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Meldungen

4. Chursächsische Meisterkurse 2017 mit Stardozenten in Bad Elster

Seit 2014 werden in Bad Elster jährlich Chursächsische Meisterkurse mit dem Ziel durchgeführt, den nationalen und internationalen Profimusikernachwuchs im Herzen Europas zu fördern. Die künstlerische Leitung obliegt dem Cellisten Peter Bruns (Leipzig) und dem Intendanten des König Albert Theater...

Viele Highlights beim Richard-Strauss-Festival 2017 - dem letzten unter der Leitung von Brigitte Fassbaender

Das Beste kommt zum Schluss: Mit einem fulminanten Programm und vielen Stargästen verabschiedet sich Ks. Brigitte Fassbaender 2017 als künstlerische Leiterin des Richard-Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen.   Mit dem Festival 2017, das in der Zeit vom 24.–30. Juni unter dem Motto...

Konzertveranstalter Klaus Lauer erhält den Musikpreis des „Heidelberger Frühling"

Der Konzertveranstalter Klaus Lauer erhält den mit 10 000 Euro dotierten Musikpreis des „Heidelberger Frühling" 2017. Das gleichnamige Musikfestival vergibt die Auszeichnung jährlich an Persönlichkeiten, die sich substanziell und nachhaltig für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzen....

Andechser Kloster-Organistin Sul Bi Yi gewinnt Rheinberger Wettbewerb

Sul Bi Yi hat den 1. Preis beim Internationalen Rheinberger Wettbewerb für Orgel in Vaduz (Lichtenstein) gewonnen. Die erst 28 Jahre alte Organistin, die seit August das Amt der Klosterorganistin in Andechs bekleidet, setzte sich in drei Wettbewerbsrunden gegen fast 100 Mitbewerber aus über zehn...

Bartoli und Barenboim geben Benefizkonzert für die Lindenoper

Cecilia Bartoli, Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin geben am 30. Oktober in der Berliner Philharmonie ein Benefizkonzert zugunsten der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden. Ein Mal pro Saison gibt es einen besonderen Abend in der Philharmonie: Daniel Barenboim und die Staatskapelle...

Carl Orff Festspiele Andechs 2017 abgesagt

Die angekündigten Carl Orff Festspiele Andechs & Ammersee 2017 finden nicht statt. Der Grund sind finanzielle Schwierigkeiten der veranstaltenden Cultus Production GmbH, die einen Insolvenzantrag gestellt hat. Die Cultus Production GmbH und die Carl Orff-Stiftung hätten sich dahingehend...

Musikjournalisten Theo Geißler und Frank Kämpfer ausgezeichnet

Theo Geißler, Herausgeber der neuen musikzeitung, und Frank Kämpfer, Redakteur beim Deutschlandfunk, werden für ihre Verdienste im Bereich der zeitgenössischen Musik mit der FEM-Nadel 2016 der Fachgruppe E-Musik im Deutschen Komponistenverband ausgezeichnet. Martin Maria Krüger, Präsident des...

Pianist und Buchautor James Rhodes auf Tournee

James Rhodes ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Konzertpianist. Selbst in einer Welt, wo sich klassische Musiker immer mehr zu extrovertierten Weltstars mausern, weil sie sich nicht mit Frack und Fliege an den Flügel setzen und  mit ein paar wilden Frisuren angeblich  zum „Punk“...

Karl-Sczuka-Preis 2016 für Hörspiel als Radiokunst vergeben

Der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst 2016 geht an die Klangkünstlerin Christina Kubisch, den österreichischen Komponisten und Produzenten Peter Kutin und den österreichischen Musiker und Tontechniker Florian Kindlinger für ihr Hörwerk „Desert Bloom“. Die Auszeichnung, die der SWR...

Bilanz des 1. Bartok for Europe Festivals

Zum Abschluss des 1. Bartok for Europe Festivals, das mit sechs hochkarätigen Konzerten im Oktober in München stattfand, ziehen der künstlerische Leiter und Dirigent András Keller und das Concerto Budapest Orchestra ein insgesamt positives Fazit, obwohl der Besuch der Veranstaltungen zum Teil nicht...

SWR Vokalensemble erhält Diapason d’or

Der Diapason d’or geht im Monat Oktober an das SWR Vokalensemble für seine CD-Einspielung „Max Reger: Drei Motetten op. 110“ unter der Leitung von Frieder Bernius. Die drei Motetten Gesänge op. 110 zählen zu den Gipfelwerken der spätromantischen Chormusik. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie...

Preis der deutschen Theaterverlage 2016 für die Staatsoper Hannover

Der Preis der Deutschen Theaterverlage der Stiftung des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage geht 2016 an die Staatsoper Hannover. Jährlich wechselnd erhält ein Schauspiel- oder Opernhaus aus dem deutschsprachigen Raum diesen Preis für die Gestaltung innovativer Spielpläne und die...

Vertragsunterzeichnung Kirill Petrenko und Andrea Zietzschmann

Der Vorsitzende des Stiftungsrates, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat heute, 6. Oktober 2016, die Verträge mit Kirill Petrenko als Chefdirigent und Andrea Zietzschmann als Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker unterzeichnet. Kirill Petrenko wird seine Position...

Neville Marriner gestorben

Bis zuletzt ist Sir Neville Marriner als Dirigent aufgetreten. Und seine Präsenz im internationalen Klassikbetrieb war über viele Jahrzehnte eine solche Selbstverständlichkeit, dass man sich auch gar nicht weiter wunderte, dass der Engländer auch mit über 90 Jahren noch am Pult diverser Orchester...

Die Oper Stuttgart ist Opernhaus des Jahres

Die Oper Stuttgart ist „Opernhaus des Jahres“. Dies gab die Fachzeitschrift „Opernwelt“ heute bekannt. Der Auszeichnung liegt die Befragung von 50 Opernkritikerinnen und -kritikern aus dem In- und Ausland zugrunde, die mit deutlichem Abstand vor den nächstplatzierten Häusern für das Stuttgarter...

Singen gegen die AFD erlaubt

Das Verfahren gegen den Intendanten des Mainzer Staatstheaters Markus Müller wegen des vermeintlich unerlaubten Singens von Beethovens "Ode an die Freude" vom Balkon des Theaters während einer Kundgebung der AFD ist eingestellt worden. Der Chor des Theaters hatte mit der Aktion im...

Igor Levit erhält Gramophone Award „Record of the Year“ 2016

Der Pianist Igor Levit erhielt den weltweit angesehenen Award „Record of the Year“ des renommierten britischen Klassik-Magazins Gramophone“. Die Auszeichnung wurde aus den zwölf Gewinnern der verschiedenen Kategorien von „Early Music“ über „Instrumental“ bis „Opera“ von einer Kritikerjury...

Studie: Stuttgart ist deutsche Kulturhauptstadt Nr. 1 vor München

Stuttgart kann seinen Spitzenplatz als Deutschlands Kulturmetropole Nr. 1 verteidigen. Es folgen München und Dresden mit nur noch geringem Abstand zum Erstplatzierten sowie Berlin und Bonn auf den Plätzen vier und fünf. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Hamburgischen...

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Zwischen Easy Listening und musikalischer Gewaltorgie

Konzert bei den Donaueschinger Musiktagen Foto: Veranstalter

Die Donaueschinger Musiktage demonstrieren 2016 eine sehr große stilistische Bandbreite. Das fusionierte SWR-Symphonieorchesters gibt sein durchwachsenes Debüt
Von Georg Rudiger

(Donaueschingen, 14.-16. Okt. 2016.) Es ist wie jedes Jahr beim Eröffnungs-Orchesterkonzert der Donaueschinger Musiktage. Man steht in der Pause in der Kälte vor der Baarsporthalle und wartet geduldig in der Schlange, bis die Getränkebestellung beim Jugendrotkreuz von Erfolg gekrönt ist. Dass es dieses Jahr nichts zu essen gibt, sorgt für Gesprächsstoff beim Konzertpublikum. Und doch gerät der diesjährige Auftakt des wichtigsten deutschen Neue-Musik-Festivals ganz anders als in den letzten Jahrzehnten. Zum ersten Mal sitzt nicht das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg auf der Bühne. [Festivalbericht lesen]

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Männliche Sensibilität

Kit Armstrong Foto: June

Kit Armstrong spielt Konzerte von Haydn und Mozart mit dem Kammerorchester der Münchner Philharmoniker
Von Klaus Kalchschmid

