Medizin

Neuartige Krebsimpfung zeigt erste Wirkung bei Melanom-Patienten

Donnerstag, 2. Juni 2016

Mainz – Ein neuartiger Impfstoff, der die Immunabwehr gegen Viruserkrankungen auf Tumore lenken soll, hat bei Mäusen Melanome im fortgeschrittenen Stadium gestoppt. Erste Behandlungsversuche bei drei Patienten zeigten laut einer Studie in Nature (2016; doi: 10.1038/nature18300) eine erste Wirkung.

Dendritische Zellen haben eine Schlüsselstellung in der Abwehr von Infektionskrankheiten. Als Vorposten des Immunsystems nehmen sie Krankheitserreger auf, erlegen sie und leiten dann als antigen-präsentierende Zellen die Information über einen Angriff auf den Körper an T-Zellen weiter. Die T-Zellen töten dann alle Zellen ab, die von Viren oder auch Bakterien befallen sind. Dieselben T-Zellen können auch Tumore vernichten, wenn sie die geeigneten Informationen erhalten. Diese Information kann aus Genen bestehen, die bestimmte Bestandteile von Tumorzellen kodieren, die es auf normalen Zellen nicht gibt und die deshalb auch als Neoantigene bezeichnet werden.

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Bislang war es jedoch nicht möglich, diese Antigene in dendritische Zellen zu schleusen. Dies ist jetzt erstmals einem Team um Ugur Sahin vom Institut TRON-Translationale Onkologie an der Universität Mainz auf überraschend einfache Weise gelungen. Die Forscher verpackten die Gene für die Neoantigene in sogenannte RNA-Lipoplex Nanopartikel. Diese Partikel wurden dann Mäusen intravenös injiziert, in der Hoffnung, dass sie in der Milz von dendritischen Zellen aufgenommen werden.

Dies funktionierte erst, als die Forscher die Zusammensetzung der Nanopartikel so veränderten, dass sie eine leichte negative Ladung hatten. Erst dann wurden sie von den dendritischen Zellen nicht nur in der Milz, sondern auch in Lymphknoten und teilweise im Knochenmark aufgenommen. Mit Hilfe eines Luceferase-Gens, das sich ebenfalls in den Nanopartikeln befand und einen phosphoreszierenden Farbstoff bildet, konnten die Forscher den weiteren Weg des Neoantigens verfolgen. Es wurde von den dendritischen Zellen an die T-Zellen weitergereicht, die dann bei ihrer Patrouille durch den Körper die Tumore entdeckten und attackierten. Bei den Tieren verschwanden die Lungenmetastasen von Melanomen und die Mäuse überlebten die normalweise tödliche Erkrankung.

Die Mainzer Forscher haben jetzt mit einer klinischen Studie begonnen, an der 42 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom teilnehmen sollen. Die ersten drei Patienten wurden bereits behandelt. Laut dem Bericht in Nature ist es zu einer Immunattacke auf die Metastasen gekommen, was die Forscher an einem Anstieg der Interferon-alpha-Konzentration zeigen. Ob dies allerdings auch zu einem Rückgang der Tumormasse geführt hat, geht aus der Publikation nicht hervor. © rme/aerzteblatt.de

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