Warum für Open-Source-Software spenden?

Software zu entwickeln ist häufig sehr zeitintensiv. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Software über lange Zeit gepflegt wird. Dennoch gibt es zahllose Open-Source-Anwendungen für fast jedes denkbare und von Software lösbare Problem.

Dahinter stecken manchmal EntwicklerInnen, die sich der Software im Rahmen ihrer Lohnarbeit widmen können. Doch ein wirklich unglaublich großer Berg an Programmen wird in der Freizeit entwickelt. Die Motivationen dahinter sind vermutlich ähnlich zahlreich wie es die Entwickler selbst auch sind.

Einige Open-Source-Projekte haben einen Spenden-Button. Warum sollte man da draufklicken und Geld für etwas überweisen, das man auch gratis bekäme? Als Zeichen der Anerkennung. Für 10 Euro kann sich der Entwickler zwar gerade mal eine Pizza bestellen. Doch der rein ökonomische Wert ist hier vielleicht gar nicht entscheidend. Frank Bültge hat es vor einigen Jahren formuliert:

Habe ich noch zu den Anfängen gesagt, dass es toll ist, wenn man eine Spende erfährt, so kann ich das jetzt noch immer sagen; der Unterschied ist, ich kann es nur selten sagen und wenn, dann kommt die Spende oft aus dem Ausland, von Menschen, die meine Beiträge nicht mal in ihrer Sprache lesen können und dafür einen Service nutzen müssen oder die einfach ohne Beitrag ein Plugin oder Theme nutzen. Schade ist, dass gerade der Deutsche so spartanisch mit einem Danke umgeht – dabei geht es mir nicht um die Größe der Spende, es ist die Geste.

By Fox GR, Kaplan J, Damasio H and Damasio A [<a href="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0">CC BY 4.0</a>], <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ANeural_correlates_of_gratitude.jpg">via Wikimedia Commons</a>
Neurale Aktivität bei „Dankbarkeit“. Von Fox GR, Kaplan J, Damasio H and Damasio A [CC BY 4.0], via Wikimedia Commons. Zum Artikel.
Betätigen wir also ab und zu den Spenden-Knopf und bedanken uns so für die viele tolle Software, die wir teils seit Jahren nutzen oder die uns in entscheidenden Situationen viel Zeit und Nerven erspart.

Das Zotero-Problem

Sascha Förster twitterte, dass Zotero doch genauso bewerbenswert sei wie kommerzielle Literaturverwaltungssoftware. Und dazu Open Source und kostenlos. Letzteres ist richtig. Aber ist Zotero wirklich ein gleichwertig? Ich gebe sehr viele Citavi-Schulungen. Und ich habe mehrfach Zotero-Schulungen angeboten. Von letzteren haben zwei tatsächlich stattgefunden, die Citavi-Schulungen kann ich kaum noch zählen.

Woran liegt das? Aus dem Ärmel geschüttelt würde ich vermuten, dass Citavi erst einmal ein deutlich etabliertes Angebot ist. Wenn auf dem Campus über Literaturverwaltung gesprochen wird, heißt das entweder BibTeX-Gebastel bei den LaTeXern1) von denen inzwischen übrigens ein recht hoher Anteil auch Citavi nutzt , die „Quellenverwaltung“ in MS Word oder Citavi. Dagegen mit Öffentlichkeitsarbeit anzukämpfen, ist möglich, aber nur mit hohem Aufwand.

Ein weiterer Faktor für den Citavi-Erfolg ist m.E. der freundlichere Einstieg, das umfangreiche deutschsprachige Informationsmaterial2) Jaja, Wissenschaftssprache ist Englisch. Hochschulsprache ist aber nach wie vor Deutsch, und fast jeder geht gerne den Weg des geringsten Widerstands. und vor allem die Verwaltung der „Wissenselemente“, also von Abbildungen, Zitaten oder eigenen Ideen. Man kann in Citavi eine Gliederung erstellen und an Word exportieren. Klingt trivial? Kann man auch mit allen möglichen anderen Programmen machen? Richtig. Aber Citavi kann es halt auch und Zotero nicht.