(München, 15. Oktober 2016) Wie schön, dass es immer wieder auch klassische Konzerte gibt, die ganz ohne romantische Schlachtrösser auskommen. Und es dann so zauberhafte Momente gibt, wie im Konzert des Kammerorchesters der Münchner Philharmoniker mit Kit Armstrong als Solisten im ausverkauften Prinzregententheater. [Besprechung lesen]

Falstaff als Oliver Hardy

Amüsieren wie Bolle: Anett Fritsch (Mrs. Alice Ford), Christoph Pohl (Sir John Falstaff), Robert Gleadow (Bardolf)
Foto: Herwig Prammer

Antonio Salieris „Falstaff“ am Theater an der Wien
Von Derek Weber

(Wien, 12. Oktober 2016) Der Frage nachzugehen, welchen sidestep Regisseure machen müssen, um auf ausgefallene szenische Lösungen zu kommen, wäre durchaus interessant. Im neuen Wiener "Falstaff" im Theater an der Wien tritt der dickliche Schwerenöter im Kostüm von Oliver Hardy auf. [Premierenkritik lesen]

Energisch am Start

Clemens Schuldt Foto: Sammy Hart

Clemens Schuldt gab seinen sehr erfolgreichen Einstand als Chefdirigent des Münchner Kammerorchesters
Von Laszlo Molnar

(München, 13. Oktober 2016) Ein knallender Schlussakkord, dann prasselt der Beifall, Begeisterungpfiffe gellen durch das Prinzregentheater in München – Clemens Schuldt Antrittskonzert ist ein voller Erfolg, der neue Chefdirigenten des Münchner Kammerorchesters vom Publikum abgesegnet. Mit dem 1982 geborenen, aus Bremen stammenden Dirigenten setzt das Münchner Kammerorchester seine Strategie fort, junge ambitionierte Dirigenten an seine Spitze zu berufen. [Besprechung lesen]

Wie man kein Buch über die Oper schreibt

Das Buch „Oper- aber wie!?“ ist eine recht lieblose Aneinanderreihung von Interviews mit Sängern, Dirigenten, Regisseuren und Komponisten - dabei geht es nicht einmal immer um Oper
Von Robert Jungwirth

Natürlich ist die Oper eine eigentümliche Kunstform. Warum müssen sich Menschen stundenlang ansingen, wenn sie auch reden können? Und dann versteht man oft noch nicht einmal, was da gesungen wird. Aber dann entsteht durch die Verbindung von Handlung, Gesang und Musik - wenn alles passt - ein Kunstwerk von unvergleichlicher, ja manchmal magischer Faszinationskraft. Das Buch „Oper- aber wie!?“ von Richard Lorber widmet sich dieser eigentümlichen Kunstgattung in Form von Interviews mit  Sängern, Regisseuren, Komponisten und Dirigenten.[Besprechung lesen]

Das Unvorstellbare als Oper

Foto: A.T.Schaefer

Am Theater Augsburg hatte Udo Zimmermanns Kammeroper „Die Weiße Rose“ Premiere
Von Robert Jungwirth

(Augsburg, 8. Oktober 2016) Kaum vorstellbar, was in den beiden jungen Menschen Sophie und Hans Scholl vorgegangen ist, nachdem ein Prozess, der jeglicher Rechtstaatlichkeit entbehrte, sie zum Tod verurteilt hat. Und wenn man es sich vorzustellen versucht, bereitet es einem seelische Qualen, angesichts des Ausmaßes an Unrecht und Brutalität, das den Geschwistern Scholl und ihren Freunden von der „Weißen Rose“ durch das Nazi-Regime angetan wurde. [Premierenkritik lesen]

Im Gedenken an Sir Neville

Neville Marriner, der am 2. Oktober gestorben ist. Foto: ICA Artists

Die Academy of St. Martin-in-the-Fields gastiert mit dem Pianisten Kit Armstrong in Köln
Von Christoph Zimmermann

(Köln, 8. Oktober 2016) Neunzig Jahre oder mehr, das ist ein Alter, bei welchem sich das Ende eines Erdenlebens zwangsläufig abzuzeichnen beginnt. Sir Neville Marriner, der am 2. Oktober im Alter von 92 Jahren starb, war einer der dienstältesten Dirigenten der Welt, war bei seinen letzten Kölner Auftritten also zwangsläufig kein Springinsfeld, wirkte aber doch noch erstaunlich vital. In der Philharmonie hätte er in diesem Monat gleich zwei Auftritte absolvieren sollen, am 25. Oktober mit dem Orchestra de Cadaqués sowie – um diesen Termin geht es an dieser Stelle – am 9. Oktober mit seiner Academy of St. Martin-in-the-Fields, die er 1958 gründete. [Konzertkritik lesen]

Bach, der Rebell

Der Dirigent John Eliot Gardiner hat eine umfangreiche Bach-Biographie veröffentlicht. Er sieht den Thomaskantor als unangepasstes Genie, nicht als Säulenheiligen oder fünften Evangelisten wie manche seiner Kollegen
Von Robert Jungwirth

(Oktober 2016) Auch wenn Johann Sebastian Bach keine Opern im eigentlichen Sinn komponiert hat, hält John Eliot Gardiner Bachs Passionen und viele seiner Kantaten dennoch für genuines Musiktheater. „Die unglaubliche Dramatik, die in dieser Musik konzentriert ist, und die gewaltige Vorstellungskraft, die sich in ihr Bahn bricht, macht Bachs Passionen großen Bühnendramen ebenbürtig.“ Dementsprechend klingt es auch, wenn Gardiner diese Musik mit seinem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists aufführt. [Buchbesprechung lesen]

Lust und Verstand

Riccardo Chailly und Daniil Trifonov Foto: manolo press

Der Scala-Chef Riccardo Chailly dirigiert zur Saisoneröffnung im Festspielhaus Baden-Baden die Filarmonica della Scala mit einem Schumann-Programm, Daniil Trifonov spielt das Klavierkonzert
Von Georg Rudiger

(Baden-Baden, 30. September 2016) Die Italiener entdecken Robert Schumann. Nachdem vor ein paar Jahren Antonio Pappano mit seiner römischen Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit einem reinen Schumann-Programm auf Europatournee war, widmete sich nun auch Riccardo Chailly mit der Filarmonica della Scala dem Komponisten. Als Dirigent des Leipziger Gewandhausorchesters hat er bereits eine Gesamtaufnahme der vier Symphonien vorgelegt. Zur Saisoneröffnung im Festspielhaus Baden-Baden zeigt Chailly lichte, durchsichtige Interpretationen, die immer wieder mit italienischem Temperament befeuert werden. [Konzertkritik lesen]

Neues Leben für die Stadt und die Musik

Konzertsaal der Stiftung Bru Zane in Venedig Foto: Palazzetto Bru Zane

Ein Besuch bei der Stiftung „Palazetto Bru Zane“ in Venedig, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, weitgehend vergessene französische Musik der Romantik ins Bewusstsein und ins Konzertleben zurückzuholen
Von Laszlo Molnar

(Venedig, 24./25. September 2016) Welch ein Anblick! Kaum setzt der Reisende den ersten Schritt auf das Pflaster außerhalb des Bahnhofsgebäudes von Venedig, leuchten ihn das Blau des Canale Grande und das Hellgrün der Kuppel der Kirche San Simeone Piccolo an. Vaporetti und Motorboote gleiten durch das Wasser, die  eingetroffenen Touristen schwärmen aus in Richtung der schon hier zahllosen Brücken und Hotels, um ihre Unterkünfte zu finden. Venedig ist einzigartig. Wenn es die Stadt nicht schon gäbe, man könnte sie nicht erfinden. Hier ist die Heimat des Centre de Musique Romatique Française (CMRF) Palazetto Bru Zane. [weiter]

Friedenskonzert in Rüstungsfabrik

Gidon Kremer Foto: Geert Maciejewski

Das Usedomer Musikfestival ist eines der interessantesten Musikfestivals in Deutschland – etwas abgelegen, dafür in reizvoller Umgebung der traditionsreichen Seebäder Heringsdorf, Bansin, Ahlbeck und Zinnowitz
Von Robert Jungwirth

