Das Graffiti im Osthafen zeigt den toten Aylan
Das Graffiti im Osthafen zeigt den toten Aylan Bild © picture-alliance/dpa

Im September 2015 wurde an der türkischen Küste ein kleiner syrischer Junge angespült - ertrunken auf der Flucht. Das Bild des toten Kindes berührte Millionen Menschen auf der Welt. Jetzt prangt es als Graffiti auf einer Mauer in Frankfurt.

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Zu Tausenden kommen Flüchtlinge auf ihrem Weg über das Mittelmeer ums Leben. Der syrisch Junge war mit seiner Familie unterwegs aus der Türkei weiter nach Griechenland und Richtung Kanada. Sein Schicksal erregte besonderes Aufsehen, weil das Bild seiner an der türkischen Küste angespülten Leiche um die Welt ging. Das Foto wurde zum Symbol für das Leid und die Entbehrungen all jener, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt alles riskieren - auch ihr Leben.

Mahnmal nahe der EZB

Dieses Symbol haben zwei Graffiti-Künstler nun nach Frankfurt gebracht. Riesengroß sprühten sie das Bild des toten Aylan an eine Mauer an der Osthafenmole, unweit der Europäischen Zentralbank (EZB). "Europa tot - Der Tod und das Geld" nennen Justus Becker und Oguz Sen ihr Werk.

"Das Bild hat mich halt sehr bewegt", erklärt Becker seine Wahl des Motivs. "Und ich dachte, es wäre wichtig, das auch mal hierher zu bringen. Weil es die Leute ja erst interessiert, wenn es vor ihrer eigenen Haustür passiert."

Auch Mutter und Bruder tot

Der dreijähirge Aylan Kurdi war mit seinen Eltern vor dem Bürgerkrieg von Syrien in die Türkei geflüchtet. Von dort wollte die Familie mithilfe von Schleppern über das Mittelmeer zunächst nach Griechenland übersiedeln. Das Boot kenterte, Aylan, seine Mutter und sein Bruder kamen ums Leben, der Vater überlebte.

Auf dem Bauch liegend, das Gesicht halb im Sande vergraben, die Ärmchen leblos nach hinten gestreckt, so fand man den toten Aylan an der Küste bei Bodrum - ein herzzerreißender Anblick, der über die Medien Millionen erreichte.

Künstler: "Wollte erst gar nicht"

Künstler Sen tat sich zunächst schwer mit dem Motiv. "Ich habe gedacht: Das kann ich nicht, ich will es auch gar nicht", erzählt er. Doch dann hätten ihn all die Menschenverachtungen, die gerade wieder so präsent seien, motiviert, an dem Graffiti mitzuwirken.

Dafür wurde die 120 Quadratmeter große Wand, die der Stadt gehört und die die Künstler regelmäßig gestalten dürfen, in Raster eingeteilt. Stück für Stück wurden die Schattierungen gesprüht, um das Bild möglichst echt wirken zu lassen.

Passanten reagieren betroffen

Es verfehlt seine Wirkung nicht. "Diese Unmenschlichkeit", sagt eine Passantin. "Mich macht das unheimlich betroffen, wenn ich das sehe." Und ein anderer fügt hinzu: "Aus irgendwelchen Gründen schafft es die EU leider nicht, sich zusammenzusetzen, um solche Schicksale zu vermeiden."

Auch für die Künstler ist das Bild ein ganz besonderes Projekt. Finanziert haben sie es selbst - weil sie nicht wollen, dass das Schicksal des Jungen und seiner Leidensgenossen in Vergessenheit gerät.

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