Und dann User Experience. Auch Usability. Da hat sich seit 20123) Raza, A. und L.F. Capretz, 2012. Do open source software developers listen to their users? First Monday, 17(3). ISSN 13960466. DOI: 10.5210/fm.v17i3.3640
in den meisten klugen Open-Source-Köpfen leider wenig verändert. Aber schon der erste Eindruck ist nicht einladend, sondern abweisend. Exemplarisch:

Zotero-Icons in LibreOffice
Zotero-Icons in LibreOffice

Rate mal mit Rosenthal: Wofür steht das Icon ganz links? Oder eines der anderen? Auf Anhieb nicht zu erkennen. Und wer nicht kontinuierlich mit Zotero arbeitet, hat das auch schnell wieder vergessen.

Ich vergleiche jetzt nur Zotero und Citavi, weil ich mit diesen beiden Programmen die meiste Erfahrung habe. Aber User Experience ist enorm wichtig, und die ist bei Zotero offenbar derart, dass sich viele, denen ich den Zotero-Einsatz vorschlug, dann doch lieber Windows (und Citavi) auf ihren Mac- oder Linux-Rechner installiert haben. Ich hätte auch sehr gerne eine Open-Source-Alternative zu den gängigen, proprietären, teuren und teils ärgerlicherweise auch noch an Windows gefesselten Literaturverwaltungsprogrammen. Sonst würde ich keine Schulungen dazu anbieten, sonst hätte ich nicht versucht, an der deutschsprachigen Dokumentation zu arbeiten. Zumutbar ist Zotero anscheinend aber nur einer kleinen Schar von Open-Source-Überzeugungstätern.

PS: Das sind nur ein paar wenig originelle und reichlich unsortierte Gedanken zu einem Themenfeld, das eingehendere Beschäftigung verdient und auch erfährt. Ohne den Aufbau einer sich auf Deutsch artikulierenden und aktiven Nutzerschaft und eine Generalüberholung der „Zotero-Erfahrung“ bleibt Zotero aber aus meiner Sicht ein Notnagel.

References   [ + ]

1. von denen inzwischen übrigens ein recht hoher Anteil auch Citavi nutzt
2. Jaja, Wissenschaftssprache ist Englisch. Hochschulsprache ist aber nach wie vor Deutsch, und fast jeder geht gerne den Weg des geringsten Widerstands.
3. Raza, A. und L.F. Capretz, 2012. Do open source software developers listen to their users? First Monday, 17(3). ISSN 13960466. DOI: 10.5210/fm.v17i3.3640

VuFind (VZG) an der Bibliothek der Hochschule Hannover

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass die VZG eine Discovery-Lösung selbst entwickelt hat. Wir in der Bibliothek der Hochschule Hannover setzen eine VuFind-Lösung der VZG ein. Nicht als primäres Recherche-Instrument für unsere NutzerInnen, da auch nach einigen Jahren die Verfügbarkeitsinformationen immer noch nicht korrekt dargestellt werden, aber für jeden zugänglich: http://katalog.bib.hs-hannover.de

Die Entscheidung der VZG zur Eigenentwicklung kam nicht nur für uns sehr überraschend. Auf der Wiki-Seite der FAG Technische Infrastruktur ist nach wie vor von der „Entwicklung des zentralen GBV Discovery Angebotes auf Basis von VuFind und GBV Zentral“ die Rede, in den Protokollen der letzten beiden Fachbeirats-Sitzungen wird sie auch nicht erwähnt. Ebenso findet sich VuFind in den „Ziel- und Leistungsvereinbarungen 2015“ des GBV lediglich in dem Zusammenhang, dass eine Implementierung für den FID Pharmazie geplant ist.