(Usedom, 24.-27. September 2016) Prominenter und spektakulärer kann man ein Festival kaum eröffnen: Die Kremerata Baltica, Gidon Kremers Orchester mit Musikern aus den baltischen Ländern, und das Baltic Sea Philharmonic, gegründet und geleitet von Kristjan Järvi, treten gemeinsam auf und spielen unter anderem Mieczyslav Weinbergs Violinkonzert – mit Kremer als Solist. Ein Werk, das 1959 noch ganz im dem Eindruck der Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs entstanden ist, den der polnische Jude Weinberg mit Mühe überlebt hat. [weiter]

Bartók oder Oktoberfest

Vladimir Jurowski Foto: Drew Kelley

Das neu gegründete Festival Bartók for Europe will die europäische Idee fördern
Von Christian Gohlke

(München, 28. September 2016) Béla Bartók wollte in seiner Musik der „Verbrüderung der Völker“ dienen und sie „trotz allem Krieg und Hader“ künstlerisch miteinander verbinden. Deshalb, so Bartók im Januar 1931, „entziehe ich mich keinem Einfluss, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen.“ Just dieses völkerverbindende Ideal will auch das neu gegründete Bartók-for-Europe-Festival vermitteln, das aus einer gemeinsamen Initiative des Concerto Budapest und des London Philharmonic Orchestras heraus entstanden ist. [Konzertkritik lesen]

Zierliche Bewegungen

Foto: W. Hösl

Das Bayerische Staatsballett eröffnet die erste Saison unter der Leitung von Igor Zelensky mit „Giselle“
Von Christian Gohlke

(München, 23. September 2016) Als Igor Zelensky, der designierte Chef des Bayerischen Staatsballetts, am Ende der letzten Spielzeit von Ivan Liska die Pläne für seine erste Saison in München bekanntgab, war der Tumult groß. Fast die Hälfte der alten Compaganie wurde entlassen (darunter auch vom Publikum gefeierte erste Solisten). Ungewöhnlich ist das beim Wechsel der Führungskräfte im Ballett zwar keineswegs. Doch in München scheint die Art und Weise des Übergangs besonders ruppig gewesen zu sein. [Kritik lesen]

Ernste Gesänge

Georg Nigl Foto: www.nafezrerhuf.com

Ein besonderer Liederabend des Baritons Georg Nigl, begleitet von Alexander Melnikow in Köln
Von Christoph Zimmermann

(Köln, 20. September 2016) Angesichts von heutigem Weltgeschehen mag es nicht leicht fallen, in Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ die Sentenz „Sei guten Mut’s. Ich bin nicht wild, bin Freund“ so euphorisch naiv hinzunehmen wie von Matthias Claudius gemeint. Aber das Lied liegt mittlerweile 200 Jahre zurück, und es schildert zudem eine ganz „private“ Situation (ein junges Mädchen hat nicht mehr lange zu leben). [Besprechung lesen]

Wagners Werk und seiner Nachkommen Beitrag

Oswald Georg Bauer hat mit seiner "Geschichte der Bayreuther Festspiele" eine beispiellose Quellensammlung zu den Wagner-Festspielen herausgebracht - unbedingt empfehlenswert
Von Robert Jungwirth

Spektakuläre Absagen und flüchtige Dirigenten begleiten die Bayreuther Festspiele seit ihren Anfängen. Schon der Uraufführungsdirigent des „Rings“ Hans Richter war während der Proben ohne Abschied von Bayreuth abgereist, weil Richard Wagner und Cosima ihn beleidigt hatten. So relativiert sich im historischen Kontext so manche aktuelle Aufregung um Absagen oder Umbesetzungen. [Buchbesprechung lesen]

Optisches Rätselraten

Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" werden in Wuppertal gleich von drei Regie-Köchen zu einem rätselhaften Opernbrei verrührt. Richtig überzeugend ist nur die musikalische Seite unter den Händen von David Parry.
Von Christoph Zimmermann

(Wuppertal, 18. September 2016) Manche Dinge laufen einfach nicht. Wuppertal, nicht erst in jüngster Zeit finanziell in der Bredouille, versuchte vor Jahren eine Fusion mit dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen („Schiller-Theater“). Einige damals vom Rezensenten erlebte Vorstellungen waren erschreckend schlecht besucht. Vor einiger Zeit versuchte man etwas Neues. [Premierenkritik lesen]

Überraschendes Aus für die Salle Modulable

Ein Luzerner Prestigeprojekt geht (vorerst) baden
Von Derek Weber

(Luzern, September 2016) Nicht nur in Österreich gehen Abstimmungen schief. In Luzern schien man auf gutem Weg zu sein, das Lucerne Festival nach Überwindung etlicher Hürden in Richtung Inkorporation szenischer Produktionen zu lenken. Nur die Hürde einer Volksabstimmung im November sei, so dachte man, noch zu überwinden. Doch nun ist plötzlich alles anders: Am 12. September lehnte der Kantonalrat nach intensiver Diskussion die Gewährung eines Planungskredits in Höhe von sieben Mio. Franken mit 62 zu 51 Stimmen ab. [weiter]

Barocke Eleganz ohne altvaterisches Vibrato

Emmanuelle Haïm Foto: Marianne Rosenstiehl

Die Wiener Philharmoniker überzeugen unter der Leitung von Emmanuelle Haïm auch auf heimischem Boden als Händel-Orchester
Von Derek Weber   

(Wien, 17. September 2016) Die Wiener Philharmoniker von einer Frau dirigiert? Was denn? Geht das denn überhaupt zusammen? Solches hätte man vor Jahren gemutmaßt. In seiner fast 175jährigen Geschichte wurde das Orchester doch schon zwei, anderen Quellen zufolge drei Mal von einer Frau dirigiert. Das herauszufinden, ist nicht einfach. [Konzertkritik lesen]

Ladies first in Luzern

Emmanuelle Haïm dirigiert die Wiener Philharmoniker mit Sandrine Piau und Sébastien Marcq Foto: Priska Ketterer/Lucerne Festival

Zum Abschluss des Lucerne Festivals dirigierte Emmanuelle Haïm die Wiener Philharmoniker und Kirill Petrenko war mit dem Bayerischen Staatsorchester zu Gast
Von Georg Rudiger

(Luzern, Anfang September 2014) Eine Frauenhand mit rotem Armband und rot lackierten Fingernägeln hält einen Dirigierstab. Auf den Programmheften und Plakaten des Lucerne Festivals steht sie für den Buchstaben "i" in „PrimaDonna“, dem diesjährigen Motto des gerade zu Ende gegangenen Sommerfestivals. Es sollte beim international renommierten Klassikfestival dieses Jahr also besonders um die Frauen in der Musikwelt gehen: Interpretinnen, Komponistinnen und vor allem Dirigentinnen. [Konzertkritiken lesen]

Jammern mit Musik

Marlis Petersen (Gertrud), Andrè Schuen (Hamlet) & Arnold Schoenberg Chor Foto: Monika Rittershaus

Das Theater an der Wien präsentiert eine neue „Hamlet“-Oper von Anno Schreier – fast ohne Shakespeare, aber dafür mit einer großartigen Marlies Petersen. Nur, braucht die Welt diese Oper?
Von Klaus Kalchschmid

(Wien, 14. September 2016)  Wer „Sein oder nicht Sein“ als nahezu ausdrucksloses, aber artifizielles Madrigal für achtstimmigen gemischten Chor vertont, der sollte wissen, was er tut. Sind das die inneren Stimmen Hamlets oder heißt dies, dass die bedeutungsvoll gewichtigen Worte ihren tieferen Sinn verloren haben? Die vielfältigen Probleme von Anno Schreiers neuer Oper, soeben in Starbesetzung am Theater an der Wien uraufgeführt, liegen freilich nicht bei der Schwierigkeit einer Vertonung Shakespeares, sondern darin, dass Librettist Thomas Jonigk auf Shakespeare nahezu ganz verzichtet. [Uraufführungskritik lesen]

Nackte Tatsachen ohne Wahrheit

Patricia Petibon als Manon Lescaut Foto: GTG / Carole Parodi

Patricia Petibon singt eine im wahrsten Sinn umwerfende Manon von Massenet an der Oper Genf
Von Robert Jungwirth

(Genf, 12. September 2016) Ja, es gibt auch schäbige Ecken im schönen, reichen Genf. Gleich wenn man vom Bahnhof Richtung See geht – bevor man die Luxushotels für 500 Euro aufwärts pro Nacht erreicht – überquert man ein paar Straßen, in denen es etliche schmuddelige Läden und schummrige Bars gibt. Vor diesen Bars sitzen auch tagsüber Damen und warten auf den Abend oder auf was auch immer. Das alles wirkt wie aus der Zeit gefallen, sieht nach 70er und 80er Jahren aus. [Premierenkritik lesen]

