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Die Türkenkriege - Europa im Krieg mit den Osmanen
Die Türkenkriege sind die Kriege der europäischen Staaten, vornehmlich Venedigs, Österreichs und Russlands, gegen das expandierende Osmanische Reich.

Die türkisch-venezianischen Kriege
Venedig war seit dem frühen 15. Jh. in eine Vielzahl von kriegerischen Auseinandersetzungen (1423-1430, 1463-1479, 1499-1503, 1537-1540, 1570/71, 1645-1669, 1683-1699, 1714-1718) mit den Osmanen verwickelt, die bis ins 18. Jh. andauerten. Die Markusrepublik kämpfte um die Wahrung ihrer Handelsprivilegien und versuchte, ihre überseeischen Besitzungen, vor allem in Griechenland und auf Kreta, zu verteidigen. Doch musste sie diese nach und nach an die Osmanen abtreten. 1571 allerdings gelang Venedig im Bündnis mit der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Lepanto, am Golf von Korinth, ein entscheidender Sieg über die Flotte des Osmanenreiches, und somit wurde dessen Vorherrschaft zur See im Mittelmeerraum eingedämmt.

Die Türkenkriege der Habsburger
Österreich verstrickte sich über Jahrhunderte in bittere, nicht enden wollende Auseinandersetzungen mit dem sich in Südosteuropa ausdehnenden Osmanenreich. In insgesamt sieben größeren Kriegen (1529-1558, 1592-1606, 1660-1664, 1683-1699, 1716-1718, 1788-1791) kämpfte das Haus Habsburg mit wechselnden Verbündeten gegen die Osmanen. Doch wie kam es zu diesen Auseinandersetzungen? Bereits im 14. Jh. war es den Türken gelungen, in Südosteuropa, auf dem Balkan und in Griechenland Fuß zu fassen. Nachdem die Osmanen die Serben 1389 auf dem Amselfeld besiegt hatten, hatten sie im Verlauf des 14. und 15. Jh. auch Bulgarien, Bosnien, Albanien, Makedonien und die Peloponnes dem Reich einverleibt. Andere Gebiete, Montenegro, die Moldau und die Walachei waren zu Beginn des 16. Jh. Vasallenstaaten des Imperiums.

Dann erfolgte ein erneuter Vorstoß Süleymans I. (reg. 1520-1566), des Prächtigen, der für sein Weltreich sogar Rom und Westeuropa einzuverleiben gedachte. Während dieses Feldzugs eroberte er 1521 Belgrad, 1526 besiegte er die ungarischen Heere bei Mohács. In dieser Schlacht ließ Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen (reg. 1505-1526), sein Leben auf der Flucht. Die Nachfolge beanspruchte aufgrund dynastischer Verbindungen der Habsburger und spätere Kaiser Ferdinand I. (1503-1564). Ihm fiel, nachdem durch den Tod Ludwigs II. der Erbfall eingetreten war, die ungarische Krone zu. Doch kam es in Ungarn zu einer Doppelwahl: während Böhmens Adel in Pressburg Ferdinand bestätigte, wählte man im südlichen Landesteil, in Stuhlweißenburg/Székesféhervár, den Fürst von Siebenbürgen und türkischen Vasallen Johann Zápolya (reg. 1626-1640) zum König, der sich mit türkischer Waffenhilfe behaupten konnte. Damit war Ungarn zweigeteilt. Der Norden und Nordwesten, von nun an das “Königliche Ungarn“, gehörte Ferdinand I. von Habsburg, der Ostteil dem ungarischen Magnaten Zápolya, der als König Johann I. regierte und die osmanische Oberhoheit anerkannte. Somit grenzte die türkische Herrschaftssphäre bis an die habsburgischen Ländereien.

Der Türkenkrieg 1529-1568 - die Osmanen vor den Toren Wiens
Die Habsburger beanspruchten jedoch das gesamte Land als Erbe. Sie marschierten in Ungarn ein, um sich auch des östlichen Reichsteils zu bemächtigen und vertrieben Zápolya. Damit war der kriegerische Konflikt mit den Osmanen absehbar. Denn diese gedachten weder hinzunehmen, dass ihr Verbündeter vertrieben wurde, noch wollten sie eine habsburgische Herrschaft über Ungarn dulden. So machte Süleyman erneut mobil. Sein Heer trieb, nachdem es in Ungarn eingetroffen war, die Kaiserlichen bis nach Wien zurück und begann die Belagerung der Stadt. Ein Großteil der Bevölkerung, einschließlich des Kaisers, hatte die Flucht ergriffen, als die osmanische Armee vor den Toren Wiens erschien. Doch trotz der propagandistisch übertreibenden Drohung Süleymans, nach Ablauf des Ultimatums “am dritten Tag darnach, ... das Frühmahl zu Wien in der Stadt [zu] essen und selbst das Kind im Mutterleib [zu] verwüsten“, weigerten sich die Bewohner, ihre Stadt zu übergeben. Die Belagerung misslang allerdings aufgrund von ungünstigen Witterungsverhältnissen und Versorgungsschwierigkeiten. Mitte Oktober zogen die Türken unverrichteter Dinge ab. 1532 scheiterten die Osmanen erneut an der Einnahme Wiens und zogen sich zurück.