Zu den technischen Aspekten dieser Entscheidung hat sich Oliver Goldschmidt schon detaillierter geäußert, als ich es je könnte.

Wir als bisherige VuFind-Anwender sind mit VuFind eigentlich soweit zufrieden, dass wir keinerlei Leidensdruck zu einem Umzug verspüren. Im Gegenteil sehen wir in der stetig wachsenden, gerade deutschsprachigen Anwender-Community mit finc, Beluga & Co einen großen Vorteil für VuFind, den ein anderes System so schnell nicht einholen kann – zumal essentielle Dinge wie Community-Beteiligung bei der noch namenlosen Neuentwicklung noch völlig unklar sind.

Es ist schade, dass die VZG diese Community nicht weiter unterstützt. Aber die Bibliothek der Hochschule Hannover sieht keinen Grund, auf ein anderes System umzuschwenken.

PS: Das Beluga-Team hat sich auch zur Zukunft von VuFind geäußert.

OPUS4 bald auf Github

Der Entwicklung Githubs zur maßgeblichen Anlaufstelle für Open-Source-Projekte kann man durchaus kritisch gegenüberstehen. Fakt ist aber, dass ein Umzug zu Github erst einmal für Strukturen sorgt, in denen man sich leicht beteiligen kann. Projekte werden dadurch transparenter und auch das Melden (und Nachverfolgen) von Fehlern und Vorschlägen lässt sich deutlich besser nachvollziehen; der Aufbau einer Community wird dann oft erst möglich.

Eben jenen Schritt in die „echte“ Öffentlichkeit wagt nun das OPUS4-Team mit diversen Github-Repositories und einer dazugehörigen Dokumentationswebseite.

R-Einführung in c't und anderswo

Ich verweise hier seit ein paar Jahren immer mal wieder auf R. R ist (laut Wikipedia) eine freie Programmiersprache für statistisches Rechnen und statistische Grafiken. R sieht auf den ersten Blick ein wenig abschreckend aus. Aber es existieren sehr, sehr viele Tutorials und Einführungen für Ein- und Umsteiger mit jeden denkbaren Vorkenntnissen.

In der aktuellen c’t (Heft 3/2014, S. 182-187) wurde eine Artikelserie begonnen, in der Andreas Krause in R einführt. Zielgruppe sind Programmierer. Eine andere Einführung, die ich sehr empfehlen kann, ist als RRZN-Handbuch erschienen. Das RRZN heißt zwar jetzt LUIS, die Handbücher werden aber zumindest bis jetzt unter altem Namen vertrieben. Und auf Coursera hat kürzlich wieder der Kurs Computing for Data Analysis begonnen, in dem R-Grundlagen vermittelt werden.

Zotero synchronisiert Texte

Die neue Zotero-Version enthält ein zusätzliches Feature, die Volltext-Synchronisation. Aktualisiert man seine Zotero-Installation, erhält man folgende Meldung:

Zotero can now sync the full-text content of files in your Zotero libraries with zotero.org and other linked devices, allowing you to easily search for your files wherever you are. The full-text content of your files will not be shared publicly.

You can change this setting later from the Sync pane of the Zotero preferences.

Diese Meldung ist missverständlich, wenn man sie mit der ausführlicheren Erklärung auf Google Groups vergleicht. Full-text content heißt nämlich nicht, dass EPUBs und PDFs hin- und hersynchronisiert werden. Es geht ausschließlich um „plain text“:

Zotero can now sync the full-text content of items — extracted text from PDFs (if you have the PDF indexing tools installed), the converted text of HTML snapshots, and other plain text — to zotero.org and to other linked Zotero clients, allowing you to search for files by full-text on the web or other devices. This works even if the file itself hasn’t synced, such as if you’re using on-demand file download.