Licht und Klang

Teodor Currentzis, Ray Chenez, Paula Murihy Foto: Patric Leo

(Bremen, 8.-10. September 2016) Zum Abschluss des Musikfests Bremen bringen Teodor Currentzis und seine MusicAeterna in zwei Konzerten mit Ausschnitten aus Rameau-Opern und Purcells "Indian Queen" die Bremer aus dem Häuschen
Von Robert Jungwirth

(Bremen, 8.-10. September 2016) Es waren regelrechte Teodor-Currentzis-Festspiele, mit denen das Bremer Musikfest unter stürmischem Jubel eines restlos begeisterten Publikums nach drei Wochen endete. Einmal mit Szenen und Instrumentalstücke aus Rameau-Opern, das andere Mal mit Purcells Oper „The Indian Queen“ in der von Peter Sellars und der Schriftstellerin Rosario Aguilar erstellten Neufassung, bewiesen Currentzis und das von ihm gegründete Ensemble MusicAeterna – bestehend aus Chor und Orchester – einmal mehr ihre Sonderstellung im internationalen Musikbetrieb. [weiter]

ARD-Wettbewerb-Tagebuch 2016

Quatuor Arod Foto: Daniel Delang

Im Finale Horn wird kein Sieger gekürt [weiter]

Ein sensationeller 1. Preis für das mutige Quatuor Arod beim Streichquartett Finale [weiter]

Kontrabass Finale – ein erster Preis für den Belgier Wies de Boevé, ein zweiter und dritter für die beiden Deutschen Michael Karg und  Dominik Wagner [weiter]

Streichquartett Semi-Finale [weiter]

Jurorenrätsel - die ersten Entscheidungen beim 65. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München in den Semifinali der Fächer Harfe und Kontrabass [weiter]

Oper mit Problemzonen

Otto Nicolais "Il Templario" bei den Salzburger Festspielen
Von Derek Weber

(Salzburg, 27. August 2016) Wo beginnen bei der Besprechung der Oper eines Komponisten, der –zumindest nördlich der Alpen - durch eine andere Oper ("Die lustigen Weiber von Windsor") berühmt geworden ist? Die meisten wissen ja nicht einmal, dass Otto Nicolai, der Begründer der Wiener Philharmoniker, für Italien etliche Belcanto-Opern geschrieben hat, unter ihnen "Il templario" (Der Templer) nach Sir Walter Scotts Roman "Ivanhoe". [Opernkritik lesen]

Der Abschied kommt zweimal

Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

(Salzburg, 24. August 2016) Philippe Jordan, Christian Gerhaher und das Gustav Mahler Jugendorchester mit später Musik des Namenspatrons bei den Salzburger Festspielen
Von Derek Weber

(Salzburg, 24. August 2016) Über Mahlers Neunte, über seine Angst vor dem Überschreiten der symphonischen Neuner-Grenze und über sein Verhältnis zum Tod lässt sich trefflich disputieren. Tod ist Abschied, Weggehen, Verstummen. Und weil das "Lied von der Erde" die eigentliche Neunte Gustav Mahler war, mag der Gedanke naheliegen, beide Werke zusammenzudenken und zu einem Abendprogramm zu fügen. [Konzertkritik lesen]

Dramatisch beschwingt

Foto: Elias Kern

Christoph Willibald Glucks " Alceste" als konzertante Aufführung unter René Jacobs bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
Von Derek Weber

(Innsbruck, 23. August 2017) Christoph Willibald Gluck, der musikalisch so gnadenlos Unterschätzte, kam zu einem kurzen Besuch nach Innsbruck. Im Saal Tirol des Congress-Zentrums führte die durch eine Serie von szenischen Aufführungen bei der Ruhrtriennale zusammengeschweißte Operntruppe unter der musikalischen Leitung von René Jacobs konzertant jene Oper auf, die man als die Reformoper schlechthin bezeichnen kann: "Alceste". [Opernkritik lesen]

Italianità – was sonst

Riccardo Chailly Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

Die Filarmonica della Scala unter Riccardo Chailly zu Gast bei den Salzburger Festspielen
Von Derek Weber

(Salzburg, 22. August 2017) Die Filarmonica della Scala ist eine unter Claudio Abbados Schirmherrschaft ins Leben gerufene Institution, quasi die symphonische Abteilung des Mailänder Opernhauses. Abbado gründete das Orchester wie es in bescheidener Zurückhaltung heißt "zusammen mit Musikern des Scala-Orchesters" 1982. Der erste öffentliche Auftritt fand – unter seiner Leitung - am 28. Januar des Gründungsjahres statt. Gespielt wurde – fast ist man geneigt zu sagen natürlich - eine Mahler-Symphonie: die Dritte. [Konzertkritik lesen]

Keine Gegenrede

Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

Mozart und Bruckners Sechste mit den Wiener Philharmonikern unter Mariss Jansons und Emanuel Ax in Salzburg
Von Derek Weber

(Salzburg, 21. August 2017) Nicht nur das Lucerne Festival hat dank Riccardo Chailly und Bernard Haitink auch nach dem Tod Claudio Abbados ein symphonisches Standing, das Maßstäbe setzt. Auch die Salzburger Festspiele verfügen mit den Wiener Philharmonikern über so etwas wie ein Heimorchester. Bevor mit der Filarmonica della Scala der Reigen der Gastkonzerte eröffnet wird, traten noch einmal die Philharmoniker aus Wien aufs Podium und spielten mit Mariss Jansons ein Programm, das ihre Stärken – sprich ihre Mozart- und Bruckner-Kompetenz demonstrieren sollte. [Konzertbesprechung lesen]

Hinterfragung der Parade

Maurizio Pollini Foto: Ketterer/Lucerne Festival

Maurizio Pollini beeindruckt mit Schönberg, Chopin und Debussy beim Lucerne Festival
Von Derek Weber

(Luzern, 17. August 2016) Was wären die großen Musikfestivals ohne  Maurizio Pollini! Luzern hat er eben absolviert. Nach Salzburg kommt er in der nächsten Woche. Natürlich nicht mit dem selben Programm. Der 74-jährige italienische Pianist ist ein unermüdlicher Arbeiter, Denker und Kombinierer, wenn es um das Zusammenstellen seiner Konzertprogramme geht. [Konzertkritik lesen]

Luzern bleibt auch nach der Eröffnung ein Festival vom Feinsten

Foto: Hürlimann/Lucerne Festival

Daniel Barenboim ist mit seinem East-Western Divan Orchestra zu Gast und Bernard Haitink am Pult des Chamber Ochestra of Europe. Beide Dirigenten feiern ihr 50jähriges Luzern-Debüt.
Von Derek Weber

(Luzern, 14. bis 16. August 2016) Dass das Lucerne Festival mit qualitätsvollen musikalischen Reizen geizt, kann man wahrlich nicht behaupten. Auf die – und hier ist dieses Attribut angebracht - festspielwürdige Eröffnung mit Gustav Mahlers achter Symphonie durch das Luzerner Festspielorchester (wir berichteten) folgten zwei mehr als nur achtbare Konzerte mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim, der das Ensemble 1999 als politisches Statement angesichts des Nahostkonflikts gegründet hat. [weiter]

Wunde Seelen

Miroslav Srnkas Kammeroper „Make no noise“ beeindruckt mit Mesha Brueggergosmann und Holger Falk bei den Bregenzer Festspielen
Von Klaus Kalchschmid

(Bregenz 16. August 2016) Es ist eine Ölplattform im buchstäblichen Sinne auf der nach allen Seiten offenen Bregenzer Werkstattbühne, die nur mit Bett, Tisch und Stuhl möbliert ist: knöcheltiefe, bräunlich schleimige Substanz hält die beiden Protagonisten von Miroslav Srnkas Kammeroper nach dem Film „Das geheime Leben der  Worte“ von Isabel Coixet am Boden und umfasst: Den bei einem Unfall auf einer Bohrinsel im Feuer verletzten und zeitweise blinden Joseph und die ihn pflegende Krankenschwester Hanna. Nach anfänglicher Abneigung, vor allem der fast nur schweigenden Frau, öffnen sich die beiden Traumatisierten – sie ein Vergewaltigungsopfer – füreinander und finden sogar in einem gemeinsamen Leben zueinander. [Premierenkritik lesen]

