; Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Dipl. Rest. Uwe Wagner, Dipl.-Rest. Holger Reinhardt; FH Erfurt, Prof. Dr. Landmann; IDK Dresden, Herr Löther; IfS Mainz, Dr. Auras u.a.

 

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