Allerdings schlugen auch mehrfache Versuche der Habsburger, ganz Ungarn in Besitz zu nehmen, fehl. Den Osmanen hingegen gelang es, sich den größten Teil Ungarns anzueignen, und nach der Niederlage bei Ofen/Buda 1541 wurde Zentralungarn türkische Provinz. Der Ostteil blieb als Fürstentum Siebenbürgen türkischer Satellit. Diese Dreiteilung Ungarns sollte eineinhalb Jahrhunderte Bestand haben. 1547 musste sich Ferdinand I. sogar den Waffenstillstand mit Tributzahlungen erkaufen. Bis 1606 war der “König von Wien“, wie die Sultane den Habsburger abfällig titulierten, von nun an verpflichtet, jährlich 30.000 Goldgulden, die von den Österreichern so genannte Türkenverehrung, zu zahlen. Um den Krieg zu finanzieren, musste außerdem eine Sondersteuer, die "Türkenhilfe", von den Reichsständen erhoben werden. Trotz allem marschierte Ferdinand I. 1551 in Siebenbürgen ein. Zwar wurde er umgehend wiede vertrieben, doch die Kampfhandlungen zogen sich, unterbrochen durch kurze labile Friedenszeiten, bis in die 60er Jahre hin. 1566 musste sogar der greise Süleyman d. Pr. erneut gegen die Österreicher ins Feld ziehen, um dem neuen Regenten Johann Sigmund Zápolya, dem Sohn Johann Zápolyas, Beistand gegen die Habsburger zu leisten. Während der Belagerung der Festung Szigetvar, die heldenhaften Widerstand leistete, starb der über Siebzigjährige im Feldlager. Um die Truppen nicht zu demoralisieren, musste der Großwesir den Tod des von den Soldaten abgöttisch verehrten Sultans zunächst verheimlichen.

1568 schlossen dann Kaiser Maximilian II. (reg. 1564-1576) und Sultan Selim II. (reg. 1566-1574) in Edirne einen Frieden, der den Status quo und die dreifache Teilung Ungarns bestätigte. Diese sollte über eineinhalb Jahrhunderte Bestand haben. Nach diesem Türkenkrieg bildete sich eine regelrechte “Militärgrenze“ zwischen den Kontrahenten heraus, an der fortwährender Kleinkrieg herrschte. Die Bewohner des Grenzraums litten unter den Vorstößen osmanischer Truppen, der berüchtigten “Renner und Brenner“ (akıncı), die auf ihren Raubzügen brandschatzten und mordeten. Die ständigen türkischen Angriffe hatten Mitteleuropa in Angst und Schrecken versetzt. Zudem schürte die Greuelpropaganda in Mitteleuropa die Furcht vor der Türkengefahr und mehrte die Weltuntergangsstimmung. Nicht nur für Martin Luther, der in seiner “Heerpredigt wider den Türcken“ 1529 zur Verteidigung aufrief, waren die Osmanen der Antichrist, der das Ende der Zeiten ankündigte. Auch Erasmus von Rotterdam verfasste 1531 ein Traktat zur Türkenabwehr.

Der Türkenkrieg 1592-1606 - Das Gleichgewicht der Kräfte
Ungarn blieb auch in der Folgezeit ein Zankapfel zwischen Habsburg und dem Osmanenreich. Als sich das Fürstentum Siebenbürgen unter Sigismund Báthory, zusammen mit den Donaufürstentümern Moldau und Walachei 1594 aus der Oberhoheit der Pforte löste und schließlich sein Land an Kaiser Rudolf I. (reg. 1586-1608) überantwortete, leitete dieser mit dem Sieg bei Sissek/Sisak den nächsten Türkenkrieg ein. Die Armee des Sultans reagierte sofort, eroberte Eger/Erlauf 1596 und besiegte die Habsburger 1597 in der Schlacht bei Meszökeresztes. Noch jahrelang rieben sich beide Heere in wechselvollen Kämpfen auf.
Schließlich endete der Krieg 1606 mit dem Frieden von Zsitvatorok. Der Vertrag brachte zwar keine territorialen Veränderungen, sondern bestätigte den osmanischen Besitzstand, doch musste der Sultan den Kaiser erstmals als gleichberechtigten Vertragspartner anerkennen und auch die Tributpflicht aufheben, so dass zwischen den beiden Mächten ein annäherndes Kräftegleichgewicht herrschte.