In Schönheit und Andacht schwelgend

Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker zelebrieren Strauss und Bruckner in Salzburg
Von Christian Gohlke

(Salzburg, 15. August 2016) Seit seinem Debüt 1971 – Herbert von Karajan persönlich lud ihn ein, Mozarts „Cosi fan tutte“ zu dirigieren – ist Riccardo Muti regelmäßig bei den Salzburger Festspielen zu Gast. In den letzten Jahren hat er  fast ausschließlich Konzerte dirigiert. Aus seinem skeptischen Verhältnis zum sogenannten Regietheater macht der Maestro kein Geheimnis. Heuer waren es wieder drei Matineen, bei denen Muti die Wiener Philharmoniker geleitet hat. Das Konzert am 13. August war sein 250. Auftritt bei den Salzburger Festspielen. [Konzertkritik lesen]

Geisterhafte Pianissimi

Foto: Peter Fischli/Lucerne Festival

Glanzvolles Eröffnungskonzert des Lucerne Festivals: Riccardo Chailly dirigiert Gustav Mahlers achte Symphonie, die "Symphonie der Tausend" als Hommage an Claudio Abbado
Von Derek Weber

(Luzern, 13. August 2016) Wer am Luzerner Bahnhof ankommt, wird den Willkommensgruß an den neuen Chefdirigenten des Lucerne Festival Orchestra - eine Funktion, die seit dem Tod Claudio Abbados umgeben von viel Namens-Rätselraten vakant gewesen ist – nicht übersehen können: Seit dem letzten Wochenende ist Riccardo Chailly als Nachfolger Abbados in tätige Funktion gesetzt. Er tut das mit dem Paukenschlag, den man von ihm erwarten durfte. [Konzertkritik lesen]

Der Hauch der Musik-Geschichte

Il Giardino Armonico in der Innsbrucker Hofburg Foto: Flatz

Il Giardino Armonico mit einem sensationellen Konzert bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
Von Robert Jungwirth

(Innsbruck, 13. August 2016) Wie soll man den Klang eines Ensembles rühmen, wenn es nicht ein Klang ist, sondern mindestens ein halbes Dutzend. Das italienische Originalklangensemble Il Giardino Armonico hat sich nach seiner Gründung 1985 binnen kürzester Zeit mit funkensprühender Virtuosität einen geradezu sensationellen Ruf erspielt. Und wenn man es heute hört, stellt man fest, dass von dem Feuergeist in all den Jahren nichts verloren gegangen ist. [Konzertkritik lesen]

Appetitanreger

Foto: Georg Rudiger

Eindrücke vom Davos Festival zum Thema „Famlienzone"
Von Georg Rudiger

(Davos, 6.-8. August 2016) Die Noten werden mit Wäscheklammern befestigt. Auf dem Büffet-Tisch warten Bircher Müsli, Kipfeli und Schweizer Käsevariationen auf die Konzertbesucher. „Landpartie –Familienbrunch am See", heißt das zweite Konzert des Davos Festivals. Das Open-Air-Konzert am Schwarzsee ist eine Premiere. Wieder einmal hat Intendant Reto Bieri einen neuen Konzertort entdeckt, der vertraute Musik in eine spezielle Umgebung setzt. Ein Sonntagsausflug in Freizeitkleidung mit Musik, netter Gesellschaft und leckerem Essen – eine Kombination, die an diesem Morgen bei strahlendem Sonnenschein perfekt funktioniert. [Festivalbericht lesen]

Wenn dem Brautvater der Kamm schwillt

Foto: Rupert Larl

Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik feiern 40-jähriges Jubiläum mit Cimarosas Oper "Die Heimliche Ehe",  die hier in einem Hühnerstall spielt - Alessandro de Marchi dirigiert seine Adademia Montis Regalis
Von Robert Jungwirth

(Innsbruck, 12. August 2016) Die Wahrheit kommt in Domenico Cimarosas „Heimlicher Ehe“ erst ganz zum Schluss heraus – wie das eben so ist in Komödien. Sonst gäbe es davor ja keine so ausführlich ausgekostete Verwirrung der Gefühle, falschen Verdächtigungen und Konfusionen, aus denen sich humoristisches Kapital schlagen läßt. Die Handlung dieser „Heimlichen Ehe“ ist wie in Rossinis „Barbier“ erstaunlich simpel: Ein alter Geizhals will seine älteste Tochter in höhere Kreise verheiraten. Der adlige Bräutigam verguckt sich aber in ihre jüngere Schwester...[Premierenkritik lesen]

Faust unter Clowns

Beam me up, Mephisto: Piotr Beczala, Ildar Abdrazakov Foto: Anne Kirchbach

Reinhard von der Thannen bebildert, stattet aus und inszeniert Gounods „Faust“ mit Piotr Beczala in der Titelrolle bei den Salzburger Festspielen
Von Klaus Kalchschmid

(Salzburg, 10.August 2016) RIEN steht in großer Leuchtschrift über dem nicht weniger gewaltigen schwarzen Ohrensessel, in dem Faust zu Beginn der gleichnamigen Oper Gounods, die bei den Festspielen erstmals zu sehen ist, inmitten von Unmengen weißen Papiers grübelnd fast versinkt – und er singt es auch als erstes: „Rien - Nichts! Vergeblich befragte ich die Natur und den Schöpfer!“ Dieses nihilistische RIEN senkt sich auch am Ende vom Schnürboden herab. [Premierenkritik lesen]

Der Schlagzeuger, sein Vater, die Frau des Schlagzeugers und ihre Schwester

Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

Zwei Konzerte bei den Salzburger Festspielen: Der Gewinner des Salzburger Dirigierwettbewerbs Lorenzo Viotti überzeugt auf großer Bühne in der Felsenreitschule, Martin Grubinger and family geben ein Heimspiel im Haus für Mozart
Von Robert Jungwirth

(Salzburg, 6. und 7. August 2016) Gute Zeiten für junge Dirigenten. Gerade wurde der 41-jährige Yannick Nezet-Seguin zum neuen Chefdirigenten der New Yorker Metropolitan Opera ernannt, der 37-jährige Andris Nelsons übernimmt nebem dem Boston Philharmonic auch noch das Leipziger Gewandhausorchester und die erst 30-jährige Mirga Grazynte-Tyla wird Chefin in Birmingham, dem früheren Orchester Simon Rattles. Davor hat sie auf sich aufmerksam gemacht durch den Gewinn des Young Conductors Award der Salzburger Festspiele 2012, danach wurde sie Chefdirigentin am Salzburger Landestheater. [Konzertbesprechungen lesen]

Bei kühlerer Temperatur

Das Trio Image im Saal der Burg Lockenhaus
Foto: L. Molnar

Besuch beim Kammermusikfest Lockenhaus nach zehn Jahren Absenz – unter Nicolas Altstaedt wird virtuos musiziert und weniger improvisiert
Von Laszlo Molnar

(Lockenhaus, 13.-16. Juli 2016) Während KIassikInfo-Autor Derek Weber ein regelmäßiger Besucher des Kammermusikfestes in Lockenhaus auch seit Beginn der Leitung durch Nicolas Altstaedt ist, bin ich dieses Jahr erst neu dazu gekommen. Nicht zu Lockenhaus, nein. Da fühle ich mich schon als Veteran. Altstaedt-Lockenhaus ist es, das ich noch nicht kannte. Dem Ur-Lockenhaus mit Gidon Kremer und Pfarrer Josef Herowitsch begegnete ich erstmals 1988. Es war in jeder Hinsicht hinreißend, mitreißend. [Festivalbericht lesen]

Die Abgründe der Bourgeoisie

Foto: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus

Thomas Adès dirigiert die Uraufführung seiner Oper „The Exterminating Angel“ zur Eröffnung des Hauptprogramms bei den Salzburger Festspielen und kann doch mit seinem Werk nach einem Film von Bunuel nicht ganz überzeugen
Von Georg Rudiger

(Salzburg, 28. Juli 2016) Eine elegante Gesellschaft trifft sich nach einer Opernpremiere zum Dinner in der Villa von Edmundo und Lucía de Nobile. Man plaudert und scherzt, flirtet und küsst. Obwohl die Türen offen stehen, kann niemand das Haus verlassen. Eine magische Kraft hält sie zurück – und sorgt dafür, dass der entspannte Abend zu einem Horrortrip wird. Die Fassade fällt. Der unerbittliche Kampf ums Überleben lässt alles Kultivierte vergessen. [Premierenkritik lesen]