Was ganz nützlich sein kann, kann aber auch ungewollt sein. Bei Unterhaltungen mit Wissenschaftlern gerade aus dem technischen Bereich kommt immer wieder großes Misstrauen auf, wenn es um Cloud-Lösungen geht. Denn dass die Files „not publicly shared“ sind, heißt nicht, dass sie nicht anderweitig angezapft werden.

Und daher sehe ich ein Problem darin, dass diese Einstellung bei neuen Zotero-Nutzern per default eingeschaltet ist. Opt-out beim Teilen von Daten ist per se die schlechtere Lösung.

Die Zotero-Server sind übrigens Teil der Amazon-Cloud. Traceroute-Ausschnitt zu zotero.org:

10 111 ms 95 ms 95 ms ae-81-81.ebr1.Frankfurt1.Level3.net
11 93 ms 95 ms 93 ms ae-46-46.ebr2.Paris1.Level3.net
12 94 ms 94 ms 93 ms ae-44-44.ebr2.Washington1.Level3.net
13 95 ms 93 ms 93 ms ae-92-92.csw4.Washington1.Level3.net
14 94 ms 93 ms 94 ms ae-4-90.edge1.Washington1.Level3.net
15 94 ms 92 ms 93 ms AMAZON.COM.edge1.Washington1.Level3.net
16 94 ms 95 ms 93 ms 72.21.220.167
17 95 ms 95 ms 93 ms 72.21.222.157
18 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
19 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
20 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
21 101 ms 102 ms 102 ms 216.182.224.85
22 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
23 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
24 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
25 96 ms 95 ms 95 ms zotero.org [50.19.225.228]

Ablaufverfolgung beendet.

Frankreichs Hochschulen sollen Open Source einsetzen

Die französische Nationalversammlung hat am Dienstag einen Gesetzentwurf verabschiedet, wonach im Hochschul- und Forschungssektor hauptsächlich Open Source verwendet werden soll. Die Initiative enthält kurz und knapp die Bestimmung für diesen Sektor: „Freie Software wird bevorzugt eingesetzt.“ Der Senat hatte den Vorstoß bereits Anfang Juli abgesegnet. Nach der Zustimmung des Parlaments fehlt nur noch die Unterschrift des französischen Präsidenten François Hollande, damit das Gesetz in Kraft treten kann.

[via Heise]

Leitfaden für offene Standards in der Verwaltung

„Aktion 23“ der Digital Agenda der Europäischen Kommission heißt „Provide guidance on ICT standardisation and public procurement“. Die Kommission will also helfen, IT-Infrastrukturen auf offene Standards umzustellen.

Das Problem: In einigen Fällen sind öffentliche Einrichtungen durch Closed Source und proprietäre Formate an einen Anbieter gebunden, ohne dies zu wollen; public authorities find themselves unintentionally locked into particular IT solutions for decades. Schön formuliert.

Und, liebe Bibliothekswesen, kommt Euch das nicht seltsam vertraut vor? Bibliothekssysteme, deren Clients nur unter bestimmten Betriebssystemen mit veraltetem Browser und speziellen Java-Versionen laufen? SystembibliothekarInnen, die sich bei der Frage nach offenen Schnittstellen schütteln vor Lachen?

Mehr Infos zum Leitfaden gibt’s bei Heise.de.

R 3.0

Via Heise:

Die Programmiersprache R, die als Softwareumgebung speziell für statistische Berechnungen und Graphen ausgelegt ist, ist in Version 3.0 erschienen. Zentrale Neuerung der unter dem Codenamen Masked Marvel entwickelten Sprachversion, die den ersten Versionssprung seit achteinhalb Jahren darstellt, sind die Unterstützung für 64-Bit-Integer-Werte auf allen R-Plattformen. Für R 3.0 bedeutet das insbesondere die Einführung langer Vektoren mit mehr als 231 Elementen auf 64-Bit-Systemen.

Eine Liste mit vielen Änderungen ist auf der Mailingliste R-Announce veröffentlicht worden.