Lob für Krisenkommunikation: "So stolz auf die Münchner Polizei"
Sie twitterte die ganze Nacht, in vier Sprachen: Die Münchner Polizei wird weltweit für ihre Informationspolitik gelobt - auch wenn noch Fragen bleiben.
81 Tweets in vier Sprachen innerhalb von 15 Stunden: Das Social-Media-Team der Münchner Polizei hat die ganze Nacht über die Einsätze getwittert - und wird für diesen Einsatz nun auf der ganzen Welt gelobt. Der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins, hat mittlerweile sogar eine eigene Fanseite auf Facebook. "Er bewahrte am 22.7.2016 einen kühlen Kopf, informierte präzise und souverän", heißt es dort.
Der 43-Jährige hatte schon Feierabend, als die ersten Notrufe eingingen: "Meine Kinder waren ziemlich enttäuscht, dass ich ziemlich spontan wegmusste." Dass er schon eine ganze Arbeitswoche hinter sich hatte, sah man ihm in der Nacht nicht an. Souverän, sachlich und locker, ohne das geringste Zeichen von Anspannung stand er den Journalisten Rede und Antwort.
Auf dem Weg ins Büro habe er Menschen in der Fußgängerzone in Panik wegrennen sehen, sagte Gloria Martins. "Da weiß man, was Angst mit Menschen macht." Das Wichtigste deshalb: Ruhe bewahren.
Und so informierte die Münchner Polizei auch via Twitter und Facebook: ohne Panik, mit konkreten Hinweisen, auf Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch.
Die Münchner Polizisten waren mit die Ersten, die auf Twitter darauf hinwiesen, als Facebook seinen "Safety-Check" für München freischaltete - ein Tool, mit dem Betroffene ihre Freunde wissen lassen können, dass sie in Sicherheit sind. Gleichzeitig richteten sie selbst eine Seite ein, auf der Augenzeugen Fotos, Videos und Audioaufnahmen vom Tatort hochladen konnten.
Nicht nur Politiker wie SPD-Chef Sigmar Gabriel sind deshalb nun voll des Lobes für die Münchner Polizisten.
Aus aller Welt bedanken sich Menschen bei den bayerischen Einsatzkräften.
Polizeipressesprecher Marcus da Gloria Martins ist erst seit Oktober 2015 im Amt, zuvor war er Chef der Münchner Verkehrspolizei. Auf das überschwängliche Lob für seine Arbeit reagierte er schon in der Nacht gelassen: "Mir bleibt ja nichts anderes übrig", sagte er.
Trotz der transparenten Informationspolitik der Polizei bleiben aber auch Fragen: So meldeten die Beamten zunächst, dass womöglich drei flüchtige Täter mit "Langwaffen" auf der Flucht seien. Eine Fehlinformation, wie sich später herausstellte. Offenbar hatten Augenzeugen Einsatzkräfte der Polizei für bewaffnete Terroristen gehalten.
Die Aufarbeitung der Nacht von München hat gerade erst begonnen.
vet
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