Orff in Spanien

José Peris Foto: Heraldo de Aragon

Porträtkonzert José Peris im Münchner Orff-Zentrum
Von Robert Jungwirth

(München, 27. Juli 2016) Madrid, Paris, München. Diese drei Orte waren prägend für den spanischen Komponisten José Peris. In Paris ging er bei Nadia Boulanger und Darius Milhaud in die Lehre, in München bei Carl Orff, dessen Meisterklasse Peris von 1955-1960 besuchte. [weiter]

Parsifal im Harem (II)

Sieht in seinem Kostüm zwar bescheuert aus, singt aber wunderbar: Georg Zeppenfeld Foto: Bayreuther Festspiele/Jörg Schulze

Der neue Bayreuther „Parsifal“ tönt vor allem aus dem Graben festspielwürdig, szenisch ist er enttäuschend bis peinlich
Von Klaus Kalchschmid

(Bayreuth, 25. Juli 2016) Wer ist bloß der Mann, den man von hinten auf einem Stuhl sitzend den ganzen Abend hinter Gittern unter der Kuppel betrachten durfte? Der sitzt nun immer noch – nach wie vor als Puppe – da, obwohl es schon ganz hell geworden ist im riesigen Zuschauerraum. Denn Uwe Eric Laufenberg fiel die beste, schönste und sinnfälligste Szene für das Ende seines „Parsifal“ ein, mit dem die Bayreuther Festspiele unter massivem Polizeischutz eröffnet wurden: Wenn da der neue Gralskönig singt: „Öffnet den Schrein!“ fahren alle Bühnenbildteile eines altchristlichen Kuppelbaus irgendwo in einer zerbombten Stadt im Zweistromland zur Seite und nach oben, das  Personal verwindet im Nebel der Hinterbühne, allmählich aber beginnt das Saallicht bis zur größten Helligkeit immer mehr zu leuchten. [Premierenkritik lesen]

Parsifal im Harem (I)

Foto: Bayreuther Festspiele/Jörg Schulze

Mit der Neuinszenierung des „Parsifal“ von Uwe Eric Laufenberg eröffnen die diesjährigen Bayreuther Festspiele vieldeutig unbestimmt – eine Nachtkritik

(Bayreuth, 25. Juli 2016) "Parsifal" als Geschichte einer gefährdeten christlichen Enklave irgendwo im Zweistromland. Das Kirchenambiente des ersten Akts wandelt sich im zweiten zu einem Hamam mit Harem und beim Karfreitagszauber vergnügen sich nackte Mädchen im üppigen Plastik-Sukkulenten-Wald unter Regenschauern, bevor am Ende zu "öffnet den Schrein" das ganze Bühnenbild verschwindet und das Saallicht im Festspielhaus angeht: Dieses Finale ist die beste Szene des Abends, der Rest mag interessant gedacht sein, aber reicht in der Ausführung als Deutung für Wagners Bühnenweihfestspiel nicht. Dafür leuchtet es plastisch aus dem Graben unter Hartmut Haenchen, dessen flüssige Tempi wunderbar funktionieren. Unter den Sängern ragt vor allem Georg Zeppenfeld als sensationell wortverständlicher Gurnemanz mit hervorragender Diktion heraus, Elena Pankratova ist eine gute, stimmgewaltig höhensichere Kundry, Klaus Florian Vogt immer dann gut, wenn er den tumben Toren singen oder das glückliche Ende herbeiführen darf.
Klaus Kalchschmid

Von der Bildung und Verbildung des Menschengeschlechts

Ana Quintans, Cyril Auvity, Anna Prohaska, Tareq Nazmi, Tänzer der Compagnie Eastman Foto: Wilfried Hösl

"Les Indes galantes" von Rameau als Schule der Menschlichkeit bei den Münchner Opernfestspielen in angespannten Zeiten
Von Robert Jungwirth

(München, 25. Juli 2016) Ein Wochenende im Zeichen von Gewalt und Tod und dazwischen eine Opernpremiere – gibt es einen größeren Gegensatz? Zumal die Opernpremiere auch noch in München stattfand, dem Ort des Amoklaufs mit neun toten Menschen. Die Bayerische Staatsoper hat ihre Premiere nicht abgesagt. Sie hätte dies tun können im Gedenken an die Opfer. Sie konnte aber auch spielen – auch im Gedenken an die Opfer und damit das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in dieser tief verunsicherten Stadt stärken. [Premierenkritik lesen]

Wahnsinn, Gift und Dolch

Hamlet und der Geist Foto: Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Wiederentdeckung einer effektsicheren italienischen „Hamlet“-Oper von Franco Faccio bei den Bregenzer Festspielen
Von Klaus Kalchschmid

(Bregenz, 20. Juli 2016) „Essere o non essere!“ So die ersten Worte von Hamlets berühmtem Monolog „Sein oder Nichtsein“ in der italienischen Version des gerade mal 20 Jahre alten, aber schon höchst versierten Textdichters Arrigo Boito. Franco Faccio komponierte ihn 1865 denn auch nicht als Arie, sondern als langsam sich steigernde Szene, in der die tastenden Worte des Beginns in einen veritablen Aufschrei münden, wie er erst Jahrzehnte später im Verismo Klang wird. [Premierenkritik lesen]

Die Fusion ist immer noch ein Skandal

François-Xavier Roth Foto: Matthias Baus

Am vergangenen Wochenende gab das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg seine letzten beiden Konzerte überhaupt. Georg Rudiger hat im Freiburger Konzerthaus mit dem Chefdirigenten François-Xavier Roth gesprochen, der seit 2015 auch Generalmusikdirektor in Köln ist.

KlassikInfo: Als die Fusionspläne des Südwestrundfunks bekannt wurden, sagten Sie, Sie möchten nicht der Totengräber des Orchesters sein. Jetzt mussten Sie diese Rolle doch spielen. Wie ging es Ihnen damit?

Roth: So sehe ich meine Rolle nicht. Als wir gesehen haben, dass unser Protest keinen Erfolg hat und die Fusion endgültig beschlossen war, habe ich mich mit dem Orchester zusammengesetzt. Die Frage war: Wie gestalten wir das Ende? Und die Antwort lautete: Wir möchten bis zuletzt zeigen, wie lebendig und wichtig dieses Orchester ist. [Interview lesen]

Bach-Assoziationen und piepsende Fledermäuse

Fester Stammgast in Lockenhaus: Alexander Lonquich Foto: Agentur

Eindrücke vom Musikfestival Lockenhaus, das einst unter Gidon Kremers Leitung Weltgeltung erlangt hat, sein Profil aber auch unter der Leitung des Cellisten Nicolas Altstaedt behaupten kann
Von Derek Weber

(Lockenhaus, Anfang Juli 2016) Jedes Festival braucht ein Motto, das breit genug gefasst ist, um vieles darunter subsumieren zu können. Lockenhaus hat dieses bunte Oszillieren schon immer zu bedienen gewusst. Man erinnert sich: 1981 hat alles unter der Schirmherrschaft des Lockenhausener Pfarrers und des so stillen wie beharrlichen Geigers Gidon Kremer begonnen. Seit die Festivalleitung vor fünf Jahren an den Cellisten Nicolas Altstaedt übergeben wurde, hat sich der Schwerpunkt der Teilnehmer und Programme ein wenig nach Westen hin verlagert. [Festivalbericht lesen]

Immer auf der Suche

Richard Tognetti und das Australian Chamber Orchestra Foto: Mick Bruzzese

(Juli 2016) Richard Tognetti ist seit 1989 Leiter des 1975 gegründeten, hoch gelobten Australian Chamber Orchestra, das in diesem Jahr beim Menuhin-Festival in Gstaad zu Gast sein wird. Im Interview mit KlassikInfo erzählt der Geiger, Komponist und Dirigent über sein Orchester, den Klang der Musik in Australien und seine Verbindung zur Schweizerischen Musikszene.

KlassikInfo: Sie haben unter anderem am Konservatorium in Bern studiert - was verbinden Sie persönlich mit der Schweiz und dem Menuhin-Festival in Gstaad?

