„Es ist Zeit für einen neuen Lebensabschnitt“, sagte Stephanie Vogt nach ihrer Olympia-Erstrundenpartie gegen Johanna Konta und verkündete überraschend ihren Rücktritt. Die 3:6,-1:6-Niederlage gegen die britische Weltranglisten-13. sollte ihr letzter Auftritt auf der großen Profibühne sein. Mit einem Neuanfang habe sich die 26-Jährige „schon längere Zeit“ befasst, erklärte sie in einem Interview mit Lichtensteins „Volksblatt“. Damit sie sich ungestört auf ihren letzten Karriere-Höhepunkt vorbereiten konnte, hielt Vogt die Entscheidung aber lange geheim. Bereits zu Jahresbeginn sei der Entschluss gefallen, sich an der der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich einzuschreiben – im September nimmt sie dort ein Maschinenbau-Studium auf.
Chronische Knieprobleme verhinderten den ganz großen Durchbruch
„Der harte Schnitt“ in Vogts Leben war unumgänglich, da ihre körperliche Verfassung sie daran hinderte, ihr „ganzes Potenzial auszuschöpfen.“ Die schwere Knieverletzung aus dem Jahr 2008 bereite ihr nach wie vor große Probleme, so die Rechtshänderin. Von daher seien die Olympischen Spiele in Rio, zu denen sie im Mini-Team reiste , ein „sehr schöner Abschluss“ gewesen. Bei solch einem sportlichen Höhepunkt aufzuhören, habe sie sich zum Ziel gesetzt. Das Beste behielt sich Vogt dann auch bis zum Schluss auf. Noch nie zuvor hatte sie sich mit einer höher klassierten Akteurin als Konta gemessen. „Es war eine happige Auslosung, doch das war ganz okay so“, sagte sie zu ihrer nominell stärksten Widersacherin. Kurz nach dem Matchball hatte Vogt der Britin mitgeteilt, dass ihre elfjährige Profilaufbahn nun zu Ende ist: „Johanna hat es erst gar nicht glauben können, dann hat sie mir aber alles Gute für die Zukunft gewünscht.“
Liechtensteins Nummer eins sammelte aber auch zuvor reichlich Erfahrungen auf dem höchsten Niveau. Vor vier Jahren lief Vogt als Fahnenträgerin bei den Olympischen Spielen in London ein, scheiterte auf dem „Heiligen Rasen“ jedoch ebenfalls in der ersten Runde. Zudem brachte es die gebürtige Vaduzerin auf 15 Teilnahmen bei den „Majors“. Für eine Hauptfeldteilnahme auf Grand-Slam-Ebene reichte es jedoch nicht. Der Vorstoß in die dritte Qualifikationsrunde (French Open 2013, Wimbledon 2014) war der größte Erfolg für die 1,67-Meter große Athletin aus Balzers. Mindestens auf derselben Stufe dürfte ihr Turniersieg beim mit 100.000 US Dollar dotierten ITF-Event im französischen Biarritz (2013) stehen. Insgesamt reichte es auf diesem Level für zwölf Einzeltitel. Im Doppel gelangen Vogt 13 Turniersiege, zwei davon sogar auf der WTA-Tour (Luxemburg 2013, Bad Gastein 2015).
Abschied „fühlt sich noch nicht real an“
So beendet die starke Doppelspielerin als Weltranglisten-99. ihre sportliche Laufbahn. In diesem Jahr rangierte sie zwischenzeitlich sogar auf Platz 69. Ihren Höhepunkt im Einzelranking erlebte Vogt 2014, als sie auf WTA-Position 137 gelistet wurde. Durch weniger konstante Leistungen in der laufenden Saison konnte sich die bislang erfolgreichste Tennisspielerin ihres Landes derzeit gerade noch in den Top 300 halten. Der Abschied von ihrer Leidenschaft „fühlt sich noch nicht ganz real an“, gab sie zu. „Ich werde den Sport sicherlich vermissen. Doch für den Moment konzentriere ich mich einfach auf meine neue Aufgabe, ob ich in irgendeiner Form weiterspielen werde – etwa in einem Club – lasse ich jetzt noch offen.“ Vor dem Studium habe Steffi Vogt zwar „viel Respekt“, die „nötige Disziplin aus dem Spitzensport“ dürfte ihr aber auch bei dieser Herausforderung zugute kommen.
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