Der Türkenkrieg 1660-1664 - Wechselndes Kriegsglück
Im Jahr 1660 marschierte der neue Fürst von Siebenbürgen Georg II. Rákóczi (1648-1660), vielleicht von Kaiser Leopold I. (reg. 1658-1705) unterstützt, ohne Genehmigung des Sultans eigenmächtig in Polen ein. Da holten die Osmanen zur Bestrafung ihres unbotmäßigen Paladins aus. Sie unternahmen eine Strafexpedition und eroberten die Stadt Großwardein/Oradea ein. Eine neue Welle der Angst ergriff Europa. Die Deutschen stellten eine Reichsarmee zur Unterstützung der Truppen Habsburgs auf die Beine. Selbst die traditionell mit den Osmanen paktierenden Franzosen unter König Ludwig XIV. (reg. 1643-1715) schickten ein Hilfskorps. Das kaiserliche Heer sollte Fürst Raimund Montecuccoli (1609-1680) anführen. Inzwischen hatte die Pforte den Krieg erklärt und ließ ihre Heeresmacht 1663 unter Großwesir Ahmet Köprülü vorrücken. Zwar eroberten sie Neuhäusel/Nove Zamky, in der Entscheidungsschlacht bei Mogersdorf/Sankt Gotthard an der Raab gelang jedoch Montecuccoli ein entscheidender Sieg. Dieser 1664 führte zum Frieden von Eisenburg/Vasvar, in dem den Türken ihre Oberhoheit über Siebenbürgen bestätigt wurde und sich Österreich erneut zu einer einmaligen Zahlung von 200 000 Taler verpflichten musste. Die Osmanen wandten sich daraufhin im Polenfeldzug von 1672 gegen das Königreich Polen und errangen Podolien in der westlichen Ukraine.

Die Türkenkriege Russlands und Österreichs im 18. Jh.
In den fünften Türkenkrieg zu Beginn des 18. Jh. (1716-1718) trat Österreich als Verbündeter Venedigs ein. Der Dogenrepublik war vom Osmanischen Reich der Krieg erklärt worden, um die ehemals in seinem Besitz befindliche Peloponnes (Morea) zurückzugewinnen. 1716 besiegte Prinz Eugen (1663-1736) die Osmanen bei Peterwardein/Petrovaradin. Diese willigten daraufhin 1718 in den Frieden von Passarowitz/Pazarevac ein, der Österreich weitere, wenn auch nur vorübergehende Gebietsverluste brachte: das Banat, Nordserbien und Teile der Walachei, doch verlor Venedig die Peloponnes.

In den Türkenkrieg 1737-1739 wurden die Österreicher unter Karl VI. (reg. 1711-1740) aufgrund ihres Bündnisses mit Russland hineingezogen. Dieses entwickelte sich zum neuen Hauptgegner der Hohen Pforte. Doch die Armee des im Niedergang befindlichen Osmanenreiches hatte durch die Reformmaßnahmen des zum Islam konvertierten und sich Ahmet Pascha nennenden französischen Generals Claude Alexandre Bonneval an Kampfkraft zurückgewonnen. Daher erlitt Österreich, obwohl sich Russland behauptete und Asow errang, Rückschläge auf dem Schlachtfeld und büßte im Frieden von Belgrad 1739 alle Landgewinne aus dem vorangegangenen Krieg wieder ein.

Zarin Katharina II. (reg. 1762-1796), die Große, provozierte erneute Waffengänge mit den Osmanen. Im letzten Türkenkrieg Österreichs (1788-1791) griff Kaiser Josef II. (reg. 1765-1790) wiederum erfolglos als Alliierter Russlands ein. Zwar gewannen die Russen die gesamte Nordküste des Schwarzen Meeres und sicherten sich die Krim, für Österreich allerdings brachte der Friede von Sistova 1791 lediglich den Status quo. Doch gehörten nun die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und den Türken endgültig der Vergangenheit an. In der Folgezeit blieb die Grenze zwischen Habsburg und dem Osmanenreich bis Ende des 19. Jh. stabil. Das Zarenreich führte auch im 19. Jh. noch Krieg gegen die Pforte (1806-1812, 1828/29, 1853-1856) und stand den Osmanen zuletzt im Ersten Weltkrieg gegenüber.
Türkenbüchlein/Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung

Johannes Brentz, Wittenberg, 1537. Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung (Inv. Ui 2134 R)
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Köprülü Mehmet Pascha
Selim II.
Eugen Moritz von Savoyen
Ludwig Wilhelm von Baden
Themen:
Der Türkenkrieg Mehmets IV. gegen Leopold I. Ende des 17. Jh. (1683-1699)
Die Janitscharen - Eliteeinheit im osmanischen Heer
Osmanische Außenpolitik
Das Osmanische Reich - Die Geburt einer Weltmacht
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Ost gegen West
Jahrhundertelang währte der Kampf um die Hegemonie in Osteuropa - mit vielfach wechselndem Kriegsglück und großen Opfern.

 

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