Tognetti: Das war eine prägende Zeit in meinem Leben. Ich habe dort tiefe, lebenslange Freundschaften gefunden und viele außergewöhnliche musikalische Erfahrungen sammeln können. Eines meiner ersten Erlebnisse als Zuhörer war eine Probe, in der Heinz Holliger gespielt und Lutoslawski seine eigene Musik dirigiert hat. [Interview lesen]

Heifetz zu Ehren

Vladimir Spivakov, Renaud Capuçon Foto: Bernard Fruhinsholz

Eindrücke vom 28. Internationalen Musikfestival Colmar, das von Wladimir Spivakov geleitet wird und das in diesem Jahr dem Andenken an Jascha Heifetz gewidmet war
Von Georg Rudiger

(Colmar, Anfang Juli 2016) „Ich rate Ihnen dringend, jeden Abend, bevor Sie mit solch übermenschlicher Vollkommenheit spielen, ein paar falsche Töne zu spielen, statt zu beten. Kein Sterblicher sollte es wagen, so makellos zu spielen“, schrieb George Bernard Shaw an Jascha Heifetz. Der große Geiger Fritz Kreisler wollte gar seine „Fiedel nehmen und über den Knien zerbrechen“, nachdem er Heifetz 1913 in Leipzig gehört hatte. Das 28. internationale Musikfestival Colmar widmet sich in diesem Jahr dem 1900 in Vilnius/Litauen geborenen, 1987 in Los Angeles verstorbenen Wundergeiger. [Festivalbericht lesen]

Bund fördert Barenboim-Said Akademie als Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten

Daniel Barenboim und Monika Grütters im Pierre-Boulez-Saal der Barenboim-Said Akademie Foto: Bundesregierung/Plambeck

Daniel Barenboim und Monika Grütters besichtigen die fast fertige Barenboim-Said Akademie in Berlin

(Berlin, 11. Juli 2016) Das Staatsministerium für Kultur und Medien fördert den Bau der Barenboim-Said Akademie in Berlin mit 20 Millionen Euro. Auch die Betriebskosten sollen künftig vom Bund aus dem Haushalt des Ministeriums finanziert werden. Im kommenden Haushalt 2017 stehen für die Akademie 5,5 Millionen Euro zur Verfügung. [weiter]

Slapstick und Tragik

Auftritt mit Beil: Gezim Myshketa (Sir Riccardo), Diana Haller (Enrichetta von Frankreich), Edgardo Rocha (Lord Arturo) Foto: A. T. Schaefer

An der Stuttgarter Staatsoper werden ungekürzte „Puritani“ zum szenisch-musikalischen Ereignis
Von Klaus Kalchschmid

(Stuttgart, 8. Juli 2016) Wenn am Schluss von Vincenzo Bellinis phantastisch-märchenhafter letzter Oper „I Puritani“ der in Kampfhandlungen zwischen den Engländern und den Stuarts erblindete Arturo auf seine ob dessen vermeintlicher Untreue wahnsinnig gewordene Geliebte Elvira trifft, dann sind beide im Innersten Versehrte und Traumatisierte. [Premierenkritik lesen]

Gegenkolonisation

Christian Miedl als Kolonisator mit obskurem Instrumentarium Foto: Wilfried Hösl

Mauricio Kagels Musiktheater „Mare Nostrum“ verharrt an der Bayerischen Staatsoper im Entwicklungsstadium
Von Robert Jungwirth

(München, 8. Juli 2016) „Weißen Säulen, verschönend hoch, immer anders kapott gebaut. Und viele unvollkommene Menschen drin, och kapott. Alt- und Neubeschädigt, im Kriech-spiel vergewundert, vergangen und halbheil davon gegangen.“ So blicken die Amazonier auf uns, die Bewohner Europas, als sie, die Amazonier, sich aufmachen, den Mittelmeeraum zu „erobern, zu befrieden und zu konvertieren“ – wie es in Maurico Kagels Kammeroper „Mare Nostrum“ heißt. [Kritik lesen]

Nelsons Bayreuth-Flucht ist ein schwerer Imageschaden für die Festspiele

Kommentar von Robert Jungwirth

(7. Juli 2016) Die kurzfristige Ankündigung des Dirigenten Andris Nelsons, die Festspielpremiere des „Parsifal“ in Bayreuth nicht zu dirigieren, ist ein Supergau für die Bayreuther Festspiele - auch wenn wenige Tage danach mit Hartmut Haenchen ein mehr als respektabler Ersatz verpflichtet werden konnte. Haenchens Einsatz ist in doppelter Hinsicht bewundernswert: erstens, weil es nur gut zwei Wochen bis zur Premiere sind, zweitens, weil die Voraussetzungen für den Abtritt Nelsons auch für jeden Nachfolger eine Bürde darstellen. [weiter]

Singen, nicht spielen

Alexandre Tharaud Foto: Marco Borggreve

Alexandre Tharaud mit Bachs Goldberg-Variationen in Köln
Von Christoph Zimmermann

(Köln, 29. Juni 2016) „Dieses Werk führt hoch hinaus in Regionen, wo die Luft dünn wird und einem unerwartet der Atem stockt“, so wurde mal Johann Sebastian Bachs Aria mit 30 Veränderungen, BWV 988, Klavierübung Teil IV beschrieben. In  ihrer konstruktiven Vielgestaltigkeit, ihrer formalen Fantasie, aber auch in ihren emotionalen Versteckspielen gehören die Goldberg-Variationen neben (und vor) Ludwig van Beethovens Diabelli-Variationen zu den komplexesten Werken dieses Genres in der Klavierliteratur. [Konzertkritik lesen]

Religiöse Fanatiker

Aleksandra Kurzak, Roberto Alagna Foto: Anne Kirchbach

Die Opernfestspiele in München werden im Nationaltheater eindrucksvoll mit „La Juive“ in der Inszenierung von Calixto Bieito eröffnet
Von Klaus Kalchschmid

(München, 26. Juni 2016) Fromental Halévys Grand Opéra „La Juive“, uraufgeführt 1835 in Paris, wurde seit 1933 in München nicht mehr und auch andernorts sehr selten gespielt. Aber seit einigen Jahren erlebt das großartige Werk eine Renaissance. Nach Wien (1999) folgte unter anderem Stuttgart (2008), zuletzt Mannheim, Lyon und Nürnberg. Dank fulminanter, hochvirtuoser Sänger, eines großartigen Bayerischen Staatsorchesters unter Bertrand de Billy und einer ebenso strengen und klugen wie physisch intensiven Regie durch Calixto Bieito wurde die Münchner Neuinszenierung im Nationaltheater ein Triumpf. [Premierenkritik lesen]

Mauern aus Verblendung und Hass

Foto: Wilfried Hösl

Nachtkritik: Fromental Halévys Oper "La Juive" an der Bayerischen Staatsoper

(München, 26. Juni 2016) Mit einer bewegenden Aufführung von Fromental Halévys Oper "La Juive" ("Die Jüdin") wurden gestern die Münchner Opernfestspiele eröffnet. Seit dem Verbot des Werks zur Zeit des Nationalsozialismus war es nicht mehr auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper zu sehen gewesen. Regisseur Calixto Bieito gelingt ein in seiner Reduktion beklemmendes Endspiel über religiöse Verblendung und die Folgen von blindem Hass und Zorn. Im Zentrum der Bühne von Rebecca Ringst steht eine aus Stahlquadern errichtete Mauer: Klagemauer und (tödliche) Grenze zwischen den Glaubensfronten - faszinierend ausgeleuchtet von Michael Bauer. [weiter]

Erzengel Michael auf Drogentrip

Foto: Sandra Then

Das Theater Basel zeigt den ersten Teil „Donnerstag“ aus Karlheinz Stockhausens siebenteiligem Opernzyklus „Licht“
Von Georg Rudiger

(Basel, 25. Juni 2016) In der linken Hand ein Glas Whiskey, in der rechten eine Zigarette. Die Vorband im Foyer des Basler Theaters gibt sich betont relaxt, man trägt Schlaghosen und Langhaarperücke, bevor die sechsstündige Oper „Donnerstag“ von Karlheinz Stockhausen mit scharfen, gestanzten Akkorden im Blech beginnt. Seit der Londoner Aufführung im Jahr 1985 wurde der in den 1970-er Jahren komponierte (Uraufführung 1981 in Mailand) erste Teil des siebenteiligen Opernzyklus „Licht“ nicht mehr aufgeführt. Es geht ums ganz Große – die Menschwerdung durch Musik, den Kampf zwischen Gut und Böse, die Verbindung zwischen Gott und dem Menschen. Dafür hat Stockhausen eine sogenannte Superformel aus drei Tonreihen komponiert, die allen sieben Opern zugrunde liegt und die Protagonisten Michael, Eva und Luzifer charakterisiert. [Premierenkritik lesen]

Mehr groteske Pantomime als pathetisches Operndrama

Foto: Monika Rittershaus

Achim Freyer inszeniert am Theater an der Wien Beethovens „Fidelio“
Von Derek Weber

(Wien, 20. Juni 2016) Beethovens "Fidelio" kommt szenisch meist ein bisschen schwer und keuchend daher, selbst in den eigentlich "leichten" singspielhaften und -nahen Szenen. Die Dialoge lähmen. (Sänger pflegen selten gute Schauspieler oder Rezitatoren zu sein.) Das ist in der Regel das Grund-Manko von Aufführungen der Oper. Wenn aber ein solitärer Meister wie Achim Freyer am Regiepult steht, ist plötzlich alles anders. Da wird die spanische Erde leicht. Geschmeidig und schnell laufen die radikal zusammengekürzten Dialoge dahin. Die Oper gewinnt an Tempo. [Opernkritik lesen]

Musik als Lebenselixier

Menahem Pressler Foto: Körber-Stiftung/David Ausserhofer

Menahem Pressler war mehr als 50 Jahre Pianist des Beaux Art Trios, danach startete er eine Solokarriere. Holger Noltze gelingt mit seinem Gesprächsbuch "Dieses Verlangen nach Schönheit" ein wunderbares Porträt des Ausnahmemusikers
Von Robert Jungwirth

Was für ein anrührendes Bild: Der 90-jährige Menahem Pressler sitzt auf der Bühne und hört mit gespannter Aufmerksamkeit und nach vorne gebeugtem Oberkörper den vier Musikern des Ebène-Quartetts zu, wie sie für ihn ein Geburtstagskonzert spielen. „Es ist ein Bild des idealen Hörens. Pressler so hingerissen zuhören zu sehen, weckt den Wunsch, Musik auch einmal so zu erleben wie er“, schreibt Holger Noltze im Nachwort seines Gesprächsbuchs mit dem Jahrhundertmusiker Menahem Pressler. [weiter]

Husarenstück

Christoph Filler (Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma), Susanne Seimel (O Lia San), Ensemble Foto: Christian POGO Zach

Dem Ensemble des Gärtnerplatztheaters gelingt im Prinzregententheater die Operette „Viktoria und ihr Husar“ mit Verve
Von Klaus Kalchschmid

(München, 16. Juni 2016) Endlich einmal wieder gibt es klassische Operette im traditionellen Gewand als Produktion des immer noch auf Wanderschaft befindlichen Gärtnerplatztheaters – im Prinzregententheater. Und die lustigste Szene des Abends trägt gleichermaßen den Stempel von Hausherr und Regisseur wie den des Choreographen Karl Alfred Schreiner: Josef Ellers „tanzt“ als junger, hübscher, gut gebauter Janczy in der Premiere von Paul Abrahams „Viktor und ihr Husar“, uraufgeführt 1930, mit seinem einzigen Kleidungsstück, einem weißen Handtuch, das auch noch immer kleiner wird, nachdem ihn Katja Reichert als seine angebetete Riquette gebadet und gebürstet hat, mit einer derart lässig-eleganten Gewandtheit, dass das Publikum immer gerade so viel zu sehen bekommt, wie noch schicklich ist. [Premierenkritik lesen]

Ein Strauß voll Strauss

Anne Schwanewilms Foto: Javier del Real

Anne Schwanewilms singt begleitet von Malcolm Martineau einen hinreißenden Liederabend beim Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen
Von Klaus Kalchschmid

(Garmisch, 15. Juni 2016) Eine konzertante „Elektra“, das Melodram „Enoch Arden“ mit der Festivalleiterin Brigitte Fassbaender als Sprecherin, einer der raren Meisterkurse mit Edita Gruberova, Lesung, Klavierduo, „Musik im Gespräch“ und drei Orchesterkonzerte – unter anderem mit der Symphonie d-moll (16. Juni) sowie - zum Abschluss - einer Orchestersuite aus dem Ballett „Schlagobers“ und „Don Quixote“ (17. Juni): Das diesjährige Richard-Strauss-Festival bot und bietet einmal mehr einen breiten Querschnitt durch das Schaffen seines Namensgebers, den ein wunderbarer Liederabend mit Anne Schwanewilms aufs Schönste ergänzte. [Besprechung lesen]

Selbstbewusste Partner

Julia Fischer/Igor Levit Foto: Veranstalter

Igor Levit und Julia Fischer beenden ihren Zyklus mit den zehn Beethoven-Sonaten im Münchner Prinzregenentheater
Von Klaus Kalchschmid

(München, 12. Juni 2016) Das war sie nun, die dritte und (leider) letzte Matinee mit allen zehn Sonaten für Klavier und Violine von Ludwig van Beethoven, gespielt von Igor Levit und Julia Fischer. Denn wenn sich zwei eigenständige, eminent selbstbewusste und im Temperament durchaus unterschiedliche Meister ihres Instruments chronologisch dem Kosmos eines Komponisten in einer Gattung widmen, dann ist das Ergebnis in jeder Hinsicht spannend und überraschend. [Konzertkritik lesen]

Kino im Kopf

Foto: Gaëlle Astier-Perret

Große Oper, große Überraschungen: Das vierte „Festival Palazzetto Bru Zane“ mit französischer Musik der Romantik in Paris
Von Laszlo Molnar

(Paris, 3. und 4. Juni 2016) Was macht man üblicherweise an einem (verlängerten) Wochenende in Paris? Sehenswürdigkeiten abklappern, in den berühmten Museen abtauchen, in Cafés abhängen, am Abend in die Oper. Das ist bewährt, da macht man nichts falsch. Aber für den Musikliebhaber geht es auch anders, zumindest einmal im Jahr. Da veranstaltet die Stiftung „Palazzetto Bru Zane“ ein Festival der romantischen französischen Musik. [weiter]

Dada in Davos

Reto Bieri Foto: Priska Ketterer

Der Schweizer Klarinettist und Intendant Reto Bieri leitet seit September 2013 das Davos Festival, das in diesem Jahr (6.-20. August) unter dem Motto "Familienzone" steht. Im Interview mit KlassikInfo spricht er über die diesjährigen Festival-Highlights und wie er den berühmten Berg-Ort durch Musik verwandeln möchte.

KlassikInfo: Das Motto des Davos Festivals in diesem Jahr ist "Familienzone" - wie kamen Sie darauf, wo ist die Verbindung zur Musik?

Bieri: Familie heißt für uns alle Ursprung, Ausgangspunkt, erste Heimat, erstes Zuhause. Man kann durchaus sagen: Die Familie bildet so etwas wie den Grundton, den Grundakkord, die Tonika unseres Lebens. „Verwandtschaft ist Teilhaben an gemeinsamer Substanz“ sagt zum Beispiel der Musiktheoretiker Gustav Güldenstein in seiner Modulationslehre. Er bezieht sich damit ganz und gar auf das innermusikalische Geschehen. [Interview lesen]

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New York, New York

Gordon Gross/pixelio.de

Laut, schmutzig und mit Gebäuden, vor denen man sich winzig fühlt. Jedes mal fasziniert und erschreckt einen New York. Mit immer neuen Skyscrapern, mit immer weniger Gebäuden aus der Zeit des Art Deco, den 1930er bis 50er Jahren.
Jenen Jahrzehnten, in denen, wie im Fall des Empire State Buildings, die schönsten Wolkenkratzer der Stadt am Hudson in die höhe gezogen wurden. Ruhig, relativ sauber, mit fast schon intimen Quartieren, schicken Boutiquen und kleinen Restaurants sind Williamsburg und Park Slope in Brooklyn.
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Man muss von einem Werk sprechen


(Salzburg, 22. Juli 2014) In Salzburg, wo Nikolaus Harnoncourt gerade die letzten drei Mozart-Symphonien mit dem Concentus Musicus aufgeführt hat (siehe Besprechung unten), stellte er auch die soeben erschienene CD mit den drei Werken vor
. Dabei sprach der Dirigent über die Verbindungen zwischen den drei Symphonien, die für ihn letztlich ein zusammenhängendes Werk bilden. Außerdem über die Vorzüge des von ihm vor 60 Jahren gegründeten Originalklangensembles. [Weiteres Video ansehen]

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